Vielen Dank für die anregenden Antworten!
Auch ich bin der Meinung, dass man die Fragen nicht so einfach beantworten kann. Vielfach können es die Betroffenen noch nicht einmal selber genau. Aber sind die Antworten auch überhaupt politisch wichtig? Ich meine nicht, denn aus ihnen dürfen sich keine unterschiedlichen Rechte und Pflichten im Verhältnis zur Gesellschaft und zum Staat ergeben!nele hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist die Frage aber auch heute in Deutschland nicht so einfach zu beantworten: ist ein Inhaber eines deutschen Personalausweises, nicht einmal unbedingt der Inhaber einer doppelten Staatsbürgerschaft, tatsächlich nur deutscher Nationalität, wenn er türkischer Einwanderer ist? Nach seiner eigenen Wahrnehmung genau so wie nach der Wahrnehmung seiner deutschen Mitbürger?
So etwas hört sich für mich komisch an, wie ein pechschwarzer Schimmel. Aber vielleicht gibt es ja auch christliche Atheisten...nele hat geschrieben:jüdischen Atheisten
Diese (rhetorische) Frage hat mich nun doch sehr überrascht. Ich bin bisher der Meinung gewesen, dass es zumindest in Deutschland gesellschaftlicher Konsens ist, dass Staat und Kirche grundsätzlich zu trennen sind, weil dies ein aufklärerischer Fortschritt ist, den jeder vernünftige Staat anstreben sollte. In dem Moment, in dem sich ein Staat von bestimmten religiösen Vorstellungen leiten lässt, führt dies unweigerlich zu einer Entdemokratisierung, zur Ausgrenzung von Andersdenkenden und in letzter Konsequenz zum Despotismus. Ganz deutliche Züge davon erkenne ich auch in der Innenpolitik Israels im Umgang mit nichtjüdischen israelischen Staatsangehörigen, wenn ich da so an das klerikale Personenstandswesen denke, das in dieser Form in Deutschland immerhin schon 1871 abgeschafft wurde.Fränzy hat geschrieben:Ich würde Israel auch sicherlich keinen säkularen Staat nennen. Btw wieso müsste er einer sein?
Fränzy hat geschrieben:Im Pass war Jude eingetragen. Das ist sozusagen der Nachweis (Witzig daran ist nur, dass dieser Vermerk auch bei Personen eingetragen ist, bei denen nur der Vater jüdisch ist - und die sind im religiösen Sinn auf keinen Fall jüdisch).
Es war im Pass nicht die Religion (damit hatten es die Kommunisten nicht so sehr) sondern die Volkszugehörigkeit vermerkt! Aus sowjetischer Sicht wurden damit die Juden als Volk anerkannt. Ungefähr zeitgleich erkannte man in Deutschland die jüdische Bevölkerung als Rasse, und Juden konnten sich der Verfolgung nicht durch Konversion entziehen. Beide Regime drängten somit die Juden dazu, sich als ein eigenes Volk zu sehen.Fränzy hat geschrieben:Unterschwellig gabs wohl aber auch schon Abgrenzung. (sieht man ja auch schon am Passeintrag, das ist doch echt befremdlich, da in der UDSSR bei den anderen die Religion nicht eingetragen war).
Zum Nachdenken: welcher dieser beiden Sätze sollte richtig sein:
Wer eine jüdische Mutter hat, ist Jude.
Nur wer eine jüdische Mutter hat, kann Jude sein.