Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
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Sarisafari
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Sarisafari »

Es gibt Dinge, die ich hier nicht stehen lassen will. Alles, was in die Richtung geht:"Die Kleine ist viel zu jung, um sie abzugeben..."

Ich selbst kann euch einmal eine Vorstellung davon geben, wie es einem Kind geht, dass "so früh" abgegeben wird. Meine Mutter hat nach einem Jahr direkt Vollzeit gearbeitet und ich war oftmals weit länger bei der Tagesmutter, als bis 16h....und da noch andere Kinder da waren und ich die Tagesmutter als "meine Oma" wahrnahm war es FÜR MICH kein Problem. Meine Mutter hatte schwerer mit der Trennung zu kämpfen.

Das beantwortet nicht die Frage, ob es zu schaffen ist, aber ein schlechtes Gewissen zu haben, weil mein sein Kind in andere Hände gibt, braucht man bei weitem nicht zu haben.

Monchichi
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Monchichi »

In einem Monat habe ich Prüfungen...ich weiß nicht, wie ich abschließen werde, aber ich gehe davon aus, dass ich es schaffen werde.
Ich habe zwar keine 3 Kinder, dafür aber das Referendariat mit zwei sehr kleinen Kindern durchgezogen.
Ich habe im 8. Monat mit dem Referendariat begonnen. Als die kleine 9 Monate alt war, habe ich mein Ref. fortgesetzt, 1 1/4 Jahr gearbeitet und habe dann aufgrund des zweiten Kindes erneut für 11 Monate ausgesetzt. Seit den Sommerferien bin ich wieder dabei und werde im Januar meine Prüfung machen, dann sind meine Kinder 3 1/2 und 1 1/2 Jahre alt.

An dieser Stelle auch ein großes Lob und Dank an meinen Mann, der mich so gut unterstützt- im Haushalt anpackt, sich auch um die Kinder kümmert, mit mir Unterrichtsmaterialien bastelt, immer ein offenes Ohr für mich hat (selbst wenn ich mitten in der Nacht wach werden, weil mich etwas bedrückt).....

Und noch einmal zu den Kindern: Ich habe es nie bereut, sie im Referendariat bekommen zu haben.

Zitronenfalter
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Zitronenfalter »

Sarisafari hat geschrieben:Es gibt Dinge, die ich hier nicht stehen lassen will. Alles, was in die Richtung geht:"Die Kleine ist viel zu jung, um sie abzugeben..."

Ich selbst kann euch einmal eine Vorstellung davon geben, wie es einem Kind geht, dass "so früh" abgegeben wird. Meine Mutter hat nach einem Jahr direkt Vollzeit gearbeitet und ich war oftmals weit länger bei der Tagesmutter, als bis 16h....und da noch andere Kinder da waren und ich die Tagesmutter als "meine Oma" wahrnahm war es FÜR MICH kein Problem. Meine Mutter hatte schwerer mit der Trennung zu kämpfen.

Das beantwortet nicht die Frage, ob es zu schaffen ist, aber ein schlechtes Gewissen zu haben, weil mein sein Kind in andere Hände gibt, braucht man bei weitem nicht zu haben.
Sollte man aber. Deine Meinung ist nicht weiter verwunderlich, schließlich hast Du es ja auch selbst nicht anders kennengelernt.
Generell aber wirft es die Frage auf,warum man sich überhaupt Kinder anschaffen will, wenn man schon in der Planungsphase bereit ist, diese kleinen Menschen baldmöglichst nach der Geburt einen erheblichen Teil des Tages anderen zu überlassen. Deswegen ist für mich die Frage, ob so etwas klappen kann, zunächst einmal zweitrangig - irgendwie geht es immer.

Mir ist ein solches Denken völlig fremd - wer sich nicht um sein Kind angemessen kümmern kann / will, sollte auch keines bekommen (müssen).* Nur um einer wie auch immer gearteten Selbstverwirkllichung auf allen Ebenen Willen sind die Kids wirklich zu schade.

Gruß
Zitro

* ich weiß, dass ich mich mit so einer Position wieder mal als konservativer Sack oute... Ist mir aber egal: Meiner / unserer Erfahrung nach wachsen Kinder am liebsten bei Vater und Mutter auf. Wenns dann im Leben anders kommt-okay, dann müssen alternative Unterstützungssysteme her. Man sollte aber nicht vergessen, dass dies Systeme sind, die versuchen, einen Missstand zu minimieren. Von "gut" oder "wünschenswert" kann hier wohl in den meisten Fällen keine Rede sein. Deswegen ist es aus meiner Sicht verantwortungslos, schon im Vorfeld auf diese Behelfssysteme zu bauen und sie als gleichwertigen Elternersatz hinzustellen.
heiter weiter!

LatinaTeacharin
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von LatinaTeacharin »

Absolute Zustimmung!

kecks
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von kecks »

...Himmel, niemand muss sich als schlechtes Elternteil fühlen, nur weil er/sie frühzeitig das Kind tagsüber von anderen betreuen lässt. Wichtig ist eine gute Bindung an fixe, liebevolle Bezugspersonen. Das Kind hat keine Ahnung, wer seine Blutsverwandten sind. Hauptsache, stabil und liebevoll. Das kann man persönlich ablehnen, weil Kinder angeblich ihre Mutter brauchen, aber andere deswegen moralisch zu verurteilen, halte ich für sehr gewagt. (Genauso, wie man Leuten, die lieber drei Jahre bei den Kindern zuhause rumsitzen nicht sagen darf, dass sie Hausmütterchen und Verfechterinnen eines antiquierten Frauenbildes sind. Das mag meine Meinung sein, aber deswegen darf man noch lange nicht imo über die Praxis anderer moralisch urteilen. Viele Wege führen zu glücklichen, stabilen Kindern.)

Zum Thema: Eine unserer aktuellen Refis hat drei Kinder daheim (eins in Klasse 1, die anderen noch kleiner). Der Mann ist Dokorant und daheim am Schreibtisch. Es scheint zu funktionieren; sie wirkt recht entspannt.

(Fast ganz Ostdeutschland wurde in der Krippe erzogen. Da scheinen auch keine Massenschäden entstanden zu sein.)

Zitronenfalter
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Zitronenfalter »

kecks hat geschrieben:...Himmel, niemand muss sich als schlechtes Elternteil fühlen, nur weil er/sie frühzeitig das Kind tagsüber von anderen betreuen lässt. Wichtig ist eine gute Bindung an fixe, liebevolle Bezugspersonen. Das Kind hat keine Ahnung, wer seine Blutsverwandten sind. Hauptsache, stabil und liebevoll.
Ja was ist das denn für eine Vorstellung von Familie und eigenen (!) Kindern???
Wenn so etwas Mode wird, wandern wir aus - wer so eine Gesellschaftsform möchte,muss das GG umschreiben, das nämlich die Familie (zu Recht!) unter einen besonderen Schutz stellt.

kecks hat geschrieben:(Fast ganz Ostdeutschland wurde in der Krippe erzogen. Da scheinen auch keine Massenschäden entstanden zu sein.)
Ich dachte immer, Ostdeutschland in seiner Gesamtheit ist schon ein Synonym für Massenschaden - oder wie möchtest Du hohe Scheidungsquoten, hohe Arbeitslosigkeit, überproportionalen Rechtsextremismus, nahezu entvölkerte Landstriche, den Niedergang eines ganzen Systems, und den Soli (seit über 20 Jahren!) lieber nennen?
Nebenbei: Die Krippenerziehung in der DDR hatte ausschließlich ideologische Gründe, so wie sie in jeder Diktatur gang und gäbe ist. Da wurde weder vom Fortschritt, noch von der Selbstverwirklichung von Frauen und schon gar nicht vom Kind her gedacht. Und wohin das führte ist ja hinlänglich bekannt.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir drauf und dran sind, eine bessere DDR zu werden: Angst vor allem und jedem, Jammerei und Lethargie - auch das waren die Kennzeichen des Niedergangs des damaligen Systems.

Zitro
heiter weiter!

chilipaprika
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von chilipaprika »

und die anderen Länder mit Ganztags- und Frühbetreuung sind Diktaturen?

Ich kann ja nicht für all diese Länder sprechen, aber ich komme aus Frankreich, war mit anderthalb Monaten bei einer Tagesmutter, mit drei Jahren in einer Ganztagsschule bis halb 5 bzw. 6 in der nachschulischen Betreuung.
Meine Eltern mussten arbeiten. Irgendwann ist meine Mutter selbst Tagesmutter geworden.

Ich wurde nicht ideologisch geprägt und auch wenn ich den aktuellen Präsidenten nicht besonders schätze, würde ich nie sagen, dass Frankreich eine Diktatur ist.

und dem scheinheiligen Argument "warum sich ein Kind anschaffen (interessantes Wort), wenn man es dann nie sieht" würde ich gerne entgegnen: Warum sind wir in Paarbeziehungen, wenn wir sowieso den ganzen Tag arbeiten und uns nicht sehen?

Chili

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