Erste Woche mit voller Stelle... und ebenfalls platt

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
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Jméno
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Erste Woche mit voller Stelle... und ebenfalls platt

Beitrag von Jméno »

Ein wenig bezugnehmend auf den Thread vom KöllschenJeck im Leid-&-Frust-Forum will ich hier mal das Gegenmodell aufmachen; auch ich bin seit dem 1.2. Lehrer mit einer vollen Stelle - 25 Wochenstunden an einem niedersächsischen Gymnasium, nachdem ich in Hessen mein Referendariat abgeschlossen habe. Ebenfalls mit Verbeamtung, allem Drum und Dran und einem tollen Kollegium. Positiv anzumerken bleibt, dass ich einen super Stundenplan bekommen habe (nie mehr als sechs Stunden pro Tag) und meine Schule vornehmlich Doppelstunden einplant, sodass ich maximal drei Lerngruppen am Tag sehe.

Natürlich strömen täglich tausende Neuigkeiten auf mich ein. Selbstverständlich muss ich jeden Tag dutzende neuer Namen lernen, die sich gerade riesenhaft auftürmen und ebenso selbstredend gibt es immer wieder aufs Neue Dinge, die ich nicht weiß (Woher gibt's Bücher bei epochal unterrichteten Fächern und Lehrmittelfreiheit? Wie oft muss ich auf dem Schulhof Aufsichten führen usw. usf.). - Aber so richtig platt gemacht haben mich meine Schüler. Und die Lehrerreaktionen darauf.

Gestern beispielsweise unterhielten sich zwei Kolleginnen über Aufgabenstellungen. Wenn sie als Hausaufgabe die Aufgaben 3 bis 5 aufgebe und sage, Einserkandidaten könnten auch die 6 noch machen - dann hätten am Folgetag alle die Aufgabe Nr. 6 gemacht, erklärte die eine. Schließlich würden alle gerne eine Eins haben. Die andere bestätigte diese Beobachtungen.

Heute sprach mich ein vage bekannt aussehender Schüler an und meinte, er wolle die Diskussion aus dem gestrigen Geschichtsunterricht noch mal eben kurz vertiefen, er habe abends recherchiert und wolle noch ein, zwei Fragen klären, die sich ergeben hätten. Meine 8. Klasse, die ich von einem Kollegen geerbt habe, jubelte: «Endlich wieder Vokabeltests!» und meine 7. Klasse war in der Bildanalyse auf einem methodischen Niveau, das ich an der Referendariatsschule bei Oberstuflern nicht vorausgesetzt hätte.

Es gilt als Selbstverständlichkeit, dass ich im Chor und mit Namen begrüßt werde; in den Klassenzimmern liegt Kreide, die zum Tafelanschrieb benutzt und nicht geworfen, zertreten oder sonstwie zweckentfremdet wird. Es gibt OHPs und sie funktionieren, zwei Schulassistentinnen kümmern sich um Beamer und dergleichen, wenn ich Filme vorführen möchte. Um mir den Start zu erleichtern, haben mir ein halbes Dutzend Kolleginnen und Kollegen Arbeitsmaterialien zugemailt, weil sie die Sequenzen ja schon mehrfach durchgeführt hätten.

Arbeitsumfeldtechnisch hab ich's also himmlisch getroffen. Auch meine neue Heimatstadt ist schon jetzt mehr Zuhause als mein Ref-Standort es jemals geworden ist. Meine Schlussfolgerung lautet also: Ich bezweifele an keinem Punkt, dass eine volle Stelle kein Zuckerschlecken ist - aber es hängt eben auch sehr an der Ausgestaltung, die einem Kraft nehmen oder Kraft geben kann.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

nino-b
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Re: Erste Woche mit voller Stelle... und ebenfalls platt

Beitrag von nino-b »

Das hört sich ja wirklich gut an...! Glückwunsch, da hast du es gut erwischt! Ist schon schön, wenn man einen problemlosen Einstand schafft und Hilfe von allen Seiten bekommt.

KöllscheJeck
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Re: Erste Woche mit voller Stelle... und ebenfalls platt

Beitrag von KöllscheJeck »

Da will ich doch gleich mal "fremd schreiben" und mein Resüme der ersten Woche hier ergänzen ;-)

Habe gestern und heute auch endlich wieder einige Momente gehabt, in denen ich glücklich war, diesen Job zu machen. Bin auch jetzt nicht halb so kaputt wie am Mittwoch. da war mir irgendwie alles zu viel.
Meine Schüler (und die innerschulische Organisation) sind sicherlich nicht ansatzweise so diszipliniert wie du grad beschrieben hast, aber da kommt halt das Einzugsgebiet zum Tragen. Da meine Ausbildungsschule im selben Viertel lag, wusste ich aber, worauf ich mich einlasse und ich mag eigentlich gerade dieses Arbeiten, solange es sich vom disziplinarischen Kräfteaufwand einigermaßen im Rahmen hält. Die Erfolge auf der Beziehungsebene grad mit schwierigen Kindern sind eigentlich das, was mich diesen Beruf lieben lässt.
Immerhin gab es heut schon mehrere Schüler, die sich freuten zu hören, dass ich jetzt für immer (naja, schaun wir mal...) an ihrer Schule bleibe. Das ist doch für die erste Woche schon ein ganz gutes Fazit.
Meine Kollegen sind ein Traum. Ich mag fast alle und den anderen kann ich aus dem Weg gehen ;-)
HS

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KöllscheJeck
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Re: Erste Woche mit voller Stelle... und ebenfalls platt

Beitrag von KöllscheJeck »

Beitrag war versehentlich im falschen Thread gelandet.
HS

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