praxisbezogenes studium

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Herbie
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Frühzeitiges Praktikum

Beitrag von Herbie »

Hi!

Gegen genügend Praxisbezug in der Lehramtsausbildung hat wohl niemand etwas. Insofern gehen solche Ansätze wie das Praxissemester schon in die richtige Richtung. Aber jetzt mal ehrlich: Was kann man dem Vorschlag, jeder Lehrämtler solle bereits vor seinem Studium ein sechs- oder zwölfmonatiges Praktikum an einer Schule absolvieren, abgewinnen?

Na ja, ich pobier's mal mit einer kleinen Geschichte:

Tina X. ist 19 Jahre alt. Sie legte gestern ihre letzte mündliche Abiturprüfung ab und bekam heute ihr Abiturzeugnis ausgehändigt. Nun freut sie sich, nach dreizehn Jahrn Schule ihren geliebten Lernort mit sehr erfolgreichem Abschluß verlassen zu dürfen. Doch nicht für immer. Bereits in zwei Monaten kehrt sie an „ihre“ Schule zurück, um ein zwölfmonatiges Praktikum anzutreten. Denn Tina X. will Lehrerin werden, und auf das Eingangsschulpraktikum freut sie sich schon riesig.

Als sie nach den Sommerferien ihr Praktikum antritt, fällt ihr auf, daß sie kaum älter ist als die Schüler, mit denen sie umgeht. Manche sind sogar älter als sie. Viele kennen Tina X. von früher und wundern sich darüber, daß sie nun „Frau X.“ sagen müssen. Tina X. selbst merkt auch, daß es ihr gar nicht leichtfällt, als Lehrerin im Praktikum (nahezu) gleichaltrige Schüler zu unterrichten. Es fehlt einfach eine gewisse persönliche Reife und der nötige Altersabstand zu den Schülern. Tina X. fühlt sich oft unwohl, und ihre Fachkompetenz wird des öfteren in Frage gestellt.

Das hat sie sich anders vorgestellt. Und wenn sie es sich recht überlegt, möchte sie nach dreizehn Jahren Schule auch erst mal raus – und nicht gleich wieder rein. Ja, sie möchte in anderen Bereichen Lebenserfahrung sammeln ...

Nach vier Monaten steigt Tina X. aus dem Praktikum aus und beschließt, Psychologie zu studieren ...


Ja, ich weiß, es ist eine erfundene Geschichte. Aber vielleicht ist etwas Wahres an ihr. Ich wollte im Grunde auch nur sagen: Alles zu seiner Zeit!
Zuletzt geändert von Herbie am 03.09.2006, 0:25:54, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß von [color=#008000][b][i]Herbie[/i][/b][/color]

padma
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Beitrag von padma »

Den Einwand kann ich teilweise verstehen.
Im Gymnasialbereich ziemlich schwierig. Vielleicht hab ich da wiederum nur an GHS gedacht. Da ist der Altersunterschied um einiges größer und die Problematik würde sich doch ziemlich verändern.

Allerdings haben auch manche im Ref noch Probleme, nicht mit Schülern verwechselt zu werden.
Und wenn ich manche Kommilitoninnen von der PH anschaue, dann stellt sich die Frage, ob sie überhaupt kapieren, was sie einmal tun werden. Und was es auch für Eltern bedeutet, sein Kind in die Schule zu schicken.
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Rittersport
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Re: Frühzeitiges Praktikum

Beitrag von Rittersport »

Herbie hat geschrieben: Als sie nach den Sommerferien ihr Praktikum antritt, fällt ihr auf, daß sie kaum älter ist als die Schüler, mit denen sie umgeht. Manche sind sogar älter als sie. Viele kennen Tina X. von früher und wundern sich darüber, daß sie nun �Frau X.� sagen müssen. Tina X. selbst merkt auch, daß es ihr gar nicht leichtfällt, als Lehrerin im Praktikum (nahezu) gleichaltrige Schüler zu unterrichten. Es fehlt einfach eine gewisse persönliche Reife und der nötige Altersabstand zu den Schülern. Tina X. fühlt sich oft unwohl, und ihre Fachkompetenz wird des öfteren in Frage gestellt.
1. Man sollte eben nicht an die eigene Schule zurückkehren, jedenfalls nicht so früh.
2. Was soll dazu einer von der BS sagen, der selbst nach dem Studium Leute unterrichtet, die deutlich älter sind als er selbst?

soliloquy
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Beitrag von soliloquy »

Ich studiere seit dem WS 2003 nach der LPO03 und bin fast fertig.
(SEKII BK) Habe bzw. musste nach Studiumstart sofort ein pädagogisches Einführungspraktikum absolvieren incl. Unterricht und Ausarbeitung von Stundenentwürfen. Weitere Praktika folgten - u.a. auch im HS ein UB vom Lehrstuhl der genau bewertet wurde.
War alles schon gewöhnungsbedürftig und auch aufregend. Ich denke aber, dass mir das in Bezug auf des Ref nicht geschadet hat.
Mein Dad -Lehrer- (kurz vor Pension) meinte dazu nur, dass es sowas damals gar nicht gegeben hat. Von daher ist das Studium doch schon ein wenig praxisnäher angeiedelt.
TROTZDEM ist mein Studium gefüllt mit Inhalten, die SOWAS von sinnlos sind - man könnte dort noch eine ganze Menge reformieren.

Sternchen1
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Beitrag von Sternchen1 »

Ich hole den Threat noch einmal nach oben.

Ich bin auch der Meinung, dass ein Vorpraktikum an einer Schule vor dem Studium sehr wichtig ist. Hier in Hessen ist das seit der Einführung der Modularisierung vorgeschrieben, dass man ein Praktikum absolviert.
Des weiteren würde ich es sehr sinnvoll finden, wenn man als Student die Möglichkeit hätte, während des gesamten Studiums(außer im Examen) ein oder zweimal die Woche für eine bestimmte Stundenzahl in der Schule mitzuarbeiten. Dies sollte für jeden Lehramtsstudenten verpflichtend sein, jedoch ist die theoretische Ausbildung auch sehr wichtig, das will ich nicht leugnen.
Ich halte es auch für vernünftig, die verschiedenen Lehrämter zu trennen. Hab von einer Freundin gehört, dass es in der Schweiz wohl so gemacht wird, dass die Primarleute unter sich sind, die Sekundarleute usw.
Und ganz wichtig in meinen Augen: dass Bildung endlich einmal einheitlicher wird, nicht mehr Ländersache ist, dass dieses Süppchengekoche aufhört!!! Das ist in meinen Augen nämlich der größte Punkt, weshalb das deutsche Bildungssystem sich nie wirklich verbessern kann, auch wenn wir Lehrer uns noch so sehr anstrengen.

Mfg,
Sternchen1

Dickie
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Beitrag von Dickie »

wie fine weiter oben schon einmal schrieb, bietet die uni hildesheim ein sehr praxisbezogenes studium an. ab dem ersten semester ist man einen tag pro woche in einer schule. im zweiten semester ist das ebenfalls so, danach kommt ein 2-wöchiges blockpraktikum. dann kommt nochmal ein 6-wöchiges praktikum und dann noch ein fachpraktikum wieder 1 mal die woche. für die examensarbeit kann man dann auch nochmal eine unterrichtseinheit an einer schule machen. wie ihr seht, gehts also auch anders. allerdings ist 1 mal die woche auch nicht so viel. jedes semester in den ferien 4 wochen fände ich persönlich auch ganz gut.
ansonsten finde ich wie auch sternchen, dass bildung endlich bundessache werden sollte! es wird einem so schwer gemacht, dass bundesland zu wechseln, weil einem irgendwelche landestypischen sachen fehlen etc. und das finde ich in der heutigen zeit, wo von jedem mobilität im job verlangt wird, einfach schwach. ich wäre gerne nach hessen gegangen (ok, nach den ganzen sachen, die ich hier übers ref lese, nicht mehr; hätte aber mit meiner note wohl auch keine chance gehabt). aber dort wird su nicht anerkannt. kann man sowas nicht einheitlich machen???

Herbie
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Beitrag von Herbie »

Hi!

Wer sich ein bißchen mit der jüngst verabschiedeten Föderalismusreform beschäftigt hat, weiß, daß Bildung so schnell nicht zu iner Angelegenheit des Bundes mutieren wird; im Gegenteil: die Länder können künftig noch besser ihre eigenen Süppchen kochen.

Eine bundeseinheitliche Schulpolitik kann es aber auch deshalb nicht geben, weil sich unionsgeführte Länder bestimmt nicht auf die Verherrlichung der Gesamtschule, die von den rotregierten Ländern bzw. der Gew (Alt-68er) derzeit wieder ideologiegeladen betrieben wird, einlassen werden.
Gruß von [color=#008000][b][i]Herbie[/i][/b][/color]

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