Ich habe abgebrochen .... und lebe immer noch!

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
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Hubselzwerg
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Beitrag von Hubselzwerg »

*feiferaich* :D

piiiieees

gute N8
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Illi-Noize
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Beitrag von Illi-Noize »

Hubselzwerg hat geschrieben: piiiieees
Und damit bitte wieder zurück zum Thema "Ich habe abgebrochen .... und lebe immer noch!". Weitere "Rechtschreibexperimente und -diskussionen" bitte per PN.

Serafina
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Beitrag von Serafina »

Katharina Schneider hat geschrieben:Ich wollte mit meinem Beitrag jene warnen, die sich nicht zu hundert Prozent sicher sind, ob sie später mit Kindern arbeiten wollen. Für mich war die Wahl des Lehramtsstudiums ein Kompromiss zwischen meinen Lebensansprüchen und den sich in der Realität bietenden Möglichkeiten. Ein zukünftiger Lehrer sollte aber den Umgang mit Kindern nicht als notwendiges Übel sehen. Für meinen jetzigen Beruf bräuchte ich noch nicht einmal das Abitur. Es waren also de facto zehn Jahre Ausbildung mit sehr guten bis guten Noten komplett für die Katz’! Ich möchte, dass anderen Berufsanfängern das erspart bleibt.
Das kann ich nachvollziehen. Ich bin dabei, mich von der Schule freizuschaufeln und habe erst vor einigen Monaten einen weiteren Stein in Richtung einer komplett schulfreien Zukunft gesetzt. Wenn alles weiterhin so klappt, wie ich mir das wünsche, werde ich künftig zwar ebenfalls in einem Bereich arbeiten, in den man ohne universitären Abschluss nicht kommt; das aber eben auch ohne das Gehalt eines verbeamteten Lehrers. Das Gehalt eines angestellten Lehrers werde ich dann indes haben.
Das ist für mich aber nicht der entscheidende Punkt. Ich bin im Lehrerberuf einfach seit dem Referendariat sehr unglücklich, obwohl mich meine Schüler in aller Regel als sehr engagiert erleben. Ich bin innerlich trotz der Zeit und Mühe, die ich da reinstecke, nie so weit in diesem Beruf `drin´, dass ich vergessen kann, wie stark ich mich fehl am Platz fühle. Einige andere Schreiber hier haben ja davon berichtet, dass sich dieses Gefühl bei ihnen nach dem Ref auflöste und sie heute sehr zufrieden sind. Bei mir ist es konstant so geblieben, und das lässt mich umschwenken; vor allem, weil ich mir denke, dass meine Generation womöglich ohnehin nicht mit 65 in Rente gehen kann - auch die Lehrerschaft, die es meistens gar nicht bis zu dieser Grenze schafft, nicht. Ich will nicht mit Ende 60 noch in einem Beruf sein, der mich nur erschöpft, um dann vielleicht nur noch das Zeitliche zu segnen.
@Serafina
Ja, es ist richtig; ich habe Fehler bei der Berufswahl gemacht. Warum sollte ich mein Anspruchsniveau senken? Meine Vorstellungen und Werturteile waren und sind richtig. Sie passen aber nicht zum Lehrerberuf, den ich damals als faulen Kompromiss leider gewählt habe, und auch nicht zu meinem jetzigen Beruf, den ich aus der Not heraus gewählt habe.
Heißt das denn, dass du jetzt für immer mit deinem Schicksal hadern willst?
Zuletzt geändert von Serafina am 19.10.2009, 17:47:49, insgesamt 1-mal geändert.

Serafina
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Beitrag von Serafina »

ewme hat geschrieben:@ Serafina

Meine Mentoren legten mir ihre persönlichen Beweggründe dar, die sie dazu veranlasst hatten, den Lehrerberuf zu ergreifen. Auch sie hatten anfangs Zweifel ob dieser Beruf richtig für sie wäre. Einer meiner Mentoren arbeitete jahrelang in einem Unternehmen auf Grund dieser Zweifel. Sie waren beide der Ansicht, dass dieser Beruf nur dann persönlich eine Erfüllung darstellen könnte, wenn der Einzelne mit Herz und Seele dabei sein würde. Viele Kollegen hätten seit Jahren innerlich gekündigt und würden den Schülern.... als auch sich selbst.... massiv schaden. Generell haben beide mir auch angesehen, dass ich nicht glücklich mit meinem Beruf war. Sie freuten sich beide über meine neu gefundene Arbeitsstelle.
Ich habe nach wie vor guten Kontakt zu 2 SL. Von einem weiß ich, dass er seine Berufswahl auch lange hinterfragt hat, aber auch immer wieder Spaß am Unterrichten und am Umgang mit Kindern in unterrichtlichen Kontexten gehabt hat. Da war immer wieder dieser Reiz, in dieser Gruppe mit diesen Schülern trotz der und der Hindernisse zu arbeiten. Das habe ich in dieser Form eben nicht entwickelt, obwohl ich die ganze Zeit dachte, dass es irgendwann auch bei mir noch so kommen würde. Denn schließlich - und das muss ich hier auch einmal schreiben - kenne ich auch Leute, die weder an ihrem Studium noch an ihrem heutigen Beruf ein Interesse haben, sondern einfach fortsetzen, was sie mal begonnen haben, weil sie zu bequem und/oder zu ängstlich sind, sich auf den Weg zu machen. So bin ich dann eben doch nicht. Ich denke, dass es eine ganze Menge Kinder und Jugendliche gibt, die das Gefühl haben, von niemandem wahrgenommen zu werden; weder von den Eltern noch von den Lehrern oder sonst irgendwem, der angeblich erzieht. Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das von manchen erklärten Pädagogen nicht thematisiert wird, weil es sie selbst betrifft. Ich sehe mich, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht als Pädagogin und will auch aus diesem Grunde beruflich die Richtung weiterverfolgen, die ich mir parallel gerade aufbaue.
Natürlich gab es auch einzelne interessierte Kollegen, die auf der Höhe ihrer Zeit waren, aber allgemein lag der Schwerpunkt doch auf dem Wiederholen des Gelernten und nicht auf dem Erlernen neuer Aspekte.
*lach* Ich glaube, dass ich die Leistungen, die ich seinerzeit im Studium gebracht habe, heute nicht mehr bringen kann. Es liegt Zeit dazwischen, und man muss schon am Ball bleiben, wenn man sich in ein Gebiet verliebt hat. Aber ich war schon heftig in einzelne Bereiche meines Studiums verliebt und kaufe mir ebenfalls noch Fachliteratur, die nicht bei Tengelmann auf dem Wühltisch liegt. Aber der Lack ist ab. :wink:

Katharina Schneider
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Beitrag von Katharina Schneider »

@Serafina

Ich bin froh, dass ich mit dem Lehrerberuf nichts mehr zu tun habe, und beneide wirklich niemanden, den die Kultusbürokratie in diese Tretmühle getrieben hat. Mir hat das Unterrichten und der ständige Umgang mit Kindern einfach nicht gefallen. Ich hatte keinerlei nennenswerte Disziplinprobleme, viele Schüler mochten mich sogar, und so gut wie alle Kollegen und Seminarleiter haben mich bestärkt: „Wunderbar! Sie können das. Sie waren aber gut vorbereitet! Gut gemacht.“ Aber Katharina wollte einfach nicht mehr und war seinerzeit insgeheim froh, dass es ohnehin kaum Stellen gab. Ich weiß gar nicht mal genau, was mir den Job so verhagelt hat. Irgendwie habe ich wohl vorher auch gedacht, dass die Ausbildung (Studium und Referendariat) mehr dazu befähigen würde, den täglichen Unterricht zu leisten. Ein Rechtsanwalt muss sich ja schließlich für ein durchschnittliches zivilrechtliches Problem seines Mandanten auch nicht mehr abends und am Wochenende noch in die Thematik der Gestaltung einer Klageschrift einarbeiten. Für mich hatte der ganze Lehrerberuf viel zu wenig akademische Routine. Von meiner Warte aus gesehen ist die Lehrtätigkeit nicht professionell genug. Ich glaube hier liegt einer der Hauptgründe für meine Enttäuschung.

Ich hadere (was für ein schönes Wort) längst nicht mehr damit, dass ich keine Lehrerstelle bekommen habe. Im Gegenteil: Ich bin froh darüber.

Was mich aber auch heute noch grimmig (noch so ein schönes Wort) macht, ist die Tatsache, dass die ganze lange Ausbildung offensichtlich nicht dazu befähigt, in einem anderen Beruf zu arbeiten, in dem man ein wenig mehr verdient als ein lohnabhängig beschäftigter Automechaniker. Wenn ich daran denke, wie viel Geld dem Staat, meinen Eltern und auch mir selber mein Studium und meine Ausbildung gekostet haben... . Was für eine Verschwendung von „human resources“! Also: Mich wird wohl lebenslänglich ärgern, dass ich niemals das Gehalt eines angestellten Lehrers meiner Alterskohorte bekommen werde. Hier habe ich wirklich manchmal nicht die Kraft, das zu ertragen, was ich nicht ändern kann. Na ja, andere Generationen hatten den Krieg und haben sich dort jahrelang mit sinnlosem Zeug beschäftigt...

Für deinen neuen Beruf wünsche ich dir viel Erfolg und ein sehr gutes Gehalt.
dein Verhalten und du - das kotzt alles dermaßen an. Halte doch einfach mal deine Fresse! (...) verpiss dich von hier. Es geht hier um die SCHULE. Von der DU allerdings keine Ahnung (mehr) hast.

Serafina
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Beitrag von Serafina »

Katharina Schneider hat geschrieben:
Aber Katharina wollte einfach nicht mehr und war seinerzeit insgeheim froh, dass es ohnehin kaum Stellen gab.
Das habe ich auch schon einige Male gehört. Meinst du, dass es heute schwerer ist abzubrechen bzw. aufzuhören? Heute haben so viele Leute Angst vor dem sozialen Abstieg. Dennoch zu einem Job, der Stabilität verspricht, Nein zu sagen, bringt meines Erachtens größere psychische Belastungen mit sich. Da kann man vielleicht noch froh sein, wenn man keine Mangelfächer hat. Verkehrte Welt.

Ein Rechtsanwalt muss sich ja schließlich für ein durchschnittliches zivilrechtliches Problem seines Mandanten auch nicht mehr abends und am Wochenende noch in die Thematik der Gestaltung einer Klageschrift einarbeiten.
Ein Rechtsanwalt kann halt verkopft herangehen. Das geht in keinem sozialen Berufsfeld.
Für mich hatte der ganze Lehrerberuf viel zu wenig akademische Routine. Von meiner Warte aus gesehen ist die Lehrtätigkeit nicht professionell genug. Ich glaube hier liegt einer der Hauptgründe für meine Enttäuschung.
Routiniert ist ein Lehrer für mich, wenn er mit den unterschiedlichen Stressoren, die täglich anfallen, gut umgehen und noch so etwas wie eine Life-Work-Balance hinbekommt. Für mich ist das keine Frage der akademischen Bildung, sondern der Stressresistenz. Die Lehrerausbildung sollte schon zu Beginn echte Realitätschecks bereithalten. Das würde so manchen Akademiker wahrscheinlich eher abschrecken und umschwenken lassen.
Was mich aber auch heute noch grimmig (noch so ein schönes Wort) macht, ist die Tatsache, dass die ganze lange Ausbildung offensichtlich nicht dazu befähigt, in einem anderen Beruf zu arbeiten, in dem man ein wenig mehr verdient als ein lohnabhängig beschäftigter Automechaniker.
Na gut. Die einen manchen sich die Knochen kaputt, während die anderen Nerven lassen müssen. Ich denke, dass man das schlecht gegeneinander aufrechnen kann.
Wenn ich daran denke, wie viel Geld dem Staat, meinen Eltern und auch mir selber mein Studium und meine Ausbildung gekostet haben... . Was für eine Verschwendung von „human resources“!
Das stimmt allerdings. Volkswirtschaftlich ist das natürlich ein dickes Ei. Wenn man die Leute jahrelang nicht an die echte Praxis heranführt und nach einer ellenlangen Vorbereitung schließlich sämtliche früher oder später abspringen, ist das natürlich ein unglaublich heftiges Eigentor - das vermeidbar wäre. Andere Studiengänge müssen sich rechtfertigen, wenn der Praxisbezug so schlecht ausfällt. Die Zweiteilung in Studium und Vorbereitungsdienst muss einfach weg.
Also: Mich wird wohl lebenslänglich ärgern, dass ich niemals das Gehalt eines angestellten Lehrers meiner Alterskohorte bekommen werde. Hier habe ich wirklich manchmal nicht die Kraft, das zu ertragen, was ich nicht ändern kann.
Alterskohorte ... So denke ich irgendwie nicht. Sei doch in erster Linie froh, dass du den Mut hattest zu gehen. Wer weiß, wie es dir jetzt ginge, wenn du geblieben wärest.
Na ja, andere Generationen hatten den Krieg und haben sich dort jahrelang mit sinnlosem Zeug beschäftigt...
Den Krieg finde ich schlimmer. Ein in Schutt und Asche liegendes Haus nebst toter Verwandtschaft ist noch was ganz anderes.
Für deinen neuen Beruf wünsche ich dir viel Erfolg und ein sehr gutes Gehalt.
Ich selbst wünsche mir, dass ich mehr Gelassenheit entwickele, denn daran haperts bei mir gewaltig. Gott sei Dank habe ich keine nennbaren Schulden. Sonst würde ich die Sache sicherlich auch noch ganz anders sehen und eher in deine Richtung gehen. Ganz gewiss sogar. [/quote]

neu2008
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Registriert: 08.01.2008, 23:34:51

Re: Ich habe abgebrochen .... und lebe immer noch!

Beitrag von neu2008 »

@ewme

Ich finde Deinen Betrag sehr ermutigend, da ich auch im beruflichen Schulwesen mein Ref begonnen habe und es unterbrochen habe, ich aber im Gegensatz zu Dir, noch einmal einen neuen Anlauf starten möchte. Einen Teil Deiner Schilderungen kann voll und ganz unterstreichen. Z.B.
Das lag auch daran, dass ich es mit relativ leistungsschwachen Schülern zu tun hatte, wo in erster Linie die soziale und erzieherische Arbeit im Vordergrund stand. Ich möchte auf keinen Fall etwas gegen diese Menschen sagen, welche durch ihre Sozialisation maßgeblich geprägt wurden und sich in einer schwierigen Phase ihres Lebens befinden, aber ganz ergreifend ehrlich: Ich muss sie dabei nicht unbedingt als täglichen Bestandteil meines Lebens haben.
Bei mir hat dies in Kombination mit Mobbing im Kollegium und Konflikten mit einem/er Fachleiter/in zu gesundheitlichen Problemen geführt und wollte zunächst das Ref gar nicht mehr zu Ende machen. Inzwischen sehe ich vieles differenzierter und werde im nächsten Jahr einen neuen Anlauf starten. Wenn es wieder der "Mega-Stress" wird ist für mich auch das Thema Lehrer "erledigt". Es gibt auch ein Leben ohne Schule, keine Frage. Es muss wirklich Spaß machen mit den SchülerInnen zusammen zu arbeiten ! Nach einer Vertretungsstelle am Gym kann ich nur sagen, das kann es ! Ob es ein "Traumberuf" ist, ist eine ganz andere Frage. Wer das Ref abbricht, oder unterbricht , ist kein Looser, sondern häufig einfach "Realist", so sehe ich es. Das System der Ausbildung begünstigt leider auch Diejenigen, die opportunistisch und anpassungsfähig genug sind, sich unterzuordnen und sich "Durchzuschleimen", "das sich die Balken biegen". Das war für mich nichts. Dennoch werde ich einen neuen Versuch starten, in der Hoffnung ohne diesen ganzen "Opportunismus-Zirkus" das Ref zu schaffen. Sonst ist Dein Beitrag einfach auch deshalb sehr "ermutigend", das man auch ohne Schule glücklich werden kann und das ist mit Sicherheit möglich. Ich habe vor dem Studium eine Berufsausbildung gemacht und könnte auch ohne das "System Schule" leben. Es ist aber eben häufig das System, auch das der LehrerInnenausbildung, was einfach "krank" ist und, ja auch krank machen kann !

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