Referendar als Trainee

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Herbie
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Beitrag von Herbie »

Hi!

Ich finde die Idee nicht ganz schlecht. Aber sie läuft dem gegenwärtigen Trend entgegen. Zur Zeit glaubt nämlich alle Welt, ...
  • Lehrer müßten die Besten der Besten der Besten der Besten der Besten [...] sein, damit Kinder etwas bei bzw. von ihnen lernen können;
  • man müßte zum Lehrer geboren sein und das schon immer gewußt haben;
  • um Lehrer werden zu können, müßte man möglichst sofort nach dem Abitur vor allem Didaktik, Methodik, Pädagogik, extrinsisches Motivieren, Unterhaltungskunst usw. lernen; eine fachliches Studium stünde dem nur im Wege („Das braucht man in der Schule doch alles nicht!“).
Gruß von [color=#008000][b][i]Herbie[/i][/b][/color]

Piccola
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Beitrag von Piccola »

Schade ist dabei halt nur, dass der Schuss so etwas von nach hinten losgeht... :(
Mens sana in corpore sano :-)

Herbie
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Beitrag von Herbie »

Was meinst Du jetzt genau?

benutzername
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Beitrag von benutzername »

Herbie hat geschrieben:[*]um Lehrer werden zu können, müßte man möglichst sofort nach dem Abitur vor allem Didaktik, Methodik, Pädagogik, extrinsisches Motivieren, Unterhaltungskunst usw. lernen; eine fachliches Studium stünde dem nur im Wege („Das braucht man in der Schule doch alles nicht!“).
[/list]
ist dem denn nicht so?

ein vorteil wäre natürlich, dass die, die nicht lehrer werden wollen, einen ordentlichen abschluss haben. auf der anderen seite: da "was wissen" und "was vermitteln" einen riesen unterschied darstellt, müsste die didaktikausbildung also schon anfangen, bevor die leute unterricht planen und auf schüler losgelassen werden. vor allem in haupt- und realschulen...

oder?

Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

benutzername hat geschrieben:da "was wissen" und "was vermitteln" einen riesen unterschied darstellt, müsste die didaktikausbildung also schon anfangen, bevor die leute unterricht planen und auf schüler losgelassen werden. vor allem in haupt- und realschulen...
klar, "Wissen" und "Wissen vermitteln" sind etwas anderes, aber ohne fundiertes Wissen kann man auch kein Wissen vermitteln, da hilft die beste Methodik und Didaktik nichts.

Wissen ist außerdem eher theoretisch, Wissen vermitteln ist eher praktisch, drum halte ich es sicher sinnvoller, erstmal die Theorie richtig zu lernen (also durch ein ordentliches Hochschulstudium) und dann erst die Praxis draufzusetzen.

praktische Dinge lernt man aber eben nur durch die Praxis, deshalb muss eigentlich die Didaktik-Ausbildung damit anfangen, dass man auf die Schüler losgelassen wird. natürlich nur unter Anleitung und unter Aufsicht eines erfahrenen Lehrers, und nicht ohne dass man vorher Instruktionen bekommen hat.

deshalb denke ich schon, dass es durchaus sinnvoll wäre, die Didaktikausbildung erst dann anfangen zu lassen, wenn man die fachliche Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat. da kann man sich im Studium intensiv auf das Eine konzentrieren und hat dann wirklich sichere Fachkenntnisse. wenn man die hat, lernt man, sie zu vermitteln.

ich sehe jedenfalls an mir selber, dass das durchaus sinnvoll ist: ich bin ja Quereinsteiger und habe statt dem 1. Staatsexamen einen Magisterabschluss, hatte also keine didaktische Ausbildung vor dem Referendariat. ich habe mich zwar nicht immer leicht getan, aber das galt auch für meine Kollegen mit grundständigem Lehramtsstudium.

dadurch, dass man uns nach ein paar Wochen ins kalte Wasser geworfen und vor die Klasse gestellt hat, habe ich mehr gelernt als wenn ich mir tausend pädagogisch-didaktische Theorien vorher reingezogen hätte. Hilbert Meyer und Wolfgang Klafki habe ich niemals auch nur in der Hand gehabt :D trotzdem habe ich es geschafft, meine Schüler zu begeistern, meine Gutachten waren wirklich ganz ordentlich und gelernt haben die Kiddies auch was.

ich bin also praktisch ein lebendes Beispiel dafür, dass die Trainee-Ausbildung durchaus funktionieren kann.

letztendlich widerspricht das natürlich nicht deiner Meinung, dass die Didaktikausbildung vor dem Fronteinsatz einsetzen sollte, dafür braucht man aber eigentlich kein langjähriges Studium, sondern es würde reichen, am Anfang des Trainee-Programms dazu ein paar Seminarsitzungen abzuhalten und die wesentlichen Punkte intensiv zu besprechen, u.a. durch Reflexion von Hörstunden, aber auch durch eine Darstellung pädagogischer Grundlagen in Form einer Art Vorlesung über ein paar Stunden.
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]

benutzername
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Beitrag von benutzername »

mir ist spontan folgende story eingefallen: ich hatte mal sechstklässler in der nachhilfe, die den dreisatz nicht verstanden hatten. ich hab gemacht und erklärt aber irgendwie drang das nicht durch: sie wussten nie, ob man teilen oder subtrahieren muss, um zum ergebnis zu kommen.

bis mir selbst klar wurde, was genau dreisatz ist: nämlich, dass man erstmal verstehen muss, dass zwei einheiten einander zugeordnet werden, die nichts miteinander zu tun haben und außerdem muss einem klar werden, dass multiplikation ein vervielfachtes addieren ist usw. also haben wir drei stufen weiter vorne angefangen mit dem erklären...

aber sehe gerade, dass das garnicht eure these widerlegt, sondern stützt: erst wenn man das fachliche selbst genau verstanden hat, nicht nur anwenden kann, kann man es anderen beibringen, sonst bringen alle hübschen stundeneinstiege nichts :)

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

Guten Abend !
Selbst, wenn der gesamte Kosmos untergehen sollte, das System mit ihren Taschenträgern bleibt ! Deshalb, weil es an Ignoranz und Starrheit nicht zu überbieten ist. Nicht einmal unserem Herrgott würde es gelingen, das Lehrerausbildungs-System auszutauschen.

Die Idee mit der "Trainee-Ausbildung" finde ich gut, auch im Hinblick darauf, dass der "Trainee" noch andere Perspektiven in der Tasche hätte. :twisted:
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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