Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

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christiemae
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von christiemae »

Nachtrag zum Gewicht: "Sie sind ja gesund und auch die Verteilung ist gut bei Ihnen. Sie können abnehmen - oder so bleiben... mehr werden sollte es nicht."

also....
'If you can dream it, you can do it.'

Stephan.Schulz
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Registriert: 07.06.2016, 16:56:14

Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von Stephan.Schulz »

Glückwunsch!
Haben die bei dir schon so schnell die Blutwerte? Oder haben sie gar kein Blut abgenommen?

qchn
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von qchn »

ich sag doch...die würden auch nen Kühlschrank durchwinken. : )

christiemae
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Registriert: 23.09.2014, 13:25:43

Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von christiemae »

Blut hatte ich schon vorab untersuchen lassen.

Gewichtsmäßig bin ich nur durchgekommen, weil ich ein "Sportler-EKG" hatte - ich treibe ja nun seit ich denken kann sehr viel Sport. Ich bin komplett gesund und sportlich, die Kilos zu viel waren da (denke ich) einfach unerheblich :)
'If you can dream it, you can do it.'

Amtsarzt
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von Amtsarzt »

Also
1) Muttermalen sollte ein Amtsarzt schon seine Aufmerksamkeit schenken, insbesondere dann wenn malignitätsverdächtige Kriterien vorliegen sollten. Es wäre fahrlässig, sich zum Zeitpunkt der Untersuchung allein auf Beobachtungen eines um die Beamtung bangenden Referendaren zu beschränken. Kritische Befunde werden im Referendaralter seltenst erhoben. Gleichwohl nutze ich die Gelegenheit, einem knackebraunen Beachboy oder Beachgirl als bleiche Beamtengestalt einige wohlmeinende Hinweise zu geben.
2) Es ist lt. RKI in der Gemeinsamen Gesundheitsberichterstattung von vor einigen Jahren fraglich, ob der BMI tatsächlich einen eigenen Risikofaktor darstellt. Er könnte somit auch Confounder anderer Risikofaktoren sein. Ein Grund mehr, bei Anhaltspunkten für Risikofaktoren für die Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen in einer zusammenfassenden Risikobetrachtung auch andere (z.B.) metabolische Parameter unter die Lupe zu nehmen.
3) Ein Kühlschrank wird bei uns grundsätzlich nicht durchgewinkt. Den brauchen wir fürs Bier, wenn mal der Kaffee ausgegangen ist. Wir haben zwar auch einen eigenen, der ist aber für Impfstoffe und ähnliches.
4) Wenn jemanden eine amtsärztliche Beratung nicht zusagen sollte, so steht es ihm frei, wegzuhören. Wir müssen uns auch von unserer Verwaltung alles mögliche sagen lassen, wo wir doch eigentlich alles besser wissen. Notfalls betrachten Sie es als Austestung Ihrer Frustrationstoleranz im Dienste Ihrer Versorgungsbehörde.
5) Es macht durchaus Sinn, nicht beeinflussbare manifeste Behinderungen mit trotzdem guter Prognose für einen nur 5-Jahreszeitraum durchzuwinken, z.B. aber bei beeinflussbaren Risikofaktoren wie Adipositas einen Larry zu veranstalten. Beamte haben eine Verpflichtung zur Gesunderhaltung. Wenigstens bei Einstellung darf man ein Minimum an Eigenverantwortung verlangen. Wenn ein Behinderter mit negativer 5-Jahresprognose beamtet würde, wären zwar Rentenzahlungen durch Nachversicherung ebenfalls sichergestellt, aber als Angestellter hätte er Anspruch auf zusätzliche Zusatzversorgung gehabt.
(Es handelt sich hier um eine persönliche Meinungsäußerung, die nicht unbedingt identisch sein muss mit der Auffassung meines Dienstherrn)

christiemae
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von christiemae »

Ich möchte anschließend (ergo: zustimmend) und widersprechend einmal anmerken, dass Adipositas nur dann einen Risikofaktor darstellt, wenn sich das viszerale Fett entzündet. Das kann aber auch schlanke Menschen betreffen und hat nicht notwendigerweise etwas mit Fettleibigkeit zutun. Ja, klar, mehr Fett = höheres Risiko - aber dennoch. Meine Oma ist 74, nimmt Marcurmar und hat Herzprobleme. Sie hat einen BMI von 21, trotzdem starke Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System...

Ich habe dazu neulich eine nette Reportage gesehen:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=46418
Quintessenz: Man ist nicht krank, nur weil man dick ist. (Quelle: Forschungsinstitute, Internisten und Diabetes-Fachärzte diverser Nationen)

Gesundhaltungspflicht halte ich für wichtig. Ich ernähre mich gesund, ausgewogen und (ja) reichhaltig. Ich treibe viel Sport. Ich nehme nicht zu, ich nehme nicht ab. Klar könnte ich weniger essen, klar könnte ich eine Diät machen, schlank werden. Aber warum, wenn ich gesund bin, wenn ich fit bin, wenn ich zufrieden bin? Ich kann Spagat, ich bin beweglich, ich kann ohne Probleme Treppen steigen, wo stellt mein Gewicht eine Behinderung dar?
Ich habe 93 Kilo auf 1,69m.

Dieser Druck löst doch erst psychische Probleme bei Übergewichtigen aus. Und dann zu sagen, dass halt nur schlanke Lehrer werden sollen... das finde ich ehrlich gesagt rotzfrech.

Gott sei dank teilte der Amtsmediziner in meinem Landkreis meine Meinung... wir werden ja sehen, wie sich dahingehend die medizinische Forschung und entsprechend auch die rechtlichen Grundlagen ändern.

Entschuldigt den Tonfall an manchen Stellen...aber ich KANN es einfach nicht mehr hören.
Natürlich beziehen sich nicht alle hier getroffenen Aussagen auf die von Amtsarzt ausgeführten Sachverhalte. ;)
'If you can dream it, you can do it.'

dreistein
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Registriert: 02.06.2016, 23:38:49

Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von dreistein »

christiemae hat geschrieben:Ich kann Spagat, ich bin beweglich, ich kann ohne Probleme Treppen steigen, wo stellt mein Gewicht eine Behinderung dar?
Das Problem bei Übergewicht bzw. in Ihrem Fall Fettleibigkeit liegt ja gerade darin, dass die Auswirkungen sich erst dann bemerkbar machen, wenn es schon zu spät ist. Beginnende Arteriosklerose, Gelenkschäden, Diabetes, Bluthochdruck und Gicht, die typischen Folgen von Fettleibigkeit, entwickeln sich über Jahre bzw. Jahrzehnte. Machen sich die Symptome bemerkbar, ist eine ursächliche Behandlung schwierig; eine verkalkte Arterie lässt sich nicht medikamentös "entkalken", ein einmal entwickelter Diabetes ist unheilbar, und nicht jedes kaputte Gelenk lässt sich durch ein künstliches ersetzen.

Insofern ist mir Ihre Haltung unverständlich, ja sie kommt mir geradezu töricht vor. Als durchaus schlanker Mensch (62 kg bei 1,84 m Körpergröße) kann ich mir nicht vorstellen, warum es so schwer sein soll, nicht im Übermaß zu essen. (Ich hatte mal eine (übergewichtige) Kollegin, die sogar während des Unterrichts Joghurts aß, aber im Lehrerzimmer ständig von ihren Diätplänen und -zielen faselte.)

Ich stimme Amtsarzt zu:
Amtsarzt hat geschrieben:Es macht durchaus Sinn, [...] bei beeinflussbaren Risikofaktoren wie Adipositas einen Larry zu veranstalten.
Warum macht man es nicht so: Die Verbeamtung wird in diesem Fall vorläufig versagt, aber es besteht die Möglichkeit, später einen erneuten Antrag auf Prüfung des Gesundheitszustandes zu stellen. Dann könnte der Amtsarzt den freundlichen Hinweis geben, dass der BMI (der Taillenumfang, ...) unter einen gewissen Wert gebracht werden sollte und dann Aussicht darauf besteht, "durchgewunken" zu werden.

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