Geeignet für den Lehrberuf?

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Antworten
Schmeili
Beiträge: 850
Registriert: 02.10.2005, 23:51:33
Wohnort: Hessen/Grundschule/Sp/Eng/Deu/SU/Rel/Ku

Geeignet für den Lehrberuf?

Beitrag von Schmeili »

Hier eine kleine Pressemitteilung die ich grade bekam -
offen zur sachlichen Diskussion!


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Kassel, Ingrid Hildebrand, 24.01.2008 13:44

Geeignet für den Schuldienst? - Uni Kassel entwickelt Beratungsangebot
für alle Lehramtsstudenten

Ab dem Wintersemester 2008/09 setzt die Universität Kassel bei ihren
Lehramtsstudierenden das um, was die Arbeitsgruppe "Eignung für den
Lehrerberuf" unter Daubers Leitung erarbeitet hat: Das Seminar
"Psychosoziale Grundkompetenzen im Lehrerberuf", das alle 600 bis 700
Studierenden im ersten oder zweiten Semester belegen müssen. Hier
bewegen sich die Anforderungen ganz Uni-untypisch nicht im kognitiven
Bereich, sondern die Lehramts-Aspiranten müssen nach einer
Selbstreflexion, in der sie sich schriftlich über die Motive für ihre
Studienwahl äußern, Übungen durchlaufen, die vier Grundkompetenzen des
Lehrerberufs zugeordnet sind: Selbstkompetenz, Handlungskompetenz,
Sozialkompetenz und Systemkompetenz.

Kassel. Burnout, hoher Krankenstand, Frühpensionierung - die Vermutung
liegt nahe, dass über den Lehrerberuf gesprochen wird, wenn diese
Stichworte fallen. Der Kasseler Erziehungswissenschaftler Heinrich
Dauber wollte es im Jahr 2003 genau wissen und hat Lehrerinnen und
Lehrer befragt, die aus Krankheitsgründen frühpensioniert worden
waren. Eines der wichtigen Ergebnisse der Untersuchung war eine Frage:
Was eigentlich kann getan werden, um solche Studierenden frühzeitig
identifizieren und beraten zu können, die nicht über die für den
Lehrerberuf grundlegenden sozialen und personalen Kompetenzen
verfügen? "Eine frühzeitige Überprüfung und Beratung erscheint nicht
nur im Interesse der Betroffenen notwendig zu sein", sagt Dauber,
"sondern auch im Blick auf die Gruppe, die wiederum unter psychosozial
belasteten Lehrern selbst am stärksten zu leiden hat, die Schüler."

Ab dem Wintersemester 2008/09 setzt die Universität Kassel bei ihren
Lehramtsstudierenden das um, was die Arbeitsgruppe "Eignung für den
Lehrerberuf" unter Daubers Leitung erarbeitet hat: Das Seminar
"Psychosoziale Grundkompetenzen im Lehrerberuf", das alle 600 bis 700
Studierenden im ersten oder zweiten Semester belegen müssen. Hier
bewegen sich die Anforderungen ganz Uni-untypisch nicht im kognitiven
Bereich, sondern die Lehramts-Aspiranten müssen nach einer
Selbstreflexion, in der sie sich schriftlich über die Motive für ihre
Studienwahl äußern, Übungen durchlaufen, die vier Grundkompetenzen des
Lehrerberufs zugeordnet sind: Selbstkompetenz, Handlungskompetenz,
Sozialkompetenz und Systemkompetenz.

Solche Übungen sind:

Nach bestimmten Regeln kooperativ ein gemeinsames Produkt herstellen;
die ersten zwei Minuten des Auftritts vor einer Gruppe gestalten;
biografische Schlüsselsituationen in pädagogischen Kontexten mit Hilfe
von Holzbausteinen darstellen und erläutern;
einen pädagogischen Fall in einer Gruppe vorstellen bzw. im
Rollentausch gemeinsam beraten.

Übungen dieser Art zählen eher zum Standardinstrumentarium
psychosozialen Arbeitens. In Kassel werden sie an eineinhalb Tagen in
Gruppen von 12 Studierenden absolviert, die von zwei Teamern
beobachtet werden und die jedem Studenten am Ende eine persönliche
Rückmeldung über Auffälligkeiten geben, und gegebenenfalls weitere
professionelle Beratung empfehlen. Dieses Modell wird gegenwärtig in
einigen Seminaren erprobt und die Teamer - Absolventen
erziehungswissenschaftlicher Studiengänge - werden unter der Regie des
Doktoranden Timo Nolle ausgebildet.

Für Nolle erwächst aus dieser Aufgabe der Stoff für seine
Dissertation. Denn es gilt die Frage zu klären: Welche
Beratungsangebote muss die Universität bereitstellen, wenn sich
Auffälligkeiten bei den Studierenden zeigen? Die Sorge mancher
Doktoranden, dass ihr Thema möglicherweise schon andernorts bearbeitet
und damit hinfällig wird, muss Nolle dabei nicht teilen. "Es gibt kein
flächendeckendes Beratungstool in Deutschland", sagt er und verweist
auf andere Ansätze, die mit Selbsteinschätzung oder Interviews
Prognosen über den Berufserfolg erzielen wollen. "Wir entwickeln ein
differenziertes Beratungsprogramm", sagt Professor Dauber und setzt
sich damit von diesen Methoden eindeutig ab.

Was aber passiert mit Lehramtsstudierenden, die als auffällig-
problematisch eingeschätzt werden? Sollten ihnen Auflagen gemacht
werden, wird ihnen - zum Beispiel in der später folgenden Phase der
Schulpraktika - eine besondere Beobachtung zuteil, können sie ganz vom
weiteren Studium ausgeschlossen werden? Diese Fragen sind noch nicht
geklärt. Zunächst wird an der Universität Kassel erstmals in
Deutschland der Frage der Berufseignung von Lehrern sehr praktisch und
"flächendeckend" bei allen Lehramtsstudierenden nachgegangen werden.
Weitere Schritte muss unter anderem die Doktorarbeit von Timo Nolle aufzeigen.

Ich finde diesen Ansatz sehr interessant - solange solche Tests wirklich als Beratungsangebot angeboten werden und nicht zur Auslese dienen. Ich denke, dass bei möglichen Defiziten die Studenten frühzeitig die Chance bekommen an ihre "Schwachstellen" zu arbeiten.
Wobei ich gleichzeitig denke, dass ein Einordnen nach "gute Lehrerpersönlichkeit" "schlechte Lehrerpersönlichkeit" nicht möglich ist.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt :)

AnnieL

Re: Geeignet für den Lehrberuf?

Beitrag von AnnieL »

abc
Zuletzt geändert von AnnieL am 28.09.2008, 15:28:20, insgesamt 1-mal geändert.

Zitronenfalter
Beiträge: 1205
Registriert: 05.12.2006, 19:59:54
Wohnort: BaWü
Kontaktdaten:

Beitrag von Zitronenfalter »

Klingt interessant - jedoch kann auch dieser Ansatz nur ein Punkt innerhalb eines intergrativen Systems der Supervision im Lehrerberuf selbst sein. Das Problem dieser Studie wird sein, dass man den Erfolg dieses Vorgehens erst nach 20, 30 oder 40 Berufsjahren sehen kann. In der Zwischenzeit kann jedoch so viel passiert sein, dass eine Ursachenzuschreibung auf dieses Modell schwer fallen dürfte - dennoch: alles was einer Verbesserung der Ausbildungs- und Berufschancen dient sollte auch versucht werden.

Ich plädiere für eine permanente Supervision, an der jeder, der im Lehrberuf steht, verpflichtend regelmäßig teilnehmen muss. Natürlich gilt das als Arbeitszeit. Hier könnten dann aktuelle Problematiken in Fallbesprechungsgruppen / kollegialem Coaching angesprochen und gelöst werden - allerdings unter wirklcih professioneller Leitung, damit das Ganze nicht zum Kaffeekränzchen wird (die sind auch wichtig, aber besser woanders verortet).

Zitro
heiter weiter!

april
Beiträge: 77
Registriert: 17.05.2008, 1:22:45

Beitrag von april »

Finde ich prinzipiell gut, wenns da Überlegungen gibt was zu verbessern. Nur muss es auch Ansätze der Uni geben die Studierenden besser vorzubereiten und zu betreunen, einiges kann man ja auch lernen und an seinen Schwächen arbeiten, oder anders gesehen auch Stärken sind ausbaufähig. Wenn es "nur" beim vorher auszusieben bleibt, fände ich das zu wenig.

gast254821

So a Schmarrn

Beitrag von gast254821 »

Anstatt solche Seminare anzubieten, sollten sie lieber mehr in die fachliche Ausbildung investieren. Das sollte das primäre Ziel der Unis/PHs sein, damit die Leute ein ordentliches fachliches Fundament haben. Pädagogisiert wird später am Seminar noch genug ...

Gruß,

Jancsi

Zitronenfalter
Beiträge: 1205
Registriert: 05.12.2006, 19:59:54
Wohnort: BaWü
Kontaktdaten:

Beitrag von Zitronenfalter »

@ jancsi
Das sollte das primäre Ziel der Unis/PHs sein, damit die Leute ein ordentliches fachliches Fundament haben.
Und was sollte dann besser werden, wenn einer vor der Klasse steht, die ihm gerade über die Bänke geht?
Fachwissen gibts doch heute an jeder Straßenecke...die Vermittlung dessen, verbunden mit der Anbahnung von Handlungskompetenz, ist die Aufgabe des Lehrers.
Natürlich ist hierfür die Grundvoraussetzung, dass er selbst etwas weiß. Beim wem´s aber dabei bleibt, der hat m.E. im Lehrerberuf nichts verloren.

Gruß

Zitro
heiter weiter!

gast254821

Beitrag von gast254821 »

[quote="Zitronenfalter]Natürlich ist hierfür die Grundvoraussetzung, dass er selbst etwas weiß. Beim wem´s aber dabei bleibt, der hat m.E. im Lehrerberuf nichts verloren.
[/quote]

Klar, so einseitig wollte ich das nicht verstanden wissen. Tatsache ist aber, wenn man sich den Unterricht diverser Anwärter und so genannter "gestandener" Lehrer anschaut, dass das Fachwissen in der Praxis eben doch nicht vorhanden ist und vor allem massiv fachfremd unterrichtet wird. Dies möchte ich gar nicht einmal den betroffenen LehrerInnen zur Last legen, im Gegenteil, die machen teilweise unter den gegebenen Voraussetzungen noch das Beste daraus, optimal ist dieser Zustand aber natürlich trotzdem nicht. Mir persönlich ist dieser Aspekt der Lehrerausbildung eben am wichtigsten, mit so genannten "Tauglichkeitsuntersuchungen" kann ich nicht viel anfangen. Bilden wir diejenigen, die sich für das Lehramtsstudium, aus welchen Gründen auch immer, entschieden haben, fachlich so optimal wie möglich aus, die nachfolgende Generation, sprich unsere Schülerinnen und Schüler, wird es uns danken!

Gruß,

Jancsi

Antworten