Verbeamtung als chronisch Kranke überhaupt sinnvoll?

fagus
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Registriert: 04.07.2007, 18:59:02
Wohnort: SH, Gym, Bio, Che

Beitrag von fagus »

Hallo!

Mir ist vollkommen bewusst, dass der Lehrerberuf kein Zuckerschlecken ist und selbst für Gesunde anstrengend ist. Gehe nicht naiv an die Sache ran. Aber ich habe festgestellt, es ist der richtige Beruf für mich - das zeigt mir auch mein Körper. Habe vorher in der Forschung gearbeitet und promoviert, wobei ich regelmäßig alle halbe Jahre Schübe hatte. Seit dem ich im Referendariat bin hatte ich fast zwei Jahre Pause! Wenn das kein Zeichen ist.

Das ist allerdings auch der Grund, warum ich auf alle Fälle die Möglichkeit haben möchte, halb zu arbeiten und halb in Rente zu gehen. Das ist bei einer Erwerbsunfähigkeitsrente als Angstellter halt möglich. Auch ist mir klar, dass ich während den Sommerferien zur Reha fahre - keine Frage. Das ist nur eine Sache der Organisation und Absprache. Bis jetzt habe ich immer meine Wunschtermine bekommen. Es soll möglichst wenig Unterricht ausfallen!

Mit dem behindertengerechten Arbeitsplatz ist ja gar nicht barrierefrei gemeint. Mir würde es ja z.B. helfen, wenn ich als Chemie/Biolehrerin einen vernünftigen Steh/Laborhocker bekommen kann. Oder einen vernünftigen Computer mit extra großem Bildschrim etc. Auch diese Dinge gehören dazu und würden als Angstellter -wahrscheinlich nach langem Kampf - von der Rentenkasse gezahlt. Als Beamter bin ich mir da nicht so sicher aus welche Topf diese Gelder kommen könnten.
Als Angstellter gibt es z.B. auch die Möglichkeit der Arbeitsassistenz. Später (noch geht es mir echt gut) wäre es halt schön, wenn mir jemand beim Versuchaufbau helfen könnte. Wie gesagt, als Angestellte gibt es da Unterstützung. Die Frage ist nur, gibt es diese als Beamtin auch?

Viele Grüße

Silke

hannah12
Beiträge: 104
Registriert: 01.03.2007, 22:52:48

Beitrag von hannah12 »

Hallo Silke,

was mir noch als Argument gegen die PKV einfällt: Was die sich bei Hilfsmitteln und teilweise auch bei Therapien leisten (das wird ja vielleicht später doch mal relevant für dich werden) :shock: - wenn ich im Rehakids-Forum lese, stehen mir die Haare zu Berge. Z.B. in dieser Sammlung: http://www.rehakids.de/phpBB2/ftopic23562.html oder in die Suche "PKV AND Hilfsmittel" eingeben...

Reinkommen könntest du schon - über die "Öffnungsaktion" mit maximal 30% Risikozuschlag, schau mal hier: http://www.pkv.de/publikationen/info_br ... aenger.pdf
Allerdings halt nur im Standardtarif, von dem zwar behauptet wird, dass er gleichwertig mit der GKV ist - aber siehe obiger Link, da gibt es massive Probleme. Die GKVs lehnen zwar auch oft ab, aber vieles lässt sich über das SGB begründen und daher einklagen, während die PKV einen Privatvertrag mit dir abschließt und du kaum was einklagen kannst. Ggf. hilft dann noch die Eingliederungshilfe.

Ansonsten kann ich dir nur das Forum http://www.rehatalk.de (eher Selbstbetroffene, aber vielleicht sind da ja Beamte dabei) oder das oben verlinkte http://www.rehakids.de (eher Eltern, aber da sind auch etliche Beamte) empfehlen, vielleicht weiß da jemand was.

Ach ja, und falls es mal aktuell werden sollte - immer mehr Schulen werden bei Um- oder Erweiterungsbauten barrierefrei gemacht. Bei rehatalk ist auf jeden Fall eine Userin, die im Rollstuhl sitzt und auf Lehramt studiert und auch wenn ich mich richtig erinnere schon Praktika gemacht hat - das ist durchaus möglich.

Ich wünsche dir alles Gute, dass du noch lange Zeiten ohne Schübe hast, und viel Freude im Beruf!

@ all: MS muss doch nicht unbedingt heißen, dass jemand ständig fehlt - an meiner ehemaligen Schule ist auch ein Lehrer, der seit langen Jahren MS hat und "ganz normal" unterrichtet, nicht mehr fehlt als andere... gerade bei MS gibt es ja ganz unterschiedliche Verläufe und vorhersehen kann es keiner.
LA Gym BW

gigi99
Beiträge: 2
Registriert: 23.11.2008, 20:28:03

Beitrag von gigi99 »

Einige PKVs haben sich selbst verpflichtet, Beamter (Probe, Lebenszeit) aufzunehmen, unabh. vom Gesundheitszustand und mit max. 30% Zuschlag.
Siehe:
http://www.pkv.de/publikationen/info_br ... aenger.pdf
(dauernde oeffnung der pkv fuer beamtenanfaenger)

Es gibt allerdings einige Fallstricke:
- Antrag muss rechtzeitig gestellt werden (am Anfang der "Laufbahn")
- Man darf glaub auch nicht bei mehreren Unternehmen einen Antrag stellen (glaub ich)
- Das Unternehmen muss teilnehmen (siehe Link oben)



Zudem gibt es ab 2009 den Basistarif der PKV. Dieser wird auch in einer beihilfekonformen Variante angeboten (also vom Preis billiger) und jeder PKV muss Dich nehmen (einige wenige Ausnahmeregelungen). Die obige Variante ist aber auf jeden Fall besser, da beim Basistarif die Leistungen schlechter sind (z.T. schlechter als bei der GKV)


Mein Gefühl sagt mir aber, dass Du als Beamtin besser dran bist. Solltest Du mal berufsunfähig werden, greift die Fürsorgepflicht des Dienstherren. Als Angestellter kriegst Du was von der gesetzlichen Rentenversicherung (evtl. auch gar nichts, fall Du nämlich vor einem bestimmten Stichtag geboren bist).

angst
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Beitrag von angst »

Ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, aber ich wollte mal Folgendes einwerfen:

Meines Wissens ist es keine Frage des eigenen Wollens, ob man verbeamtet wird oder nicht. Der Amtsarzt hat zu entscheiden, ob man vermutlich bis zum Pensionsalter GESUND den Beruf überstehen wird. Ist dies nicht der Fall, fällt eine Verbeamtung von vornherein aus.

Es tut mir leid, ich will dem Thread-Ersteller nicht zu nahe treten, aber mit einer chronischen Erkrankung, aufgrund derer man zudem bei Berufseintritt nicht voll einsatzfähig ist, ist m. E. eine Verbeamtung ausgeschlossen. Insofern erübrigt sich doch eigentlich die Diskussion ?!

Es tut mir leid für meine offenen Worte, viel Erfolg trotzdem bei weiteren Bemühungen.

Teacha
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Beitrag von Teacha »

Sorry, aber hier stimmt nur der 1. Teil: Der Amtsarzt entscheidet.

Der 2. Teil ist falsch.
Jemand der chronisch krank ist, kann dennoch verbeamtet werden. Auch wenn er "bei Berufseintritt nicht voll einsatzfähig ist". Die Entscheidung darüber liegt nur beim Amtsarzt, da sollte man sich keinen Spekulationen hingeben.

Ich bin zum Beispiel kein Amtsarzt, also gebe ich auch keine Empfehlungen ab. Damit werden die Leser hier im Forum nur verunsichert.
Bei jedem Menschen verläuft eine Erkrankung anders.
Deshalb ist sehr gefährlich, jemandem im Vorfeld zu prognostizieren, dass er nicht verbeamtet wird. Damit ist niemandem geholfen!

angst
Beiträge: 24
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Beitrag von angst »

Nach dem Stöbern in einigen Foren korrigiere ich mich gern insofern noch einmal:

Dadurch, dass hier ein Schwerbehindertenausweis vorliegt, scheint eine Verbeamtung tatsächlich noch möglich zu sein - es gibt wohl ein Gleichbehandlungsgesetz (oder so ähnlich), das dieses grundsätzlich ermöglicht. In welchen Bundesländern dies gilt und unter welchen Voraussetzungen kann ich leider nicht sagen.

Auch, wenn die amtsärztliche Untersuchung bereits bei der Verbeamtung auf Probe stattfindet und sich während dieser Zeit eine Diagnose ergibt, scheint eine Verbeamtung noch möglich zu sein.

Liegen aber zum Zeitpunkt der amtsärztlichen Untersuchung ansonsten bereits Krankheiten vor, die - oftmals auch nur potentiell - eine frühzeitige Pensionierung notwendig machen könnten, ist eine Verbeamtung den Erzählungen vieler nach eigentlich unmöglich - und das bereits bei wenig gravierenden Dingen als hier angegeben. Natürlich entscheidet das letztendlich der Amtsarzt, aber ich denke, bei bestimmten Krankheiten wird es schlicht und ergreifend keine Ausnahmen geben.

Wie gesagt: in diesem speziellen Fall sollte man sich vielleicht einmal bei der GEW o. ä. erkundigen!

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