Anstellung "trotz" Note ;)

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
Plattypus
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Re: Anstellung "trotz" Note ;)

Beitrag von Plattypus »

RefmitzweiKindern hat geschrieben:Pervers? Pervers ist, dass Lehrer von einem Bildungssystem ins nächste wandern können und zwischendurch nie mal auch nur einen einzigen Tag in unterrichtsrelevanten Fächern in der freien Wirtschaft GEARBEITET haben müssen. Das ist pervers. Quereinsteiger sind deshalb eine Bereicherung für Schüler und das ganze System Schule.
Quereinsteiger sind eine Bereicherung? :lol:
Wenn die Quereinsteiger alle so toll sind, dann sollen sie das Studium auf Lehramt komplett einstampfen! Das wäre dann ein Gebot der Fairness. Es kann nicht sein, daß jemand originär fürs Lehramt studiert und dann nur Bewerber zweiter Klasse ist, weil ein Quereinsteiger, der sich das dieses Jahr mal so überlegt hat, weil er in der Wirtschaft gerade nicht mehr unter kommt, die weitaus besseren Verträge bekommt.

Für mich müßten die Quereinsteiger vor diesem Hintergrund eindeutig schlechter gestellt sein als die originären Referendare, schließlich entscheiden sich diese schon zu Studienbeginn Jahre vorher für den Schuldienst und sind entsprechend auch mit allen negativen Folgen an diese Entscheidung gebunden. Negative Folgen: Lange Ungewissheit, ob man auch in dem Job unterkommt, mehr oder minder auf einen Arbeitgeber angewiesen, ...

Leider ist es nun einmal so, daß der Staat, würde er die Quereinsteiger genauso bezahlen wie die Referendare und genauso im Ungewissen lassen (Bewerbung mit bestandenem 2. StaEx), keine Bewerber in der freien Wirtschaft finden würde. Das würde sich aus der Position heraus niemand antun.

Oder hätten sie den Job auch für 850,- € netto angenommen, wenn Ihnen der Staat dafür noch eine Schule 200km weit quer durchs ganze Bundesland zugewiesen hätte und sie sich nach dem 2. StaEx. mit den Noten neu bewerben müßten (mit der Gefahr, dann nirgendwo unterzukommen)? Ich glaube nicht!

Und bevor jetzt wieder das Gemecker kommt, daß ich keine Ahnung hätte: Neben dem 1. StaEx hab ich den Dipl. auch noch in der Tasche und ein paar Jahre Wirtschaft habe ich auch hinter mir.
Kenne genügende Lehrämtler, die sagen, dass ihnen das bisschen Fachdidaktik aus dem Studium in der Realität an Schule/Seminar auch nicht weiterhilft und sie ebefalls im Ref. bei 0 anfangen.
Also geben Sie selber zu, daß die Referendare eben doch kein ach so tolles Leben haben. Widerspruch in der eigenen Argumentationskette erkannt? :mrgreen:

Aber ich kann Sie beruhigen, ich darf im nächsten Schuljahr ein paar Überstunden zusätzlich schieben, weil ein Quereinsteiger seinen Aufhebungsvertrag unterschrieben hat. Er hat es fachlich nicht auf die Kette bekommen und machte auch irgendwie so rein gar keine Anstalten dies zu ändern.

christiemae
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Re: Anstellung "trotz" Note ;)

Beitrag von christiemae »

Plattypus, ich hätte gerne einen Like-Button, damit ich den Post mit "gefällt mir" markieren kann


Bin genau der gleichen Meinung und sage es nochmal: Auch originäre Referendare machen mehr Stunden als sie müssen. Ich habe zeitweise bis zu 26 Stunden die Woche unterrichtet. Warum? Weil ich für meine Anschlussbewerbung auf ein gutes Schulleitergutachten angewiesen war *augenroll* Immer gleich von ein paar "weniger arbeitenden" Referendaren auf die Allgemeinheit zu schließen, deren Situation rosig zu schminken und ihren Workload kleinzureden - nur um seinen eigenen Aufwand als riesig hinzustellen - na ich weiß nicht.
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scaramush
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Re: Anstellung "trotz" Note ;)

Beitrag von scaramush »

Super Argumentation Plattypus ! Und nun etwas konkretes RefmitzweiKindern:
1) Weil die Kultusministerien bzgl. Einstellungen nicht mehr entscheiden (leider!) oder nur teilweise, entstehen solche Diskrepanzen im Schulwesen.
2) Weil die Schulleiter entscheiden, werden viele solche „Qualifizierte“ eingestellt (viele mit Vitamin B).
3) Wir wissen alle warum so etwas passiert- es ist so gewollt…aber warum??

Bzgl. meiner Person: Neben dem 1. StaEx und 2. StaEx habe ich das Dipl. (Maschinenbau) auch noch in der Tasche und ein paar Jahre in der Wirtschaft hinter mir….ich weiß wie es läuft !

ranii
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Re: Anstellung "trotz" Note ;)

Beitrag von ranii »

christiemae hat geschrieben:Ich glaub einfach, dass wir Nordlichter wesentlich bessere Einstellungschancen haben, als die Absolventen in den südlichen Bundesländern.
Das denke ich auch! Gerade in einigen Fächern (Naturwissenschaften, Technik, Textil) sind hier oben sehr wenige Referendare vorhanden. In meinem MINT-Fach gab es um die 10 fertige Referendare in meinem Abschlusssemester und alle sind sofort untergekommen. Ich selber habe auch recht mies abgeschnitten, vergleibar mit dem ersten Beitrag hier, und sofort eine Planstelle bekommen. Die Planstelle war bereits einige Halbjahre ausgeschrieben und es hat sich niemand darauf beworben, weil die Schule recht weit ab vom Schuss liegt. Hier oben wollen alle in die Kreisfreienstädte!

Illi-Noize
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Re: Anstellung "trotz" Note ;)

Beitrag von Illi-Noize »

RefmitzweiKindern hat geschrieben:Pervers? Pervers ist, dass Lehrer von einem Bildungssystem ins nächste wandern können und zwischendurch nie mal auch nur einen einzigen Tag in unterrichtsrelevanten Fächern in der freien Wirtschaft GEARBEITET haben müssen. Das ist pervers. Quereinsteiger sind deshalb eine Bereicherung für Schüler und das ganze System Schule.
Könntest Du bitte nicht von "den Lehrern" sprechen (das wären alle), sondern bitte von "manchen" oder "einigen"? Es soll auch Lehrer geben, die nach dem Abi zuerst eine Lehre (mit mehreren späteren unterrichtsrelevanten Fächern) gemacht haben, während des Studiums selbstständig waren und dann erst in das Referendariat gegangen sind. Einer hat eben diese Zeilen geschrieben...

dreistein
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Re: Anstellung "trotz" Note ;)

Beitrag von dreistein »

RefmitzweiKindern hat geschrieben:Quereinsteiger sind deshalb eine Bereicherung für Schüler
Die wenigsten Quereinsteiger dürften einer Bereicherung für die Schulen und die Schüler sein.

Wer ist denn Quereinsteiger, mit anderen Worten: Wer entscheidet sich (zum großen Teil als nicht mehr ganz junger Mensch), seinen erlernten Beruf aufzugeben und in ein völlig anderes Berufsfeld (Arbeit mit Kindern und Jugendlichen) einzusteigen? Da mag es einige geben, die spät zur Einsicht gekommen sind, dass das Lehrersein ihnen Erfüllung bieten würde. Bei vielen vermute ich aber, dass sie wegen schlechter Leistungen in der freien Wirtschaft keine Anstellung mehr gefunden haben und sich dann notgedrungen nach Alternativen umsehen. Ja, das ist ein Vorurteil, weil es darüber keine (mir bekannten) Untersuchungen gibt. Bisher aber hat sich dieses Vorteil in den meisten Fällen bestätigt.

SwinginPhone
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Re: Anstellung "trotz" Note ;)

Beitrag von SwinginPhone »

Dann vermute ich mal, dass die meisten regulären Lehramtsstudenten ein ordentliches Studium scheuen (bzw. nicht in der Lage sind, ein solches aufzugreifen) und sich den Ansprüchen der freien Wirtschaft nicht stellen wollen.

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