Mit 33 ins Lehramt wechseln? Meinungen/Rat erwünscht

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
sabisteb
Beiträge: 82
Registriert: 02.10.2015, 15:09:13

Re: Mit 33 ins Lehramt wechseln? Meinungen/Rat erwünscht

Beitrag von sabisteb »

Also auch von mir das Votum: ausprobieren! Nach einem halben Jahr wirst Du gemerkt haben, ob es funktioniert oder nicht. Das halbe Jahr solltest Du Dir gönnen.
Yup, hab ich ir gegönnt und ich gönne mir wohl auch ein Verlängerung, damit ich noch mal in mich gehen kann :-)
Aber ich sehe eben auch die Flexibilität außerhalb der Unterrichtsstunden und die Planbarkeit bzgl. der Ferien sowie die Vereinbarkeit Familie/Beruf etc. Hat Vor- und Nachteile, wie alles.
Hängt von der Schule und vom Stundenplaner ab. Schule geht heutzutage durchaus bis 17 Uhr + Konferenzen + Sonstewas. Ich sehe derzeitig kaum work-Life Balance, ich schaffe es nicht mal fixe Arzttermine zu machen, weil mit 3 Tagen Vorankündigung teils irgendwelche Termine aufpoppen.
Interessanter Punkt. Darf ich fragen, ob du den Schritt dann bereust?
Jain. Die Zeit bis zur Erkenntniss, dass ich das Talent nicht habe war hart, sehr hart. Eine Zeit, die ich gerne vergessen würde. Wenn man nicht weiß woran das liegt, die Mentoren nur kritisieren, man komplett sein Selbstbewusstsein einbüßt und sich abends ins Bett heult, war übel, sehr übel. Auch wenn Mentoren nett sind, können sie gnadenlos sein. Darauf muss man vorbereitet sein und dass man keinem wirklich trauen kann, weil alle einen beurteilen.
Jetzt, wo ich damit abgeschlossen habe und mich rausbewerbe und nur noch mitnehme, was ich so für's Leben lernen kann, ist es OK. Ich fühle mich befreit, ich weiß ich muss da nicht durch, aber es zahlt im moment Miete und Krankenkasse bis Ende Dezember. Ein wenig ein schlechtes Gewissen gegenüber der Schule habe ich schon, dass sie mit mir eine Niete gezogen haben und manchmal tun mir die SuS leid, die unter meinen schlechten, unkreativen Unterrichtsstunden leiden müssen. Man übt halt am lebenden Objekt.

woodpecker
Beiträge: 5
Registriert: 26.06.2017, 13:07:35

Re: Mit 33 ins Lehramt wechseln? Meinungen/Rat erwünscht

Beitrag von woodpecker »

Danke für die ausführliche Info! Interessant, auch mal diese Seite zu lesen.
Viel Erfolg für dich beim "Rausbewerben"!

Thisbe
Beiträge: 96
Registriert: 22.05.2012, 13:41:17

Re: Mit 33 ins Lehramt wechseln? Meinungen/Rat erwünscht

Beitrag von Thisbe »

Woodpecker, ich habe auch erst ein M.A.-Studium gemacht, im Marketing gearbeitet und habe dann mit 27 ein Zweitstudium fürs Lehramt Deutsch und Geschichte (Gym.) begonnen, weil ich gerne mehr "mit meinen Fächern" zu tun haben wollte. Da ich das Zweitstudium finanzieren musste, habe ich immer nebenbei gearbeitet im PR-Bereich. Ich bin dann mit 31 ins Ref, das ich auch abgeschlossen habe. Seitdem arbeite ich als Vertretungslehrer und mir ist klar, dass ich nicht dauerhaft als Lehrer arbeiten möchte. Glücklicherweise habe ich auch einen ganz guten Plan B in der freien Wirtschaft, da ich auch heute noch nebenbei arbeite und (!) ein zusätzliches Fernstudium mache (ja, geht alles neben einem Vollzeit-Lehrerjob...)

Ich bereue meine Entscheidung fürs Lehramt nicht, manche Wege muss man eben gehen, um zu erkennen, dass die Richtung für mich persönlich doch nicht stimmt. Aber die Leidenschaft für meine Fächer konnte ich in keinster Weise am Gymnasium ausleben.

Aktuell arbeite ich in einer Grundschule, was mir überraschenderweise mehr Freude bereitet, weil die Begeisterungsfähigkeit hier einfach höher ist. (Gut, ich kann verstehen, dass einigen Gym.-Schülern die Begeisterung für Geschichte abhanden kommt, wenn sie das ausschließlich in der 9./10. Stunde einmal pro Woche haben, "ist ja nur ein Nebenfach, das geht auch nachmittags")

Was die zeitliche Belastung angeht: Ich konnte neben dem Referendariat wöchentlich locker bei freier Zeiteinteilung noch mind. 10 Stunden zusätzlich arbeiten und 12-15 Stunden im Auto sitzen, am Gymnasium war das auch kein Problem (und ja, die Schulleiter haben das immer genehmigt).

Problematisch fand ich tatsächlich am Gymnasium die vorherrschende "Beamtenmentalität". Ich hatte den Eindruck, dass hier eine ganz andere und weniger produktive Arbeitsatmosphäre als in der freien Wirtschaft herrscht, ich denke allerdings, dass dies nicht zu verallgemeinern ist, sondern sehr von der jeweiligen Schule abhängt.

Ggf. kannst du während vorgeschalteter/anzurechnender Praktika bereits herausfinden, ob das wirklich eine dauerhafte Option für dich ist. Die Stellenchancen für die Fächerkombination SK/Ge sind mit Sicherheit nicht rosig und werden es vermutlich auch nie wirklich sein, weil SK ja erst ab Klasse 8 oder 9 (?) und auch nicht dauerhaft unterrichtet wird, beides sind Nebenfächer, die erst später anfangen und Geschi-Absolventen sind sehr sehr zahlreich vorhanden.... Schau mal hier:
https://www.uni-trier.de/index.php?id=52431

In jedem Fall: viel Erfolg!!

Agrippina
Beiträge: 57
Registriert: 14.08.2012, 14:06:10
Wohnort: NRW/GE/Latein, Geschichte

Re: Mit 33 ins Lehramt wechseln? Meinungen/Rat erwünscht

Beitrag von Agrippina »

Hallo
Ich bin mit 36 ins Ref gegangen und war bei weitem nicht die einzige in dem Alter. Ich hatte auch keine besonderen Probleme, im Gegenteil: ich hatte oft weniger Stress weil ich in vielen Dingen gelassener war als meine jüngeren Mitreffis. Ich war aber auch nicht der Meinung, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen, nur weil ich auch schon woanders gearbeitet habe. Der Lehrerberuf hat in der Tat viele Vorteile. Deine Fächerkombi könnte allerdings ein Problem sein.
Ich wünsche dir ein glückliches Händchen bei deiner Entscheidung.

woodpecker
Beiträge: 5
Registriert: 26.06.2017, 13:07:35

Re: Mit 33 ins Lehramt wechseln? Meinungen/Rat erwünscht

Beitrag von woodpecker »

Auch an euch vielen Dank für die Infos und Einblicke!

sabisteb
Beiträge: 82
Registriert: 02.10.2015, 15:09:13

Re: Mit 33 ins Lehramt wechseln? Meinungen/Rat erwünscht

Beitrag von sabisteb »

Ja, es gibt durchaus auch ältere Referendare, die sehr glücklich sind und von denen auch die Betreuer sagen, eigentlich sollte man erst Leute ab 30+ zu ref zulassen.
Kommt halt auf Charakter und Begabung an. Mal passt es, mal nicht.

Antworten