Psychische Belastung

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
Ref_NRW2005
Beiträge: 71
Registriert: 22.08.2005, 16:53:02

Psychische Belastung

Beitrag von Ref_NRW2005 »

Hi, Ihrs,

vielleicht habt Ihr ja im Leid-Forum ein wenig über meine Geschichte gelesen.

Die Situation, dass offenbar nach Aussage meiner Ausbildungskoordinatorin kein Kollege gern mit mir zusammen arbeiten möchte, weil ich so unhöflich sein soll und keine Kritik vertragen soll, macht es mir psychisch außerordentlich schwer, den Beruf weiter auszuüben.

Wer hat ein bisschen Trost für mich, so dass ich ruhiger werden und meiner Arbeit besser nachgehen kann? Ich bin eigentlich kein schlechter Lehrer meiner Meinung nach. Aber vielleicht täusche ich mich da ja auch. Das Gespräch mit Hauptseminarleiter und Ausbildungskoordinator hat mich total verunsichert. Und so muss ich heute der Klasse gegenübertreten, als selbstständig Unterrichtender, mit einer Klasse, die Führung und straffe Disziplin verlangt! Ich frage mich ernsthaft, wie ich das machen soll - gleichzeitig Arschkriecher -und Führungsqualitäten zu entwickeln.

Diese "Ausbildung" ist in vielen Bereichen echt nur ein Witz. Es ist wirklich blöd, dass man fast nie an eine andere Schule versetzt werden kann.

Grüße
REf_NRW2005

Lysander

Re: Psychische Belastung

Beitrag von Lysander »

Die gravierendsten Mängel in der Ausbildung sowie Fallstricke etc. hast Du ja bereits zu Deinem eigenen Leidwesen kennengelernt. Es geht jetzt darum, diese Dinge als "gesetzt" zu betrachten und aus der Konstellation, wie sie nun einmal ist, das beste zu machen. Das ist mitunter nicht einfach, aber es bleibt einem ohnehin nichts anderes übrig.
Am besten betrachtest Du es im Rahmen von vorgegebenen Rollen. Als Lehrer bist Du in der Rolle des "Führenden" als Referendar eben in der Rolle des "Arschkriechers" - und je besser Du Deine Rolle spielst (die eigene Persönlichkeit muss man dann eben etwas hinter dem Berg lassen - schauspielern wäre wohl der richtige Begriff), desto besser wirst Du klarkommen.
Auch wenn ich an mich selbst immer den Maßstab anlege, immer ich selbst zu sein, hilft einem das im Ref nicht weiter - da heißt es biegsam sein aber eben nicht brechen.

Gruß
Lysander

Ref_NRW2005
Beiträge: 71
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Beitrag von Ref_NRW2005 »

Na ja,

das alles mag sachlich richtig sein, aber es gibt mir nicht mein verlorenes Selbstbewusstsein wieder - und selbstbewusst muss ich zumindest scheinen, wenn ich in meinen Chaos-Klassen die Disziplin soweit aufrecht erhalten will, dass wir wenigstens ein wenig Unterricht machen können;-).

Es findet sich kein Lehrer, der mit mir in BWL zusammen arbeiten will, und der eine Vollzeitklasse unterrichtet. Nun werde ich also den Gang nach Kanossa antreten und den mir ach so wohlgesonnenen AKO um Hilfe bitten müssen. Das wird für sie vielleicht ein Triumph werden! Für mich wird es die totale Niederlage.

Ich denke ernsthaft daran, abzubrechen, wenn ich keine Versetzung durchkriegen kann. Die nächsten Wochen werde ich mich ein wenig dahinschleppen, anders geht es nicht. Ich muss mit meinem alten und neuen Hauptseminarleiter noch einmal reden, vielleicht hat er ja ein Einsehen, wenn ich meine psychische Situation schildere.

Eines weiss ich ganz bestimmt: Wenn das Ref um ist, mache ich 10 Kreuze.

Grüße
REf_NRW2005

effi
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Beitrag von effi »

Hallo Ref_NRW2005,
hab deine Beiträge hier im Forum verfolgt.Wie ist es dir mittlerweile ergangen? Hat sich deine Situation verbessert?
LG, effi

Lichtschlag
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Re: Psychische Belastung

Beitrag von Lichtschlag »

-
Zuletzt geändert von Lichtschlag am 31.10.2006, 13:35:45, insgesamt 2-mal geändert.

karink532

Beitrag von karink532 »

Ich kenne Deine genaue Situation nicht, aber es hört sich nicht so an, als wolle man mit Dir tauschen. Wenn ich sowas lese, tut mir das echt immer total leid, weil ich mich an meiner Schule sehr, sehr wohlfühle und weder mir noch sonst wem dort Steine in den Weg gelegt werden... schade, dass das nicht überall so sein kann.

Aber eine kleine Frage, die aber bitte nicht falsch verstanden werden sollte: Du schreibst, dass KEIN Lehrer mit Dir zusammenarbeiten möchte und hast ja auch von der Direktorin die "Begründung" dafür gehört.

Es fällt mir immer unheimlich schwer zu glauben, dass absolut umgängliche Menschen von allen Kollegen gemobbt werden. Bist Du Dir denn sicher, dass Du nicht mal das ein oder andere Verhalten an den Tag gelegt hast, was zu dieser Meinung über Dich geführt haben könnte?

Ich frage das jetzt nicht, damit Du hier eventuelle Fehler en detail beschreibst.
Ich frage Dich das deswegen, weil ich mir dann an deiner Stelle einiges überlegen würde.

Wenn Du Dir echt nicht das Geringste vorzuwerfen hast und Dir sicher bist, dass es absolut nicht an Dir liegt, dass man Dir so eine kollektive Antipathie entgegenbringt, dann versuch irgendwie da wegzukommen, wenn es machbar ist. Ich bin kein Freund von solchen Entscheidungen, aber es würde mich zutiefst verletzen und wahnsinnig machen, wenn ich jeden Tag an eine Schule sollte, an der mich keiner haben möchte- und das ohne jeden Grund. Ich finde, das ist irgendwann mehr, als man ertragen kann und solchen Situationen muss man sich, wenn es irgendwie anders geht, nicht aussetzen.

Wenn Du aber doch denkst, dass es vielleicht das ein oder andere Vorkommnis gegeben haben könnte- vielleicht auch etwas, was du nicht böse gemeint hast!!!- geh in dich und überleg Dir, ob es nicht besser wäre, da ein ganz offenes Gespräch im Kollegium zu suchen, bevor Du irgendwelche Veränderungen wie einen Schulwechsel suchst. Ich weiß nicht, ob das überhaupt einfach so möglich ist, aber es wird nicht einfach mal eben so gehen und Du wirst auch an der neuen Schule nicht unter besten Bedingungen starten.
Wenn Du irgendeinen Anhaltspunkt finden kannst- dann geh doch zu den Leuten hin, bitte um ein Gespräch, schildere deine Situation, sag, wie Du Dich fühlst, sag auch, dass Dir dies oder jenes vielleicht Leid tut, biete Veränderungsmöglichkeiten an- da muss man schon sehr hartgesotten sein, wenn einem das vollkommen am A... vorbei geht.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein paar Kollegen dann echt mal nachdenken. Wenn jemand zu mir und meinen Kolleginnen oder was auch immer kommen würde und mir / uns sagen würde, "bitte hört mir zu, das Klima, was hier herrscht, macht mich vollkommen fertig, ich kann es nicht mehr ertragen, ich spiele mit dem Gedanken hier aus diesem Grunde abzubrechen, ich bin zu einem offen, konstruktiven Gespräch bereit, ich strebe Veränderungen an, wenn sie der Sache dienlich sind, aber lasst uns miteinander reden!"- ich glaube nicht, dass da jemand weghören oder weggehen würde.

Wenn Du glaubst, dass Du noch so ein Bein auf den BOden kriegen kannst, versuchs.

Aotearoa
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Beitrag von Aotearoa »

@ Michaela:

kleiner Tipp: schau mal auf das Datum, wann RefNrW2005 den Beitrag verfasst hat...
Würde mal sagen, da sind die meisten Entscheidungen wohl schon getroffen worden...

Würde mich aber auch mal interessieren, wies ausgegangen ist

Aotearoa

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