Schafft das Referendariat ab!!!

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
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Zitronenfalter
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Beitrag von Zitronenfalter »

@lukas

Du scheinst ja sehr von Dir und Deinen Fähigkeiten überzeugt zu sein. Es muss schlimm für Dich sein, dass die Meisten um Dich herum das nicht anerkennen wollen...

Bezogen auf Dein letztes Statement: Ich zittere jetzt schon. 8)

Gruß

Zitro
heiter weiter!

Jméno
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Beitrag von Jméno »

Dieses Rumgezicke - sowohl die Androhung destruktiver Beiträge als auch sarkastisches Nichteingehen auf die dahinterliegenden Probleme - bringt niemanden weiter, okay? Wenn's was Persönliches ist, empfehle ich Euch die Pistolen und die nebelverhangene Lichtung bei Sonnenaufgang - ansonsten könnten wir uns auch wieder den Inhalten zuwenden, zumal ich finde, dass sich Lukas und Zitronenfalter gar nicht so diametral entgegenstehen.

Denn ja, das Referendariat ist ein gutes Stück davon entfernt, ein perfektes System zu sein. Es ist so stressig, dass man den Eindruck bekommen mag, es geht weniger um die fachliche oder die pädagogisch-didaktische Auslese, sondern um einen 24-monatigen Belastungstest. Und zweifellos gibt es auch FL, die intransparent und unfair bewerten. Das Problem dabei ist auch eindeutig das von Lukas benannte: Man kann diesen Menschen nicht entkommen - selbst, wenn ich sie noch so sehr für fachlich und menschlich ungeeignet halte.
Lukas hat geschrieben:Der Unterschied zu anderen Berufen bezüglich FL ist der:
- Ist der Busfahrer betrunken oder fährt wie ne besengte Sau, wechselst Du den Bus oder buchst das Unternehmen nicht mehr
- gefällt Dir der Arzt nicht, wechselst Du ihn
- macht der Handwerker einen miesen Job, wirst Du von einer weiteren Zusammenarbeit absehen
- haben wir einen schlechten Bundeskanzler, besteht die Möglichkeit, ihn abzuwählen (ähm, ja... zumindest sollte es so sein...)
Das ist korrekt. Aber genau an diesem Punkt greift doch Zitros Kritik, denn wie stellt sich die Situation eines Schülers aus dessen Sicht dar? - Der hat einen Lehrer, und er kann den im Normalfall nicht einfach abwählen oder das Unternehmen nicht mehr buchen. Im dümmsten Fall kann er die Schule wechseln - aber im Ernst: wer macht das? Stattdessen setzen sich hunderttausende Schüler in Deutschland mit Idioten auseinander, die es irgendwie durchs Ref geschafft haben. Stillsitzen, Augen schließen, Staatsexamen bestehen - und dann bis zur Pensionierung beschissenen Unterricht machen, das ist doch für einige eine adäquate Perspektive: Modell «Ich hab vormittags recht und nachmittags frei». Natürlich hackt die eine Krähe der anderen kein Auge aus, aber insgeheim kennen wir doch alle Lehrer, die besser einen anderen Beruf ergreifen oder vielleicht gleich mit was Giftigem hantieren sollten.

Und die Vergleichbarkeit des Verhältnisses zwischen FL und Refi, sowie Lehrer und Schüler sehe ich absolut. Ersterer verlangt, Dinge zu lernen und entweder objektiv oder nach seinem Gusto darzustellen, vergibt Noten darauf, prüft und siebt aus, entscheidet über die Zukunft - und Zweiterer muss mit diesem Druck umgehen. Ich finde durchaus, dass ich das, was ich im tagtäglichen Geschäft von meinen Schülern verlange, auch selbst zu leisten bereit sein muss.

Das Referendariat ist eben die erste und die letzte Chance (und das ist meines Erachtens der wirkliche Kritikpunkt daran), für den Schulalltag ungeeigneten Menschen andere Wege zu eröffnen, mit denen sie u.U. sogar langfristig glücklicher werden. Das ist die Aufgabe der FL und einige machen da einen besseren, andere einen schlechteren Job und manche sind die völlige Fehlbesetzung für diese Aufgabe. Aber aus der Minderleistung und Unfähigkeit einiger FL die Abschaffung des gesamten Systems zu fordern, finde ich haltlos. Ich hab auch inkompetente Kollegen - deswegen machen wir ja nicht gleich die ganze Schule dicht. Außerdem würde ein deutlich verkürzter Ref-Ersatz, der vornehmlich aus Aspekten wie Stunden- und Sequenzplanung besteht - wie von Lukas vorgeschlagen -, an Aspekten wie Lehrerpersönlichkeit, Draht zu Schülern und eben auch dem Wachsen in der Aufgabe vorbeigehen. Lukas' Alternativvorschlag vom 12.11. ist reine und bloße Theorie, die könnte man problemlos auch in die Uni verlegen... und dann hat wieder niemand ein Auge drauf, ob jemand für den Job am Pult geeignet ist, oder nicht. Für die Referendare dieser Welt mag das Vorteile bergen, aber für die Schule und die Schüler?
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

Zitronenfalter
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Beitrag von Zitronenfalter »

Jméno hat geschrieben: Denn ja, das Referendariat ist ein gutes Stück davon entfernt, ein perfektes System zu sein. Es ist so stressig, dass man den Eindruck bekommen mag, es geht weniger um die fachliche oder die pädagogisch-didaktische Auslese, sondern um einen 24-monatigen Belastungstest. Und zweifellos gibt es auch FL, die intransparent und unfair bewerten. Das Problem dabei ist auch eindeutig das von Lukas benannte: Man kann diesen Menschen nicht entkommen - selbst, wenn ich sie noch so sehr für fachlich und menschlich ungeeignet halte.
Du sprichst hier gleich mehrere Punkte an:

1. Die Perfektion des Systems "Referendariat": Das gab es noch nie, gibt es nicht und wird es auch nie geben. Systeme, die maßgeblich von Menschen geprägt sind (und das sind die meisten) werden nie "perfekt" sein können. Ebenso steht außer Frage, dass es nichts gibt, was nicht noch verbessert wrden könnte.

2. Ja, das Referednariat ist stressig. Vor allem mental, weil man eben längst nicht alles vorhersehen und steuern kann. Es ist aber genau wegen dieses "Stresses" eine gute Vorbereitung auf das spätere Berufsleben. Wir haben hier zig Threads, aus denen ganz klar hervor geht, dass nach dem Ref. Arbeitsbelastung und auch sonstige belastende Situationen nicht weniger werden. Im Übrigen ist die Frage nach der Belastung auch immer eine Frage des persönlichen Umgangs damit bzw. die Frage, wie jemand mit belastenden Situationen an sich umgehen kann. Insofern ist das Referendariat wesentlich näher an der späteren beruflichen Realität wie die Phase des Studiums.

3. Wer mit einem Fachleiter etc. nicht auskommt, hat die Möglichkeit (zumindest in BaWü ist das so) sowohl Mentor wie auch Ausbildungsschule zu wechseln. Im Extremfall sogar das Seminar. Aber hier müssen natürlich bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Es muss klar sein, dass es wirklich an der Chemie zwischen Einzelnen liegt. Wenn jetzt ein Referendar behauptet, seine Mentoren, sein Schulleiter und seine Betreuung im Seminar würden seine wahren Leistungen nicht erkennen, dann kommt mir das immer so vor wie der Fahrer auf der Autobahn, der behauptet, ihm würden 100te von Geisterfahrern entgegenkommen. Insofern stimmt es nicht, das man irgendwelchen Menschen auf Gedeih´und Verderb ausgeliefert ist. Richtig ist natürlich, dass man sich als Referendar in einem Abhängigkeitsverhältnis befindet. Nicht zu vergessen: In dieses Verhältnis hat man sich selbst hinein begeben. Aber auch das ist eine gute Schule - hat man es als Lehrkraft nicht selbst mit lauter Abhängigen zu tun? Da sollte man schon einmal wissen, wie sich so etwas anfühlt. Die Schüler werden i.d.Regel auch nicht gefragt, ob sie den Lehrer für fähig halten oder nicht. Sie müssen sich mit den Gegebenheiten arrangieren und das Beste daraus machen. Je leichter jemandem das fällt, desto weniger "Stress" wir er haben. Bei Referendaren ist es genau so.

Zu mir hat mal jemand gesagt: "Wenn Du neu irgendwo hinkommst, musst Du den Leuten zuerst beweisen, dass Du es so kannst, wie sie es haben wollen. Und dann kannst Du zeigen, dass Du es noch viel besser kannst. Wenn Du meinst, den ersten Schritt weg lassen zu können, wird´s schwierig." Dem ist, wie ich finde, nicht hinzuzufügen.

4. Dass das Referendariat so ist wie es ist, hat natürlich auf einer übergeordneten Ebene mit dem Gesamtsystem "Schule" zu tun: Da auch hier nicht klar ist, was denn unsere Schüler in den kommenden Jahren wissen / können sollen, bleibt auch weitgehend im Dunkeln, wie denn idealtypisch die Lehrkraft der Zukunft aussehen soll. Deshalb ist es schwierig, einen Ausbildungskanon zu definieren, der mehr umfasst als ein paar unumstößliche Richtlinien, die für Lehrpersonen schon immer gegolten haben: Empathie, Kongruenz und Akzeptanz (Rogers), gepaart mit einem guten Fachwissen und der notwendigen Kreativität, die Lehrinhalte schülergemäß aufbereitet vermitteln zu können. Wer das kann, der kann schon sehr viel.

Gruß

Zitro
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v1981
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Beitrag von v1981 »

Wer mit einem Fachleiter etc. nicht auskommt, hat die Möglichkeit (zumindest in BaWü ist das so) sowohl Mentor wie auch Ausbildungsschule zu wechseln.
das ändert doch aber nichts an problemen mit dem fachleiter!
Im Extremfall sogar das Seminar.
davon hab ich hier z.B. noch nie was gehört....also schulwechsel gibts schon hin und wieder...aber, wenn man mit den fls nicht klar kommt, hat man pech gehabt!
Studium in Hessen (GS, D/M/ER),
Referendariat in NRW (D/ER),
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gast28134

Beitrag von gast28134 »

Lieber Zitronenfalter und liebe Kakaotrinkerin,
ich danke Euch von Herzen, dass Ihr mir und vielen anderen Jammerlappen die Augen geöffnet habt. Ich habe mir überlegt, mir selbst das Zweite Staatsexamen abzuerkennen, weil ich mich wirklich für inkompetent halte.
Aus besagten Gründen halte das Referendariat nun doch für eine äußerst wichtige Institution: Hier wird noch richtig selektiert! Die empathischen und sensibleren Anwärter haben in unserem Beruf nichts zu suchen! Hier regiert noch der wahre Darwinismus, das Gesetz der Natur, jawoll! Ich finde, man sollte alles noch verschärfen z.B. mit einem angeschlossenen Bootcamp, da wissen die Waschlappen sofort wo sie dran sind! So wie derzeit ist das noch eine Idee zu subtil, aber schon nicht schlecht.

Ich bin der Meinung, es sollte für jeden Beruf ein Referendariat geben! Nur so werden wir Kompetenz für alle Berufe erzielen und mit Deutschland wird´s wieder vorwärts gehen! Es sollte zudem eine staatliche Institution geben, die jeder Bürgerin bzw. jedem Bürger der BRD auf dem Sterbebett eine Gesamtnote, die sich aus mehreren Teilnoten zusammensetzt, ausstellt. Daran wird man sehen, ob man ein würdiges Leben gelebt hat oder eben nicht!

Jméno
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Beitrag von Jméno »

Zitronenfalter hat geschrieben:Richtig ist natürlich, dass man sich als Referendar in einem Abhängigkeitsverhältnis befindet. Nicht zu vergessen: In dieses Verhältnis hat man sich selbst hinein begeben. Aber auch das ist eine gute Schule - hat man es als Lehrkraft nicht selbst mit lauter Abhängigen zu tun? Da sollte man schon einmal wissen, wie sich so etwas anfühlt. Die Schüler werden i.d.Regel auch nicht gefragt, ob sie den Lehrer für fähig halten oder nicht. Sie müssen sich mit den Gegebenheiten arrangieren und das Beste daraus machen.
Womit Du ja niemandem widersprichst, sondern eher im Gegenteil den 2. Teil meines Beitrags paraphrasierst.
Zitronenfalter hat geschrieben:Dass das Referendariat so ist wie es ist, hat natürlich auf einer übergeordneten Ebene mit dem Gesamtsystem "Schule" zu tun: Da auch hier nicht klar ist, was denn unsere Schüler in den kommenden Jahren wissen / können sollen, bleibt auch weitgehend im Dunkeln, wie denn idealtypisch die Lehrkraft der Zukunft aussehen soll. Deshalb ist es schwierig, einen Ausbildungskanon zu definieren, der mehr umfasst als ein paar unumstößliche Richtlinien, die für Lehrpersonen schon immer gegolten haben: Empathie, Kongruenz und Akzeptanz (Rogers), gepaart mit einem guten Fachwissen und der notwendigen Kreativität, die Lehrinhalte schülergemäß aufbereitet vermitteln zu können. Wer das kann, der kann schon sehr viel.
Ja, durchaus kluge Worte. Aber: Fachwissen kann man lernen, für Kreativität gibt es gute Bücher, sodass man aus zweiter Hand kreativ erscheinen kann, an der Akzeptanz mag man arbeiten können, sofern man will - aber wie sieht es beispielsweise mit der Empathie aus? Ich zweifele, ob sowas erlernbar ist. Welche Krücken kann man Menschen an die Hand geben, die empathisch zu (re)agieren lernen wollen? Was ist mit jenen, die diese Sinnhaftigkeit überhaupt nicht einsehen? Kurzum: Wie gehe ich mit fachlich durchaus exzellent gebildeten Menschen um, die es noch nicht schaffen, einen Draht zu Kindern und Jugendlichen aufzubauen?
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Zitronenfalter
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Beitrag von Zitronenfalter »

@ Jméno

1. Warum sollte ich Dir widersprechen? Hast Du das erwartet?

2. Auch hier gebe ich Dir völlig Recht: Manche Dinge sind erlernbar, andere wiederum kann man sich antrainieren, wieder andere eben halt nicht - die hat man oder man hat sie nicht.
Ob´s in der Summe zum Lehrer reicht, vielleicht sogar zum guten Lehrer ist eine Frage des anspruchs und der jeeiligen Persönlichkeit.

Salopp könnte man auch sagen: Nicht jeder eignet sich zum Pädagogen. Aber warum auch? So ein Allerweltsjob ist das nun auch wieder nicht, als dass er von jedem erledigt werden könnte. Und es gilt, was für jeden anderen Beruf auch gilt: Es gibt geeignete und weniger geeignete und ungeeignete. Das herauszufinden und das Schlimmste zu verhindern ist auch (!)eine Aufgabe des Referendariats und der Probezeit bis zur Verbeamtung auf Lebenszeit.
Abschließend noch ein paar Analogien, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen:
Was macht der Bäcker mit Mehlallergie?
Was macht ein Uhrmacher, der zwar alle Teile einer IWC auswändig kennt aber keine ruhige Hand hat?
Was macht ein Blinder, der gerne Fotograf wäre?
Eben... sie machen alle etwas anderes. Und das ist gut so.

Gruß

Zitro
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