Evtl. Abbruch Ref - Welche Alternative? (Thüringen)

Abbruch des Ref? Durchgefallen - was dann?
90Jennifer90
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Evtl. Abbruch Ref - Welche Alternative? (Thüringen)

Beitrag von 90Jennifer90 »

Hallo ihr Lieben,

ich bin momentan am Überlegen mein Ref abzubrechen, da ich es mit Kind und allem Drum und Dran einfach nicht schaffe und auch nicht richtig will. Ich bin körperlich grad am Ende und möchte nicht meine Gesundheit für einen Job aufs Spiel setzen. Ich habe den Master für Grundschullehramt in den Fächern Mathe, Deutsch, HSK und Musik.
Ich lebe in Thüringen und habe schon zwischen Studium und Ref kurzzeitig als Erzieherin im Kindergarten gearbeitet, was mir wirklich großen Spaß bereitete.
Nun meine Frage: Was könnte ich nach einem Abbruch arbeiten? Meine Entscheidung hängt grad nur an dieser Frage, da ich es mir finanziell nicht leisten kann, arbeitslos zu sein.

Ich bin dankbar über jede Anregung und Idee.

Liebe Grüße

krabappel
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Re: Evtl. Abbruch Ref - Welche Alternative? (Thüringen)

Beitrag von krabappel »

Hast du dich bei einer der vielen "Flüchtlingsstellen" beworben? Vieles ist befristet und nur mittelmäßig bezahlt, aber da überall dringend Leute gesucht werden, hast du vielleicht Chancen. Deutschunterricht, unbegleitete Minderjährige betreuen etc., falls du eine Fremdsprache richtig gut beherrschst- noch besser.

Ansonsten die Stellenanzeigen der Jobbörse nach Stellen absuchen, die dir liegen könnten (Musiklehrer/ Pädagoge/ Sozialpädagoge...) und hoffen, dass jemand genau dich sucht und es vorrangig nicht um den Abschlusstitel geht (da findet man dann sowas, wie Betreuung von FSJ-lerinnen oder Museums-Mitmach-Angebote für Kindergruppen). Schlecht bezahlt ist das alles.

"Nur Geld verdienen" geht m.E. am besten bei Tätigkeiten, die man ungelernt machen kann. Briefesortieren im Postfrachtzentrum am Wochenende, Sicherheitsmensch aufm Flughafen, Teileschleifen am Fließband, irgendwas bei Bosch oder Opel?

Nedyar
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Re: Evtl. Abbruch Ref - Welche Alternative? (Thüringen)

Beitrag von Nedyar »

Ich würde den Beitrag von Krabappel gerne ergänzen:

Ich habe mit dem 1. Stex z.B. eine Stelle in der sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH) bekommen. Was ich damit sagen möchte ist, dass auch wenn Abschlüsse wichtig ist, es manchmal trotzdem geht.

Normalerweise ist das Jugendamt sehr darauf aus, mit "qualifiziertem Personal" (BA Soziale Arbeit, BA Rehapädagogik) zusammenzuarbeiten. Das ist man mit dem 1. Stex "offiziell" nicht.
Dennoch kann man solche Stellen teilweise antreten. Einfach mutig sein und auf sowas bewerben. Wenn man es ins Vorstellungsgespräch schafft, muss man da nur noch überzeugen.

Bei mir hat das relativ einfach geklappt und das hätte ich nicht gedacht. Und die Stelle ist gar nicht mal so schlecht bezahlt. Klar, wesentlich weniger als A13, aber das sollte einem sowieso klar sein.

Die Tipps von Krabappel sind super.
Überleg ggf. was dir überhaupt Spaß macht. Erwachsenenbildung oder doch was mit Kindern? Flüchtlinge? Wenn man da was weiß, hat man schonmal eine Orientierungsrichtung. Wenn nicht, einfach drauflosbewerben.

Ich hatte mich damals im SOS-Kinderdorf, bei den Johannitern in der Flüchtlingshilfe und bei der Lebenshilfe für SPFH beworben und alle 3 Stellen wurden mir zugesagt. Ich durfte also sogar aussuchen. Also, Kopf hoch. Da ist einiges möglich im sozialen Sektor momentan! Und MUTIG SEIN! Du kannst vermutlich einiges

Fränzy
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Re: Evtl. Abbruch Ref - Welche Alternative? (Thüringen)

Beitrag von Fränzy »

Es stimmt, es ist derzeit absolut kein Problem in die Sozialarbeit zu wechseln.

Du wirst eine Stelle bekommen, ob es in der Flüchtlingssozialarbeit, im Kindergarten, im Ganztag der Schulen ist, die Träger finden kein qualifiziertes Personal. Also nehmen sie auch andere Personen, die etwas anderes studiert haben. Denn, obwohl es artverwandt ist, es ist etwas anders. Andere Methoden, man braucht anderes Wissen, andere Skills und das muss man sich draufschaufeln. Ohne Unterstützung, mit eigener Manpower und eigenen finanziellen Mitteln (je nach Träger).

Manchmal liest es sich hier so, als ob jemand, der das Ref/den Unterricht nicht bewältigt, am besten in die Sozialarbeit wechselt. Sozialarbeit ist leider auch kein Zuckerschlecken und kein Beruf zum Ausruhen und Erholen.

Es sei auch angeraten sich mittels Aufbaustudium, Selbststudium, Kurse what ever fortzubilden. Denn genausowenig, wie ein Sozialarbeiter, der meinetwegen mehr Geld verdienen möchte als Lehrer arbeiten kann, kann ein Lehrer einfach so Sozialarbeiter sein. (Damit meine ich einen, der sein Handwerk versteht).

Es geht, es geht wirklich, aber nur, wenn man sich anstrengt und alles gibt und das nicht nur als Notnagel sieht, den man eben mal nehmen kann, um Geld zu verdienen und wenig Stress zu haben.

Das muss ich als Sozialarbeiterin, die seit 11 Jahren im Beruf ist, auch mal sagen.

Für die Flüchtlinge im speziellen muss man echt stressfest sein, es ist nur chaotisch (bei uns, auch in der Schule) und man sollte sich im Aufenthaltsgesetz, im Asylgesetz, im Asylbewerberleistungsgesetz, im SGB gut auskennen. Bei der Arbeitsbelastung momentan könnte ich selbst - und ich bin, wie gesagt, erfahren - mir das nebenbei nicht anlesen und durchdringen.
שָׁלוֹם

90Jennifer90
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Re: Evtl. Abbruch Ref - Welche Alternative? (Thüringen)

Beitrag von 90Jennifer90 »

Vielen Dank für eure netten Antworten.

Bei mir ist es nicht nur wegen dem Ref, ich sehe mich einfach auch in Zukunft nicht so wirklich in der Lehrerrolle. Ich finde diesen Leistungsdruck für Schüler und Lehrer einfach nicht schön.

Ich habe heute noch ein Vorstellungsgespräch in einer Kita, mal sehen was da raus kommt.

Liebe Grüße :)

Nedyar
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Re: Evtl. Abbruch Ref - Welche Alternative? (Thüringen)

Beitrag von Nedyar »

Zu Fränzy:

Du hast in deiner Darlegung definitiv Recht. Soziale Arbeit ist alles andere als "entspannt" und einfach verdientes Geld.

Worauf ich z.B. mit meinem Post nur hinaus wollte wollte war:
Es ist MÖGLICH als Quereinsteiger Fuß zu fassen. Das es dann holprig wird und man sich nachbilden muss, das ist klar. Ich werde z.B. ab Sommer noch einen Master Soziale Arbeit via Fernstudium (berufsbegleitend) absolvieren (sofern ich angenommen werde).

Man muss sich auf jeden Fall einarbeiten (vor allem rechtliche Belange und soziale Hilfesysteme usw.).

Fränzy
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Re: Evtl. Abbruch Ref - Welche Alternative? (Thüringen)

Beitrag von Fränzy »

Ich bin ja auch Quereinsteigerin, ich weiß, was Du meinst. Ich wollte eigentlich nur ausdrücken, dass man das auch nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte und dass man als Greenhorn besser von der Flüchtlingssozialarbeit Abstand nehmen sollte, die nämlich bringt sogar mich und andere gestandene Sozialarbeiter an die Belastungsgrenze (schon rein zeitlich, darüber hinaus ist sie in jeder Hinsicht herausfordernd, fachlich und psychisch).

Das mit dem Studium sehe ich genau wie Du, das gehört noch dazu.
שָׁלוֹם

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