Ref - Ich habe noch nie so viel arbeiten müssen im Leben

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Zeltan
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Re: Ref - Ich habe noch nie so viel arbeiten müssen im Leben

Beitrag von Zeltan »

Ich bin derzeit im Ref und muss auch zugeben, dass ich sehr viel arbeiten muss. Es gibt aber zwei Dinge die mich über diese Zeit hinwegtrösten. Einerseits denke ich immer wieder an die bevorstehenden Ferien. Jede durchgestandene Woche bringt mich diesen ein Stück näher. Ferien sind ein perfekter Ausgleich für diese sonst so überaus anstrengende Zeit. Die zweite und wohl auch wichtigste Stütze ist das Bewusstsein für diesen Beruf. Ich will diesen Job auch nach so vielen anstrengenden Monaten immer noch machen. Diese anstrengende Zeit, die Zeit der Kontrolle und des hohen Drucks wird irgendwann nachlassen, ja sogar ganz verschwinden und darauf freue ich mich schon.

schiona
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Re: Ref - Ich habe noch nie so viel arbeiten müssen im Leben

Beitrag von schiona »

Hallo Zeltan,

ich will dir deine Hoffnung nicht nehmen.
Natürlich stehst du als fertiger Lehrer nicht mehr so unter Beobachtung und auch deine Prüfungen sind überstanden. Insofern erfolgt nach dem Ref eine positive Veränderung.

Allerdings ist es ein Riesenunterschied, ob man 12 Stunden oder 25 Stunden in der Woche unterrichtet, Prüfungen vorbereitet und abnimmt, Klassenleitungen übertragen bekommt und meist noch irgendeinen Zusatzjob übernimmt, was in der Regel eben erst nach dem Ref kommt.

So kostet mich Verwaltung (Entschuldigungen, Schüler/Elterngespräche, viele Nachschreiber immer mit neuen Aufgaben versorgen + Termine finden) massig Zeit und Nerven, ebenso wie die Prüfungsvorbereitung und die schier endlosen Korrekturen, an die sich dann gern Diskussionen der Schüler anschließen, dass sie doch eine 2 und keine 4 haben müssten, weil sie schon seit der Grundschule.... Im Ref hatte ich drei Klassen, heute habe ich 13.

Im Gegensatz zum Alltag als Lehrer fand mein Ref in einem geschützten Raum statt, in dem ich viele Normalbelastungen gar nicht wahrgenommen habe. Will damit sagen: der Ref-Stress wird durch den Berufsstress abgelöst, den man nicht unterschätzen sollte.

Jméno
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Re: Ref - Ich habe noch nie so viel arbeiten müssen im Leben

Beitrag von Jméno »

schiona hat geschrieben:ich will dir deine Hoffnung nicht nehmen. […] der Ref-Stress wird durch den Berufsstress abgelöst, den man nicht unterschätzen sollte.
Was schiona sagt.
Tatsächlich wird das Gefühl, umfassend kontrolliert und für alles kritisiert zu werden, verschwinden. Wer damit also die größten Probleme hatte: Es wird besser! Abgelöst wird diese Art von Stress aber durch Arbeit: Der Workload wächst nach dem Referendariat deutlich (obwohl man lernt, sich schneller zu entscheiden, effizienter zu planen, professioneller zu strukturieren). Und das, was vorher die Ausbilder/Fachleiter waren, werden dann zunehmend die Schulleitungen: Entscheider darüber, wer ein gutes Standing hat und wer nicht; Entscheider darüber, wer die pflegeleichte Klasse 5 bekommt und wer den Leistungskurs voller Deppen. Und genauso wie bei Ausbildern/Fachleitern gibt es tolle Schulleitungen und… tja, die anderen halt.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

dreistein
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Re: Ref - Ich habe noch nie so viel arbeiten müssen im Leben

Beitrag von dreistein »

schiona hat geschrieben:Will damit sagen: der Ref-Stress wird durch den Berufsstress abgelöst, den man nicht unterschätzen sollte.
Diese Aussage kann ich voll und ganz bestätigen.

Ein Beispiel: Im kommenden Schuljahr werde ich 9 Lerngruppen haben und etwa 800 Klassenarbeiten/Klausuren korrigieren müssen. Wenn ich für jede Klassenarbeit im Mittel 20 Minuten Korrekturzeit ansetze und eine 40-Stunden-Woche zugrundelege, dann benötige ich 33 Arbeitstage (= 6 Wochen) für die Korrektur, wenn ich nichts anderes tue, als zu korrigieren.

Piccola
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Re: Ref - Ich habe noch nie so viel arbeiten müssen im Leben

Beitrag von Piccola »

Ich habe das Ref auch als sehr stressig empfunden, obwohl ich jetzt viel mehr arbeite.
Aber es ist nicht die Menge an Arbeit, die stresst, sondern vielmehr die Tatsache, dass alles noch recht neu ist und man sich einarbeiten muss.
Hinzu kommen der (Prüfungs-)Druck und die noch ungewisse berufliche Zukunft (bekommt man eine Stelle, etc.?).
Ich würde das Ref nicht noch einmal machen wollen. Das muss ich offen zugeben.
Mens sana in corpore sano :-)

MarlboroMan84
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Re: Ref - Ich habe noch nie so viel arbeiten müssen im Leben

Beitrag von MarlboroMan84 »

dreistein hat geschrieben: Ein Beispiel: Im kommenden Schuljahr werde ich 9 Lerngruppen haben und etwa 800 Klassenarbeiten/Klausuren korrigieren müssen.
Hast du nur Hauptfächer und keinerlei Entlastungsstunden? Das kommt mir etwas viel vor.

bei 25,5 Stunden wären das 2,8 Stunden pro Kurs, bei 28 Stunden knapp 3,1 Stunden pro Kurs, was für Hauptfächer etwas wenig ist.

Illi-Noize
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Re: Ref - Ich habe noch nie so viel arbeiten müssen im Leben

Beitrag von Illi-Noize »

Bei uns an der Realschule mit meinen Fächern kommen dreistündige Hauptfächer häufig vor. Ich habe dieses Jahr zu bieten:

Hauptfach dreistündig: 3 mal (Klassenarbeiten: 3 * 3 * 25 + 3 * 4 * 25 = 525)
Hauptfach vierstündig: 1 mal (Klassenarbeiten: 1 * 4 * 25 + 1 * 4 * 25 = 200)
Hauptfach fünfstündig: 1 mal (Klassenarbeiten: 1 * 4 * 25 + 1 * 4 * 25 = 200)
[Zahl der Klassen * Zahl der Schulaufgaben * Zahl der Schüler + Zahl der Klassen * Zahl der Stegreifaufgaben* Zahl der Schüler]
Nebenfach zweistündig: 3 mal (Klassenarbeiten: 3 * 2 * 25 = 150)
[Zahl der Klassen * Zahl der Stegreifaufgaben* Zahl der Schüler]

Da komme ich bei knapp über 1000 bei einem Deputat von 24 Stunden raus, was wohl bei uns Standard ist.

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