Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
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chilipaprika
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von chilipaprika »

Zitronenfalter hat geschrieben:
chilipaprika hat geschrieben:und die anderen Länder mit Ganztags- und Frühbetreuung sind Diktaturen?

Ich kann ja nicht für all diese Länder sprechen, aber ich komme aus Frankreich, war mit anderthalb Monaten bei einer Tagesmutter, mit drei Jahren in einer Ganztagsschule bis halb 5 bzw. 6 in der nachschulischen Betreuung.
Meine Eltern mussten arbeiten. Irgendwann ist meine Mutter selbst Tagesmutter geworden.

Ich wurde nicht ideologisch geprägt und auch wenn ich den aktuellen Präsidenten nicht besonders schätze, würde ich nie sagen, dass Frankreich eine Diktatur ist.

und dem scheinheiligen Argument "warum sich ein Kind anschaffen (interessantes Wort), wenn man es dann nie sieht" würde ich gerne entgegnen: Warum sind wir in Paarbeziehungen, wenn wir sowieso den ganzen Tag arbeiten und uns nicht sehen?

Chili
Hi Chili,

1. Der Verweis auf andere Länder ist nur auf den ersten Blick ein Argument: Jedes Land hat seine eigene Kultur, seine eigene Entwicklung und seine eigenen Werte. Das kann man nicht übertragen, schon gar nicht häppchenweise oder gar nur die vermeintlichen Sahnestückchen.
Glaub mir, das weiß ich, und ich habe in beiden Ländern lange genug gelebt, um die Vor-und Nachteile der jeweiligen Systeme zu kennen.
Und wenn man mal genauer hinschaut, wird man auch schon innerhalb dieser Systeme erkennen, was mit was dort erkauft wurde.
Und: War es nicht der französische Präsident, der jüngst meinte, von Deutschland in vielfältiger Art und Weise lernen zu können und - erstaunlicherweise - keinen Widerspruch dafür aus den eigenen Reihen erhielt? Französische Kollegien in den Schulen beneiden uns mehrheitlich um das deutsche Bildungssystem und wollen nichts lieber als weg von dem Ganztagsgeschwurbel und der Frühkindverklappung. Wenn Du aus Frankreich kommst: Frag´mal nach, wie das heute (!) mit der Erfahrung der letzten 20 Jahre gesehen wird.
Wie oben schon gesagt, halte ich wenig vom aktuellen Präsidenten und seinem Populismus. Es ist die Regierung, die am Meisten LehrerInnenstellen gekürzt hat wie noch nie. FreundInnen von mir, die in Frankreich als LehrerInnen arbeiten, mussten in den ersten 3-6 Jahren auf mindestens 2 wenn nicht 3 Schulen arbeiten. (Die feste Stelle hat man, die Stunden werden aufgeteilt), zwischen den Schulen in der Regel 30-45 Kilometer. Einer musste sogar per Videokonferenz unterrichten. Einige LehrerInnen mussten Bibliotheksdienste schieben, statt zu unterrichten, weil man deren Fach einfach gekürzt hat (Deutsch, ich kenne fast nur DeutschlehrerInnen) und die Kids in Parallelschulen schickt.

Die Ganztagsschule in Frankreich hat NIX mit der deutschen Ganztagsschule in Deutschland zu tun. Was jetzt an vielen Projektschulen läuft ist dem deutschen Ganztagsmodell sehr ähnlich. Nachmittags Angebote, allerdings von HortbetreuerInnen und selten von LehrerInnen.

Die Menschen, die ich kenne (egal ob in meinem Alter, jünger oder in der Generation meiner Eltern), sind mit dem französischen System zufrieden, nutzen vielleicht hier und da Arbeitgeberangebote wie Home-Working einen Tag in der Woche, haben alle aber eine Tagesmutter und eine organisierte ("professionelle") Kinderbetreuung. Nie würden sie daran denken, den Job, wofür sie nunmal 3-5 Jahre studiert haben, sich verschuldet haben, an den Nagel zu hängen und zu Hause zu bleiben.
Man soll bei der ganzen Betrachtungsweise sehen: es gibt Menschen, die zuhause bleiben wollen. Denen soll es recht sein. Aber es gibt andere, die damit nicht glücklich sind (oder zumindest glücklicher bei deren Arbeitsstelle sind) und zuhause echt keine Hilfe fürs Kind sind.

Chili


2. Zu den Paarbeziehungen: Ein zunächst interessanter Gedanke. Aber für mich gibt es noch Unterschiede zwischen einem frühkindlichen Bindungsbedürfnis an die Eltern und einer emotionlen Beziehung zwischen Erwachsenen. Aber auch hier gilt: Wer einen Partner nur wegen des sozialen Images hat, sollte besser solo bleiben.

Gruß
Zitro[/quote]

chrisy
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von chrisy »

Monchichi hat geschrieben:Dann nenne doch einmal die beste Zeit zum Kinder kriegen?
Ich würde behaupten: in der Zeit während des Studiums. Dort sollte in der Regel auch Kinderbetreuung gewährleistet sein. Und wenn das Kind dann kindergartenreif ist, dann sollte es auch mit dem Ref gehen. 8)
"Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen."

LatinaTeacharin
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von LatinaTeacharin »

... sollte das ernst gemeint sein: völlig verantwortungslos.

In einer Zeit der (finanziellen) Unsicherheit setzt man/frau keine Kinder in die Welt!

lavinia21
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von lavinia21 »

@chrisy: Meine Eltern hätten mir so in den Hintern getreten. :shock:

Ohne 2. StaEx hat man als Lehrer NIX, NULL, NIENTE! Ich denke der passende Zeitpunkt ist nach der Verbeamtung auf Lebenszeit, wenn die Kohle da ist und man gesettelt ist. Da ist Frau ca. 28-30 Jahre alt und das ist jung genug. Ich persönlich habe ein wahnsinniges Sicherheitsdenken und ich möchte einfach gewährleisten können, dass ich mich und meine Kinder ohne Unterhalt gut durchbringen kann.

kecks
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von kecks »

Es gibt keinen "passenden Zeitpunkt". Man kann freilich sein Leben damit verbringen, auf "passende Zeitpunkte" für die großen Dinge zu warten. Man kann auch einfach leben.- Manche Leute bekommen während des Studiums Kinder, und es läuft super. Manche bekommen Kinder, wenn alles im Beruf stabil und sicher zu sein scheint (! nichts ist mehr sicher, weder Beamtenstatus noch Renten... träumen darf man, aber das sind letztendlich alles äußere Scheinsicherheiten...), und es läuft super. Andere bekommen während des Studiums Kinder, und alles geht den Bach hinunter. Andere bekommen später Kinder, und alles implodiert. Wer planen will, der plane; wer sich damit nicht belasten will, der unterlasse es. Es gibt keine immer funktionierenden Pauschallösungen für die großen Dinge. Insofern braucht man sich auch nicht darüber zu streiten, wann man am besten Kinder bekommt. Die Antwort ist simpel: Wenn es für dich oder euch am besten passt. Genießt es (ganz wichtig)! :)

LatinaTeacharin
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Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von LatinaTeacharin »

nichts ist mehr sicher, weder Beamtenstatus
Wenn du da mal nicht irrst. Stichwort: Besitzstandwahrung... Einzig ein Staatsbankrott könnte...

raperendar

Re: Referendariat mit drei Kinder - Ding des Unmöglichen???

Beitrag von raperendar »

nicky2308 hat geschrieben:Hallo,
Eltern sind wahnsinnig gut im Organisieren und Korrdinineren von Abläufen.

Das ist sicherlich ein immenser Vorteil.

Zudem lassen erinnern Kinder einen daran was wirklich wichtig ist im Leben.

Das ist sicherlich ein immenser Vorteil.

Das es für eine Mutter trotzdem stressiger ist als für eine Nicht-Mutter ist klar.

Trotzdem denke ich dass Du Fähigkeiten mitbringst die es insgesamt bewältigbar machen.

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