Lysander hat geschrieben:Ausgehend von der zugegebenermaßen möglicherweise naiv angehauchten These, dass nahezu jeder Junglehrer motiviert und engagiert ist (bzw. war), habe ich mich bei einigen meiner Kollegen (und auch bei dem einen oder anderen Seminarlehrer) gefragt, was dazu führt, dass selbige zumindest nach außen hin zu kritikresistenten und mitunter willkürlich entscheidenden Personen mutieren, die offenbar mit der Macht und der Verantwortung, die sie haben, nicht umgehen können.
Da ich davon ausgehe, dass man so nicht auf die Welt kommt, habe ich mich eben immer wieder gefragt, was dazu führt, dass Lehrer wie Seminarlehrer sozusagen zum "bösen Lehrer" sich verändern bzw. entwickeln.
Das frage ich mich nicht zuletzt auch deswegen, weil ich natürlich auch nicht so "enden" möchte.
Also zunächstmal, ich hoffe nicht, dass ich ein böser Lehrer bin, nur weil ich Seminarlehrer bin. Aber entscheiden müssen das natürlich meine Referendare...
Nun, ehrlich gesagt, habe ich mich auch schon oft gefragt, warum aus engagierten jungen Lehrern manchmal diese verknöcherten Alten werden. Eine einfach Antwort kann ich Ihnen nicht geben, denn es gibt wohl viele Gründe, die auch individuell verschieden sind.
Zu großer Enthusiasmus und Überengagement sind genauso wie das Streben nach Perfektion ein Problem in unserem Beruf. Das kann zu Frustration und Gleichgültigkeit führen.
Bei anderen ist es die fehlernde Aufstiegsmöglichkeit, die sie resignieren lässt.
Wenn Sie einen Tipp haben wollen:
Bleiben Sie gelassen, nehmen Sie sich, die Kollegen und die Schüler nicht zu ernst, versuchen Sie über den Dingen zu stehen. Seinen Sie bescheiden, erwarten Sie kein Lob und nur wenig Dank.
Suchen Sie sich innerhalb der Schule ein Betätigungsfeld, das Ihnen Spaß macht, irgendeine Arbeitsgemeinschaft außerhalb des Unterrichts. Wenn Sie z.B. gerne Schach spielen, gründen Sie eine Schachgruppe.
Schauen Sie auch immer wieder über den Rand der Schule hinaus. Ich war drei Jahre am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf und fand es als großen Gewinn.
Und bitte, bitte, versuchen Sie nicht ein Perfektionist zu sein. Wenn Sie 80%ig arbeiten reicht das! 100% schafft man ohnehin nie.
Ach ja und haben Sie Humor! Vergessen Sie nicht, dass in jeder guten Unterrichtsstunde mindestens einmal herzhaft gelacht werden muss.