Dieser Druck

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
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Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

ich teile Neles Bedenken und habe auch das Gefühl, dass ihr mit der Kameraidee einen gewaltigen Denkfehler macht:
Trinity79 hat geschrieben:Dieses ständige Beobachtetwerden ist wirklich belastend. Egal, was man macht, jeder Pups wird bewertet.
Das mit der versteckten Kamera wäre für meine Begriffe gar nicht schlecht.
das ist doch Unsinn! wenn es eine versteckte Kamera gibt, wird erst recht jeder Pups bewertet, weil auch jeder Pups aufgezeichnet wird. dann hat man doch überhaupt keine einzige Minute mehr, in der man druckfrei und ungestört arbeiten kann.
Trinity79 hat geschrieben:Das ist total unrealistisch und später mit vollem Deputat eh nicht mehr umsetzbar. Sogar meine Englisch-Fachleiterin hat das erkannt, immerhin.
Übertriebene Showstunden müssen meiner Meinung nach wirklich nicht sein.
die übertriebenen Showstunden werden nur dann bewertet, wenn sie von den Ausbildern auch gesehen werden, also z.B. in Lehrproben, Unterrichtsbesuchen usw. die Ausbilder wissen auch, dass ihr im Alltag gar nicht in der Lage seid, ständig solche Showstunden zu bieten und das erwartet auch keiner.

aber was wird passieren, wenn auch die Alltagsstunden, die bisher keiner sieht, aufgezeichnet und bewertet werden?

die Stunden müssen dann auch beurteilt werden, und dann wird an jedem Detail rumgemäkelt werden. man wird in jeder Stunde das Methodenfeuerwerk verlangen, ihr werdet ständig unter Beobachtung stehen und der Druck wird noch stärker sein.

das wollt ihr doch nicht wirklich, oder?
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
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[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]

Sonntagskind
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Beitrag von Sonntagskind »

Naja, herumgemeckert wird auch so an jedem Detail, aber ich glaube auch nicht, dass eine Kamera das Problem lösen würde.
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luzifara
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Beitrag von luzifara »

Irgendwie frage ich mich gerade, ob nur bei Einer-Kandidaten solche Minikleinigkeiten wie "da hat einer mit dem Stift gespielt" vorgeworfen bekommen und die Durchschnittsreffis nicht?!
Bei mir hat keine Seminarleiter jemals auf so etwas herumgeritten bzw. solche Nichtigkeiten auch nur erwähnt.
Bei den Besprechungen ging es immer um echte und relevante fachliche und pädagogische Entscheidungen, die ich größtenteils auch nachvollziehen konnte. (auch wenn ich manchmal anderer Meinung war und das auch geäußert habe)

Natürlich war die Beobachtungssituation nicht angenehm. Aber ich muss sagen, dass ich darunter nicht soo sehr gelitten habe, eben weil ich fair und menschlich behandelt worden bin.
Vielleicht hatte ich Glück mit meinen Seminarleitern?!

P.S. Längst nicht alle meine Seminarleiter waren Fans von "überladenen" Showstunden.

Sonntagskind
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Beitrag von Sonntagskind »

Nun, unter den Seminarlehrern gibt es durchaus Unterschiede. Das sehe ich an meinen beiden Seminarlehrerinnen. Die eine ist zwar fair, aber wirklich sehr anspruchsvoll und achtet auf alles, wozu leider auch solche "Nichtigkeiten" gehören, die sie selbst eben nicht als solche empfindet; die andere ist etwas milder in ihrem Urteil, sieht, wenn es einem nicht gutgeht, aber vor allem findet sie eigentlich an jeder Stunde etwas Positives.
Insgesamt habe ich mit meinem Seminar sicher auch noch Glück. Ich glaube, dass sich meine Seminarlehrerinnen immer um eine realistische Einschätzung der Situation bemüht haben. Trotzdem hängt man sich dann in manchen Stunden an Kleinigkeiten auf, und das macht die ganze Situation, wie ich finde, durchaus schwierig, weil man eigentlich nie so recht weiß, woran man ist. Übrigens bin ich bestimmt keine Einserkandidatin, auch wenn ich bislang ganz ordentlich benotet wurde.
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kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Ich find nach wie vor die Denkweise etwas seltsam, dass der "Druck", von dem ihr sprecht, der auch ohne Frage vorhanden ist, so nur in der Lehrerausbildung vorkommt. Das gibt es in anderen Berufsfeldern genauso- und während die allermeisten Lehrer spätestens nach 1,2 Jahren eine Planstelle in der Tasche haben, ist das in vielen anderen Berufsfeldern leider nicht der Fall...

Sonntagskind
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Beitrag von Sonntagskind »

Naja, so ganz zu vergleichen ist das nicht mit jedem x-beliebigen Berufsfeld. Natürlich gibt es Berufe, deren Ausbildungen ebenso sehr hart sind, z.B. der Arztberuf. Andererseits kann ich nur von dem reden, was ich selbst erlebt habe, und natürlich denke ich persönlich nicht, dass das Referendariat die einzig schwierige Ausbildung auf der Welt ist. Macht das aber irgend etwas besser?
Auf der anderen Seite existieren eben auch Berufsfelder, von denen ich behaupten würde, dass der Weg dorthin stressfreier vor sich geht. Ein Beispiel: Ich habe eine Freundin, die Kirchenmusik studiert hat. Keine Frage, dass auch dort viel erwartet wird. Aber im Laufe ihrer dreijährigen Ausbildung ist sie nicht permanent kontrolliert und beobachtet worden.
Sie hatte zwar das Fach Chorleitung, in dem ihre Chorstunden auch teilweise begutachtet wurden, aber diese Ergebnisse flossen in keine Bewertung ein. Wichtig war lediglich die praktische Prüfung am Ende.
Eine andere Freundin von mir ist diplomierte Sozialpädagogin. Auch sie sagt, das Studium und auch die Praktika seien zum Teil natürlich anstrengend gewesen, aber äußeren Druck in diesem Ausmaß habe sie so nicht erlebt.

Letztlich ist es keine Frage, dass jeder Beruf das Seine mit sich bringt. Das ist ja auch völlig in Ordnung. Eine andere Frage ist, ob allein die hohe Verantwortung, die man als Lehrer innehat, diesen zum Teil wahnsinnigen Zirkus im Seminar wirklich rechtfertigt, die Veranstaltung "Lehrprobe", diese einzelne Stunde, anhand derer so viel steht und fällt, und diese paar Unterrichtsbesuche, die aber fast alles ausmachen, und dann noch die generell permanente Beobachtungssituation. Ich persönlich kann nur froh sein, dass ich auf halbwegs vernünftige Seminarlehrerinnen getroffen bin - einige meiner Kollegen hatten da weniger Glück und haben sich zwei Jahre lang eigentlich nur noch aufgerieben. Ich denke da an einen wirklich guten Kollegen, den ich selber schon beobachten konnte - seine Noten in den Lehrproben spiegeln aber überhaupt nicht das wieder, was er wirklich kann, wie er mit den Schüler tatsächlich umgeht, usw. Da ist für mich irgend etwas falsch, wenn jemand (und er ist damit nicht allein) dermaßen durch die Umstände blockiert wird, dass er sein wirkliches Potential nicht entfalten kann. Aber wie gesagt: Ein Patentrezept hätte ich auf Anhieb auch nicht. Im Umbruch ist die Lehrerausbildung ja im Moment. Vielleicht wird sich hier auch noch einiges tun.
- Sonntagskind - (F, D)
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Adastra Peraspera
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Beitrag von Adastra Peraspera »

...
Zuletzt geändert von Adastra Peraspera am 28.06.2014, 5:30:20, insgesamt 1-mal geändert.
BEATUS ILLE HOMO
QUI SEDET IN SUA DOMO
ET SEDET POST FORNACEM
ET HABET BONAM PACEM.

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