Verbeamtung und Borderline

Sabine0
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Beitrag von Sabine0 »

Hallo PeterT.

ein guter Ansatz, aber meiner Meinung nach ein wenig zu schmal gedacht...

Ich selbst wäre mit meinen Psychotherapieerfahrungen und Aufenthalten in psychosom. Kliniken wahrscheinlich ein "Wrack" für dich. Danke erstmal dafür.

Du, als scheinbar unvorbelasteter, wirst ja wissen, wovon du redest.

FAlls dich die Meinung eines psych. Wracks interessiert: ich habe gerade durch die Therapien enorm viel gelernt - Dinge, die JEDEM noch so gesunden auch mal gut tun wuerden. Ich habe gelernt, VIEL genauer zuzuhören und ein Gespür für den anderen zu entwickeln. Ich habe super Menschenkenntnis erworben, denn wenn ich erstmal mich selbst hinterfrage (und das tut man nicht, wenn man doch sooo gesund ist, wozu auch?), dann beginne ich auch, anderer Menschen Verhalten zu hinterfragen und ich versuche sie zu verstehen.
Das ist eine Eigenschaft, die im Lehrerberuf enorm wichtig ist, denn eines bekommen meine Schuüler garantiert: meine Authentizität, Empathie und darauf bauendes Vertrauen.

Ich bin erst seit Feb. im Ref und ich hatte gerade im letzten Jahr, im ersten Staatsex. ein enormes Tief...aber der Umgang mit Schülern macht mir großen Spaß und das spüren sie.

Es mag ja noch so gesunde Menschen geben - solche, die nie mit Schwierigkeiten konfrontiert waren und bei denen im Ref daher die "schöne heile Welt" zusammen bricht....
Da ist auf einmal der Schüler, der sich ritzt oder die 14-Jährige Schwangere...oder der Proll und Aggressive....Nie gesehen, o du Gesunder? Na, kein Wunder, wenn man DANN abstürzt....

Gruß
Sabine

Sabine0
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Beitrag von Sabine0 »

PS: eines hab ich noch vergessen:

Der, der sich seine Schwächen nicht eingesteht, muss nicht gesund sein.

Im unglücklichsten Fall ist er sogar kranker als 10 "psych. Wracks" zusammen.

Gruß

Dickie
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Beitrag von Dickie »

@ peter:

natürlich sollte man psychisch einigermaßen stabil sein, gerade in der zeit des refs. aber trotzdem gibt es ja auch genug lehrer, die freude am beruf haben und auch nicht psychisch labil sind. natürlich kommt es auch auf die umstände drauf an, und vielleicht werde ich auch noch eines tages schreiben, dass ich nicht mehr kann, aber ich denke, es gibt auch genug schulen, an denen eine gute ausbildung geboten wird, ohne kollegen, die einen mobben usw.

Peter T.
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Beitrag von Peter T. »

Hallo Sabine,

danke für Deine Ausführungen.
Das scheint schon ein Dilemma zu sein. Gerade Feinfühligkeit, die
wir von Lehrern erwarten, kann dann zur eigenen Stolperfalle werden. Ich plädiere daher auch für die Verfügbarkeit eines Seelencoaches von Seiten der Schulbehörden.
Dennoch halte ich dann die Wahl des Lehrerberufs, ohne genaue Kenntnis über Therapieerfolge, für bedenklich.
Oder als Gipfel der Provokation:
Man hört selten davon. daß ehemalige (therapierte) Kleptomanen
als Kaufhausdedektive arbeiten, obwohl dieses Klientel doch sicherlich prädestiniert wäre.

Gruß Peter T.

Sabine0
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Beitrag von Sabine0 »

Hi Peter,

dass du von den ehem. Kleptomanen- Detektiven nichts hörst, liegt wahrscheinlich daran, dass du dich einfach noch nicht umgehört hast, oder? Man interessiert sich nunmal nicht für alle Bereiche..wobei dein Bsp. auch nicht wirklich passend war, aber gut.

Ich sehe halt alles etwas kritischer als du, und nicht, weil ich etwa selbst Betroffene bin (wobei das sicherlich auch Einfluss hat), sondern weil ich häufig Menschen getroffen habe, denen ich eine erkennbare Erkrankung gewünscht haette, damit sie endlich mal zum Therapeuten gehen....
Man braucht sich eigentlich nur draußen umzusehen...Gestörte zu finden, ist da nicht schwer. Ein Bruchteil derer wird jedoch beim Thera gewesen sein, was widerum auch irgendwo gut so ist (wenn ich jetzt mal die Theras schützen will). Ich denke, du verstehst, was ich meine.
Deine Zweifel sind berechtigt, meine aber - denke ich - genauso.
Man kann die Menschen nicht ueber einen Kamm scheren und alles hat zwei Seiten. Das wollte ich hervorheben.

LG Sabine

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