PKV für Dummys...

(Hier werden Fragen beantwortet, aber eine rechtsverbindliche Beratung ist nicht möglich. Bitte hierfür Makler am Wohnort einschalten.)
MRT2
Beiträge: 3
Registriert: 14.12.2017, 14:07:13

PKV für Dummys...

Beitrag von MRT2 »

Hallo liebes Forum!

Ab Februar 2019 werde ich in Sachsen mein Ref starten. :)
Da man im Ref dort (wieder) Beamter auf Widerruf ist, stellt sich natürlich die übliche Frage: GKV oder PKV?
Alle Infos, die man im Netz so findet, laufen auf den selben Tenor hinaus - "PKV ist i. d. R. günstiger, aber vielleicht ist ja die GKV für Dich besser?!" (Man möge mir die Überspitzung verzeihen!)
Als Unbedarfter hoffe ich also auf etwas Rat in der Frage: Welche NACHTEILE hat denn die PKV wirklich?
(Hoffentlich relevante) Hard Facts zu mir: 28, keine Vorerkrankung, vorher freiwillig gesetzlich versichert bzw. dieses Jahr in der KSK. Mein Vater zahlt außerdem seit Jahren eine Anwartschaft in der Allianz für mich, wo ich als Kind mitversichert war.
Mir scheint eigentlich alles für die PKV zu sprechen. Übersehe ich etwas?

Vielen Dank schonmal im Voraus!
MRT2

tiger
Beiträge: 424
Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: PKV für Dummys...

Beitrag von tiger »

Die Frage kann man nicht abschließend beantworten. Zunächst einmal ist unklar, wie sich die Beiträge und die Leistungen in Zukunft entwickeln werden. Kurzfristig ist es so, dass du in der PKV eine bessere (Dienst-)Leistung für weniger Geld bekommst. Deswegen entscheiden sich nach wie vor die meisten für die PKV. Ob man das in zehn oder zwanzig Jahren rückblickend als gute Entscheidung bewerten wird, steht in den Sternen.

RHWWW
Beiträge: 40
Registriert: 11.04.2016, 12:31:40

Re: PKV für Dummys...

Beitrag von RHWWW »

Hallo MRT2,

wichtig ist, dass es sehr viele verschiedene PKV-Tarife gibt. Auch beim gleichen Unternehmen gibt es oft leistungsstarke Tarife und Tarife mit wesentlich geringeren Leistungen. Ausbildungs- bzw. Studententarife haben oft weniger Leistungen als andere Tarife. Man sollte Versicherungsvertreter ganz gezielt danach fragen, weshalb die Beiträge bei dem Normaltarif für Beamte bei diesem PKV-Unternehmen deutlich höher sind. Wenn dann Leistungen XY ... genannt werden, ist auch klar, dass man als Referendar auf diese Leistungen verzichtet.

Häufig spielen diese Leistungen eine Rolle:
- Psychotherapie (Anzahl der Sitzungen? Erstattungshöhe?)
- Hilfsmittel: eine abschließende Aufzählung bedeutet, dass alle anderen Hilfsmittel ausgeschlossen sind: z.B. Treppenraupe, Messgerät für Blutgerinnungswerte, Blindenführhund, Bildschirmlesegerät für Sehbehinderte). Sind in dem Tarif später Hilfsmittel versichert, die aktuell noch gar nicht erfunden sind?
- Haushaltshilfe
- häusliche Krankenpflege: nur Behandlungspflege? Oder auch Grundpflege?
- Krankentransporte (wenn es kein Notfall ist)
- Hebammenhilfe
- Reha in einer Rehaklinik
- Heilmittel (z.B. Physiotherapie oder Logopädie). Erstattung nach ortsüblichen Sätzen ist ein sehr schwammiger Begriff. Ggf. mit Physiotherapeuten oder Logopäden vor einem PKV-Vertrag über Abrechnungsprobleme sprechen.
Wenn bei Leistungen konkrete (Höchst-)Sätze für Erstattungen genannt sind, wird das vermutlich später wegen der zwischenzeitlichen Inflation problematisch werden. Als Beamter wählt man den Tarif meistens lebenslang. Für 80- oder 90-Jährige haben sich dann aber später viele Dinge und Preise geändert.

Wie sich das eigene Leben entwickeln wird, spielt bei der Entscheidung auch eine große Rolle:
- eigene Lebenserwartung? Werde ich den PKV-Tarif 50 oder 80 Jahre (bis zum Tod) haben?
- Familienplanung: Werde ich bei 3 Kindern jeweils 3 Jahre Elternzeit ohne Berufstätigkeit wählen? Werde ich heiraten und dann 3 Stiefkinder haben? Werde ich ein behindertes Kind mit hohem Leistungsbedarf (besonders Hilfsmittel und Pflege) haben (es gibt Foren von Eltern behinderter Kinder, in denen über Leistungen der PKV und GKV sehr kontrovers diskutiert wird)?
- Werde ich auf Teilzeit umsteigen? Das Einkommen sinkt, aber die PKV-Beiträge bleiben unverändert.
- Werde ich vorzeitig wegen Dienstunfähigkeit in Pension gehen? Wie hoch sind dann die Einnahmen? Wie hoch die PKV-Beiträge?
- Werde ich ohne Beihilfeansprüche die Beamtentätigkeit aufgeben und mich selbständig machen. Ein Wechsel in die GKV ist dann ausgeschlossen und die PKV-Beiträge steigen wegen des Beihilfewegfalls sehr deutlich (Verdoppelung?).

In der PKV läuft grds. alles über Erstattung. Man bekommt Privatrechnungen, reicht diese bei der Beihilfestelle und der PKV zur Teilerstattung ein. Beide Stellen prüfen dann, was nach den aktuellen Beihilferegelungen bzw. dem abgeschlossenen Vertrag (inkl. aller Anlagen) erstattungsfähig ist. Die Überprüfung und ggf. "Reklamation" der Erstattung kann sehr aufwendig sein. Viele Pensionäre (besonders schwer kranke) hätten gern eine Sekretärin, die sich nur um diese Buchhaltung kümmert.

In den PKV-Tarifen gibt es üblicherweise eine Klausel "Die Leistungen dürfen das Maß des Notwendigen nicht übersteigen." Meist erfährt man die Auswirkungen dieser Klausel erst, wenn eine eingereichte Rechnung nicht bzw. nur gekürzt erstattet wurde.

Hier kann man häufige Beschwerdegründe von PKV-Versicherten nachlesen:
https://www.pkv-ombudsmann.de/taetigkeitsbericht/

Die Entscheidung für einen bestimmten PKV-Tarif ist so wichtig wie ein Hauskauf. Bei den Kosten (Beiträge und nicht versicherte Leistungen) geht es insgesamt um ähnliche Größenordnungen.

Gruß
RHW

MRT2
Beiträge: 3
Registriert: 14.12.2017, 14:07:13

Re: PKV für Dummys...

Beitrag von MRT2 »

Hallo ihr beiden,

vielen Dank für eure Antworten, besonders den sehr ausführlichen von @RHWWW!
Ich habe mich auch deshalb recht spontan mit einer unabhängigen Versicherungsmaklerin getroffen, da mir die Thematik recht komplex erschien.

Aus Interesse und um das einzuschätzen: Gibt es hier verbeamtete Lehrer, die lieber freiwillig in der gesetzlichen KK (geblieben) sind?

Liebe Grüße
MRT2

RHWWW
Beiträge: 40
Registriert: 11.04.2016, 12:31:40

Re: PKV für Dummys...

Beitrag von RHWWW »

Hallo MRT2,

für Beamte in Hessen und Hamburg, die in der GKV versichert sind, gibt es besondere Regelungen, da ja die Beihilfe auf dem normalen Weg nicht genutzt werden kann.

Gruß
RHW

HAJ
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Registriert: 07.11.2006, 21:57:07
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Re: PKV für Dummys...

Beitrag von HAJ »

@MRT2
Es gibt keine "unabhängigen Versicherungsmakler". Makler vermitteln - i.d.R. - die Gesellschaften, die die höchste Courtage zahlen...das war und bleibt immer so
Meine Beiträge erfolgen hier rein privat. Ich habe kein berufliches Interesse. Ich teile nur meine Meinung mit.

Kiggie
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Registriert: 28.08.2017, 19:20:26
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Re: PKV für Dummys...

Beitrag von Kiggie »

HAJ hat geschrieben:@MRT2
Es gibt keine "unabhängigen Versicherungsmakler". Makler vermitteln - i.d.R. - die Gesellschaften, die die höchste Courtage zahlen...das war und bleibt immer so
Ein guter Makler sollte einem Angebote von verschiedenen Versicherungen vorlegen und die Vor- und Nachteile dabei mit angeben.

Ich habe so einen Makler und kann diesen uneingeschränkt empfehlen.

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