Unangekündigte LPs?

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Hugo
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Unangekündigte LPs?

Beitrag von Hugo »

Nachdem ich meine Lehrproben rum habe & so einiges von Lehrproben bei Freunden / Kollegen mitbekommen habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich es besser fände, wenn Lehrproben (meinetwegen innerhalb eines vorgegebenen Zeitraumes) unangekündigt stattfänden.

Zunächst klingt das etwas masochistisch, da der Nachteil auf der Hand liegt:
Die nervliche Belastung ist höher, weil man immer mit Besuch rechnen muss.

Aber die Vorteile sind:
a)(eigentlich kein Vorteil, aber eine Relativierung des Nachteils:) Auch jetzt ist man nervlich angespannt (Wann kommt der Brief???)
b)Die Prüfer erwarten dann (das wäre die Voraussetzung) keine realitätsfernen Zirkusstunden, sondern normale Stunden
c)Die Prüfer können meiner Meinung nach in Alltagsstunden eher die Fähigkeiten des Refs bewerten (denn mal ehrlich: Wie viele Refs halten in Lehrproben Stunden, die sie nicht selbst geplant haben & die absolut nicht dem entsprechen, was sie im Alltag zu leisten im Stande sind).

Eine Frage, die noch zu klären wäre, wäre, ob und wie man das dann mit dem Entwurf macht (gar keinen? Nachträglich? Statt dessen eine längere Besprechung zur Darlegung der Überlegungen?)

Was meint ihr?

Tarja
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Beitrag von Tarja »

Na ja, aus deiner Sicht scheint die Forderung evtl. nachvollziehbar, aber diese Praxis mit diesen Ankündigungsbriefen ist nicht überall üblich. Bei uns in Niedersachsen machen wir den Termin für die Lehrprobe (es geht dabei nicht um die Prüfung) mit unseren Fachleitern selbst aus und entscheiden dabei, wann es einem am besten passt. Dies sollte man schon ein bis zwei Monate vorher machen. Somit hat man dann genug Zeit, sich darauf intensiv vorzubereiten. Damit konnte ich immer gut leben.

Hugo
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Beitrag von Hugo »

Tarja hat geschrieben:Bei uns in Niedersachsen machen wir den Termin für die Lehrprobe (es geht dabei nicht um die Prüfung) mit unseren Fachleitern selbst aus und entscheiden dabei, wann es einem am besten passt. Dies sollte man schon ein bis zwei Monate vorher machen. Somit hat man dann genug Zeit, sich darauf intensiv vorzubereiten. Damit konnte ich immer gut leben.
Ja? Bei uns (Ba-Wü) gibt man einen Plan ab, welche Stunden man im LP-Zeitraum (ca. 3-4 Wochen) hält. Dabei ist geregelt, wieviele Std. das mindestens sein müssen, wieviele theoretisch besuchbare Schultage etc. Die Prüfer schen einen Termin aus, drei Tage vorher erhält man einen Brief, in dem der Besuch angekündigt wird.
Wenn man bei euch 2 Monate Zeit zur Vorbereitung hat, dann ist die Prüfungssituation ja noch künstlicher. Da kann man die Stunde ja bis ins kleinste Detail 1000x vor'm Spiegel üben :shock: Wie soll man denn da zu einer halbwegs objektiven Beurteilung des Könnens kommen (denn ein bisschen Spontaneität sollte doch schon drin sein, denn darauf kommt ja nicht zuletzt auch an in dem Job)

Ich fürchte halt, dass so mancher Ref, der gute Alltagsstunden halten kann (und darauf kommt es an), nicht unbedingt auch gute Zirkusstunden hält - und deswegen schlecht abschneidet, während andere, die schlechte Alltagsstunden machen, bei einer LP, die sie lange vorbereiten und üben konnten, glänzen. Das wäre ungerecht - und ginge vor allem an den Anforderungen an den Beruf vorbei, denn da hat später keiner die Zeit, Stunden stundenlang (schönes Wortspiel) vorzubereiten...

Schaf
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Beitrag von Schaf »

Tja Hugo,

da ist bei uns halt 3 Tage rödeln und Kopfzerbrechen angesagt :-)

Dafür muss man nicht wochenlang an einer Stunde kleben. Denk aber manchmal auch, dass das total realitätsfern ist. Bei uns finde ich nur schwieirig, den Plan so genau einzuhalten, weil da eben auch Spontanität verloren geht und Du nur noch Stoff durchdrü+ckst, bis endlich die LP war.

Liebe Grüße,

Schaf

Hugo
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Beitrag von Hugo »

Schaf hat geschrieben:Bei uns finde ich nur schwieirig, den Plan so genau einzuhalten, weil da eben auch Spontanität verloren geht und Du nur noch Stoff durchdrü+ckst, bis endlich die LP war.
Ich finde es v.a. bei Leihklassen schwierig, weil man da
a) zu dem Zeitpunkt, an dem man den Stoffverteilungsplan schreibt, oft noch gar nicht einschätzen kann, was die Klasse kann, wie leistungsstrak sie ist, wie schnell etc...
b) man i.d.R. keine Zeit hat, sie sich richtig "hinzubiegen" bis zum LP-Termin (ich meine va. methodisch; da will die Kommission unbedingt eine Gruppenarbeit, aber die Klasse hat das bei ihrem eigentlichen Lehrer bisher nie gemacht - in der LP muss es aber ruckizucki gehen)

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

Die Idee ist nachdenkenswert !

Unser Fachleiter hat uns damals berichtet, dass es zu seiner Zeit durchaus üblich war, dass die Fachleiter unangekündigt mit "Ach ja, ich wollte mal nur (!) eben bei Ihnen vorbeischauen." in den Unterricht kamen.
Nach seiner Meinung viel authentischer als "Feiertagsdidaktikshowstunden", die keinem Referendaren zuzumuten sind.

Nur habe ich im Referendariat nie so richtig verstehen können, dass gerade dieser Fachleiter, der die Unzumutbarkeit der Showstunden angeprangert hat, sie von uns aber in höchster Vollendung erwartet hat.

Ist der Mensch von Natur aus ein widersprüchliches Wesen ?
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Freidenker hat geschrieben:Nur habe ich im Referendariat nie so richtig verstehen können, dass gerade dieser Fachleiter, der die Unzumutbarkeit der Showstunden angeprangert hat, sie von uns aber in höchster Vollendung erwartet hat.

Ist der Mensch von Natur aus ein widersprüchliches Wesen ?
liegt wohl eher am ganzen System des Staatsdienstes. unsere Seminarlehrer haben alle schon direkt oder indirekt die Meinung geäußert, dass sie diese Lehrproben mit dem ganzen Getue für sinnlos halten.

trotzdem erwarten sie das volle Programm und bewerten nur die Lehrprobe, nichts anderes. was der Referendar sonst leistet, spielt keine Rolle. mir hat man damals (nach meiner 4-) gesagt: "wir wissen, dass Sie es besser können, aber das war heute nichts" ...

welche Aussagekraft hat denn dann aber die Note? egal, es gibt Vorschriften, die muss man buchstabengenau erfüllen, egal, ob sie sinnvoll ist oder nicht. aus die Maus.

Flexibilität wird gefordert, das Gegenteil beweist man selber ... wobei "man" nicht unbedingt die Seminarlehrer selber sind, die kriegen ja auch eins drauf von unserem sauberen Kultusministerium, wenn sie flexibel und problemorientiert denken und handeln :evil:

mir persönlich wär's lieber, die Lehrproben ganz zu streichen und stattdessen eben durch mehrere, unangekündigte und benotete Unterrichtsbesuche ein Gesamtbild über einen längeren Zeitraum zu erstellen, aber naja ...
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]

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