Durchfallen durch das 2. Examen - Wirklich so schlimm?

Abbruch des Ref? Durchgefallen - was dann?
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Zeltan
Beiträge: 56
Registriert: 30.04.2016, 10:52:23

Durchfallen durch das 2. Examen - Wirklich so schlimm?

Beitrag von Zeltan »

Hallo alle miteinander.
Erst einmal zu meiner Person. Ich bin derzeit Referendar an einer Realschule in BW und bin bereits durch 2 LP gefallen. Die dritte und vorerst letzte steht im Moment noch aus und da beginnt man natürlich sich einige Gedanken über die Zukunft zu machen. Ich kann die Begründungen teils nachvollziehen, teils aber auch nicht (da sie einem ja nur die offizielle Begründung vorlesen und nicht mehr dazu sagen dürfen).
Ich habe jetzt das Forum auf mehrere Posts durchforstet und bin auf viele unterschiedliche Meinungen gestoßen, die das Ansehen eines Ex-Refs angeht der durch das 2. Examen gefallen ist. Ich Liste mal ein paar davon auf:

1. Ein Ex-Referendar der das Ref freiwillig abbricht hat bessere Berufs-Chancen als einer der durch das 2. Examen endgültig fällt.

2. Es ist schwerer zu Begründen warum man durchgefallen ist, als warum man sich für den Abbruch entschieden hat.

3. Auch nachdem man durchgefallen ist kann man Arbeit in anderen Bereichen, vor allem dem sozialen, finden. Anstellungen im schulnahen Bereich sind wohl schwieriger.

Einerseits sehe ich ein, dass mit dem Durchfallen die Lehrfähigkeit als widerlegt gilt, andererseits kann es nur an einem einzigen Fach gelegen haben.
Durch das Examen zu fallen bedeutet ja auch nicht, dass man überhaupt nicht mit Kindern und Jugendlichen arbeiten kann, sondern lediglich, dass man die Voraussetzungen zum Lehrberuf nicht erfüllt hat.
Sollte ich es nicht schaffen kann ich mir durchaus vorstellen z.B in einem Jugendhaus, Hort oder sonstigen Jugendeinrichtungen zu arbeiten. Das habe ich schon vor meinem Ref getan und würde es auch wieder tun, vielleicjt auch wenn ich es schaffe.

Nun Frage ich mich eine Sache und bin auf eure Meinungen und Erfahrungen gespannt.
Ist es wirklich so schlimm durch das Examen zu fallen?

Achja eine Sache noch, ich bitte darum nicht beleidigend zu werden. Es kommt leider viel zu oft vor, dass nach einem derartigen Post die "Unfähigkeit" des Thread-Erstellers an den Pranger gestellt wird. Mir geht es nur darum nachzuvollziehen was einen erwartet wenn man es tatsächlich nicht schafft. Ich werde mich dennoch weiterhin darum bemühen. Danke!

Nedyar
Beiträge: 86
Registriert: 11.09.2015, 13:17:53

Re: Durchfallen durch das 2. Examen - Wirklich so schlimm?

Beitrag von Nedyar »

Heyho,

ich hatte hier im Forum auch schon einige Male gepostet.
Ich habe nach Abbruch des Refs den Weg in der Jugendhilfe gefunden und arbeite inzwischen im Amt. Bei mir hat das nahtlos geklappt und ich wurde nicht 1 mal komisch angeguckt oder beäugt.

Bei den meisten Vorstellungsgesprächen wurde auch kein besonderer Wert darauf gelegt- vielmehr war interessant, was ich sonst an Berufspraxis im außerschulischen Bereich nachweisen konnte (was in meinem Fall sehr viel war/ist). Und natürlich, dass ich ein abgeschlossenes Studium habe.

Natürlich muss man sich dann im neuen Beruf irgendwie weiterbilden und sich hier und da einlesen und vielleicht auch mal im privaten Rahmen ein Fachbuch zur Hand nehmen o.ä. Mir wurden die Übergänge vom Arbeitgeber einfach gemacht- Angebote an Fortbildungen usw waren und sind nie ein Problem, im Gegenteil.

Der Arbeitsmarkt gibt es gerade natürlich auch her. Also FALLS du etwas im sozialen Bereich machen möchtest, sind die Chancen gerade gut, da massiver Fachkräftemangel herrscht. Das ist natürlich von Region zu Region unterschiedlich, klar.

Zeltan
Beiträge: 56
Registriert: 30.04.2016, 10:52:23

Re: Durchfallen durch das 2. Examen - Wirklich so schlimm?

Beitrag von Zeltan »

Danke für deine Antwort Nedyar!
Vor Ref-Antritt habe ich ein halbes Jahr im Jugendhaus ehrenamtlich gearbeitet. Zwischen meinem ersten und zweiten Ref-Versuch hab ich dann als pädagogische Fachkraft und Nachhilfelehrer gearbeitet darum glaube ich fest daran, dass man auch ohne Abschluss weiterkommt.
Wie siehts bei den anderen aus?

Zeltan
Beiträge: 56
Registriert: 30.04.2016, 10:52:23

Re: Durchfallen durch das 2. Examen - Wirklich so schlimm?

Beitrag von Zeltan »

Entschuldigt bitte den Doppelpost, aber die gegenwärtige Situation bietet es an, dass ich euch den aktuellen Stand meiner Lage mitteile, vor allem wegen der damit verbundenen Erfahrungswerte ;-)

Leider ist es passiert. Ich bin endgültig durch das 2. Staatsexamen gefallen, aber nicht aufgrund einer Lehrprobe sondern einer Hausarbeit. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, soll hier aber auch nicht zum Thema werden.
Jedenfalls hab ich noch während des Schuljahres nach einer neuen Stelle gesucht und mich etwa eine Woche nach Ablauf des SJ auch beworben. Da ich gerne meiner Tätigkeit als Lehrer weiter nachgehen wollte habe ich mich auch als Lehrkraft für Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (kurz: BvB) beworben und wurde kurze Zeit später auch direkt zu einem Gespräch eingeladen.
Warum, weshalb, wieso ich durch das Ref gefallen bin war vollkommen egal. Ihnen war wohl wichtig, dass ich gerne Unterrichte, einen pädagogischen Hintergrund habe und das 1. Staatsexamen, was aus ihrer Sicht vollkommen ausreichend ist.
Ich kann nun aus persönlicher Sicht sagen, dass es nicht schlimm ist wenn man durch das 2. Staatsexamen fällt.

Timm.mit.DoppelM
Beiträge: 9
Registriert: 04.04.2017, 17:28:44

Re: Durchfallen durch das 2. Examen - Wirklich so schlimm?

Beitrag von Timm.mit.DoppelM »

Ich habe folgende Erfahrung gemacht.

Wenn man sich außerhalb des Lehramts im sozialen Bereich bewirbt dann wird nahezu immer Berufserfahrung gefordert. Ob man die nach ein paar Monaten Ref hat wage ich zu bezweifeln.


Andererseits muss ich sagen, dass mein Mann schon seit Jahren ohne jegliches Lehramtsstudium an einem Gymnasium Mathematik unterrichtet.

MarLu
Beiträge: 21
Registriert: 16.07.2019, 14:15:49

Re: Durchfallen durch das 2. Examen - Wirklich so schlimm?

Beitrag von MarLu »

Hi! :)

Ich hatte vor einigen Jahren mein Referendariat nach der Hälfte abgebrochen (böse Ausbildungs- und Studienseminar-Erfahrung) und war am Überlegen, entweder noch einmal in einem anderen Bundesland zu starten oder mich als Aushilfslehrer durchzuschlagen oder gleich ins Ausland zu gehen. Nach einer weniger erbaulichen Aushilfserfahrung bin ich ins Ausland: Kuwait, Russland etc. Die Arbeit dort war interessant, macht sich gut auf dem Lebenslauf und ist nicht schlecht fürs Sparkonto. Und nach einigen Jahren bin ich nun wieder in den geregelten Schuldienst zurückgekehrt (allerdings nach Schottland, wo man mit dem ersten Staatsexamen und etwas Erfahrung dennoch als vollwertiger Lehrer angesehen wird).

Ich bin kein Rekruter noch Teil einer Agentur, suche allerdings auf Bitte eines vorherigen Arbeitgebers nach deutschen Lehrern, die an Stellen als Privatlehrer für wohlhabende russische Familien in Sankt Petersburg, Sochi etc interessiert wären. Die Bezahlung ist extremst gut (netto und mit bezahlten Urlaubswochen), Visum und Flüge werden ebenfalls bezahlt sowie Unterkunft und Verpflegung (oft in 3-5*-Hotels). Ein Arbeitszeugnis gibt es auch auf und nach Wunsch.

Wenn jemand interessiert wäre, lasst es mich wissen und ich stelle den Kontakt für ein Skype-Gespräch her.

- deutscher Muttersprachler
- Lehramts- oder Pädagogik- oder Sprachstudium
- Erfahrung mit Kindern
(insbesondere für jüngere wird besonders gesucht, da die Eltern ihre Kinder gerne mehrsprachig erziehen)
- englische Grundkenntnisse zur Kommunikation vor Ort, kein Russisch nötig
- kann sofort losgehen
(- Fremdsprachenlehrerfahrung wäre toll, ist aber kein Muss)

Es lohnt sich echt zum Rauskommen, Erfahrungsammeln, finanziellen Aufstocken (seufz, ich werde sicher nie wieder so gut verdienen wie dort)!
Einige Leute nutzen die Zeit und das Geld auch, um online noch einen Masterabschluss oder so zu machen; andere Kollegen vor Ort benutzen das Angesparte für ne Hausanzahlung oder so.

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