RS-Lehrer = "Lehrer zweiter Klasse"..!?!

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himbeerblütentee
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Registriert: 26.09.2009, 14:31:50

RS-Lehrer = "Lehrer zweiter Klasse"..!?!

Beitrag von himbeerblütentee »

hey zusammen,

(das ist kein thema, das sich speziell an referendare richtet, aber mich interessiert die allgemeine meinung sehr)

ich bin momentan total am verzweifeln, weil ich mich absolut nicht entscheiden kann, ob ich realschullehramt oder gymnasiallehramt studieren soll.. (beides in bawü, gym also an der uni und realschule an der ph)

deshalb hier mal eine etwas präkere frage an euch:
sind realschullehrer "lehrer zweiter klasse", bzw. werden sie von gymnasiallehrern und der gesellschaft als solche angesehen???

bevor hier jetzt einige an die decke gehen, will ich erstmal klarstellen: das ist NICHT meine meinung.. wie ich festgestellt habe, aber die meinung von vielen anderen leuten.

wie bereits erwähnt, kann ich mich grad gar nicht zwischen den beiden schularten entscheiden, weshalb ich mit mehreren leuten (hauptsächlich mit angehenden gymnasiallehrern) aus meinen freundeskreis darüber geredet habe und siehe da:
auf meine frage, ob nun realschullehrer "lehrer zweiter klasse wären" haben die meisten erstmal angefangen rumzudrucksen.. dann kamen sprüche wie:
"naja.. ich würde nicht gerade sagen, lehrer zweiter klasse, aber du musst schon zugeben, dass es da einen gewaltigen unterschied gibt"
"also ein realschulstudium ist ja kinderkram im vergleich zu einem gymnasialstudium"
"des studium wirst du auf jeden fall packen.. das is ja nix.. und im job hast du dann auch viel weniger arbeit"
"ich würde jetzt nicht sagen, dass realschullehrer dumm sind, aber sie studieren ja eigentlich nur pädagogik, während du beim gymnasiallehramt ein richtiges, wissenschaftliches studium hast"
"man merkt ja schon bei der gehaltsfrage, dass gymasiallehrer einfach der "höhere" job ist"
"ich würde nicht an der realschule unterrichten wollen, mit denen kann man ja nichtmal richtig reden.."
und der beste satz war immernoch:
"als realschullehrer bist du halt nur ein restmülllehrer..."

öhm ja..
nun wollte ich fragen, wie ihr das eigentlich so seht (und dabei interessiert mich besonders die meinung der angehenden gymnasiallehrer)..
halten sich alle gymnasiallehrer für was besseres..???
wird die arbeit der realschullehrer weniger anerkannt, bzw. bekommt man weniger respekt..???
haltet ihr das realschulstudium für kein richtiges studium/ein viel leichteres studium..???
sind realschullehrer "lehrer zweiter klasse"...???

herzlichen dank für eure antworten...

Stefan24
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Beitrag von Stefan24 »

Bei der Gehaltsfrage merkst du in BW zunächst fast keinen Unterschied. Der RL ist A13 gehobener Dienst, der StR A13 höherer Dienst; er bekommt im MOnat ca. 78 Euro (Allg. Stellenzulage hD) mehr. Erst ab A14 (was nicht mehr jeder automatisch irgendwann wird) verdient der Gymnasiallehrer dann mehr.

Das Studium unterscheidet sich schon, wobei der RL "mehr" als "nur Pädagogik studiert... lass das hier mal keinen hören ;-)

Ich würde die Studien nicht nach einfacher, besser, oder sonstwie bewerten. Das wird der Sache nicht gerecht.
Sie sind einfach nur grundverschieden vom Ansatz her.

Eins vllt noch: mit einem Uni-Abschluss (LA Gym) könntest du auf dem Arbeitsmarkt vllt bessere Chancen haben, als mit einem PH-Abschluss.

Wie genau das Studium an der PH aufgebaut ist, weiß ich nicht.
Ich kann dir nur zum Unistudium in BW etwas sagen (-> PN)

lavinia21
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Beitrag von lavinia21 »

Ich denke beide Lehrer haben ihre Daseins-Berechtigung und keiner ist besser als der andere. Vielmehr haben sich beide für unterschiedliche Lehransätze entschieden.

Du musst dich fragen?
- Hab ich lieber "kleine" Kinder oder arbeite ich auch gern emit 18 0der 19 jährigen?
- Wieviel bedeutet es mir, auch pädagogisch wirken zu können?
- Will ich G8 oder eher mehr Zeit für die Schüler?
-Hab ich das Nervenkostüm für eine Realschulklasse? Oder bin ich von allem Pubertären genervt (aber, das gibts auch am Gym).

...usw.

Du musst herausfinden, was du willst. Ansonsten geh doch in beide Schulen und guck dir das mal 2 Wochen an.

LG lavi

Hubselzwerg
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Beitrag von Hubselzwerg »

na, ich farge mal zurück: möchtest du mit Leute, die so antworten, den Rest deines Berufslebens in einem Lehrerzimmer sitzen? :D

(Und das mit dem "wissenschaftlichen Studium" hab ich immer nur von Leuten gehört, die das zwar gern gemacht hätten, wo es dann aber doch "nur" zum Lehrer werdern langte. Da muss mancher sich wohl seine eigene Berufswahl schönreden)

und oh, nun sind also schon die Realschüler der Restmüll :roll:
Ehrlich, Menschen die sowas von sich geben sollten überhaupt nicht unterrichten! :evil:

Also, ich habe mich bewusst für das LA an Haupt-und Realschulen entschieden. Und das nicht deshalb, weil ich für ein richtiges Studium zu doof bin und aus Verzweiflung "nur" Pädagogik studieren wollte :D.

Meine Gründe:
1. ich hörte auch solche "Argumente" und wollte eben nicht mit solchen Leuten zusammen arbeiten

2. Ich will den pädagogischen Teil. "Ich vermittel Stoff" entspricht nicht meinem Bild von einem (guten) Lehrer

3. Das Klientel: vielleicht ist das falsch und auch nur eines von vielen Vorurteilen (die ich aber eben auch schon so erlebt habe). Ich schlag mich lieber mit "schwierigen" Schülern herum, als mit Eltern, die wegen ihres angeblich hochbegabten Sprösslings zum Anwalt rennen.

4. Das Wissen, dass es auch am Gymnasium schwierige Schüler gibt und es nicht nur von leistungsbereiten Schülern mit engagierten Eltern wimmelt- aber das Gefühl, dass man das nicht wahr haben will.

Mal unabhängig von der Wahl des Studiums: Bei den Antworten solltest du darüber nachdenken, dir andere Freunde zu suchen
halten sich alle gymnasiallehrer für was besseres..???
Nein, nicht alle
wird die arbeit der realschullehrer weniger anerkannt, bzw. bekommt man weniger respekt..???
Für die Anerkennung lohnt sich Lehrer werden grundsätzlich nicht, egal an welcher Schulform!
Und ja, sicher wird es einige geben, die die Arbeit eines Realschullehrers geringer schätzen als die eigene. Aber was bitte ist denn diese Meinung wert?
haltet ihr das realschulstudium für kein richtiges studium/ein viel leichteres studium..???
Es wird auch wenn du gymnasiales Lehramt studierst genug Leute geben, die meinen, dass es bei dir eben nur zum Lehrer gereicht hat und nicht für ein "richtiges" Studium.
sind realschullehrer "lehrer zweiter klasse"...???
Für manche schon. Aber wozu ist das wichtig? Wenn du Ruhm und Anerkennung willst, mach irgendwas anderes, aber werde nicht Lehrer.[/list]
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kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Ich finde es ehrlich gesagt extrem seltsam, dass du dir darüber überhaupt so viele Gedanken machst, was andere Leute sagen? Es gibt de facto Unterschiede zwischen Realschule und Gym, was das Unterrichten angeht, und da musst du dir natürlich überlegen, wo da deine Präferenzen sind, aber ich würde das doch nicht abhängig machen von irgendwelchem Geschwätz à la "RL sind Lehrer zweiter Klasse?"- was soll das überhaupt heißen, wo ist der Sinn, sich über so einen Käse Gedanken zu machen?

In Bawü mag es ja so sein, dass dort das Gym-Studium einen anderen fachwissenschaftlichen Anspruch hat. Ein Bundesland weiter sieht das schon wieder ganz anders aus. Hier studiert man Lehramt grundsätzlich an der Uni, du hast sowohl bei Gym als auch bei Rs zwei Fächer und dazu Erziehungswissenschaften. Hätte ich auf Gym studiert statt auf RS, hätte meine Regelstudienzeit zwei Semester mehr betragen und ich hätte 4 Scheine mehr machen müssen- ob diese 4 Scheine, die man in 2 Semestern ja locker schaffen kann, nun wirklich einen fachwissenschaftlich gebildeteren Menschen ausmachen, wage ich mal ganz arg zu bezweifeln. Die allermeisten Dinge aus dem fachwissenschaftlichen Studium vergisst man doch sowieso sofort wieder, weil das so ein abgehobenes Zeug ist, was man in der Schule ohnehin niemals braucht. Ob das Studium für RS nun "nix" ist, weil man 4 Scheine weniger machen musste, für die die anderen aber eben auch 2 Semester mehr Zeit hatten, muss jeder für sich entscheiden, aber ich finde allein solche Überlegungen schon arg peinlich. Fazit: Zumindest hier sind die beiden Studiengänge gleichwertig, man macht da inhaltlich gesehen nix anderes. Wie das an der PH aussieht, weiß ich nicht. Geschenkt wird man da auch nix kriegen.

Was das Unterrichten angeht, gibt es sicherlich gewisse Unterschiede, allerdings sind die in meinen Augen eher marginal und hängen dann letztendlich nochmal sehr von der jeweiligen Schule, deren Profil und der Schülerklientel ab. Allgemeingültige Aussagen sind da wohl immer klischeebehaftet und haben mit der Realität vor Ort nicht zwangsläufig etwas zu tun.

Klar, tendenziell hast du auf der Realschule natürlich weniger leistungsstarke Kinder im Vergleich zum Gymnasium. Ansonsten würden die ja auch eher aufs Gym gehen. Wenn du aber mal Gymnasiallehrer fragst, was so leistungsmäßig bei denen oft rumdümpelt, weil der Elternwille für den Übergang auf die weiterführende Schule entscheidet und oft nicht die Leistungsfähigkeit, dann werden dir ehrliche Gym-Lehrer auch sagen, dass das deutsche Durchschnittsgymnasium mittlerweile auch sehr viele schwache Kinder mitziehen soll/muss, die eigentlich besser auf einer anderen Schulform aufgehoben wären. Da zudem ja auch die Grundschulzeugnisse und die Empfehlungen immer seltsamer und undurchsichtiger werden, kannst du davon ausgehen, dass du vermutlich auch in Gym-Klassen immer Kinder drinsitzen hast, die eigentlich nicht mehr als Hauptschulniveau leisten können.

Ob Gymnasialschüler von ihrem Sozialverhalten her, von der Lernwilligkeit her wirklich die einfachere Klientel sind, würde ich im Jahre 2009 auch nicht mehr so unbedingt behaupten. Das ist doch sowieso ein Vorurteil, was sich aus der Zeit gehalten hat, in der der Besuch eines Gymnasiums aus finanziellen und weltanschaulichen Gesichtspunkten heraus eher Kinder aus wohlhabenden, gebildeten Familien möglich war- heute kann, ich drück´s mal derb aus, jeder Trottel ein Gymnasium besuchen. Es werden dir hier genug Gym-Lehrer berichten können, was für eine verzogene, freche, dreiste und faule Brut du auch auf einem Gymnasium vorfinden kannst. Klar, tendenziell findest du die ganz schwachen Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen eher auf der Hauptschule und den Professorensohn eher auf dem Gym- aber das ist schwarz und weiss, dazwischen gibt es ganz viel. Es gibt mittlerweile genug Gymnasien, auch in ländlichen Gebieten, die Probleme mit Drogen, Gewalt und Co. haben. Hier wäre es vielleicht auch mal sinnvollzu überdenken, ob die Gym-Lehrer wirklich soooo viel an Fachinhalten studieren müssen oder ob nicht ein bisschen mehr PH sinnvoll sein könnte.

Zumindest hier ist es so, dass die fachlichen Inhalte bis zur 10. Klasse mehr oder weniger identisch sind. Mein Bruder (Realschule) konnte/musste früher fast immer die gleichen Bücher nutzen, die wir auf dem Gym auch hatten. Dann kann es ja soooo große Unterschiede nicht geben. Klar, du hast eben auf dem Gym tendenziell die leistungsstärkeren Kinder und kannst dann entsprechend auch mehr fachlich mit denen machen. Aber das hält sich doch meiner Meinung nach alles in Grenzen.

Ein großer Unterschied ist natürlich die gymnasiale Oberstufe- die gibt es an der RS halt nicht und damit fällt da alles weg, was damit zu tun hat. Wer einen guten Leistungskurs hat und da auch den eigenen Anspruch hat, mit denen ordentlichen Unterricht zu machen, der wird sicher hier mehr Zeit in die Vorbereitung investieren müssen. Allerdings hat man ja auch im Regelfall nicht mehr als 2 Leistungskurse, wenn überhaupt, und zumindest hier haben Gym-Lehrer ja auch nur 24 Wochenstunden, während die RS 27 hat. Da gleicht sich dann ja auch nochmal ein bisschen was aus- zumal das konkrete Arbeitspensum ja auch von den Fächern abhängt. Wenn ich mich an meine Gym-Oberstufenzeit erinnere, hatte ich jedenfalls nicht den Eindruck, als hätten die Lehrer da stuuuuundenlang an den Vorbereitungen gesessen. Das lief eher alles locker ab- aber die hatten eben einiges zu korrigieren. Aber in einem Leistungskurs sitzen ja meistens auch keine 25 Leute.

Ich sehe den größten Unterschied darin, dass man auf der RS halt nur bis zur 10. Klasse hat, also 16-Jährige, während du auf dem Gym auch mit 19,20-Jährigen auskommen musst. Ich denke schon, dass das ein Unterschied ist- vielleicht stellt man den sich aber auch größer vor, als er wirklich ist. Zu Beginn des Refs hatte ich nahezu "Angst" (etwas übertrieben) vor den 10ern. Die kamen einem doch so groß und so alt vor... wenn man dann aber mal 2,3 Klassen von der 7 bis in die 10 begleitet hat, relativiert sich das. Ich habe jetzt auch wieder eine 10,die ich schon lange kenne und jetzt mache ich mir keine Gedanken mehr darüber, ob die nun in der 8, in der 9 oder in der 10 sind. Man wächst da ja auch mit- und das wird vermutlich am Gym auch so sein. Die ersten 12er sind sicherlich komisch, aber wenn du dann mal ne 12 hast, die du seit der 8 kennst, denkst du dir nix mehr dabei.

Also, ich sehe keine sooooo großen Unterschiede.Komische Kinder gibts überall, da ist das Gym mal ganz sicher keine Insel der Glückseligkeit mehr, seltsame Eltern hast du auch überall, Unterricht vorbereiten musst du auch überall, je nach Fächern hast du halt am Gym sehr viel zu korrigieren, wenn du in der Oberstufe eingesetzt bist- that´s all.

Knubbelefutz
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Beitrag von Knubbelefutz »

Um ehrlich zu sein, ich bin Realschullehrer und halte nicht viel von Gymnasial-Lehrern. Das sind für mich keine Pädagogen, sondern Stoffvermittler (bevor ich jetzt hier virtuell gesteinigt werde, ich spreche vom Durchschnitt, nicht von motivierten Einzelfällen).
Auf dem Gymnasium unterrichtest du Kinder, auf der Realschule erziehst und unterrichtest du Kinder. Und Hauptschullehrer haben verdienen meiner Meinung nach teilweise das Bundesverdienstkreuz. Die bewundere ich und frage mich ernsthaft, ob ich das könnte.

Und ich empfinde meine Schüler nicht als Restmüll, sondern als Menschen, in denen fernab der Fähigkeit zu büffeln großartige Talente schlummern, die sie an der Realschule weiter entwickeln können.

Aber das ist meine Meinung als Realschullehrer. Von anderen wurde noch nie auf mich herabgesehen aufgrund meiner Schulform.
Viele Grüße,
Knubbelefutz

Stefan24
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Beitrag von Stefan24 »

Auf dem Gymnasium unterrichtest du Kinder
Ja, aber Einspruch! Wir erziehen genauso.

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