Wieso kommt überhaupt heraus, dass man eine Therapie macht?

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Katharina Schneider
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Re: Wieso kommt überhaupt heraus, dass man eine Therapie macht?

Beitrag von Katharina Schneider »

SL hat geschrieben:Sie wollen schließlich Lehrerin werden. Dazu passen gewisse Dinge nicht.
Stimmt! Aber passt das hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Al ... ite_note-4 (Gut, keine Verbeamtung.)

Einer meiner letzten Showstunden im Referendariat hat die indokrinierende Schulpädagogik in der DDR zum Thema (Wehrkundeunterricht etc.). Natürlich sollte meine Schüler erkennen, dass es dort schlecht ist und hier gut. So weit so gut. Der allergrößte Teil der Lehrer, die in der DDR Politik, Geschichte etc. unterrichtet haben, ist nach der Wende im Schuldienst geblieben. Ein Lehrer in der BRD hätte mit gleicher öffentlicher bekundeter politischer Überzeugung ganz bestimmt keine Anstellung bekommen.

Lassen wir die Kirche im Dorf. Wir kennen die Fähigkeiten von sandi83 nicht.
dein Verhalten und du - das kotzt alles dermaßen an. Halte doch einfach mal deine Fresse! (...) verpiss dich von hier. Es geht hier um die SCHULE. Von der DU allerdings keine Ahnung (mehr) hast.

Stefan24
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Re: Wieso kommt überhaupt heraus, dass man eine Therapie macht?

Beitrag von Stefan24 »

Auch ohne Alkohol und Kaffee?
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Eigene Meinung schon immer.

Lysander
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Re: Wieso kommt überhaupt heraus, dass man eine Therapie macht?

Beitrag von Lysander »

@Sandi

Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen, weil dies ein doch recht offenes Forum ist, so kann ich Dir sagen, dass ich das beste Beispiel gegen Deine These bin.

Ich bin KEIN Übermensch, hatte bei der amtsärztlichen Untersuchung sicherlich einen BMI von 28 und ich habe erbliches Asthma. Letzteres habe ich inkl. dem Notfallmedikament brav angegeben und bin nach Einholen eines Gutachtens meines Lungenfacharztes, der eine vorzeitige Dienstunfähigkeit ausschloss, problemlos verbeamtet worden.

Eine Therapie ist per se KEIN Hindernisgrund für eine Verbeamtung. Ggf. will der Amtsarzt ein Gutachten haben, in dem eine Prognose über Deine psychische Stabilität im Rahmen einer möglichen vorzeitigen Dienstunfähigkeit gestellt wird. Wenn da alles OK ist, sollte der Amtsarzt Dich verbeamten können.

Was die Drogen angeht, so bist Du als ehemaliger Drogenkonsument im Sinne eines Vorbildes absolut unglaubwürdig, weil alle Deine Beschwörungen gegenüber den Schülern, doch keine Drogen zu nehmen, insofern problematisch sind, weil Du es ja dennoch wider dieses besseren Wissens getan hast. Ein "ich weiß, wovon ich rede" kann hier gefährlicher sein als eine Mahnung eines Lehrers, der noch nie Drogen genommen hat. Krass formuliert könnten die Schüler sich ja auch diese "Karriere" zum Vorbild nehmen und sagen, "hey, ich kann Drogen nehmen, später clean werden und trotzdem diesen oder jenen Beruf ergreifen".

Abschließend noch Folgendes:
Es gibt Gesetze, die gelten für jeden. Die subjektive Empfindung, dass diese Gesetze "unfair" seien, weil sie einem selbst einen Nachteil bringen, als Legitimation für bewusste Täuschung zu nehmen, unterstreicht doch die charakterliche Nichteignung für den Lehrerberuf.
Immerhin sollst Du den Schülern später vermitteln, dass es nicht OK ist, einen Schüler zu treten, nachdem dieser einen bespuckt hat.
Wenn Du da bei Dir in einem solch zentralen Punkt andere Maßstäbe anlegst, weil Du durch lebenslangen Betrug einen lebenslangen Vorteil hast, dann kannst Du kein Vorbild mehr sein.
Und das lässt sich mit postpubertärer Pauschalkritik an Moralvorstellungen nicht wegwischen.
Gruß
Lysander

Das beste Argument gegen Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler. (W. Churchill)

Prinz Matton
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Re: Wieso kommt überhaupt heraus, dass man eine Therapie macht?

Beitrag von Prinz Matton »

Sandi83 fragte:
wo läge denn bitte die Logik in der Wahrheit?
Du meinst, es ist unlogisch die Wahrheit zu sagen, sobald dir daraus ein Nachteil entsteht?
Demgemäß wäre es natürlich „logischer“ bzw. „klüger“ zu lügen. Aber es ist nun einmal so, dass die „Logik“/“Klugheit“ manchmal dem widersprechen was moralisch/juristisch korrekt ist. Und nun fragst du hier in diesem Forum nach der Rechtfertigung dieser Normen, da sie in Konflikt mit deinem Selbstinteresse stehen.
Ich denke dass unehrliches Verhalten, in der Absicht sich einen Vorteil auch zu Lasten anderer zu verschaffen, für dich sicher nicht mehr so logisch wäre, wenn jeder derart handeln würde. Keiner würde sich wohl wünschen in so einer Gesellschaft leben zu müssen. Vielleicht hilft es ja, sich die Vogelperspektive vor Augen zu führen. Aber natürlich gibt es solche Trittbrettfahrer, die einerseits von den Regeln der Gesellschaft profitieren, andererseits diese brechen, sobald der eigene Vorteil nicht mehr gesichert ist.
Wenn du dich selbst zum Trittbrettfahrer machst und diese Ansicht auch noch deinen Schülern zukommen lässt, spricht das nicht gerade für eine charakterliche Eignung.
sorry die frage, aber wo bleibt denn bitte die gegenleistung dafür?was bietet mir der staat für solche perfektion?
Ein aufrechtes Verhalten nur dann anzustreben wenn eine „Gegenleistung“ in Aussicht gestellt wird, halte ich für ein ziemlich parasitäres Motiv.
sie verlangen so viel von einem. aber was kommt zurück?
Ist es wirklich zu viel verlangt, keine Drogen zu nehmen und ein Leben ohne Vorstrafen zu führen? Und weshalb sollte man für solche Selbstverständlichkeiten auch noch vom Staat belohnt werden?
Ich bin wohl auch die einzige hier im chat, die aus vollster überzeugung sagen kann: lasst um gottes willen die finger davon.
Mir kommt es so vor, als ob du versuchst deiner Drogenerfahrung doch noch irgendwelche positiven Aspekte abzugewinnen. Jemand, der sein ganzes Leben lang nie Drogen genommen hat ist also deiner Meinung nach weniger überzeugt, die Finger davon zu lassen?
für mich sieht es so aus, als würde man zum lügen gezwungen. wenn es das einzige ist, was hilft, nicht diskrimiert und benachteiligt zu werden, dann ist das eben so.
Schon schlimm wenn man auf diese Art und Weise zu seinem Glück gezwungen wird.

3 wünsche: die kraft zu ändern, was nicht länger zu ertragen ist,die gelassenheit zu ertragen, was nicht zu ändern ist und die weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.
Ich wünsche dir vor allem die Gelassenheit zu ertragen, was nicht zu ändern ist. Es ist eben nicht mehr rückgängig zu machen.
Vermählt mit meiner Glücksprinzessin seit 08/10. Verliebt seit Geburt.
Große Liebe schon immer.

Mit tausend Minnehulden an meine Liebste möcht' ich mein Herz verschulden.

Glückssträhnchen
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Re: Wieso kommt überhaupt heraus, dass man eine Therapie macht?

Beitrag von Glückssträhnchen »

Sandi83 schrieb: entweder ich werde aufgrund wahrer angaben nicht verbeamtet oder gar eingstellt oder irgendwann (bei aufdeckung)wegen unwahrer angaben gefeuert.
Ganz so schwarz/weiß stellt es sich aber auch nicht dar. Eine meiner Kolleginnen wurde kürzlich verbeamtet und dass obwohl sie in ihrer Jugend in Folge einer schweren Krebserkrankung eine Psychotherapie in Anspruch nahm. Ich denke da werden mit Sicherheit Unterschiede gemacht. Auch weiß ich von einer Kollegin, die nach dem Tod ihrer Mutter eine derartige Behandlung in Anspruch nahm, ebenfalls im Jugendalter. Inzwischen hat diese Kollegin den Status einer Beamtin auf Lebenszeit. Vielleicht spielt auch eine Rolle, wie lange die Therapie zurück liegt? Ich kann nur für diese beiden Einzelfälle sprechen.
Sandi83 schrieb: ich denke, ich mit meiner vorgeschichte kann wesentlich besser auf die probleme von schülern eingehen und sehe viel mehr dinge, als die übermenschen….und sollte jemals ein schüler zu mir kommen, was sie bei den übermenschen wohl nie machen würden, und um hilfe bitten, hätte ich besseres zu tun, als den moral-apostel zu spielen.
Da muss ich Dir entschieden widersprechen. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit unsicherem Bindungsschema werden sich eher an eine stabile Person wenden und diese um Rat fragen. Die meisten Kinder und Jugendlichen die gefährdet sind einer Sucht zu erliegen sind in dieser Hinsicht außerordentlich feinfühlig, weil sie darin geübt sind ihre Bezugspersonen sehr genau zu beobachten. Fällt ihnen dabei auf, dass Dein eigenes Bindungsschema unsicher ist, bietest Du eine optimale Projektionsfläche und sie werden Dich zunächst idealisieren und bei jeder Forderung oder Ermahnung gleich als ganze Person abwerten. Dieser Schülerklientel kannst Du nur dann wirklich helfen, wenn Du selbst in der Therapie so weit gestärkt wurdest, dass Du einen Weg gefunden hast, etwaige Defizite wirksam auszugleichen.
Prinz Matton schrieb:
Ich denke dass unehrliches Verhalten, in der Absicht sich einen Vorteil auch zu Lasten anderer zu verschaffen, für dich sicher nicht mehr so logisch wäre, wenn jeder derart handeln würde. Keiner würde sich wohl wünschen in so einer Gesellschaft leben zu müssen. Vielleicht hilft es ja, sich die Vogelperspektive vor Augen zu führen.
Es hört sich immer sehr einfach an, Sachverhalte aus der Makroebene heraus zu betrachten und sich die Folgen für das gesamte System vor Augen zu führen. Leider sieht die Realität ganz anders aus und da muss ich an dieser Stelle sandy83 Recht geben:
ehrlichkeit währt am längsten. feini, aber wer von euch kann das getrost weiter vermitteln.wer kann sagen, dass dieser ratschlag hier und heute noch der beste ist?wo sind die vorbilder dafür? in der politik ja wohl eher nicht.
Erschreckend vor allem die Menschen, die sich selbst gerne aus der Froschperspektive heraus betrachten. Sie belügen sich zuweilen so sehr, dass der Blick über den eigenen Tellerrand wegen ihrer viel zu kurz geratenen Beine schon bald unmöglich wird. Im Amt des Lehrers sehe ich da die größte Gefahr, der man therapeutisch aber wunderbar entgegenwirken kann. Deshalb ist es mir unverständlich, dass eine in der Vergangenheit erfolgreich abgeschlossene Therapie immer noch so verteufelt wird.
♥ Zur Prinzessin gekürt am 13.08/10. ♥ Verzückt vom Prinzen seit Geburt. ♥ Von seinem Charme liebestrunken ♥ schon immer. ♥

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