Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
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Ulysses
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Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Ulysses »

SL hat geschrieben:Damit ich nicht missverstanden werde:
Es gibt - wie überall - im Referendariat auch Probleme. Dass hier Referendare in "Leid & Frust" Hilfe suchen und ihr Leid klagen ist absolut in Ordnung.
Aber man muss sehen, dass das eine Minderheit ist.
nun ja, wir sollten vielleicht doch nicht allzu viel beschönigen. ich glaube nicht, dass nur eine Minderheit im Referendariat Leid und Frust empfindet, denn es ist wirklich eine harte Zeit und wenn ich meine eigenen Erfahrungen, die Erzählungen von Kollegen und das, was Außenstehende anhand solcher Erfahrungsberichte darüber urteilen, vergleiche, dann frage ich mich schon, ob es wirklich überall so hart zugeht.

in meinem Seminar hatten damals alle ihre Probleme und keiner war die ganze Zeit über mit den Umständen wirklich glücklich, im Gegenteil, es wurde viel gejammert, und das nicht ohne Grund.

dass auch in der freien Wirtschaft gerne die Bedürfnisse der Arbeitnehmer mit Füßen getreten werden, ist da kein Argument, denn man kann die eine Sauerei nicht mit dem Hinweis auf eine andere Sauerei entschuldigen. wenn ich dich schlage, tut es dir ja nicht weniger weh, wenn ich darauf hinweise, dass irgendwer einen anderen geschlagen hat. und entschuldigen kann ich mich damit auch nicht.

abgesehen davon mag es in der Wirtschaft oft noch Notwendigkeiten geben, die z.B. eine Versetzung quer durch Deutschland rechtfertigen, z.B. wenn man dringend in der Hamburger Geschäftsstelle einen Experten braucht, den man nur in München hat. wenn man aber einen Referendar aus Schwaben in die Oberpfalz und einen Oberpfälzer nach Schwaben schickt und sich noch nicht einmal zu einer Begründung herablässt, dann sehe ich da keine Notwendigkeit, sondern nur pure Schikane und Willkür, die man auch in der Wirtschaft als Schweinerei bezeichnen würde. Schließlich geht es ja nur um die Ausbildung, und die geht heimatnah genauso.

ich teile nicht die hier so oft vorgetragenen Ansichten, dass alle Ausbilder unfähig sind, nur ihre Referendare fertig machen wollen und die Ausbildungsinhalte allesamt unsinnig sind.

ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass das Referendariat unnötige Härten beinhaltet, die bei ein bißchen guten Willen und einem Minimum von Anstand seitens des Dienstherrn nicht sein müssten, und ich bezweifle stark die Behauptung, dass nur eine Minderheit der Referendare Frust und Kummer schiebt.
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Stefan24
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Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Stefan24 »

dass auch in der freien Wirtschaft gerne die Bedürfnisse der Arbeitnehmer mit Füßen getreten werden, ist da kein Argument, denn man kann die eine Sauerei nicht mit dem Hinweis auf eine andere Sauerei entschuldigen. wenn ich dich schlage, tut es dir ja nicht weniger weh, wenn ich darauf hinweise, dass irgendwer einen anderen geschlagen hat. und entschuldigen kann ich mich damit auch nicht.
Das ist mir durchaus bewusst - aber als Reaktion auf das ***** Geschreibsel der K.S. war die Reaktion notwendig, darauf hinzuweisen, dass es auch in der von ihr bevorzugten "freien Wirtschaft" diese Missstände gibt.
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Eigene Meinung schon immer.

Freidenker
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Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Freidenker »

Ulysses sprach :
und ich bezweifle stark die Behauptung, dass nur eine Minderheit der Referendare Frust und Kummer schiebt.


Es ist auch nur (!) eine Behauptung ! Eine Behauptung, die dazu dienen soll bestehende Misstände schönzureden.

Der geehrte SL lässt den Gedanken, dass es sich nicht um eine Minderheit der Referendare handeln könne, die die Zustände schlimm findet, erst gar nicht zu. In welchem Interesse ? 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Ulysses
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Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Ulysses »

SL hat geschrieben:
ich glaube nicht, dass nur eine Minderheit im Referendariat Leid und Frust empfindet, denn es ist wirklich eine harte Zeit
Harte Zeit: Ja. Aber deshalb doch nciht Leid und Frust. Oder spricht du vom dem Frust, den jeder während einer Ausbildung udn auch in der Schule und Hochschule mal empfindet? Dann soll man es nicht als etwas Spezifisches bei der Referendartiatsausbildung darstellen.
es ging mir jetzt nicht darum, etwas Spezifisches der Referendariatsausbildung zu charakterisieren, ähnlichen Frust hatte ich natürlich auch im Studium, bei der Diss und etlichen anderen Dingen. das Leid und der Frust im Referendariat sind zumindest nicht geringer als jedes Leid und jeder Frust, den man an der Uni empfinden kann.

an diesem Eindruck kann auch die von dir zitierte Studie nichts ändern, denn ich glaube, du verwechselst hier etwas. selbst wenn ich mit meinen Ausbildern, meiner Ausbildungsschule, den Ausbildungsinhalten usw. vollauf zufrieden bin, macht das eine Lehrprobe, eine Hausarbeit oder eine Kinderlandverschickung ans andere Ende des Freistaates nicht einfacher.

selbst bei der kompetentesten und besten Betreuung muss man für einen Lehrprobenentwurf Zeit aufwenden, in einer Zeit, in der man ohnehin schon auf dem Zahnfleisch kriecht, für die Hausarbeit muss man ewig recherchieren, egal, wie viel Hilfe einem der Betreuer an die Hand gibt, und die allwöchentlichen 6-700km hin und zurück zur Einsatzschule gehen ins Geld und sind nicht wenig anstrengend in so einer Zeit. egal, wie zufrieden man mit der Ausbildung ist, sie ist stressig.

Doktoranden urteilen übrigens im Nachhinein ähnlich über ihre Promotion wie die Referendare in der Studie, die du zitiert hast. trotzdem kann dir jeder bestätigen, dass die Jahre harter Knochenarbeit kein Zuckerschlecken waren. auch ich habe ziemlich am Anschlag meiner Kräfte gekämpft, unabhängig davon, dass es mir Spaß gemacht hat und mich meine Doktormutter perfekt betreut hat.

deshalb solltest du den Legenden über die extremst schlimmsten Zustände im Ref nicht die neue Legende von einem harmlosen Friede-Freude-Eierkuchen-Spaziergang entgegensetzen, denn dann wird genau das passieren, was du sicher am wenigsten haben willst:

du wirst unglaubwürdig und man wird dir vorwerfen, den neuen Referendaren aus beruflichen Gründen Sand in die Augen zu streuen. und egal, was du dann sagst, tust und machst:

deine allerbesten Freunde hier haben dann genau den, den sie haben wollen: einen Seminarlehrer-Bösewicht, auf den sie immer mit dem Finger zeigen und sagen können: "seht ihr? die sind WIRKLICH so, die streuen euch Sand in die Augen und machen euch dann fertig."
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Ulysses
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Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Ulysses »

Seminarlollis sind alle böse und wollen arme kleine Referendare fertig machen :!:
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Katharina Schneider
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Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von Katharina Schneider »

SL hat geschrieben:Das was Sie als Wahrheit bezeichnen, wie
fachfremder Unterricht, Mehrarbeit, Einsatz an [...] ungewünschten Schularten, TV-L
sind ganz große Ausnahmen.
Mir geht es noch nicht einmal darum, ob man diese Dinge gut oder normal findet. Es wäre einfach nur gut, wenn z. B. ein angehender Lehramtsstudent mit dem Unterrichtsfach Politik vor Studienantritt erführe, dass in NRW in "keinem anderen Fach (...) dermaßen viele fachfremde Lehrer ersatzweise zum Einsatz (kommen) (in 62,6 Prozent aller Politikstunden an Realschulen, 30,1 Prozent an Gymnasien". (Quelle: http://www.derwesten.de/waz/meinung/the ... 33277.html) Es wäre doch mehr als fair, diesem Lehramtsstudenten zu sagen, dass er ein Fach studiert, das ohnehin von jedem vorbeigehenden Geschichts- oder Deutschlehrer unterrichtet werden kann. Er kann ja dann selbst seine Schlüsse daraus ziehen.

Soweit die zweite Aufklärung zum Thema Ausnahmen.

(Übrigens hatte ich mit meinen Wahrheiten überhaupt nicht das Referendariat gemeint, sondern den Dienst danach.)
dein Verhalten und du - das kotzt alles dermaßen an. Halte doch einfach mal deine Fresse! (...) verpiss dich von hier. Es geht hier um die SCHULE. Von der DU allerdings keine Ahnung (mehr) hast.

EDTY
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Re: Nicht jeden zum Lehramtsstudium zulassen?

Beitrag von EDTY »

SL hat geschrieben: Und nun schreib ich weiter diese blöden Gutachten und Beurteilungen:
"Was, eine 2??" (War mein erster Eindruck.) "Ne, der bekommt höchstens eine 4."

Und ich hab jetzt auch meinen Würfel wieder gefunden, der mir bei der Notenfindung hilft, der bei dem die 1, die 2 und die 3 überklebt sind... :twisted:
..aber das gehört doch zu unsererm Seminarjob, auch wenn das, so wie heute, nicht wirklich die prickelnde Sonntagsbeschäftigung ist :mrgreen: ....

Irgenwie hat der therad (leider) auch schon wieder einen ziemlichen OT-Charakter bekommen, eigentlich schade. Ich finde das Thema hat in der Tat - um es mal pädagogisch auszudrücken - eine echte Zukunftsbedeutung; in dem Fall zwar nur für Abschlussklassen. Aber ich denke mal, über ähnliche Maßnahmen, wie an der TUM, denken auch andere Hochschulen in Bezug auf ein Lehramtsstudium nach. Vielleicht sollte man für LA-Studiengänge, ähnlich wie bei den Studiengängen der ehemaligen Fachhochschulen oder einer Ausbildung zur Erzieherin, ein 6-12 monatiges Vorpraktikum einfordern. Das würde sicherlich dem /der ein oder anderen eine Orientierungshilfe geben.... :mrgreen: ....

LG EDTY
Fachberater WAG & MNT

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