Unterrichtsstörungen - was ist "normal"?

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Mari123
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Unterrichtsstörungen - was ist "normal"?

Beitrag von Mari123 »

Hallo,

ich bin zur Zeit in vielen neuen Klassen und muss mich an diese "gewöhnen". Besonders erschreckend find die die "Unterrichtsstörungen" in einigen Klassen: die SuS quatschen mit dem Nachbarn (auch wenn man sie eine Min vorher ermahnt hat), sie rufen in die Klasse (immer wieder), schreiben Zettel, beleidigen sich etc. Bei Aufforderungen (alle stehen für die Begrüßung auf oder alle legen die Stifte hin und sind leise) reagieren nur wenige SuS und es dauert 15 Min. bis zumindest 2/3 der Klasse ruhig sind/die Stifte hingelegt haben etc. Bei Partner- Gruppenarbeiten ist es sehr, sehr laut... egal, welche "Tricks" ich anwende.

Ich frage mich jetzt: was ich normal? Ich verbringe sehr viel Zeit damit, SuS zu ermahnen, Zettel abzunehmen etc. Von 45 MIn bleiben dann noch 20 MIn Unterrichtszeit, in der auch wieder SuS quatschen, nicht zuhören etc. Meint ihr, dass ich vielleicht zu hohe "Ziele" habe und einige Dinge einfach ignorieren sollte? Also einfach unterrichten und mich nicht davon ablenken lassen, dass die SuS malen, quatschen, nicht zuhören???

Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Ich habe das Gefühl, dass in diesen Klassen die "Basis" nicht stimmt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie bei den Klassenlehrern tatsächlich alle die Stifte hinlegen, zuhören etc.

Man muss dazu sagen: ich habe wirklich alles versucht, was geht (Belohnungssystem, SuS zum Direktion schicken, Smileys verteilen, verschiedene Methoden, ...etc etc etc). Und: diese Unruhe ist für mich völlig neu. In meinen alten Klassen war es ruhig und ich konnte erwarten, dass die SuS nach der Arbeitsphase die Stifte hingelegt haben etc.

Wie sieht es bei euch aus? Was ist für euch "normal"?

metaplanerin
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Re: Unterrichtsstörungen - was ist "normal"?

Beitrag von metaplanerin »

"Normal" sind Störungen nie. Du kannst sie auch nicht ignorieren und einfach weitermachen, denn du musst ja eine Unterrichtssituation schaffen, in der zumindest die lernwilligen Schüler den Stoff auch entsprechend mitbekommen.

Bist du noch Referendarin? Dann würde es vielleicht helfen, deinen Mentor/deine Mentorin zu bitten, sich die Stunden anzuschauen, denn ein Außenstehender sieht wohl besser, was in der Stunde "schief" läuft.

Um was für eine Klassenstufe handelt es sich? Ich finde, es ist schon ein Unterschied, ob sich eine Oberstufenklasse kurz vor dem Abi so verhält - dann liegt es wohl zu 99% am Unterricht an sich :wink: Eine pubertierende Hauptschulklasse (bitte jetzt nicht schlagen wegen der Hauptschule...) testet eben auch gerne Grenzen aus, auch wenn dein Unterricht noch so perfekt geplant und vorbereitet ist.

Hast du wirklich alles versucht? Beispielsweise auch: wer stört fliegt raus und wer rausfliegt muss den Unterrichtsstoff konsequenterweise am Nachmittag nachholen?

Nebenbei: ist es bei euch üblich, dass die Schüler zur Begrüßung aufstehen?

Mari123
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Re: Unterrichtsstörungen - was ist "normal"?

Beitrag von Mari123 »

Hallo,

nein, ich bin keine Referendarin mehr. Es geht um eine Hauptschulklasse :D und größenteils um die Stufen 5 bis 7. Daraus ergibt sich auch, dass das "Nachholen der Unterrichtsstoffs" keine Strafe wäre, da die SuS das sowieso nicht machen und die Eltern keine große Hilfe sind.... Ich habe schon SuS "rausgeschmissen", aber da ja nicht "nur" 1-2 SuS stören, sondern fast alle sehr unruhig sind, bringt das nicht viel.

Ich möchte, dass die SuS zur Begrüßung aufstehen, ja. Ob es in alles Stunden so üblich ist, weiß ich nicht.

Honeybee
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Re: Unterrichtsstörungen - was ist "normal"?

Beitrag von Honeybee »

Zunächst mal ist es bei uns auch üblich, dass die Schüler aufstehen, das schafft Respekt und unterbricht schonmal den morgendlichen Klatsch. Ich warte mit der Begrüßung auch, bis alles ordendlich und leise steht und sich nicht wie ein Opa am Tisch abstützt. Bei uns an der Schule gehört das zum Erziehungskonzept (man steht ja schließlich auch auf, wenn jemand (Chef) den Raum betritt. Passt natürlich einigen nicht ins Kuschelbild, ich bin überzeugt davon.

Zum Thema: Störungen sind nicht normal. Das einzige was hilft ist absolute Konsequenz und es ist mir egal, was jetzt der ein oder andere denken und schreiben mag, die Notenkeule. Ein paarmal demonstrativ das Notenbuch gezückt, weil dir einer nicht antworten konnte, weil er gequatscht hat... es wirkt Wunder.

Zu den Briefchen, die kopiere ich und schicke sie mit der Bitte um Kenntnisnahme an die Eltern und nein, es ist den Eltern NICHT egal, wenn Hamet oder Kevin in der Deutschstunde über ihr letztes Petting (!) schreiben. Kopie in die Schülerakte.

Du brauchst erstmal viel Kraft, dulde keine Störung, nicht die kleinste.
Achso und von Gruppenarbeiten etc. würde ich absehen. Selbst mein Seminarlehrer hat gesagt, bei solchen Banden erstmal schön lehrerzentrierten Frontalunterricht. Du musst sie erstmal "einspielen", sie müssen dich kennen etc. Es ist kein Wunder, dass die bei Gruppenarbeiten aus dem Ruder laufen.
"Du kennst mich nicht,
Hast mich noch nie gesehen,
Vielleicht liest du meine Worte, wenn sie vor dir stehen."
They'll never know the lovely dance,
Can never feel the touch of night,
For tame birds sing a song
Of freedom while the wild birds fly.

Mari123
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Re: Unterrichtsstörungen - was ist "normal"?

Beitrag von Mari123 »

... das mit dem "Notenbuch" ist natürlich so eine Sache... aber ich werde es versuchen, bisher gab es dafür von mir nur einen "bösen Blick". Außerdem denke ich, dass sich die SuS im "Frontalunterricht" ja noch mehr langweilen und mein Unterricht dadurch noch eher als "schlecht" angesehen wird... aber versuchen werde ich es.

Ist ja interessant, dass es doch noch "realistische" Seminarlehrer gibt. Ich glaube, das Ref hat mich dazu gebracht, dass ich selber den "Frontalunterricht" als schlecht ansehe...

Honeybee
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Registriert: 30.01.2008, 21:32:21

Re: Unterrichtsstörungen - was ist "normal"?

Beitrag von Honeybee »

Du musst keine Angst haben, dass deine Schüler deinen Unterricht schlecht finden. Sie suchen im Moment eine Grenze. Kinder brauchen Grenzen. Sie werden dir warscheinlich sogar dankbar sein, wenn es "rund" läuft und sie wissen, woran sie bei dir sind.

Frontalunterricht ist nicht schlecht. Da lernen die Kinder im Zweifelsfall mehr als in eine Gruppenphase in der eh keine Sau arbeitet.

Wenn sie dann laufen und zwar perfekt, kannst du wieder öffnen. Meine 10te arbeitet mittlerweile fast selbstständig, ich laufe teilweise die Gefahr mich zu langweilen :lol:
"Du kennst mich nicht,
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Mari123
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Re: Unterrichtsstörungen - was ist "normal"?

Beitrag von Mari123 »

... und im Englischunterricht? Die Kinder müssen ja eigentlich sprechen, möglichst alle gleichzeitig.... aber das geht eben nicht im Frontalunterricht.

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