Gedankenspiel zum Referendariat

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
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Ghostspirit
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Gedankenspiel zum Referendariat

Beitrag von Ghostspirit »

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Lehramt Gymnasium

LatinaTeacharin
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Re: Gedankenspiel zum Referendariat

Beitrag von LatinaTeacharin »

. Die Lehrerausbildung gehört nicht an die klassische "Uni": Ich denke, dass eine Art Pädagogische Hochschule wie in anderen (Bundes-)Ländern wesentlich zielführender wäre. Das Argument, dass der Lehrer seinen Schülern um etliche Längen voraus sein müsse, um didaktisch sinnvoll reduzieren zu können oder einfach einen größeren Horizont zu haben, sehe ich nicht ganz ein.
Sehe ich anders. Gymnasiallehrer müssen AKADEMIKER bleiben und ihre Ausbildung gehört nicht an eine PH/FH oder sonst eine Institution, die - wenn überhaupt - pseudowissenschaftlich arbeitet. Ein Lehramtsstudium mit Abschluss Erstes Staatsexamen ist ein Hochschulabschluss. Nicht mehr und nicht weniger. Es soll ja eben gerade kein Studium sein, das "eingleisig" nur für das Lehramt qualifiziert. Mit mehr "Pädagogikkram" und (noch) weniger Wissenschaftlichkeit ist aber gerade dies der Fall. Also Finger weg von der Idee, den Universitäten das Lehramtsstudium (Gym) zu nehmen. Natürlich MUSS ein Lehrer seinen Schülern was die fundierte fachliche Ausbildung und Qualifikation anbelant um "etliche Längen" voraus sein.

Ich stelle mir eine Art Pädagogische Hochschule vor, bei der a) z.B. vier Semester lang das fachliche und fachdidaktische Grundwissen vermittelt wird, das die Lehrpläne der Schulen fordern b) z.B. zwei Semester lang exemplarisch fachlich-theoretisches Vertiefungswissen (schulbezogen!) geboten wird, das z.B. bei einer Lehrplanreform in der mittelfristigen Zukunft den Weg an die Schulen finden könnte und aktuelle Forschungsergebnisse, die schulrelevant sind, aufgreift c) z.B. vier Semester gefüllt sind mit - sinnvollen, variantenreichen und praxisnahen - EWS-Inhalten. In diesem Rahmen könnten auch vier einsemestrige Praktika oder Teile des Ausbildungsunterrichts stattfinden, die Teile des Referendariats ersetzen (z.B. das Einsatzjahr).
Sorry, aber ich muss hier gerade an das Konzept Gemeinschaftsschule und die GEW denken. Das ist in meinen Augen eine Entwicklung, die den Lehrerberuf abwertet, ihn zum "Erzieher" gegradiert und ihm jegliche Berechtigung entzieht, sich darauf berufen zu können, Akademiker zu sein.

Und nochwas dazu: Wer ohne Hochschulstudium in den Staatsdienst geht, der fängt bei A9 an. Dämmert was? :roll: :lol:

Das Referendariat zu verkürzen ist Schwachsinn. Du lernst in keiner "Praktikantenzeit" vorher so viel, wie du dann im Referendariat lernst.

Und noch etwas: bloß keine Ausbildung nach Bedarf. Wie willst du rausfinden, ob ein Studienbewerber mit 18/19 Jahren und NULL Lebenserfahrung für den Lehrerberuf qualifiziert ist und zu einem Lehramtsstudium taugt? ... Deine Idee führt dazu, dass nachher u.U. jeder Depp (sorry für die Wortwahl) eingestellt wird, weil man die Leute braucht.
4. Planstellen werden von den Schulleitungen vergeben, nicht zentral vom Staat. Endlich wären dann nicht nur die Noten des Ersten und Zweiten Staatsexamens relevant, sondern auch Zusatzqualifikationen, Vorerfahrungen, etc. Das Lehrerauswahlverfahren wäre fairer, zumindest offener, die Lehrerschaft insgesamt bunter und vielseitiger. Konkurrenz belebt das Geschäft. Der Schulleiter könnte sich sein pädagogisches Team besser selbst gestalten, Akzente setzen.
Ich WARNE davor: die Erfahrungen in BW zeigen, dass das schulscharfe Verfahren der Stellenausschreibung zu einer Vetternwortschaft führt, wie man sie sonst nur bei der CSU vermuten würde... hier und da krallen sich (gerade in beliebten Regionen) die Referendare zukünftige Stellen und das Auswahl-/Bewerberverfahren ist eine Farce. Da kommt keiner rein, der nicht vorher Strippen gezogen hat. Also: Finger weg! Gebt den Schulleitern nicht noch mehr Macht, als sie eh schon haben.
Statt dass man nach Schularten ausbildet, sollte man insgesamt allgemeiner ausbilden. Beispielsweise: Lehrer für Grundschule, Lehrer bis zur Oberstufe, Oberstufenlehrer. Eventuell könnten das Blöcke sein, die man schon im Studium "zubuchen" kann oder nicht. Je nachdem, wo man unterrichten will.
Auch hier gilt: Finger weg. Oder wollt ihr in Bayern wirklich auch die Einheitsschule für alle? Mit nach unten abgesenktem Anforderungsniveau und mit unterbezahlten (und gleichzeitig überforderten) Lehrern, die von Hochbegabten bis zum verhaltensauffälligen Förderschule alle(s) in einer Klasse haben? Kriegt ihr, wenn ihr erst den Einheitslehrer habt. Der wird dann aber dauerhaft auch nach A11 besoldet. Nun, wem's reicht. Schließlich wird man Lehrer ja aus persönlicher Überzeugung und der Haltung, die Welt retten zu wollen. Das ist ja kein Beruf, der (nur) seinen Mann ernähren soll. Oder doch?
Ich sehe so weit fast nur Vorteile
Dann geh' mal zum Augenarzt. Du siehst schlecht.

Jméno
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Re: Gedankenspiel zum Referendariat

Beitrag von Jméno »

Grundsätzlich schließe ich mich allen Ausführungen von LatinaTeacharin an. Ich bin kein Pädagoge, kein etwas besserer Hausaufgabenbetreuer, sondern ich bin Gymnasiallehrer - ich kenne das universitäre Niveau, habe es selbst erfolgreich bewältigt und kann deswegen meine Schülerinnen und Schüler im Leistungskurs auf dieses Niveau vorbereiten. Ich habe mich ebenfalls bewusst dafür entschieden, junge Menschen auf fachlich hohem Niveau zu unterrichten; darum bin ich am Gymnasium. Andere Lehrkräfte haben andere Schwerpunkte, einen anderen Fokus, was ihnen am Herzen liegt - darum unterrichten sie an anderen Schulen. Einheitsbrei wird der Schülervielfalt nicht gerecht.

Des weiteren:
Ghostspirit hat geschrieben:Ich stelle mir eine Art Pädagogische Hochschule vor, bei der a) z.B. vier Semester lang das fachliche und fachdidaktische Grundwissen vermittelt wird, das die Lehrpläne der Schulen fordern b) z.B. zwei Semester lang exemplarisch fachlich-theoretisches Vertiefungswissen (schulbezogen!) geboten wird, das z.B. bei einer Lehrplanreform in der mittelfristigen Zukunft den Weg an die Schulen finden könnte und aktuelle Forschungsergebnisse, die schulrelevant sind, aufgreift,
Dir scheint nicht klar zu sein, dass es Fächer gibt jenseits von „Ich machte im siebenundzwanzigsten Durchlauf Analysis II“-Mathematik oder Erdkunde, wo seit Jahrzehnten die naturräumliche Struktur von Costa Rica durchgenudelt wird. Es gibt Fächer wie Latein, wo man möglichst viele Autoren gelesen haben muss, weil immer wieder andere Autoren im Abitur abgeprüft werden; Fächer wie Geschichte, wo beispielsweise in Niedersachsen für jeden Abijahrgang die Vertiefungen neu und individuell ausgewählt werden. Lehrer müssen deswegen ein breites Fachwissen und übergeordnete, abstrakte Kompetenzen für die notwendige sachlich korrekte Handhabung ihrer Inhalte haben! Mehr wissen, als man in zweimal dreieinhalb Monaten Uni sich aneignen könnte. Ansonsten kannst Du gleich in allen Fächern Stuhlkreis machen und Mandalas ausmalen.
Ghostspirit hat geschrieben:2. Das Referendariat wird bundesweit auf ein Jahr verkürzt. Was dadurch möglich wird, dass wesentliche Ausbildungselemente, besonders die theoretischen, bereits auf die Unizeit ausgelagert sind (c)). Vorteile: Man kommt schneller in der echten Schulwelt an, Absolventen sind jünger, haben bei einer Umorientierung mehr Zeit, Chancen für gezielte Weiterbildung, ...
Das wird so nicht funktionieren, es sei denn, Du hast Lust, deutlich mehr „Umorientierer“ zu produzieren. Ich denke, es besteht Einigkeit, dass kein Schulpraktikum - welcher Struktur auch immer - es annähernd schafft, den Schulalltag eines Lehrers abzubilden. Das heißt, dass kein teilnehmender Student nach einem solchen Praktikum kompetent seine Eignung für den Lehrerberuf einschätzen kann. Und selbst im Ref kommt nicht von heute auf morgen die Erkenntnis „Dat is nix für mich“. Bei manchen kommt diese Erkenntnis ja nicht mal nach zwei Jahren...
Ghostspirit hat geschrieben:Aufhebung der Fächerbindung Ich sehe keinen praktischen Nutzen darin, dass es nur feste Kombinationen wie D/E, M/Ph, etc. gibt. Warum soll sich nicht jemand zur Lehrkraft für Spanisch und Physik oder Mathematik und Kunst und Englisch ausbilden lassen können, wenn da die Talente liegen? Es entsteht ein vielseitigerer Markt und mehr Flexibilität für Schulleitungen.
Da stimme ich Dir zu; das ist aber außerhalb Bayerns schon seit der Steinzeit der Alltag.
Ghostspirit hat geschrieben:5. Seminarlehrerstellen werden umgestaltet. Aus der starren Gliederung in Fachseminarlehrer, Psychoseminarlehrer, etc. könnte ein Ausbildungsteam werden, das z.B. grundsätzlich aus Fachdidaktikern, Pädagogen, auch Sozialpädagogen (!), Psychologen, externen Experten (z.B. Projektmanagern, Motivationstrainern, Kommunikationstrainern, Sprecherziehern, ...) besteht. Ausbildung und Notengebung werden stärker getrennt. Es darf keinesfalls beides nur in einer Hand liegen. Beispielsweise könnte ein Englisch-Fachdidaktiker aus der Schule der Ausbilder sein, aber ein Gremium aus vier bis fünf Englisch-Fachdidaktikern aus der eigenen und anderen Schulen beurteilt nach einem Schema, das vorher gemeinsam erarbeitet wurde und das transparent ist. Es wechselt z.B. alle vier Wochen der aktuell beobachtende Ausbilder oder das Ausbildungs-Zweierteam (Wochen 1-4: Herr a + Frau b, Wochen 5-8: Frau b + Frau d, Wochen 9-12: Herr a + Frau c, ...). Die Teams oder deren Zusammensetzung wechseln regelmäßig, um Geklüngel zu vermeiden.
Hast Du mal versucht, Dich diesem Punkt aus der Sicht von Herrn b oder Frau c zu nähern? Die sollen eine halbe Stelle regulär unterrichten, nebenbei in ständig wechselnden Teams ständig wechselnde Referendare mal ausbilden und mal beurteilen. Ob sowas in Berlin oder München funktioniert, mag Ansichtssache sein, im Westerwald, in der Rhön, im Spreewald und in Ostfriesland, wo das nächste Gymnasium (und der nächste Fachkollege) mitunter mal 30 km weit weg sind, klappt sowas todsicher nicht! Das nur zum systemisch-organisatorischen Part; wie hilflos sich ein Referendar fühlen muss, der vier Wochen lang von Herrn a und Frau b ausgebildet und dabei von Frau c und Herrn d bewertet wurde, um danach von Herrn e und Herrn f ausgebildet zu werden, was wiederum Frau g und Frau h bewerten müssen (die der Referendar aber weder kennt noch einschätzen kann), wie der sich fühlt, mag ich nicht ermessen. Mein Mitleid wäre ihm jedenfalls sicher.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

User65
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Re: Gedankenspiel zum Referendariat

Beitrag von User65 »

Ich sehe das im Prinzip genauso wie Latina und Jmeno. Keine Referendarisierung, Pädagogisierung und Psychologisierung des Studiums! Ich wäre sogar dafür, sämtliche nicht fachwissenschaftliche Studienanteile zu eliminieren - einschließlich der Fachdidaktiken und irgendwelcher Schulpraktika.
LatinaTeacharin hat geschrieben:Ein Lehramtsstudium mit Abschluss Erstes Staatsexamen ist ein Hochschulabschluss. Nicht mehr und nicht weniger. Es soll ja eben gerade kein Studium sein, das "eingleisig" nur für das Lehramt qualifiziert.
Ich kann gegenwärtig nicht erkennen, wozu ein Lehramtsstudium neben dem Lehramt noch qualifiziert. Auch deshalb sollte man es m. E. schlicht abschaffen und die Leute auf Master, Diplom oder Doktor studieren lassen. Die für den Umgang mit Schülern notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten lassen sich im Referendariat noch erlangen.
Ghostspirit hat geschrieben:Posts, dass man das Ref abschaffen solle oder man es zumindest grundlegend reformieren müsste, lese ich hier immer wieder, auch mit Interesse.
Hier muss man allerdings fragen, warum es immer wieder den Ruf nach Abschaffung und Reformierung gibt. Mein Eindruck ist, dass hier gar nicht so sehr die Organisation, also der äußere Rahmen, kritisiert wird, als vielmehr der Umgang der Vorgesetzten mit den untergebenen Referendaren. Hier müsste man nach meiner Meinung ansetzen. Viel stärker als in anderen Berufen scheint das Verhältnis Referendar/Ausbilder besonders fragil und störungsanfällig zu sein. Warum ist das so?
Man kann auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern haben. Aber ich gehe auf Nummer sicher.

Kodi
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Re: Gedankenspiel zum Referendariat

Beitrag von Kodi »

Meiner Meinung nach sollte das Studium aus einem fachwissenschaftlichen 2-Fach-Bachelor bestehen und dem Referendariat als Master. Sämtliche pädagogischen und fachdidaktischen Teile sollten im Ref/Master behandelt werden.

Dadurch wäre es leichter möglich die Berufswahl zu korrigieren und man stände in solchen Fällen mit einem Abschluss statt eines wertlosen 1. StEx da und hätte auch nur die Referendariatszeit 'verloren'. Vielleicht würde dadurch auch der Alles-Oder-Nichts-Konflikt im Ref behoben, der ungeeignete Leute nicht den Beruf wechseln läßt und den Fachleitern/Prüfern in gewisser Weise die Freiheit nimmt zu einem Abbruch zu raten.

Darüber hinaus müßte sich die Finanzierung und Bewertung der Hochschulen ändern und dem "Gütekriterium" Drittmittel etwas äquivalentes für die Lehrämtler (und andere drittmittelferne Fächer) entgegen gesetzt werden, sodass die Lehramtsstudenten in den Universitäten nicht weiter marginalisiert werden.

Punkt 4: Schulscharfe Ausschreibungen gibt es in NRW bereits. Das läuft eigentlich ganz gut, da es mit einer Notenrangliste gekoppelt ist, anhand der die Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden müssen. Konkret heißt das für "Wunschkandidaten", dass auch alle anderen gleich guten oder besseren Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden müssen und eine Chance erhalten.

LatinaTeacharin
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Re: Gedankenspiel zum Referendariat

Beitrag von LatinaTeacharin »

LatinaTeacharin hat geschrieben:in Lehramtsstudium mit Abschluss Erstes Staatsexamen ist ein Hochschulabschluss. Nicht mehr und nicht weniger. Es soll ja eben gerade kein Studium sein, das "eingleisig" nur für das Lehramt qualifiziert.
Ich kann gegenwärtig nicht erkennen, wozu ein Lehramtsstudium neben dem Lehramt noch qualifiziert. Auch deshalb sollte man es m. E. schlicht abschaffen und die Leute auf Master, Diplom oder Doktor studieren lassen. Die für den Umgang mit Schülern notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten lassen sich im Referendariat noch erlangen.
Inwiefern qualifiziert(e) denn ein Magister in Germanistik und Geschichte? Und vergleichbar dazu: wofür qualifiziert(e) das Erste Staatsexamen (LA Gym) in den Fächern Deutsch/Geschichte? Ich würde hier in eine ganz andere Richtung gehen als Du: das Lehramtsstudium qualifiziert dich "mehr" als der Magisterabschluss, denn es stehen dir mit dem Staatsexamen die gleichen Berufsfelder offen, wie dem Magisterabsolventen, PLUS eben der Arbeitsmarkt Schule, für den du qualifiziert bist.
Es kann doch ein Dipl.-Physiker mit Beifach Mathematik (oder andersrum) mit einem Bewerber, der das Erste Staatsexamen in diesen Fächern hat, um Stellen in Wirtschaft und Forschung konkurrieren; der Lehramtskandidat hat aber eben immer noch den Arbeitsmarkt Schule. Ich sehe in einem abgeschlossenen Lehramtsstudiengang keine alleinige/einseitige Qualifikation für den Bereich Schule.

Ich könnte aber genauso gut mit Deinem Vorschlag leben, das LA-Studium abzuschaffen und alle Studenten in einem "Fach-Studiengang" oder einer Kombination von Fächern zu einem Abschluss zu führen und dann das Referendariat verändern, so dass eben dort dann die "Spezialisierung" in Richtung "Arbeitsmarkt Schule" erfolgt.

Wichtig ist doch nur eines - und darin scheint im Moment Einigkeit zu bestehen: der (fach-)wissenschaftliche Anspruch MUSS erhalten bleiben.

User65
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Re: Gedankenspiel zum Referendariat

Beitrag von User65 »

LatinaTeacharin hat geschrieben:Ich sehe in einem abgeschlossenen Lehramtsstudiengang keine alleinige/einseitige Qualifikation für den Bereich Schule.
LatinaTeacharin hat geschrieben:das Lehramtsstudium qualifiziert dich "mehr" als der Magisterabschluss, denn es stehen dir mit dem Staatsexamen die gleichen Berufsfelder offen, wie dem Magisterabsolventen, PLUS eben der Arbeitsmarkt Schule, für den du qualifiziert bist.
Das sehe ich auch so. Mithin sind es mindestens zwei Personen, die das so sehen. Und ich vermute, dass viele andere Lehrer das auch so sehen. Aber darauf kommt es bei einer Bewerbung um eine Stelle im außerschulischen Bereich nicht an. Hier ist wichtig, wie die Personalentscheider, die Geschäftführer, die Abteilungsleiter das sehen, und die haben nach meiner Erfahrung eine völlig andere Sicht der Dinge - auch weil sie sehr oft die Studienbedingungen nicht kennen. Sie wollen in der Mehrzahl bei den in Frage kommenden Stellen Mitarbeiter mit einem "richtigen", fächerbezogenen Universitätsabschluss und nicht jemanden, der "nur" und "eigentlich" auf Lehramt studiert hat. Aus ihrer Sicht ist ein Lehramtsstudium entprofessionalisiert. Dies ist meine eigene Erfahrung, und ich schließe das auch aus Gesprächen, die ich mit vielen anderen Lehrern und Nichtlehrern geführt habe. Symptomatisch ist doch, dass bei der Diskussion um Berufsalternativen für Lehrer als erstes immer wieder pädagogische Berufe genannt werden. Warum eigentlich? Warum werden nicht - gerade auch bei einem geisteswissenschaftlichen Studium - an erster Stelle die studierten Unterrichtsfächer für eine Berufsalternative herangezogen?

Noch etwas ist mir aufgefallen. Du darfst, wenn es um die Diskussion der Reform der Lehrerausbildung geht, die Sache nicht nur aus baden-württembergischer Perspektive sehen. In deinem Bundesland werden, soweit ich informiert bin, die Grund- bis Realschullehrer nicht an Universitäten sondern an Pädagigischen Hochschulen ausgebildet. Ich kenne den Unterschied nicht genau. In anderen Bundesländern ist das aber nicht der Fall; dort studieren sämtliche angehende Lehrer an Universitäten und haben einen vollwertigen Universitätsabschluss bzw. I. Staatsexamen. Schon deshalb sollte man auch die Berufsalternativen für ehemalige Lehramtsanwärter und nicht nur für Referendare in die Überlegungen einbeziehen.
LatinaTeacharin hat geschrieben:Dann geh' mal zum Augenarzt. Du siehst schlecht.
Nicht so ruppig. Ghostspirit hat sehr diskussionswürdige Reformaspekte aufgestellt. Sein Beitrag verdient die Note 1, auch wenn wir nicht seiner Meinung sind. (Hier unterscheiden wir uns eben von einem durchschnittlichen Fachseminarleiter.) Schließlich wirft er nicht mit dogmatischen Worthülsen um sich, wie es hier hoffentlich nur aus einer unreifen Wut heraus geschehen ist:
Unbreakable hat geschrieben:an Lächerlichket nicht zu überbieten. (...) schlicht entwürdigend. (...) Erziehung zur Mündigkeit (...) Schüler zu Objekten für die Wirtschaft (...) Indoktrination (...) vernebelt (...) Anpassung, Hirachiedenken (...) Kreativität, freier Geist und eigene Identität (...) Mainstream der Konformität (...) Entwürdigkung zur Unmündigkeit (...) fundamentale Menschewürde (...)schlechte Horrorshow (...)
(Vgl. hier viewtopic.php?f=1&t=27324. Fehler so im Original.)
Man kann auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern haben. Aber ich gehe auf Nummer sicher.

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