Was habe ich auf das Ref geschimpft...

[Zeitreisender]

...und nach 14 Jahren im Dienst ( ich melde mich nach Jahren mal wieder hier) stehe ich dem Ganzen immer noch kritisch gegenüber, aber!!!!!!

neulich (vor 2Jahren) musste ich einen "Lehrerlehrling" betreuen. Ich habe mir danach meinen Mund mit Seife ausgewaschen, weil ich mir für mein Leben vorgenommen hatte, niemals etwas Schlechtes über einen Menschen in solch einer Zwangssituation zu denken oder gar zu sagen.

Natürlich wollte ich es ganz anders machen als meine beknackten und selbsverliebten Ausbilder, doch wurde diese gute Absicht ins Schlechte verwandelt:
Nachdem ich dem Referendar klar gemacht hatte, dass er von mir in jedem Fall und unabhängig von seinen Leistungen eine gute Beurteilung bekommen wird, habe ich tatsächlich seinen Unterricht vorbereitet, selbst Unterrichtsproben für ihn überarbeitet und Material zu Verfügung gestellt. Nicht weil ich ihn gegängelt habe, sondern weil er nicht unterrichten und ausschließlich hospitieren wollte.
Irgendwann ging das so nicht mehr und habe dann seinen Betreuer an der Schule darauf angesprochen, danach hat mich der Referendar gemieden wie die Pest und der Betreuer meinte nur, ich hätte wohl noch nicht die Erfahrung, um einzuschätzen, dass es sich hier doch um einen guten Mann handele.
Der Betreuer ist wirklich ein guter Mensch und netter Kollege, der ähnlich denkt wie ich, also ging es so weiter wie vorher. Dazu kamen noch eine nette Kollegin, die sich ebenfalls ausnutzen ließ. Am Ende haben wir ihm alle ein tolles Gutachten erstellt!
Ich habe noch nie erlebt , wie sich jemand so durchlavieren kann und wegen der ähnlichen Einstellung meiner Kollegen zum Ref wie ich, ein so Abgezockter am Ende mit einer 1 da steht und sofort eine Stelle bekommen hat.

Auch das gibt es...

[User65]

Nachdem ich dem Referendar klar gemacht hatte, dass er von mir in jedem Fall und unabhängig von seinen Leistungen eine gute Beurteilung bekommen wird,

Das ist eine sehr gute Einstellung. So hält man sich auch unnötige Konflikte vom Leib. Allerdings muss natürlich auch dem Referendar klar sein, dass es sich hierbei nur um eine Absichtserklärung handelt.

habe ich tatsächlich seinen Unterricht vorbereitet, selbst Unterrichtsproben für ihn überarbeitet und Material zu Verfügung gestellt. Nicht weil ich ihn gegängelt habe, sondern weil er nicht unterrichten und ausschließlich hospitieren wollte.

Hier würde mich doch noch das betreffende Bundesland und die Schulart interessieren. In NDS gibt es unbegleiteten eigenverantwortlichen Unterricht und begleiteten Ausbildungsunterricht (= eigentlich Unterricht der Betreuungslehrer). 90 % dieses Ausbildungsunterricht habe ich damals in Absprache mit meinen beiden Betreuern überhaupt nicht gemacht, d. h. ich war dort noch nicht einmal anwesend! Von wegen hospitieren... Und die Betreuungslehrer mussten auch nichts für mich vorbereiten. Die haben einfach in Ruhe ihren Unterricht gemacht und mir vor Lehrproben in meinem eigenverantwortlichen Unterricht gute Ratschläge gegeben.

Ich habe noch nie erlebt , wie sich jemand so durchlavieren kann

Nicht alle Referendare sind klein und schwach. Manche wissen die Lücken des Systems sehr geschickt zu nutzen. Ich bin jedenfalls immer ganz vorsichtig von einer Lücke zur anderen gegangen. Wichtig ist dabei, dass man dabei niemanden stört, weckt oder auf die Füße tritt. Schwierig wird das, wenn man auf hyperengagierte Kamikazepädagogen trifft, die mit derselben Intensität den Referendar belehren wollen, wie sie auch die Welt ändern und retten wollen. Vor solchen wurde ich allerdings bewahrt.

Ziel des Referendariats ist ein sehr gutes zweites Staatsexamen; weitere Ziele gibt es hier leider nicht.

[cancre]

Nachdem ich dem Referendar klar gemacht hatte, dass er von mir in jedem Fall und unabhängig von seinen Leistungen eine gute Beurteilung bekommen wird, ...

Machst Du das mit Deinen Schülern auch so?
Ich hoffe, hier versucht nur jemand zu trollen.

[hanse]

Nachdem ich dem Referendar klar gemacht hatte, dass er von mir in jedem Fall und unabhängig von seinen Leistungen eine gute Beurteilung bekommen wird,

Ich habe noch nie erlebt , wie sich jemand so durchlavieren kann und wegen der ähnlichen Einstellung meiner Kollegen zum Ref wie ich, ein so Abgezockter am Ende mit einer 1 da steht und sofort eine Stelle bekommen hat.

Und da wunderst du dich? Warum hast du ihm nicht einfach ein ehrliches Gutachten erstellt?

[Lenka]

Ich finde diese pauschale Topbewertung ja sehr nett von dir, aber irgendwie auch etwas unfair gegenüber allen Referendaren, die mit kritischeren Ausbildungslehrern leben müssen. Auch und vor allem in Zeiten von Stellenknappheit, in denen die Noten immer wichtiger werden.

Abgesehen davon würde ich mir aber auch sehnlichst jemanden wünschen, der mich an seinem Material teilhaben lässt oder zumindest mal meine Unterrichtsplanungen vor UBs gegenlesen würde *seufz* Das klingt wie Reffi-Schlaraffenland bei dir

[hanse]

Nö, hier standard. Wäre auch schlimm, wenn nicht. Kommt aber immer darauf an, wen man erwischt.

[Fränzy]

Mir kommt es ganz komisch vor, einem Ref zu versprechen in jedem Fall eine gute Note zu erteilen, ganz gleich, wie engagiert und gut er ist.

Auch sollte und kann man von Refs etwas fordern. Ansonsten kommen die sich doch auch nicht für vollgenommen vor. Bei uns jedenfalls sind Refs vollwertige Mitglieder des Kollegiums und von denen erwartet man doch auch gute Arbeit.

Es ist auch einfach nicht jeder gut. Sorry, das hat dann auch nichts mit unmenschlichem Verhalten zu tun, wenn man hier dann auch deutlich wird und ggf. zu Alternativen rät.

Wir hatten mal eine Referendarin, die hat nie freiwillig den Mund aufgemacht, rannte um PUnkt 13 Uhr nach Hause (zu Mama und Papa) obwohl wir Anwesenheit bis um 15 Uhr haben, hatte immer Stöpsel im Ohr und hat den ganzen Unterricht von Karteikarten abgelesen. Soll man so jemand dann eigenverantwortlich unterrichten lassen und ihm noch eine gute Note geben?

(Nochwas: Aus Kritik wächst auch Neues)