Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
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Freidenker
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Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Freidenker »

Hallo,
uff, das ist endlich geschafft ! Meine Frau hat am letzten Dienstag
in NRW ihr Examen geschafft, und das gar nicht mal so schlecht.

Wenn ich die letzten 2 Jahre Revue passieren lasse, so war es für mich als wenn ich mein eigenes Referendariat noch einmal durchlebt hätte. Dass nach wie vor vieles am Referendariat verändern muss, habe ich in einem anderen Thread beschrieben.

Meine Frau hatte noch einigermaßen korrekte Fachleiter, von denen sie zwar gut rangenommen wurde, aber die Unterrichtsbesuche sich noch im Rahmen der Sachlichkeit hielten.
Lag es an ihrer selbstsicheren und resoluten Art ? Erfahrungen mit ihren eigenen Kindern ? Vorherige Berufstätigkeit als Diplompädagogin ?
Aber auch sie kam zu dem Schluss dass das Referendariat nichts mit Erwachsenenbildung zu tun habe, sondern mit Entmündigung
von Personen.

Die Lehrproben wurden nicht besonders "gnädig" bewertet. Man hat ihr, auch schon vorher, bescheinigt, dass sie eine passable Lehrerin sei, die gut mit den Kindern umgehen und ihnen viel vermitteln könne. Auf die Frage der schlechteren Benotung für Prüfungsstunden haben die Fachleiter sinngemäß so geantwortet, dass der Unterricht für den täglichen Schulbetrieb
wirklich gut sei, sie sich aber in der Prüfung anderen Kriterien beugen müssten. Sie fänden das selbst nicht so gut (Aha!), aber...

Ich frag mich immer noch, was Prüfungen für einen Sinn haben, wenn sie nicht das abprüfen, was im Schulalltag relevant ist.
Die versteckten Andeutungen haben gezeigt, dass die Fachleiter
selbst mit diesen Kriterien nicht einverstanden sind.

Auf der anderen Seite wurde meine Frau vom Schulleiter im Gutachten mit der Note "sehr gut" bewertet und wird demnächst an dieser Schule weiterbeschäftigt.

Das Referendariat als absurdes Theater ?
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Michael28
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Registriert: 27.10.2006, 18:10:09

Beitrag von Michael28 »

sie sich aber in der Prüfung anderen Kriterien beugen müssten. Sie fänden das selbst nicht so gut (Aha!), aber...
Jaja, blabla.
Es gibt keine Kriterien, und genau das ist das Problem.

SL

Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von SL »

Zunächst mal sorry, dass ich einen relativ alten Thread hausziehe.
Freidenker hat geschrieben:Wenn ich die letzten 2 Jahre Revue passieren lasse, so war es für mich als wenn ich mein eigenes Referendariat noch einmal durchlebt hätte. Dass nach wie vor vieles am Referendariat verändern muss, habe ich in einem anderen Thread beschrieben.
Wo denn? Hab ich leider nicht gefunden, würde mich aber ernsthaft interessieren.
edit: Ich denke, ich habs gerade gefunden. "Atmosphäre verbessern und Prüfungen abschaffen !", oder?
Freidenker hat geschrieben:Aber auch sie kam zu dem Schluss dass das Referendariat nichts mit Erwachsenenbildung zu tun habe, sondern mit Entmündigung von Personen.
Tut mir Leid, sowas zu hören. Können Sie das mit ein paar Beispielen konkretisieren?
Freidenker hat geschrieben:Die Lehrproben wurden nicht besonders "gnädig" bewertet. Man hat ihr, auch schon vorher, bescheinigt, dass sie eine passable Lehrerin sei, die gut mit den Kindern umgehen und ihnen viel vermitteln könne. Auf die Frage der schlechteren Benotung für Prüfungsstunden haben die Fachleiter sinngemäß so geantwortet, dass der Unterricht für den täglichen Schulbetrieb wirklich gut sei, sie sich aber in der Prüfung anderen Kriterien beugen müssten. Sie fänden das selbst nicht so gut (Aha!), aber...
Wenn das so ist, dann ist das natürlich Unfug. Da stimme ich zu.
Dann ist das in NRW aber auch anders als in Bayern. Die Kriterien, die bei uns an eine Lehrprobe gestellt werden sind m.E. durchaus realistisch. Z.B. ist ein wesentliches Kriterium das Erreichen des Lernziels.
Freidenker hat geschrieben:Das Referendariat als absurdes Theater ?
Aus meiner Sicht: Nein.
Aber sicher läuft nicht alles rund und einiges lässt sich besser machen.

EDTY
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von EDTY »

Hallo SL,
ich finde es gut, dass Sie den alten thread mal wieder hochgezogen haben! DIe Aussagen kann ich weitgehend unterschreiben :wink: . Meine Referendariatszeit liegt ziemlich genau 12 Jahre zurück und ich kann rückblickend sagen, dass der Vorbereitungsdienst keine schlechte, aber eine recht stressige Zeit war. Ich finde, dass die Ausbilder eigentlich in den meisten Fällen fair und gerecht waren. Dass die 2. Dienstprüfung nun nicht so ganz der Volltreffer war, lag wohl schon ein Stück weit an mir selber...(dass ich der Ref-Zeit auch noch Papa geworden bin, hat die Sache auch nicht wirklich vereinfacht...). Einen nicht zu unterschätzenden EInfluss haben die Mentoren vor Ort, wenn da "die Chemie" zwichen LA und Mentor nicht stimmt, kann das durchaus Probleme geben.
Bis ich schließlich in den Schuldienst gekommen bin, vergingen noch 3 Jahre, die ich bis heute aber auf keinen Fall missen möchte - die Tätigkeit in Erwachsenenbildung u. als Arbeitsvermittler waren sehr interessant und sind für meine heutige Tätigkeit "Gold wert".
Heute sitze ich nun auch zeitweise auf der "anderen Seite" und gebe meine Erfahrungen weiter. Als klares Plus sehe ich heute die sauber definierten Ausbildungsstandards in den Seminaren in BaWü, was die Ausbildung transparent macht... - das gabs damals so noch nicht. Hier haben Selbstevaluation und diverse Reformen doch einen greifbaren Fortschritt gebracht. Grundsätzlich scheinen sich die Systeme in Bayern und BaWü aber deutlich zu unterscheiden. Die Ausbildungsseminare haben eine große Anzahl (bis zu 180) an LA's und verteilen sich auf wenige Standorte. Die Ausbildungsstruktur hat ein recht festes Raster, aber jedes Seminar hat natürlich Schwerpunkte.
Ich muss heute sagen, dass ich das bestehende System für sinnvoll erachte, aber dennoch sage ich mal..."das Bessere ist der Feind des Guten"...., bewährte Dinge erhalten und neue Elemente einbringen und evaluieren :mrgreen: .

MfG EDTY
Fachberater WAG & MNT

gast28134

Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von gast28134 »

Diese Frage richtet sich nicht nur an SL:

Da es hier einige Leute gibt, die das Ref ja alles in allem voll dufte finden, und alle, die so ihre Problem in dieser Zeit haben/hatten, als unfähig/wehleidig/wenig reflektiert usw. bezeichnen, würde mich mal ein Gegenargument zu folgender Tatsache interessieren:

Deutschland ist das einzige Land weit und breit, welches sich das Referendariat leistet. Demgegenüber steht ein mittelmäßiges Abschneiden bei Pisa, welches für ein vergleichsweise so fortgeschrittenes Land eher blamabel ist.

Andere Länder stehen weitaus besser da und leisten sich das Referendariat nicht.

Anmerkung: Diese Frage soll nicht zwingend provozieren, würde mich über sachliche Gegenargumente freuen, genauestens bezogen auf die genannte Tatsache...

P.S.: Ich habe das Ref in NRW absolviert. Durch die Standards waren die Bewertungen nicht ganz so willkürlich wie z.B. in Niedersachsen oder Hessen (da muss es wirklich schlimm sein...), dennoch immer noch nicht ganz transparent.

Stefan24
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Stefan24 »

Was bitte hat das Abschneiden bei PISA (über das man auch geteilter Meinung sein kann) mit der Lehrerausbildung im gegenwärtigen System zu tun?
Wo siehst du da einen Zusammenhang? Folgt man deiner dünnen Argumentationskette, dann siehst du da ja einen. Welchen?
in Niedersachsen oder Hessen (da muss es wirklich schlimm sein...
Belege?

Und außerdem: was hier zu lesen ist, dürfte nicht immer der ganzen Wahrheit entsprechen, da viele Beiträge in ziemlich heftigen - sagen wir - Emotionen geschrieben worden sind. Nach zwei bis drei Tagen würde sicher manch Schreiber seine Beiträge anders und reflektierter verfassen.
StR seit 09/09. Individualist seit Geburt.
Eigene Meinung schon immer.

EDTY
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von EDTY »

Lukas hat geschrieben:
Deutschland ist das einzige Land weit und breit, welches sich das Referendariat leistet. Demgegenüber steht ein mittelmäßiges Abschneiden bei Pisa, welches für ein vergleichsweise so fortgeschrittenes Land eher blamabel ist.

Andere Länder stehen weitaus besser da und leisten sich das Referendariat nicht.
Sorry,
aber den Zusammenhang verstehe ich nicht :| ...Die goßen Untersuchungen im Bildungswesen der letzen Jahre haben nicht die Qualität der Lehrerausbildung evaluiert (obwohl das vielleicht mal ein interessanter Ansatz wäre :wink: ).
Die Pisa - Sieger weisen grundlegend andere Schulsysteme auf, zudem hat ein Land wie Finnland nicht einmal die Hälfte der Einwohner wie Baden-Württemberg. Schon die Auswahl der LA-Studenten funktioniert in FIN völlig anders: Pro Jahr werden an der Uni Helsenki nur rund 150 Studenten für ein Lehramtsstudium zugelassen und das bei einer Bewerberanzahl von rund 2000. Da werden hiesige Zulassungsbeschränkungen hier in Deutschland zu einer Lachplatte. Wer zum Zuge kommen will, muss ein recht anspruchsvolles Aufnahmeverfahren / assessment center über sich ergehen lassen. Bei Klassenfrequenzen, die oft <20 SuS sind und häufig 2 KollegInnen, die in einer Klasse unterrichten und mindestens einem Schulpsychologen /Schule erreicht man eben solche Positionen.
Andere Länder haben aber sehr wohl so etwas wie eine Referendariat: Die sogenannten "assistant teachers" im anglo-amerikanischen Raum müssen sich auch erst mal beweisen, bevor sie volle Lehrkräfte sind und eigenverantwortlich eine Klasse führen dürfen.

cu EDTY
Fachberater WAG & MNT

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