Hallo!
Ob Notengebung subjektiv ist oder objektiv, ist, finde ich, gerade für angehende Lehrer eine interessante Frage, da sie selbst die Schüler benoten, aber auch benotet werden.
1. Wie schätzt ihr eure eigene Notengebung ein?
2. Benoten Fachleiter "objektiv"?
Freue mich auf einen regen Meinungsaustausch!
Tranquillitas
Ist Notengebung subjektiv?
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Re: Ist Notengebung subjektiv?
Dass Noten nie (rein) objektiv sind ist doch bekannt.
Wo ist denn da der Diskussionsbedarf?
Als ungerecht empfinden das aber nur Leute, die schlechte Noten bekommen.
Wo ist denn da der Diskussionsbedarf?
Als ungerecht empfinden das aber nur Leute, die schlechte Noten bekommen.
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Re: Ist Notengebung subjektiv?
Das stimmt so nicht. Ich habs z.B. schon in der Schule als ungerecht empfunden, wie manche Lehrer ihre Noten vergeben haben, obwohl ich die guten bekommen habe.Hubselzwerg hat geschrieben: Als ungerecht empfinden das aber nur Leute, die schlechte Noten bekommen.
Re: Ist Notengebung subjektiv?
Ich nehme zur Notenfindung stets einen Würfel - der ist die Objektivität an und für sich: Den Zufall kann man nicht beeinflussen. Kleidung, unangenehmer Geruch und Hackfresse spielen dann auch keine Rolle mehr ... Und man muss sich nie Vorwürfe machen, zu subjektiv gewesen zu sein
Ich sitze am Straßenhang. // Der Fahrer wechselt das Rad. // Ich bin nicht gern, wo ich herkomme. // Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. // Warum sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld? (B. Brecht)
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Re: Ist Notengebung subjektiv?
Naja, Du schreibst, "nie (rein) objektiv" ... aber was bedeutet das denn?Hubselzwerg hat geschrieben:Dass Noten nie (rein) objektiv sind ist doch bekannt.
Wo ist denn da der Diskussionsbedarf?
Als ungerecht empfinden das aber nur Leute, die schlechte Noten bekommen.
Kann man nicht davon ausgehen, dass jeder Lehrer darum bemüht ist, eine möglichst "objektive" Beurteilung zu gewährleisten?
Vielleicht macht EIN Lehrer dann auch Fehler, die dem Halo-Effekt geschuldet sind oder was weiß ich...
...aber...
Wie sieht es aus mit Prüfungskommissionen? Da sind doch mehrere "Experten" untereinander, die sich austauschen und zu einem höchstgradig objektiven Ergebnis kommen. Oder?
Re: Ist Notengebung subjektiv?
Du bist ein kleiner Zyniker, oder?Tranquillitas hat geschrieben:Wie sieht es aus mit Prüfungskommissionen? Da sind doch mehrere "Experten" untereinander, die sich austauschen und zu einem höchstgradig objektiven Ergebnis kommen. Oder?
Der Austausch zwischen diesen Experten sieht nicht selten so aus, dass jeder dem anderen zeigen will, was für ein großer Fachmann er ist. Alle fangen an, krampfhaft auf allen Ebenen nach Kritikpunkten an der gezeigten Stunde zu suchen, um so die eigene Urteilsfähigkeit/Aufmerksamkeit zu demonstrieren, manchmal endet das in einem totalen Verriss einer eigentlich soliden Stunde. Habe ich schon des öfteren sowohl aus Sicht des Referendars als auch in der Rolle des Ausbildungslehrers so erlebt.
Die Hauptseminarleiter/Leiter des allgemeinen Seminars oder Schulleiter können viele Stunden überdies fachlich kaum beurteilen. Der Austausch ist also eher auf die soziale/pädagogische Ebene beschränkt.
IN AETERNAM A-XIII
Re: Ist Notengebung subjektiv?
ich würde sagen: Objektivität ist ein Ideal, nach dem jeder strebt (oder zumindest streben sollte), das man aber niemals vollständig erreichen kann.Tranquillitas hat geschrieben:Kann man nicht davon ausgehen, dass jeder Lehrer darum bemüht ist, eine möglichst "objektive" Beurteilung zu gewährleisten?
Vielleicht macht EIN Lehrer dann auch Fehler, die dem Halo-Effekt geschuldet sind oder was weiß ich...
genauso, wie vollkommene Bedürfnislosigkeit und totale Askese für den allerfrömmsten Eremiten Ideale sind, die er doch nie ganz erreicht: eine gut eingeschenkte Maß Bier, ein saftiges Steak oder eine zufällig vorbeikommende hübsche junge Dame sind immer noch Versuchungen für ihn, denen er nur mühsam widerstehen kann (und manchmal tatsächlich erliegt).
dennoch ist er dem Ideal sicher sehr viel näher als ein Lebemann, der seine Tage nur mit Wein, Weib und Gesang verbringt.
oder anders ausgedrückt: wenn die totale Subjektivität schwarz ist und die totale Objektivität weiß, dann bewegen wir uns mit unserer Notengebung alle irgendwo in einem mehr oder weniger hellen grau, ein echtes Weiß werden wir niemals hinbekommen. das verhindert unsere menschliche Natur. dennoch ist das grau, zu dem wir fähig sind, wesentlich heller als das totale schwarz.
und noch eine ketzerische Frage: ist Objektivität wirklich das einzige Ideal? und Subjektivität völlig zu verdammen? immerhin beschäftige ich mich ja als Mensch (=Subjekt) mit Menschen (=Subjekten), weil weder ich noch meine Schüler leb-, seelen- und herzlose tote Dinge (=Objekte) sind.
objektiv wäre es richtig gewesen, wenn ich letzte Woche dem Achtklässler für das gefühlt hundertste Mal nicht erledigter Hausaufgaben und vergessener Hefte einen Verweis gegeben hätte (so ist das bei uns Schulpolitik), aber nach Rücksprache mit seiner Mutter und der Sozialpädagogin habe ich aus Rücksichtnahme wegen seiner individuellen Probleme (Krankheit, Medikation, daraus resultierende schwere Schlaflosigkeit) darauf verzichtet und die Kollegen davon abgehalten, Ordnungsmaßnahmen zu erteilen.
hier habe ich als Subjekt ein Subjekt beurteilt und danach eine Entscheidung gefällt. war das so falsch?
es gibt im Alltag zahlreiche wesentlich geringere Fälle, wo man subjektiv beurteilen kann und/oder auch muss. Subjektivität ist nicht per se schlecht.
und bevor wieder das ominöse P.-Wort fällt: aus meiner Sicht besteht Professionalität nicht darin, objektiv gegen subjektiv auszuspielen, sondern eher darin, beurteilen zu können, wieviel man von jedem einer Entscheidung zugrunde legt.
ein Eunuch wäre auch ein idealer Asket, aber was ist Askese wert, wenn man sich dessen enthält, was man sowieso nicht erfahren kann?
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]
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