Quereinstieg Berlin 2014

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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Elliminator
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Quereinstieg Berlin 2014

Beitrag von Elliminator »

Hallo Zusammen!

Habe eine Zusage für eine Grundschule bekommen und soll dort eine 1. Klasse als Klassenlehrerin übernehmen und Deutsch, Mathe und Sachkunde unterrichten !!! :shock:
(Habe Sport und Wirtschaft studiert)
Nachdem ich beim Gespräch mit Schulleiterin und Konrektor war, die mich permanent wissen ließen wie unglücklich sie mit der Situation sind auf Quereinsteiger zurückgreifen zu müssen, bin ich stark verunsichert. Denn, 21 Unterrichtsstunden + 3 Fachseminare + 1 Hauptseminar, sind zeitlich nicht realisierbar. Die Schulleiter brauchen uns ja eigentlich für 5 Tage die Woche ...

(Abgesehen davon soviel Unterricht zu geben ... man ist förmlich gezwungen auf Teilzeit zu gehen)

Meine Frage wäre, kann der Senat oder die Schulleiter die Zusage für eine Stelle zurücknehmen?
Der Senat weiß noch überhaupt nicht wie die Ausbildung der Quereinsteiger durch die Fachseminare gestaltet werden soll... und wenn ich es richtig verstanden habe, bekommen wir erst frühestens in 4 Wochen einen Arbeitsvertrag zu sehen ... bis dahin glaub ich noch nicht so richtig dran.
Ich muss kommende Woche 2 tolle Jobangebote in der freien Wirtschaft absagen, weil ich lieber Lehrerin werden möchte, habe aber größte Bedenken, dass diese Quereinstiegs-Nummer hier in Berlin funktioniert. ...dann steh ich echt blöd da!

Welche Erfahrungen habt Ihr bis jetzt gemacht?
LG

Koralle82
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Re: Quereinstieg Berlin 2014

Beitrag von Koralle82 »

Elliminator hat geschrieben:Ich muss kommende Woche 2 tolle Jobangebote in der freien Wirtschaft absagen, weil ich lieber Lehrerin werden möchte, habe aber größte Bedenken, dass diese Quereinstiegs-Nummer hier in Berlin funktioniert. ...dann steh ich echt blöd da!
Warum musst du die Angebote denn absagen? Ich würde vermutlich das bessere davon annehmen - schließlich hat man auch als Arbeitnehmer die Möglichkeit, innerhalb der Probezeit ohne Angabe von Gründen zu kündigen. Die Kündigungsfrist ist doch meist vier Wochen, dann könntest du immer noch in Berlin anfangen. Und wenn du dann wirklich Lehrerin werden willst, kann es dir egal sein, ob du es dir mit einem Unternehmen dauerhaft verdirbst.

donaldinho
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Re: Quereinstieg Berlin 2014

Beitrag von donaldinho »

Also meine ganz ehrliche Meinung, ohne dich jetzt verunsichern zu wollen denn ich kenne dich ja nicht und evtl bist du auch ein Naturtalent.

Ich bin was Quereinstiege in die Grundschule angeht sehr skeptisch. Da hat man nun also bis zu 28 kleine Kinder vor sich sitzen und die Verantwortung, denen einen maßgeblichen und guten Start in eine Bildungslaufbahn zu ermöglichen ohne dafür jemals das notwendige Handwerkszeug erlernt zu haben. Natürlich 1 + 1 = 2 und das ABC wird auch jeder beherrschen, wie man dass dann aber didaktisch aufarbeitet und rüberbringt sollte schon gelernt sein.

Stelle es mir schwer vor, rein intuitiv und ohne großartige Vorkenntnisse Unterricht in der Grundschule zu halten. Vor allem wenn man gleich mit 21 Stunden und den Seminaren "nebenbei" in die vollen geht, das wird megastressig. Wie gesagt ich will nicht sagen dass das absolut nicht funktionieren KANN, es wird ßTalente geben. Für die wären dann quasi 4 jahre Studium der Grundschulpädagogik überflüssig. Ich als Berufspädagoge wöllte es allerdings nicht machen. Denke gerade am Anfang einer Schullaufbahn sind Schüler ein relativ sensibles Konstrukt, da legt man ja das Fundament. Fehler und Unsicherheiten am Anfang könnten sich da nachhaltig negativ Auswirken. Berlin (oder auch Sachsen) haben den Mangel an Lehrern jahrelang kommen sehen und diese Programme jetzt sind nun mal eine Notlösung an der äußersten Grenze zur Tragbarkeit. Nix gegen Quereinsteiger an der Stelle. In der Berufsbildung kann ich mir das schon eher vorstellen obwohl selbst die zu knabbern haben.

Im Endeffekt hat Berlin jahrelang versäumt und die Sache sehenden Auges gegen die Wand gefahren. Die haben Grundschulpädagogen en masse ziehen lassen anstatt mal mit etwas Nachhaltigkeit zu arbeiten.
Nur läuft der Unterricht am Anfang nicht, wird niemanden interessieren welchen Hintergrund du hast etc. Dann bist du der Prellbock für die Sch***e und darfst Verantworten dass die Kinder teilweise wahrscheinlich, sagen wir mal "suboptimalen" Unterricht aufgetischt bekommen.
Und der Senat ist fein raus, denn er hat ja die Stellen erstmal besetzt.

Quereinstiege mögen auch nicht unmöglich sein, aber da muss System und Geduld dahinter. Mir riecht das eher nach "Hauptsache der Unterricht ist erstmal abgedeckt". So richtig sinnlose, inkompetente Politik. Da wird auf Qualität gepfiffen.

Sorry für so viel Skepsis. Ist aber meine Meinung zu der Sache. Ich denke mit dem Kurs den Berlin zZ fährt ist niemandem geholfen außer ebend säumigen, satten Damen&Herren im Senat die sich freuen dass erstmal irgendwelche Zahlen stimmen.
Wenn du vollkommen überzeugt bist, machs. Evtl gibt es hier auch Quereinsteiger die aus eigener Erfahrung berichten können.

Was mich auch noch interessieren würde: Wie wirst du denn eingestuft? Wenigstens wie deine Kollegen mit 2. Staatsexamen oder speisen die Quereinsteiger, wie in Sachsen, auch mit A10 ab?

Elliminator
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Registriert: 29.05.2014, 11:34:38

Re: Quereinstieg Berlin 2014

Beitrag von Elliminator »

Hi donaldinho,

also man wird als Grundschullehrer im berufsbegleitenden Referendariat in E11 Stufe 1 eingestuft. Allerdings sind die 21 Unterrichtsstunden und Seminare kaum zu bewältigen, so dass wahrscheinlich viele auf Teilzeit gehen. Das heißt hier hast Du auch eine entsprechende Gehaltsreduktion.
Das Gehalt ist OK...allerdings finde ich es unfair dass man auf Teilzeit gehen muss, da es sonst nicht umsetzbar ist.

Bei mir als angehende Klassenlehrerin ist es noch krasser ... zwar gehe ich auf Teilzeit (14 Unterrichtsstunden), aber die gesamte Elternarbeit und was noch dran hängt, bleibt, egal wie wenig Unterrichtsstunden ich gebe.

Stark
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Registriert: 30.05.2013, 1:23:20

Re: Quereinstieg Berlin 2014

Beitrag von Stark »

Elliminator hat geschrieben: Habe eine Zusage für eine Grundschule bekommen und soll dort eine 1. Klasse als Klassenlehrerin übernehmen und Deutsch, Mathe und Sachkunde unterrichten !!! :shock:
Mal abgesehen davon, dass ich Donaldinho absolut zustimme, frage ich mich, warum es denn gerade eine erste Klasse sein muss. Das ist ja nochmal eine ganz andere Geschichte! Warum kann denn die Schulleitung nicht so schieben/umverlegen, dass eine der erfahrenen Grundschulkräfte in die erste Jahrgangsstufe geht und du beispielsweise eine zweite oder dritte Klasse bekommst, wo vielleicht die ärgsten Anfangsprobleme der Schüler schon aufgefangen sind und die ganz heiße Übertrittsphase noch nicht angefangen hat. Natürlich brauchen Grundschüler auch Kontinuität und einen Kollegen aus seinem Jahrgang zu reißen ist sicherlich auch suboptimal. Aber immer noch besser als jemanden auf ABC-Schützen loszulassen, der (sorry!) keine Ahnung davon hat, was er da tut!
(Dass es in allen vier Jahren um "Anfangsprobleme" und "Übertritt" geht, ist mir dabei natürlich schon klar. Aber muss man denn Quereinsteiger gleich an die neuralgischen Stellen lassen?)

Für mich klingt das danach als würden alteingessene Kollegen hier der Schulleitung diktieren, wie sie eingesetzt werden möchten und du als Quereinsteiger bekommst das, was keiner will. Solche verkrusteten Strukturen können für Neue sehr anstrengend und unschön werden. Ich würde einen der anderen Jobs annehmen und diese Schule vermeiden.

enrique
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Re: Quereinstieg Berlin 2014

Beitrag von enrique »

Nichts gegen Dich persönlich, aber ich halte solche Formen des Quereinstiegs für haarsträubend :shock: Was denkt sich Berlin eigentlich damit - denkt es überhaupt?

kroellebora
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Re: Quereinstieg Berlin 2014

Beitrag von kroellebora »

Nein.

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