Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
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tafelschwamm
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von tafelschwamm »

Generell aber wirft es die Frage auf,warum man sich überhaupt Kinder anschaffen will, wenn man schon in der Planungsphase bereit ist, diese kleinen Menschen baldmöglichst nach der Geburt einen erheblichen Teil des Tages anderen zu überlassen
was ist daran verwerflich? in der krippe bzw. im kindergarten oder bei der tagesmutter hat das kind schließlich auch kontakt zu gleichaltrigen, was der sozialen kompetenz nur zu gute kommen kann. die hauptsache ist doch, dass sich die eltern dann am rest des tages zu hause intensiv um den nachwuchs kümmern. es geht schließlich nicht um quantität, sondern um qualität. wie so oft im leben.
Ich dachte immer, Ostdeutschland in seiner Gesamtheit ist schon ein Synonym für Massenschaden


eine gewagte these und eine unglaublich arrogante verallgemeinerung. sorry. ich jedenfalls möchte behaupten, dass mir und meinem bruder (der schon im alter von acht wochen stundenweise von einer tagesmutter betreut wurde und sich zu einem sehr intelligenten, anständigen und psychisch gesunden jungen entwicklet hat) sowie allen meinen ostdeutschen freunden und bekannten kein schaden entstanden ist durch eine frühzeitige krippenunterbringung. demographische probleme ostdeutscher landstriche mit einem funktionierenden betreuungssystem in verbindung zu bringen, ist mit verlaub gesagt einfach nur blödsinn.

Monchichi
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Monchichi »

Wow, ich staune immer wieder wie hier Foren missbraucht werden um Unruhe zu stiften. Wie war doch gleich das Thema? Trost und Hoffnung, soweit ich mich erinnere. Es wurde niemand gefragt, ob es gut oder schlecht ist, sein Referendariat mit Kindern zu machen, oder nicht. Geschweige denn, dass es so ausarten muss, dass hier Ost-West-Konflikte ausgetragen werden müssen.

Das zeugt von einem sehr toleranten Weltbild. Genau so stelle ich mir die Lehrer meiner Kinder später vor.

kecks
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von kecks »

Zitronenfalter hat geschrieben:
kecks hat geschrieben:...Himmel, niemand muss sich als schlechtes Elternteil fühlen, nur weil er/sie frühzeitig das Kind tagsüber von anderen betreuen lässt. Wichtig ist eine gute Bindung an fixe, liebevolle Bezugspersonen. Das Kind hat keine Ahnung, wer seine Blutsverwandten sind. Hauptsache, stabil und liebevoll.
Ja was ist das denn für eine Vorstellung von Familie und eigenen (!) Kindern???
Wenn so etwas Mode wird, wandern wir aus - wer so eine Gesellschaftsform möchte,muss das GG umschreiben, das nämlich die Familie (zu Recht!) unter einen besonderen Schutz stellt.
Ich finde nicht, dass man "Ostdeutschland" (oder sonst wen) pauschal so negativ beschreiben darf. Das ist mir zu - wie gesagt - pauschal und vor allem wirkt es auf mich sehr arrogant.

Ich möchte, dass jeder selber entscheiden darf, wie und auf welche Weise er/sie ihre/seine Kinder aufzieht, da in einer pluralistischen Gesellschaft gottseidank unterschiedliche Vorstellungen von optimaler Betreuung für (Klein-)kinder nebeneinander existieren können. Der Schutz der Familie durch das GG wird in D ausreichend geleistet. Wer will, der kann ja gern bei seinen Kindern zuhause bleiben. Wer das nicht will, der muss das nicht, und das ist auch gut so. Ich denke nicht, dass man sich ein moralisches Urteil über die freiwillig und bewusst gewählten Lebensumstände anderer anmaßen sollte. Man mag selbst manches für schlecht halten, was andere tun (ich finde es z.B. unsäglich, wenn automatisch die Mutter daheimbleibt oder arbeitende Mütter mit einem Rabenmutter-Slogan - "Will sich auf Kosten ihres Kindes selbst verwirklichen" blablubb bedacht werden), aber man muss deshalb nicht das moralisch abwerten, was andere tun. Sollen sie's tun, auch wenn ich's schade finde. Mir wird auch Angst und Bange, wenn ich das Frauen- und Gesellschaftsbild sehe, das hier offenbar Kindern vermittelt wird (gute Mama = Mama daheim beim Kind; arbeitende Mama = egoistische Frau). Aber das muss man in einer offenen Gesellschaft aushalten. Und das ist gut so!

...Ich fänd's gut, wenn du mir sagen könntest, wo in meinem Post auch nur Spuren von "Jammerei" oder "Lethargie" zu finden sind. Beides ist mir persönlich zutiefst zuwider.

Zitronenfalter
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Zitronenfalter »

chilipaprika hat geschrieben:und die anderen Länder mit Ganztags- und Frühbetreuung sind Diktaturen?

Ich kann ja nicht für all diese Länder sprechen, aber ich komme aus Frankreich, war mit anderthalb Monaten bei einer Tagesmutter, mit drei Jahren in einer Ganztagsschule bis halb 5 bzw. 6 in der nachschulischen Betreuung.
Meine Eltern mussten arbeiten. Irgendwann ist meine Mutter selbst Tagesmutter geworden.

Ich wurde nicht ideologisch geprägt und auch wenn ich den aktuellen Präsidenten nicht besonders schätze, würde ich nie sagen, dass Frankreich eine Diktatur ist.

und dem scheinheiligen Argument "warum sich ein Kind anschaffen (interessantes Wort), wenn man es dann nie sieht" würde ich gerne entgegnen: Warum sind wir in Paarbeziehungen, wenn wir sowieso den ganzen Tag arbeiten und uns nicht sehen?

Chili
Hi Chili,

1. Der Verweis auf andere Länder ist nur auf den ersten Blick ein Argument: Jedes Land hat seine eigene Kultur, seine eigene Entwicklung und seine eigenen Werte. Das kann man nicht übertragen, schon gar nicht häppchenweise oder gar nur die vermeintlichen Sahnestückchen.

Und wenn man mal genauer hinschaut, wird man auch schon innerhalb dieser Systeme erkennen, was mit was dort erkauft wurde.
Und: War es nicht der französische Präsident, der jüngst meinte, von Deutschland in vielfältiger Art und Weise lernen zu können und - erstaunlicherweise - keinen Widerspruch dafür aus den eigenen Reihen erhielt? Französische Kollegien in den Schulen beneiden uns mehrheitlich um das deutsche Bildungssystem und wollen nichts lieber als weg von dem Ganztagsgeschwurbel und der Frühkindverklappung. Wenn Du aus Frankreich kommst: Frag´mal nach, wie das heute (!) mit der Erfahrung der letzten 20 Jahre gesehen wird.

2. Zu den Paarbeziehungen: Ein zunächst interessanter Gedanke. Aber für mich gibt es noch Unterschiede zwischen einem frühkindlichen Bindungsbedürfnis an die Eltern und einer emotionlen Beziehung zwischen Erwachsenen. Aber auch hier gilt: Wer einen Partner nur wegen des sozialen Images hat, sollte besser solo bleiben.

Gruß
Zitro
heiter weiter!

Zitronenfalter
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Zitronenfalter »

tafelschwamm hat geschrieben:die hauptsache ist doch, dass sich die eltern dann am rest des tages zu hause intensiv um den nachwuchs kümmern. es geht schließlich nicht um quantität, sondern um qualität. wie so oft im leben.
Willkommen in der Sozialromantik des ausgehenden 20. Jahrhunderts - so alt ist nämlich diese Vision: Die flächendeckende Wahrheit lautet aber anders: Den vom Berufleben müden Eltern fällt gerade das Switchen in die Elternrolle nach 8 oder 9 Stunden Berufstätigkeit besonders schwer: Wo die anderen jetzt gut gelaunt nach Hause marschieren und ihren Hobbies frönen sollen sich die Eltern jetzt noch voller Elan in die Mutti- / Vatirolle reinhängen? Klar gibt´s die... seeeehr vereinzelt, wie ich meine. Deshalb haben sie es am liebsten, wenn das Kind gefüttert und (im Schulalter dann) mit gemachten Hausaufgaben um 18.00 Uhr nach Hause kommt, damit man es noch stressfrei 2-3 Stunden vorm Fernseher parken kann, bevor man es ins Bett steckt.

Gruß
Zitro
heiter weiter!

Zitronenfalter
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Zitronenfalter »

Monchichi hat geschrieben:
Das zeugt von einem sehr toleranten Weltbild. Genau so stelle ich mir die Lehrer meiner Kinder später vor.
Und ich mir die Eltern.
heiter weiter!

Zitronenfalter
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von Zitronenfalter »

kecks hat geschrieben:
Ich finde nicht, dass man "Ostdeutschland" (oder sonst wen) pauschal so negativ beschreiben darf. Das ist mir zu - wie gesagt - pauschal und vor allem wirkt es auf mich sehr arrogant.

Ich möchte, dass jeder selber entscheiden darf, wie und auf welche Weise er/sie ihre/seine Kinder aufzieht, da in einer pluralistischen Gesellschaft gottseidank unterschiedliche Vorstellungen von optimaler Betreuung für (Klein-)kinder nebeneinander existieren können. Der Schutz der Familie durch das GG wird in D ausreichend geleistet. Wer will, der kann ja gern bei seinen Kindern zuhause bleiben. Wer das nicht will, der muss das nicht, und das ist auch gut so. Ich denke nicht, dass man sich ein moralisches Urteil über die freiwillig und bewusst gewählten Lebensumstände anderer anmaßen sollte. Man mag selbst manches für schlecht halten, was andere tun (ich finde es z.B. unsäglich, wenn automatisch die Mutter daheimbleibt oder arbeitende Mütter mit einem Rabenmutter-Slogan - "Will sich auf Kosten ihres Kindes selbst verwirklichen" blablubb bedacht werden), aber man muss deshalb nicht das moralisch abwerten, was andere tun. Sollen sie's tun, auch wenn ich's schade finde. Mir wird auch Angst und Bange, wenn ich das Frauen- und Gesellschaftsbild sehe, das hier offenbar Kindern vermittelt wird (gute Mama = Mama daheim beim Kind; arbeitende Mama = egoistische Frau). Aber das muss man in einer offenen Gesellschaft aushalten. Und das ist gut so!

...Ich fänd's gut, wenn du mir sagen könntest, wo in meinem Post auch nur Spuren von "Jammerei" oder "Lethargie" zu finden sind. Beides ist mir persönlich zutiefst zuwider.
Das letzte zuerst: In Deinem Posting finden sich aus meiner Sicht keine Spuren von Jammerei und LEthargie - mir ging es nicht darum, Dich in diese Ecke zu stellen...

Deine anderen Aussagen kann ich in der Theorie auch alle unterschreiben. Nur die Praxis zeigt, dass eben es nur die wenigsten so auf die Reihe kriegen, dass die Kinder nicht darunter leiden. Und wenn jemand leidet, dann immer die Kinder, weil sie die schwächsten in der ganze Kette sind und dort am ehesten und - kurzfristig auch am verlustfreiesten - Abstriche in der Betreuung gemacht werden können. Ein Kind kann seinen Eltern offen nicht kündigen, ein Arbeitgeber schon. Und haben wir nicht (zu) viele Kinder in den Schulen, die eben schon lange innerlich gekündigt haben? Jedem mit ein wenig Einblick in die familiären Strukturen von Kindern mit Problemen fällt Folgendes auf: Persönliche Probleme und Schwierigkeiten von jungen Menschen haben in 9 von 10 Fällen ihren Ursprung im Elternhaus und dort genau so oft in einer zumindest mentalen und emotionalen Verwahrlosung.

Gruß
Zitro

PS: Wenn ich richtig gelesen habe, hast Du das Fass mit Ostdeutschlad aufgemacht...ich weiß, dass das politisch herrlich unkorrekt ist - aber dafür ehrlich, was viele denken.
Und natürlich hat das eine was mit dem anderen zu tun: Das System kann sein wie es will: Entscheidend sind die Menschen in diesem System und die haben den Karren vor die Wand gefahren. Oder glaubst Du, dass es den 3 oder 4 Figuren des ZK gelungen wäre, die ganze Choose so lange durchzuhalten, wenn nicht weite Teile der Bevölkerung hinter ihnen gestanden hätten?
Aber auch das ist eine Wahrheit, die die Leute, die heute älter als 40 sind, nicht mehr gerne hören möchten. Deshalb gab´s kurz nach dem Mauerfall schon den Terminus des "Wendehalses". Woher der wohl kam, wenn´s nicht wahr ist...
heiter weiter!

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