Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Antworten
steve63
Beiträge: 576
Registriert: 17.10.2006, 23:28:17
Wohnort: Bayern / Förderschule

Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von steve63 »

Nach welchen Kriterien werden die Studenten denn ausgewählt?
Das ist doch nicht so einfach?

Illi-Noize
Moderator
Beiträge: 9146
Registriert: 02.02.2008, 15:46:55
Wohnort: Bayern / StR(RS) / Betreuungslehrer Einsatzrefs, Fachschaftsleiter

Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Illi-Noize »

SL hat geschrieben:Es soll damit verhindert werden, dass Kandidaten, die nicht für den Lehrerberuf geeignet sind, dies erst während des Studiums oder gar erst während des Referendariats merken.
Kann man das durch ein Bewerbungsschreiben und ein Gespräch klären? Ich glaube kaum, selbst die Praktika bringen nicht wirklich was. So richtig "drin" ist man halt erst im Ref. Ich wüßte nicht, wie man das anders machen könnte.

Nachteule
Beiträge: 456
Registriert: 13.10.2009, 2:19:58
Wohnort: NRW Sek I/II - Hauptschule

Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Nachteule »

Ein ganz klare JEIN! zur Anfrage von SL

Grundsätzlich ist es gut, wenn bereits sehr früh darauf geachtet wird, wer da Lehrer werden will. Aber wer sitzt da und in will in kurzer Zeit einen Menschen beurteilen können? Es geht um 18/19-jährige Menschen, die längst noch nicht fertig sind in ihrer Entwicklung.
Ich selbst hätte wahrscheinlich noch Glück gehabt, da ich durch die langjährige Jugendarbeit schon etwas mehr "drin" war.
Ansonsten hat man vielleicht einen "schlechten Tag" - und schon ist man draußen?

Besser wäre meiner Meinung nach, wenn man verpflichtende Praktika schon zu Studienbeginn machen würde. Schon im ersten Semester - studienbegleitend und betreut (von Uni und Schule). Einige Tage zusehen, dann erste Erfahrungen vor der Klasse. Solche Praktika können ein klareres Bild geben als eine Bewerbung (wer hat die geschrieben?) und ein Gespräch. Was soll im Prüfungsgespräch "geprüft" werden? Spätestens nach dem zweiten - nicht-erfolgreichen Praktikum - könnte dann über eine entsprechende Studienberatung die weitere Planung erfolgen. Oder vielleicht da der Ausschluss? (bin mir da unsicher). Dann hätte der Student "nur" ein Jahr "verloren", aber hätte vorher noch die Chance einer Entwicklung gehabt.

Mein Praktikum war damals erst im vierten Semester (bzw. nach dem vierten Semester) - das war für manche Studienkollegen schon fast zu spät - eine Betreuung seitens der Uni fand nur auf dem Papier statt - Praktikumsbericht geschrieben - aber wer hat den schon gelesen, das Gespräch darüber beschränkte sich auf ein bisschen Larifari (obwohl ich wegen Erkrankung des Betreuungslehrers immerhin 14 Stunden unterrichtet hatte).

Nachteule
Beiträge: 456
Registriert: 13.10.2009, 2:19:58
Wohnort: NRW Sek I/II - Hauptschule

Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Nachteule »

SL hat geschrieben:
Nachteule hat geschrieben:Es geht um 18/19-jährige Menschen, die längst noch nicht fertig sind in ihrer Entwicklung
Ja, gerade deshalb. Sie sind dadurch gezwungen, sich im Vorfeld mit dem Beruf zu beschäftigen, um mehr zu erfahren, als das, was jeder dadurch zu wissen glaubt, dass er selbst einmal zur Schule gegangen ist.
Mir ging es um die "Gefahr", dass in diesem Alter eine noch nicht vorhandene Lehrerpersönlichkeit überprüft werden sollt.
Die Beschäftigung mit dem Beruf im Vorfeld setze ich immer als selbstverständlich voraus - manchmal bin ich doch naiv!

Katharina Schneider
Beiträge: 799
Registriert: 16.10.2009, 12:43:30
Wohnort: Bondsrepubliek Duitsland

Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Katharina Schneider »

SL hat geschrieben:Hierzu gehört auch die Auswahl der Bewerber um einen Studienplatz im Hinblick auf die Eignung für den Lehrerberuf. (...) Es soll damit verhindert werden, dass Kandidaten, die nicht für den Lehrerberuf geeignet sind, dies erst während des Studiums oder gar erst während des Referendariats merken.
Wenn die Eignung schon vor dem Studium festgestellt wird, kann später (im Referendariat) wenigstens niemand mehr behaupten, dass man nicht geeignet ist. In dieser Hinsicht ist die Selektion eine gute Sache. Eine Zugangsbeschränkung zum Studium - die es ja auch bei anderen Studiengängen gibt - im Hinblick auf den späteren Bedarf wäre auch sehr gut. Dann gäbe es weniger arbeitslose Lehrer.
SL hat geschrieben:Ein Punkt ist zunächst, ob sich die Bewerber überhaupt bereits ernsthaft mit dem Beruf auseinander gesetzt haben. Haben sie eine realistische Vorstellung davon, was im Beruf auf sie zukommt? Vielleicht sogar, was in der Ausbildung auf sie zukommt?
Naja, welcher Auszubildende hat das schon? Wichtig wäre es hier, den Aspiranten einfach die Wahrheit zu sagen, was auf sie zukommen kann: fachfremder Unterricht, Mehrarbeit, Einsatz an ungewünschten Orten und Schularten, TV-L, keine Verbeamtung bei Fettleibigkeit etc.
SL hat geschrieben:Ganz wichtig ist schließlich auch die Motivation Lehrer zu werden. Wem hier nur die vielen Ferien, der sichere Beamtenstatus und der gute Verdienst einfallen, disqualifiziert sich natürlich
Hier wäre es doch besser, kurzerhand die Bezüge zu halbieren. Dann kommen ganz sicher nur noch diejenigen, denen es nur um die pädagogische Tätigkeit und nicht ums Geld geht. (Ich vermute so drei bis vier pro Semester)

Ich glaube, es wäre am besten, wenn Studium und Beruf entkoppelt würden. Man studiert einfach ein Fach wie z. B. Mathematik und schließt das Studium mit Diplom oder Master oder was auch immer ab. Wenn man dann Lehrer werden möchte, wird der Rest im Studienseminar vermittelt. Der Bezeichnung nach wird da ja auch studiert. Ähnlich ist es doch auch schon jetzt bei den Seiteneinsteigern. Der Vorteil wäre hier ein solides Fachstudium, dass auch eine Chance für andere Berufe bietet.
dein Verhalten und du - das kotzt alles dermaßen an. Halte doch einfach mal deine Fresse! (...) verpiss dich von hier. Es geht hier um die SCHULE. Von der DU allerdings keine Ahnung (mehr) hast.

Stefan24
Beiträge: 4796
Registriert: 05.04.2007, 11:07:55
Wohnort: B.-W. Gymnasium. Fremdsprache/G

Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Stefan24 »

Der Vorteil wäre hier ein solides Fachstudium, dass auch eine Chance für andere Berufe bietet.
Schwachsinn - das Lehramtsstudium IST ein SOLIDES FACHstudium. Ist etwa der "Inhaber" eines ersten Staatsexamens in den Fächern Mathematik und Philosophie weniger Fachmann auf seinem Gebiet als der "Inhaber" eines Magisters derselben Fachkombination?

Das LA-Studium bietet die gleichen Chancen auf andere Berufe, wie es auch Master-Abschlüsse tun? Oder hat es ein Master-Absolvent der Fächer Germanistik und Sinologie wirklich so viel einfacher auf dem "ausßerschulischen" Arbeitsmarkt als jemand mit Deutsch/Philosophie oder Deutsch/Politk?
Nein, denn das FACHstudium, das durchlaufen wurde, ist inhaltlich das gleiche - die Qualifikation des Hochschulabschlusses ist dieselbe.
StR seit 09/09. Individualist seit Geburt.
Eigene Meinung schon immer.

EDTY
Beiträge: 118
Registriert: 02.02.2010, 22:41:08
Wohnort: BaWü /GHWRS/ MNT, WAG, EK, ev. Rel.

Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von EDTY »

Moin,
ich habe mich mal auf den Webseiten der TUM angeschaut, wie das Verfahren an der TUM abläuft. Für die Zulassung zum Bachelor gibt es demnach eine direkte Zulassung (ist wohl für "Überflieger" mit Noten zwischen 12-15 Pktn. in den MINT-Fächern ohne Auswahlgespräch) und ein zweistufiges Verfahren, dass eben auch ein Auswahlgespräch beinhaltet. Den "online-Eigungstest" habe ich aus Spaß auch mal gemacht - na ja...., hier ist der klar im Vorteil, der einen Pädagogen, egal welcher Art, in der Familie hat und sich schon einmal in Grundzügen mit Fragebögen und Testverfahren befasst hat, die "Fallstricke" sind recht leicht zu enttarnen. Pädagogische(s) Geschick / Eignung mittels eines Fragebogen zu ermitteln, scheint mir doch etwas zweifelhaft.
Es wäre schon mal interessant zu wissen, wie so ein Auswahlgespräch abläuft, aber auch so etwas kann man durchaus trainieren und sich entsprechend vorbereiten.
Wenn ich mir denn diesen online-Eignungstest so anschaue, würde ich als angehender Student manches doch so interpretieren, dass ich im Studium einen beachtlichen Anteil an praktischer Pädagogik vermittelt bekomme, denn auf eine pädagogische Eignung zielt er ja ab. Da habe ich nun aber doch Zweifel, dass dieser "Wunsch" realisiert wird - meine Erfahrung mit Kollegen aus dem GYM-Bereich ist überwiegend eine andere... . Der Schwerpunkt liegt nun mal auf der Fachlichkeit... . Für das Master-Studium scheint das Auswahlgespräch aber wohl obligatorisch. Ich frage mich allerdings, was kann ich mit dem BA-Abschluss anfangen, wenn ich nicht zum Master zugelassen werde? Waren die 6 Semester dann für die Tonne oder kann man dann am GYM nur bis Ende der SEK 1 unterrichten??
Wenn ich den Fragebogen zu gestalten hätte, würde ich diesen 2-teilig ausführen, einen Teil sicherlich in angelehnter Form (aber eher zu pädagogischen Grundfragen), wie er jetzt existiert, dann eben aber auch einen Teil mit fachlichen Inhalten, die alle MINT-Fächer abdecken. Also auch für angehende Bio-StudentInnen Fragen aus der Physik und Technik und umgekehrt :mrgreen: .
Mag sein, dass ich HS-/WRS-Lehrer manches anders einschätze, aber die Fachlichkeit in der GYM-Lehrerausbildung geht inhaltlich häufig viel zu weit über das hinaus, was letztendlich (auch in der Oberstufe) benötigt wird. Was nach meiner Einschätzung in der Schule (und auch in der Referendarsphase) viel zu kurz kommt, ist die Möglichkeit echtes Interesse und Begeisterung für naturwissenschaftliches Arbeiten bei den SuS zu wecken.

LG EDTY
Fachberater WAG & MNT

Antworten