das ist ein weit verbreiteter Irrtum, der daherkommt, dass man nur die Anzahl der Prüfungen quantitativ vergleicht. tatsächlich ist in der klassischen Magisterausbildung, die es ja leider nicht mehr gibt, am Ende weniger geprüft worden, ebenso, wie während des Studiums weniger Scheine zu erbringen und weniger Lehrveranstaltungen zu belegen waren.mr_fresh hat geschrieben:Und zudem: Jeder Examinierte hatte mindestens doppelt so viele Prüfungen (und damit auch: Prüfungsthemen) zu absolvieren wie ein Magisterkandidat! Von daher bleibe ich dabei: beide Abschlüsse sind nicht äquivalent und auch in entscheidenden Punkten nicht gleichwertig. Nach meinem Dafürhalten haben Staatsexamenskandidaten mehr zu leisten als Magisterkandidaten.
das sieht für Außenstehende, die nicht beide Studien (Magister und Lehramt) gemacht haben, schnell zu der irrigen Ansicht, die Magister hätten es leichter und müssten weniger tun.
faktisch habe ich aber erlebt, dass das Magisterstudium ganz andere Anforderungen stellte, die nicht unbedingt nur im Absolvieren von Prüfungen, sondern eher in anderen, weniger quantitativ messbaren Bereichen lagen.
da das Studium von Anfang an daran orientiert war, Wissenschaftler auszubilden, waren die inhaltlichen Anforderungen bei uns höher, es wurde zwar nicht mehr Wissen, aber ein höheres Maß an wissenschaftlicher Reflexion verlangt.
teilweise wurden schon im Grundstudium Fähigkeiten und Fertigkeiten vorausgesetzt, die von Lehramtsstudenten erst in der Examensarbeit erwartet wurden. ungeeignete Studenten wurden von den Profs und anderen Dozenten weniger durch offizielle Prüfungen ausgesiebt als dass ihnen vielmehr inoffiziell klargemacht wurde, dass sie sich besser ein anderes Studium suchen, sei es durch offenes Gespräch, sei es in den Seminaren selber, wo sie im Vergleich mit den Mitstudenten früher oder später festgestellt haben, dass sie das falsche Fach studieren.
entsprechend habe ich im Magisterstudium viel mehr Abbrecher kennengelernt als im Lehramtsstudium, wo sich mancher noch mit der Vier-gewinnt-Methode durchgewurschtelt hat, der im Magisterstudium schon vor der Zwischenprüfung festgestellt hat, dass er seine Hausarbeiten nicht im erwarteten Niveau hinkriegt (und entsprechend ohne sie abzugeben aufgegeben hat).
auch der Zeitaufwand war jedenfalls so, wie ich studiert habe, im Magisterstudium keinesfalls geringer als im Lehramtsstudium, obwohl es nach der Zwischenprüfung für die Magister nicht unüblich war, Semester mit nur ein oder zwei Veranstaltungen in der Woche zu haben.
die Behauptung, dass Magisterkandidaten weniger zu leisten haben als Staatsexamenskandidaten ist nicht haltbar und kann nur aus Unkenntnis der Ziele des Magisterstudiums, die ganz andere sind als die des Lehramtsstudiums, aufgestellt werden.
allein aus dem quantitativen Vergleich lässt sich nicht folgern, dass die Prüfungsanforderungen für das eine Studium höher oder weniger hoch wären.