Ich habe abgebrochen .... und lebe immer noch!

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
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Katharina Schneider
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Beitrag von Katharina Schneider »

Ich wollte mit meinem Beitrag jene warnen, die sich nicht zu hundert Prozent sicher sind, ob sie später mit Kindern arbeiten wollen. Für mich war die Wahl des Lehramtsstudiums ein Kompromiss zwischen meinen Lebensansprüchen und den sich in der Realität bietenden Möglichkeiten. Ein zukünftiger Lehrer sollte aber den Umgang mit Kindern nicht als notwendiges Übel sehen. Für meinen jetzigen Beruf bräuchte ich noch nicht einmal das Abitur. Es waren also de facto zehn Jahre Ausbildung mit sehr guten bis guten Noten komplett für die Katz’! Ich möchte, dass anderen Berufsanfängern das erspart bleibt.

Mit „zwangfreien Umgang mit Menschen auf intellektuellem Niveau“ kann natürlich nur der Umgang mit Kollegen gemeint sein.

Übrigens, hier noch eine kleine Abzweigung zum Thema „gesellschaftliches Renommee“: Ich arbeite in einer Firma, die Waren an Firmen und Privatpersonen verkauft. Sämtliche 34 Verkäufer sind der Meinung, dass man Lehrern nur etwas verkaufen sollte, wenn man vorher 20 % auf den normalen Preis aufschlägt. Das sei wegen der Reklamationsfreudigkeit des Lehrpersonals einfach notwendig. Lehrer werden als skurrile Sonderlinge gesehen, die besserwisserisch auftreten, und denen man aus dem Wege gehen sollte, wann immer es geht. Was mich immer wieder erstaunt, ist, wie einhellig solche Meinungen bei Nichtlehrern verbreitet sind. Außerdem verdienen diese Menschen mit ihrem Halbtagsjob natürlich auch viel zu viel... (Meine Kollegen sind übrigens der Meinung, dass unsere Firma einen ehemaligen Lehrer ertragen kann.) Der Geschäftführer einer mit uns eng kooperierenden Firma hat mir zu später abendlicher Stunde einmal anvertraut, dass er solche Menschen eher nicht einstellen würde. Leute dieses Schlages würden sich über kurz oder lang auf ihre Arbeitnehmerrechte besinnen und bei allem Überfluss auch noch einen Betriebsrat gründen wollen...

@Serafina
Ja, es ist richtig; ich habe Fehler bei der Berufswahl gemacht. Warum sollte ich mein Anspruchsniveau senken? Meine Vorstellungen und Werturteile waren und sind richtig. Sie passen aber nicht zum Lehrerberuf, den ich damals als faulen Kompromiss leider gewählt habe, und auch nicht zu meinem jetzigen Beruf, den ich aus der Not heraus gewählt habe.
dein Verhalten und du - das kotzt alles dermaßen an. Halte doch einfach mal deine Fresse! (...) verpiss dich von hier. Es geht hier um die SCHULE. Von der DU allerdings keine Ahnung (mehr) hast.

metaplanerin
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Beitrag von metaplanerin »

Mit „zwangfreien Umgang mit Menschen auf intellektuellem Niveau“ kann natürlich nur der Umgang mit Kollegen gemeint sein.
:lol: - so, jetzt befindet sich der Kaffee auf der Tastatur. Aber danke für den!
Lehrer werden als skurrile Sonderlinge gesehen, die besserwisserisch auftreten, und denen man aus dem Wege gehen sollte, wann immer es geht. Was mich immer wieder erstaunt, ist, wie einhellig solche Meinungen bei Nichtlehrern verbreitet sind.
Wenn ich mal ehrlich bin - bis vor kurzem war das ja auch meine Meinung. Ich habe diese Berurfsgruppe nie besonders gemocht. Und dass ich über oben genanntes Zitat spontan lachen musste zeigt ja, dass ich auch noch nicht ganz von meinem Denken weg bin, obwohl ich jetzt selbst Lehrerin werde.
Ich bin da wohl auch immer noch etwas gespalten. Aber ich treffe in meinem Umfeld da durchaus auch auf differenzierte Meinungen.
Und zum intellektuellen Anspruch: gerade Geisteswissenschaftler liebäugeln ja doch auch mit einer Karriere an der Uni. Und von diesem Standpunkt aus gesehen, muss man in der Schule seine Ansprüche schon ganz schön runterfahren, das ist klar. Ich hatte aber auch mal, vor der Uni, einen komplett anderen Job - und von dem Standpunkt aus gesehen, kann man als Lehrer schon auch einiges gestalten und wenn man sich selbst weiterbildet und "wach" bleibt, dann habe ich bisher (bin ja noch nicht so lange dabei) die Erfahrung gemacht, dass einem Schüler gerade das auch danken.

Aber klar - frag mich in drei Jahren noch mal...

Illi-Noize
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Beitrag von Illi-Noize »

Hubselzwerg hat geschrieben: Ich finde den Beruf durchaus Anspruchsvoll. Der Anspruch liegt aber nicht im intelektuellen Bereich. Sondern da, wo ich ihn auch erwartet hatte.
Sehe ich genauso. "Wie erkläre ich meinen 5.-Klässlern die Addition mit Zahlenpfeilen, ohne dass da gleich welche in Tränen ausbrechen, weil so neu und "schwierig" ist?"

Mit solchen Fragen muss man sich beschäftigen. Das ist fachlich auf einem minimalen Niveau, hier muss man auf ganz anderen Ebenen "nachdenken", um den Stoff kindgerecht aufzubereiten.

metaplanerin
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Beitrag von metaplanerin »

Das ist natürlich klar, dass das ein anderer Anspruch ist. Aber auch hier gibt es ja Unterschiede. Jetzt bitte nicht falsch verstehen (ich denke da an die unsägliche Diskussion RL vs. StR), aber kommt es nicht auch auf die Klassenstufe an? Also, die Frage ist jetzt irgendwie rhetorisch, denn ich finde das schon.
Aber ich möchte hier jetzt auch nicht irgendeinen intellektuellen Anspruch konstruieren, der so nicht gegeben ist. Ich fände es nur schade, wenn gerade die Berufsgruppe, die ja selbst betroffen ist, ihre eigene Tätigkeit kleinredet. Das ist ja auch nicht überall so. In Finland beispielsweise werden nur die Topkandidaten für das Lehramt genommen. Wenn ich mir nun aber selbst immer wieder sage, dass man ja ruhig ein bisschen blöd sein kann und in der Schule mit dem Denken aufhören kann, weil Cornelsen und Co. ja alles schon für uns aufbereitet haben, dann muss ich mich auch nicht wundern, warum der Beruf so in Verruf gekommen ist.

ewme
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Beitrag von ewme »

@ Serafina

Meine Mentoren legten mir ihre persönlichen Beweggründe dar, die sie dazu veranlasst hatten, den Lehrerberuf zu ergreifen. Auch sie hatten anfangs Zweifel ob dieser Beruf richtig für sie wäre. Einer meiner Mentoren arbeitete jahrelang in einem Unternehmen auf Grund dieser Zweifel. Sie waren beide der Ansicht, dass dieser Beruf nur dann persönlich eine Erfüllung darstellen könnte, wenn der Einzelne mit Herz und Seele dabei sein würde. Viele Kollegen hätten seit Jahren innerlich gekündigt und würden den Schülern.... als auch sich selbst.... massiv schaden. Generell haben beide mir auch angesehen, dass ich nicht glücklich mit meinem Beruf war. Sie freuten sich beide über meine neu gefundene Arbeitsstelle.

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In Bezug auf das Posting von Katharina Schneider möchte ich auch meine Motivation den Lehrberuf zu wählen erklären.

Rein persönlich wollte ich seit meiner Jugend einen Beruf ausüben, welcher mir persönlich viel Freiraum und den Kontakt mit Menschen ermöglichte. Zudem sollte dieser Beruf sehr fachorientiert und kreativ ausgerichtet sein. Ich habe auch genau jene Fächer studiert mit deren Inhalte ich mich persönlich identifiziere und lese auch heute noch wissenschaftliche Fachliteratur in diesen Bereichen.

Das gesellschaftliches Renommee meiner zukünftigen Berufung tangierte mich eher weniger. Allgemein habe ich den subjektiven Eindruck eines gewissen gesellschaftlichen Aufstiegs seit ich nicht mehr in dieser Laufbahn bin. Dies hört sich potentiell seltsam an, aber ich möchte es an der Reaktion eines ausländischen Arbeitskollegen verdeutlichen, als ich ihm von meiner Vergangenheit erzählte: "Oh that´s allright, ye know who can does, who can´t teaches."

Generell werden die tatsächlichen Belastungen und Herausforderungen eines Lehrers aus meiner persönlichen Erfahrung nicht vom Rest der Gesellschat nachvollzogen. Ich finde dies bedauerlich, auch wenn es mich nicht mehr direkt betrifft.

Und ohne jetzt einige Lehrer beleidigen zu wollen, aber wenn ich dieses Zitat lese....

"Mit „zwangfreien Umgang mit Menschen auf intellektuellem Niveau“ kann natürlich nur der Umgang mit Kollegen gemeint sein."

... so muss ich doch gestehen, dass mir das intellektuelle Niveau meiner derzeitigen Kollegen durchaus angenehmer erscheint als das oft eher lethargische Verhalten einiger Kollegen im Lehrerzimmer, die im Wesentlichen ihre Schulbücher auswendig konnten. Da gab es u.a. Kollegen im Germanistikbereich der Oberstufe, die offen erklärten Schiller und Goethe nie verstanden und ihr Studium mit Literaturhilfen bestanden zu haben. Natürlich gab es auch einzelne interessierte Kollegen, die auf der Höhe ihrer Zeit waren, aber allgemein lag der Schwerpunkt doch auf dem Wiederholen des Gelernten und nicht auf dem Erlernen neuer Aspekte.

metaplanerin
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Beitrag von metaplanerin »

Da gab es u.a. Kollegen im Germanistikbereich der Oberstufe, die offen erklärten Schiller und Goethe nie verstanden und ihr Studium mit Literaturhilfen bestanden zu haben. Natürlich gab es auch einzelne interessierte Kollegen, die auf der Höhe ihrer Zeit waren, aber allgemein lag der Schwerpunkt doch auf dem Wiederholen des Gelernten und nicht auf dem Erlernen neuer Aspekte.
Nichts gegen Literaturhilfen, dafür sind sie ja da, um einen den Zugang zu erleichtern. Aber ja...der Verdacht, dass das, was du das beschreibst nicht ganz von der Realität entfernt ist, erhärtet sich bei mir auch. Andererseits gibt es eben auch genügend Kollegen, bei denen das nicht zutrifft. Fragt sich halt, wie lange noch. Es ist ja tatsächlich ein sehr stressiger Job, was niemand, der es nicht selbst erlebt hat, wirklich nachvollziehen kann. Ich bis vor Kurzem auch nicht.

Hubselzwerg
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Beitrag von Hubselzwerg »

metaplanerin hat geschrieben:Das ist natürlich klar, dass das ein anderer Anspruch ist. Aber auch hier gibt es ja Unterschiede. Jetzt bitte nicht falsch verstehen (ich denke da an die unsägliche Diskussion RL vs. StR), aber kommt es nicht auch auf die Klassenstufe an?
Ich hoffe doch, dass der Schulstoff nach einem abgeschlossenem Hochschulstudium intelektuell nicht so sehr beansprucht.

@Katharina Ich kann deine Gedankengänge ganz gut nachvollziehen. Soooo sehr anders sah das bei mir auch nicht aus, bei der Wahl des Studiums. Und ein Lehramtsstudium ist einfach sehr verlockend, weil es so vielseitig ist.
Nur dass ich mir stärker darüber klar war, auf welchen Beruf ich mich da einlasse und eben auch Lust zu der pädagischen Arbeit habe.
Und falls das doch nichts ist (man weiß ja nie): Ich würde zurück in meinen alten Job gehen. Für den bräuchte man nichtmal einen Schulabschluss. Die intelektuelle Herausforderung holt man sich dann eben woanders.

Ich würde eigentlich auch gerne alles miteinander verbinden. Am liebsten wäre mir eine Kombination aus allem: noch was anderes studieren, für die intelektuelle Herausforderung, in die Schule für die pädagogische Arbeit, meinen alten Job zum Abschalten. Dummerweise kann ich mich nicht 3teilen.
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