Hallo,
ich bin nun seit 3 Wochen im Ref und habe heute meine ersten beiden Stunden gehalten (SU und Reli). In SU lief auch bis auf ein paar kleine Unruhen alles ganz gut, in der Nachbesprechung lobte die Mentorin mein Lehrerverhalten und meinte, dass ich aber teilweise ruhig härter durchgreifen kann. Aber ansonsten soweit ok (höchsten die Kinder noch mehr fordern). Die Mentorin ist Klassenlehrerin der besagten Klasse. In der gleichen Klasse hatte ich dann in der 4./5. Stunde noch Reli. Die vierte Stunde hat die Relilehrerin (nicht die Klassenlehrerin) übernommen. Hier muss ich allerdings erwähnen, dass diese "Lehrerin" nur eine Diakonin ist und die Klasse eben auch nur in diesen beiden Stunden hat. Und es ist das absolute Chaos. Die Klasse macht nur Unsinn und reagiert überhaupt nicht auf Ermahnungen. Ich sollte dann in der 5. Stunde etwas zum Thema Pfingsten machen. Habe am WE extra ein Feuer gebastelt, bei dem ich eigentlich dachte, dass es die Kinder anspricht. Habe auch extra mal den stupiden Frontalunterricht unterbrochen und einen Stuhlkreis gemacht, aber die Kinder haben (bis auf ein paar Ausnahmen) absolut kein Interesse an dem Fach. Wenn man die Kinder ermahnt, ziehen sie es ins Lächerliche und machen munter weiter. Nach der Stunde haben wir dann noch mit der Klassenlehrerin gesprochen, die uns sagte, wir sollen in Zukunft knallhart die Störenfriede aus der Klasse rausnehmen und zu ihr in die 4. Klasse schicken, wo sie dann Sonderaufgaben erledigen müssen. Ich persönlich finde das immer so schade und dachte bis dato, dass ich die Kinder ganz gut erreiche. Aber was kann man denn machen, wenn sie partout nicht wollen. Die Klassenlehrerin erzählte aber auch, dass die Kinder zum Teil einfach auch von zu Hause gesagt bekommen, dass Reli eh keinen interessiert usw. Der Vater eines Jungen ist wohl etwas nationalsozialistisch veranlagt und gibt seinem Sohn das auch voll mit. Was soll man dazu sagen? Echt heftig... Ich habe heute die unterschiedlichsten Dinge probiert: Ruhig mit ihnen reden, lauter werden, Striche an der Tafel usw. usw. Aber scheinbar ist denen alles egal. Ich denke, dass es auch ein Problem ist, dass Reli als Doppelstunde unterrichtet wird und nur 1 Mal in der Woche. Und in der 5. Stunde sind Kinder oftmals einfach nicht mehr in der Lage was zu leisten. Aber es muss doch einen Weg geben, oder muss ich mich von dieser Illusion lösen? Und das schon in der 2. Klasse? Ich frage mich immer, was passieren wird, wenn meine Stunden bewertet werden?!
Vielleicht habt ihr einen Rat/Tipp für mich? Ansonsten macht mir die Arbeit mit den Kindern Spaß und auch außerhalb der Stunden habe ich das Gefühl, dass die Kinder gerne zu mir kommen und mir was erzählen usw. 2 Mädchen haben mir z.B. heute auch ein Bild gemalt, worüber ich mich natürlich freue. Aber wie kann ich die Kinder zu Disziplin bringen? Ich habe auch schon überlegt, mal eine Handpuppe einzusetzen, weil ich gehört habe, dass man damit gute Erfolge erzielen kann. Andererseits denke ich aber auch wieder daran, dass sie auch das ins Lächerliche ziehen werden...
Bin für jeden Tipp dankbar!
LG Dickie
Massive Disziplinprobleme 2. Klasse
-
Helene
Hallo Dickie,
wie Du es bereits angedeutet hast, musst Du Dich wohl von der Illusion lösen, die ganze Klasse erreichen zu können (zu diesem Zeitpunkt). Wenn Du zunächst die Klassenmehrheit erreichst, hast Du schon viel bewirkt. Mit den Störern, i. e. alle, die stören, den Unterricht lächerlich machen, unaufmerksam sind etc., gehe so vor, wie es die Klassenlehrerin vorgeschlagen hat, schick sie nach einer oder zwei Ermahnungen raus. Konzentriere Dich auf die Klassenmehrheit.
Diese „neue“ Vorgehensweise solltest Du vorab der Klasse mitteilen in dem Sinne, als dass es von nun ab einige Regeln gibt, nach denen gehandelt wird (nach Vera Frey „Mut zur Macht: Starke Schulen brauchen starke Lehrer“ - Praktischer Leitfaden zur Ausübung von Macht im pädagogischen Kontext, Schneider Verlag Hohengehren).
1. Jeder Schüler hat das Recht, ungestört zu lernen.
2. Der Lehrer hat das Recht, ungestört zu unterrichten.
3. Jeder muss für die Rechte des anderen einstehen.
Es gibt gleichzeitig einen Sanktionenkatalog:
1. Ermahnung 1 und 2;
2. Nach der 2. Ermahnung eine Sonderarbeit (wenn der Störer ein sporadischer Störer ist) oder Klassenverweis für den gesamten Unterricht (also im Zweifel über zwei Stunden) bei chronischen Störern.
Sprich diesen Katalog (und insgesamt die Vorgehensweise) mit der Klassenlehrerin ab. Gut wäre, wenn dieser Katalog als „Vertrag“ von der Klassenlehrerin aufgesetzt und von den Eltern unterschrieben wird. Es ist wichtig, dass in Bezug auf die Klassenführungsstile unter den Lehrern ein Konsens besteht und einheitlich gehandelt wird.
Du wirst sehen, dass sich die Klassenmehrheit zunehmend vergrößert und nachher vielleicht nur noch ein oder zwei chronische Störer übrigbleiben. Hier sind dann Maßnahmen wie Elterngespräch, Herbeiführung therapeutischer Maßnahmen und ggf. parallel dazu weitere Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen notwendig.
Viel Erfolg,
Helene
wie Du es bereits angedeutet hast, musst Du Dich wohl von der Illusion lösen, die ganze Klasse erreichen zu können (zu diesem Zeitpunkt). Wenn Du zunächst die Klassenmehrheit erreichst, hast Du schon viel bewirkt. Mit den Störern, i. e. alle, die stören, den Unterricht lächerlich machen, unaufmerksam sind etc., gehe so vor, wie es die Klassenlehrerin vorgeschlagen hat, schick sie nach einer oder zwei Ermahnungen raus. Konzentriere Dich auf die Klassenmehrheit.
Diese „neue“ Vorgehensweise solltest Du vorab der Klasse mitteilen in dem Sinne, als dass es von nun ab einige Regeln gibt, nach denen gehandelt wird (nach Vera Frey „Mut zur Macht: Starke Schulen brauchen starke Lehrer“ - Praktischer Leitfaden zur Ausübung von Macht im pädagogischen Kontext, Schneider Verlag Hohengehren).
1. Jeder Schüler hat das Recht, ungestört zu lernen.
2. Der Lehrer hat das Recht, ungestört zu unterrichten.
3. Jeder muss für die Rechte des anderen einstehen.
Es gibt gleichzeitig einen Sanktionenkatalog:
1. Ermahnung 1 und 2;
2. Nach der 2. Ermahnung eine Sonderarbeit (wenn der Störer ein sporadischer Störer ist) oder Klassenverweis für den gesamten Unterricht (also im Zweifel über zwei Stunden) bei chronischen Störern.
Sprich diesen Katalog (und insgesamt die Vorgehensweise) mit der Klassenlehrerin ab. Gut wäre, wenn dieser Katalog als „Vertrag“ von der Klassenlehrerin aufgesetzt und von den Eltern unterschrieben wird. Es ist wichtig, dass in Bezug auf die Klassenführungsstile unter den Lehrern ein Konsens besteht und einheitlich gehandelt wird.
Du wirst sehen, dass sich die Klassenmehrheit zunehmend vergrößert und nachher vielleicht nur noch ein oder zwei chronische Störer übrigbleiben. Hier sind dann Maßnahmen wie Elterngespräch, Herbeiführung therapeutischer Maßnahmen und ggf. parallel dazu weitere Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen notwendig.
Viel Erfolg,
Helene
ich bin bereits mit dem ref. fertig und nun zum ersten mal an einer anderen schule mit dem angesprochenen schülerpotenzial.
ich hab auch hin und her überlegt, was man da macht.
zumal nichts funktionierte.
ich bin kein typ für schreien, strafarbeiten androhen und wenn ich die störer woanders hinschicke, hab ich schnell das gefühl, das ist der letzte weg und danach kommt nix mehr.
man will ja vor sich selbst nicht als versager dastehen, zumal ich immer das gefühl habe, als ob die schüler sich innerlich vor lachen zerreißen, wenn sie was abschreiben sollen.
also mach ich sowas gar net und versuche durch ausdauer und eine nette atmosphäre dem ganzen den zünder zu nehmen. bis jetzt klappte das auch immer.
nach und nach merke ich aber, dass man es sich einfach viel zu schwer macht.
immer wieder bekommt man solche tipps (s.oben) von erfahrenen Kollegen.
und, wenn ich mir das oben durchlese, dann hat helene vollkommen recht.
man ist es den anderen schülern schuldig, dass der unterricht weitergeht.
ich habe ähnliche maßnahmen heute ergriffen und hatte das gefühl, dass es funktionierte.
ich lass mich doch nicht als lachnummer hinstellen, nur weil ich niemanden rausschicke und versuche das ganze nicht aus dem ruder laufen zu lassen.
was ich aber nur bestätigen kann: absprachen mit klassenlehrerin/schule und wenn du neue sachen einführst, dann am besten mit den eltern abklären
ein guter buchtipp ist auch: Bei STOPP ist Schluss! Werte und Regeln vermitteln. (Lernmaterialien)
von Thomas Grüner und Franz Hilt
ich hab auch hin und her überlegt, was man da macht.
zumal nichts funktionierte.
ich bin kein typ für schreien, strafarbeiten androhen und wenn ich die störer woanders hinschicke, hab ich schnell das gefühl, das ist der letzte weg und danach kommt nix mehr.
man will ja vor sich selbst nicht als versager dastehen, zumal ich immer das gefühl habe, als ob die schüler sich innerlich vor lachen zerreißen, wenn sie was abschreiben sollen.
also mach ich sowas gar net und versuche durch ausdauer und eine nette atmosphäre dem ganzen den zünder zu nehmen. bis jetzt klappte das auch immer.
nach und nach merke ich aber, dass man es sich einfach viel zu schwer macht.
immer wieder bekommt man solche tipps (s.oben) von erfahrenen Kollegen.
und, wenn ich mir das oben durchlese, dann hat helene vollkommen recht.
man ist es den anderen schülern schuldig, dass der unterricht weitergeht.
ich habe ähnliche maßnahmen heute ergriffen und hatte das gefühl, dass es funktionierte.
ich lass mich doch nicht als lachnummer hinstellen, nur weil ich niemanden rausschicke und versuche das ganze nicht aus dem ruder laufen zu lassen.
was ich aber nur bestätigen kann: absprachen mit klassenlehrerin/schule und wenn du neue sachen einführst, dann am besten mit den eltern abklären
ein guter buchtipp ist auch: Bei STOPP ist Schluss! Werte und Regeln vermitteln. (Lernmaterialien)
von Thomas Grüner und Franz Hilt
Wir leben alle unter demselben Himmel, aber wir haben nicht alle denselben Horizont. (K. Adenauer)
Auch dir danke ich für deinen Tipp. Mir gehts auch so, dass ich die Kinder nicht gerne anschreie, zumal ich auch nicht will, dass sie gleich am Anfang denken, was ich doch für eine doofe Kuh bin. Deshalb versuche ich es auch auf die ruhige Art. Aber nach einem Gespräch mit meiner PS-Leiterin sagte sie mir, dass ich auch ruhig mal laut werden muss. Und die Kinder müssen einfach lernen, dass es bis zum einem gewissen Punkt geht, aber dann ist Feierabend. Ich lass mich doch nicht verkackeiern! Ich bin gespannt, wie es sich im Laufe der Zeit entwickelt, auch wenn ich dann eigenverantwortlich unterrichte...
-
Rotezora75
Hi!
ich finde, dass es gerade in Religion schwer ist, mit "harten" Mitteln durchzugreifen. Eigentlich will man eine nette, vertrauensvolle Atmosphäre schaffen und dann fängt man an zu brüllen oder Strafarbeiten zu verteilen.
Ich habe im Referendariat auch so eine Klasse gehabt. Allerdings 9. Schuljahr (Lern- und Körperbehinderte, Autisten). Ich habe dann erstmal sehr schülerorientierte Themen gemacht (also die Schüler gefragt) und sie sehr in die Planung mit einbezogen. Außerdem habe ich erstaml NUR Frontal unterrichtet. Das hat mir ermöglicht, überhaupt zu unterrichten. Nach etwa 1/2 Jahr konnte ich die Strukturen lockern und es fing an, richtig Spaß zu machen!
-Aber noch zur Sanktionierung von Grundschülern: Probiere es doch vielleicht mit postiven Verstärkungen. Für 5mal gutes Benehmen=Gelstift (Aufkleber, Schokolade, Hausaufgabenfrei...) Am Ende der Stunde müssen sich die Schüler (mit deiner Hilfe) selbst einschätzen und ihr Verhalten bewerten (Kommt auch gut bei Fachleitern an).
ich finde, dass es gerade in Religion schwer ist, mit "harten" Mitteln durchzugreifen. Eigentlich will man eine nette, vertrauensvolle Atmosphäre schaffen und dann fängt man an zu brüllen oder Strafarbeiten zu verteilen.
Ich habe im Referendariat auch so eine Klasse gehabt. Allerdings 9. Schuljahr (Lern- und Körperbehinderte, Autisten). Ich habe dann erstmal sehr schülerorientierte Themen gemacht (also die Schüler gefragt) und sie sehr in die Planung mit einbezogen. Außerdem habe ich erstaml NUR Frontal unterrichtet. Das hat mir ermöglicht, überhaupt zu unterrichten. Nach etwa 1/2 Jahr konnte ich die Strukturen lockern und es fing an, richtig Spaß zu machen!
-Aber noch zur Sanktionierung von Grundschülern: Probiere es doch vielleicht mit postiven Verstärkungen. Für 5mal gutes Benehmen=Gelstift (Aufkleber, Schokolade, Hausaufgabenfrei...) Am Ende der Stunde müssen sich die Schüler (mit deiner Hilfe) selbst einschätzen und ihr Verhalten bewerten (Kommt auch gut bei Fachleitern an).
hallo rotezora75,
genauso, wie du es beschrieben hast, wollte ich es auch mal probieren. ich wollte eine art tafel machen, auf der alle namen stehen und für gutes benehmen bekommen die kinder einen stern. wer 10 sterne gesammelt hat, bekommt eine belohnung. ob es dann allerdings so "große" geschenke wie ein gelstift werden, weiß ich nicht... aber generell finde ich die idee auch gut.
und auch die andere idee mit der selbsteinschätzung finde ich gut. allerdings wüsste ich noch nicht, wie ich den fachleitern das klarmachen kann. aber vielleicht probiere ich es mal aus, wenn ich nach den sommerferien mit dem eigenverantwortlichen unterricht anfange. danke auf jeden fall für die tipps!
viele grüße
dickie
genauso, wie du es beschrieben hast, wollte ich es auch mal probieren. ich wollte eine art tafel machen, auf der alle namen stehen und für gutes benehmen bekommen die kinder einen stern. wer 10 sterne gesammelt hat, bekommt eine belohnung. ob es dann allerdings so "große" geschenke wie ein gelstift werden, weiß ich nicht... aber generell finde ich die idee auch gut.
und auch die andere idee mit der selbsteinschätzung finde ich gut. allerdings wüsste ich noch nicht, wie ich den fachleitern das klarmachen kann. aber vielleicht probiere ich es mal aus, wenn ich nach den sommerferien mit dem eigenverantwortlichen unterricht anfange. danke auf jeden fall für die tipps!
viele grüße
dickie