Fachleiter prüfen nicht die eigenen Referendare im PU

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Christoph
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Fachleiter prüfen nicht die eigenen Referendare im PU

Beitrag von Christoph »

Zunächst möchte ich kurz klar stellen, dass ich das Referendariat bereits erfolgreich hinter mich gebracht habe und (hauptsächlich) sehr gute Erfahrungen mit meinen Fachleitern gemacht habe, die (größtenteils) sehr konstruktiv waren und mir Hilfe zur Selbsthilfe geboten haben!

Ich sehe folgendes Problem: Referendare nehmen Fachleiter (in Nds.) grundsätzlich als mehr oder weniger große Bedrohung (Prüfer) war und nicht als Ausbilder, Helfer, Ausbildungsmoderator etc.. Selbst wenn die Fachleiter konstruktive Verbesserungsvorschläge machen, wird dies von vielen Ref. als eine Bewertung wargenommen und ein Beratungsgespräch als "Prüfung" und nicht als Unterstützung - und Hilfestellung erlebt. Eine ganz einfach Möglichkeit würde darin bestehen, wenn ein Fachleiter (in Nds.) nicht seine eigenen Referendare im 2. Staatsexamen prüfen würde, sondern immer die Referendare aus dem Nachbarlandkreis/-seminar. Er würde selbstverständlich weiterhin ein Gutachten schreiben u. auch eine abschließende Benotung vornehmen (u. somit eine Teilnote für die gesamten 2. Jahre beisteuern), jedoch würde er nicht mehr die Noten für den Prüfungsunterricht u. die mündlich Prüfung vergeben. Somit würde sein Gewicht in der Notengebung sinken und die Notenfindung auf mehr Schultern verteilt als bisher.

Dies hätte den Vorteil, dass der Fachleiter im Verlauf der zweijährigen Ausbildung von den Referendaren weniger als Bedrohung/Prüfer und stärker als Ausbilder wahrgenommen werden kann. Die Ausbildung wäre weniger "Fachleiterzentriert" - genau so wie wir ja auch versuchen einen "sachorientierten bzw. schülerorientierten" und keinen "lehrerzentrierten" Unterricht in der Schule zu machen. Damit dies möglich ist, ist aber eine Vertauensbasis notwendig - die gegenwärtig kaum (nicht) existiert - selbst wenn der Fachleiter sehr bemüht ist, seine Hilfen sehr offen zu gestalten.

Rein technisch würde dies (abgesehen von längeren Fahrwegen) keinen wirklich nennenswerten Mehraufwand an Arbeit für die Fachleiter bedeuten. Auch sind hierfür keine grundsätzlichen Änderungen der Prüfungsprozedur notwendig - die Fachleiter müssten sich nur absprechen und es einfach tun.

Zwar wird es einige Fachleiter geben, die sich dagegen sträuben, da auch unter ihnen einige sind die Angst vor den Referendaren haben (was nur wenige Referendare ahnen) - u. somit ganz froh sind, soviel Macht über sie zu haben - aber da dies nicht unbedingt der Regelfall ist - würde ich meinen Vorschlag als konstruktiv ansehen, um die Ausbildungsgespräche stärker Sachorientiert u. weniger Fachleiterorientiert zugestalten!

Christoph
Zuletzt geändert von Christoph am 22.05.2005, 17:23:04, insgesamt 1-mal geändert.

sebbi

Beitrag von sebbi »

Was du vorschlägst, scheint mir eine viel gerechtere Sache zu sein als das jetzige System.
Ich sehe einen weiteren Vorteil darin, dass die Noten der Referendare vergleichbarer werden.
Wenn es dann sogar noch eine bezirksweite Prüfungskommission gäbe, dann könnte sogar ein einheitlicher Standard installiert werden. Auch auf diese Weise werden Prüfungen und ihre Ergebnisse transparenter und somit wohl auch objektiver.
Der Fachleiter oder Betreuuungslehrer wäre nicht mehr der alleinige "Herrscher" über Wohl und Wehe, sondern müsste als Partner des Referendars agieren und sich mit ihm um gute Noten bemühen. Somit könnten auch Fachleiter, die keine gute Ausbildung leisten, entdeckt und evtl ihres Postens enthoben werden.

Ich finde deinen Vorschlag sehr gut!

Herbie
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Bewertung der Leistungen von Referendaren

Beitrag von Herbie »

Hallo, Leute!

Den Vorschlag von Christoph finde ich durchaus interessant. Auch Schüler wünschen sich, daß das Lernen von Unterrichtsinhalten nicht zu sehr auf einen bestimmten Fachlehrer und seine Klassenarbeiten ausgerichtet ist. Klar – so will auch der Referendar nicht in erster Linie seinen Fachleiter zufriedenstellen, sondern lernen, einen guten, schülergerechten und interessanten Unterricht aufzubauen.

Und dennoch korrigieren wir Lehrer die Klassenarbeiten und Tests unserer eigenen Klassen, spielen also ständig diese Doppelrolle: einerseits Ausbilder und Helfer, andererseits (strenger) Prüfer. An dieser Situation ändert auch die bestehende Durchführung ergänzender Zweitkorrekturen bei Abiturarbeiten wenig bis gar nichts.

Seien wir ehrlich: Wenn die Prüfungslehrprobe eines Referendars von einem anderen Fachleiter bewertet wird, dann wird sich im Vorfeld alles auf die Fragen konzentrieren:
  • Was will dieser andere Typ sehen?
  • Welche Art von Unterricht bevorzugt er?
  • Wie gestaltet er seine Fachsitzungen?
  • Gibt er ein Skript aus? Kann man das irgendwie besorgen?
  • ...
Man würde automatisch vom eigenen Fachleiter verlangen, einem das beizubringen, was der andere sehen will :wink:.

Ich meine, wir können es drehen und wenden, wie wir wollen – es hat auch etwas Gutes, wenn ich die Person kennengelernt habe, die mich prüft. Oder habt Ihr Euch für das Erste Staatsexamen Professoren ausgesucht, die Euch unbekannt waren?
Gruß von [color=#008000][b][i]Herbie[/i][/b][/color]

Christoph
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Re: Bewertung der Leistungen von Referendaren

Beitrag von Christoph »

Hallo Herbie
Herbie hat geschrieben: Seien wir ehrlich: Wenn die Prüfungslehrprobe eines Referendars von einem anderen Fachleiter bewertet wird, dann wird sich im Vorfeld alles auf die Fragen konzentrieren:
  • Was will dieser andere Typ sehen?
  • Welche Art von Unterricht bevorzugt er?
  • Wie gestaltet er seine Fachsitzungen?
  • Gibt er ein Skript aus? Kann man das irgendwie besorgen?
  • ...
Man würde automatisch vom eigenen Fachleiter verlangen, einem das beizubringen, was der andere sehen will
Ja, da hast du Recht und legst den Finger in eine zweite Wunde (nicht die Selbe). Ich habe inzwischen die Ausbildungsinhalte von sehr vielen verschiedenen Seminaren innerhalb von Nds. vergleichen können und auch Vergleiche mit Seminaren in anderen Bundesländern gemacht. Es ist absolut unglaublich wie groß die Heterogenität in den Ausbildungsinhalten der Praxisausbildung ist. Rein äußerlich (was die Seminare auf ihren Homepages so über ihre Ausbildungsinhalte erzählen) gibt es viele Ähnlichkeiten u. Gemeinsamkeiten. Spricht man aber mit den Referendaren und Fachleitern, dann merkt man, dass die Einen in der Fachdidaktik nur allgemeinpädagogische Themen behandeln und die Anderen nur bestimmte Methoden. Die einen sollen möglichst viel mit Modellen arbeiten, da es den Schülern die Bedeutung der Modellbidung beim wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn palusiebel machen soll - nur zwei Landkreise weiter sind Modelle "unerwünscht". Im Landkreis X wird ausschließlich forschen-entwickelnd gearbeitet im Landkrei y feiert das Kooperative Lernen Hochkunjungtur (und die Refs. haben am Ende Ihres Refs. vom jeweils Anderen bestenfalls den Begriff "irgendwo schon mal gehört"...) . In der Pädagogik machen manche hauptsächlich Supervision u. Beamtenrecht, während andere sich mit Hochbegabtenförderung rumplagen. Und in Bayern wurde eine Kollegin eingehend ermahnt, weil sie einen offenen Unterrichtseinstieg gewählt hatte und nicht platt "doziert" hat. ("Sowas machen wir hier nicht... und das wir damit Recht haben, sehen sie an unseren Pisaergebnissen...") Ich denke dass es in diesem Sinne - vergleichbar dem Zentralabitur - durchaus auch für das Referndariat einen verbindlichen Ausbildungsinhalt geben sollte, der nicht von den persönlichen Vorlieben des Fachleiters abhängen darf. Überhaupt (u. hier möchte ich eine Lanze für die Fachleiterausbildung von Niedersachsen brechen!) sollten Fachleiter ebenfalls ausgebildet, fortgebildet und geprüft(!) werden und nicht einfach berufen, befördert, geadelt etc. (in anderen Bundesländern werden an den Schule ja Hinz u. Kunz zum Defakto Hauptausbilder benannt und der Fachleiter ist nur noch Prüfer und Dozent im Seminar... das ist meiner Meinung nach noch fataler, weil die Ausbildungsinhalte und Qualität der Praxisausbildung noch beliebiger werden...)
Herbie hat geschrieben:Ich meine, wir können es drehen und wenden, wie wir wollen – es hat auch etwas Gutes, wenn ich die Person kennengelernt habe, die mich prüft. Oder habt Ihr Euch für das Erste Staatsexamen Professoren ausgesucht, die Euch unbekannt waren?
Solange jeder Fachleiter seine persönlichen Meinungen und Vorlieben zum Ausbildungsschwerpunkt erheben kann, stimmt das mit Sicherheit. Aber wenn es allgemeingültige Ausbildungsstandarts gibt (ich weiß die gibt es auf dem Papier - defakto interesiert sich niemand wirklich dafür...), dann währe es egal wer mich prüft.

Christoph

Gelbfrosch
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Beitrag von Gelbfrosch »

Hallo,
will nur mal anmerken, dass das jetzt kein besonders neuer Vorschlag ist, sondern dass das in Hessen schon so gehandhabt wird. Dort wird man von "neuen", also unbekannten Prüfern geprüft.

Grüße...

Gytha Ogg
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Beitrag von Gytha Ogg »

In welchem Bundesland seid Ihr?
In NRW sind die Prüfer bis auf einen unbekannt, den einen kann man sich unter seinen Seminarausbildern selbst aussuchen.
Ich finde es sehr angenehm, jemanden dabei zu wissen, der mich kennt und bei dem ich weiß, woran ich bin.

Gruß,
Gytha

melina
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Registriert: 14.01.2006, 14:40:28
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Re: Fachleiter prüfen nicht die eigenen Referendare im PU

Beitrag von melina »

Christoph hat geschrieben: Eine ganz einfach Möglichkeit würde darin bestehen, wenn ein Fachleiter (in Nds.) nicht seine eigenen Referendare im 2. Staatsexamen prüfen würde, sondern immer die Referendare aus dem Nachbarlandkreis/-seminar.
Christoph
Genau so wird das bei uns in BaWü seit einem Jahr gehandhabt!!
Komisch, dass dies nicht in ganz Deutschland umgesetzt wurde...

Grüße

Melina

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