Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

[stellchen]

Moin,

ich bin jetzt im zweiten Halbjahr meines Refs und habe oft das Gefühl, dass ich strenger sein muss. Es geht insbesondere darum, was ich tue, wenn die Schüler ständig laut sind, miteinander quatschen und nicht zuhören. Und mehrmaliges Ermahnen nicht mehr hilft.
Was das ganze vielleicht noch schwieriger macht, dass es sich um das Fach Kunst handelt, was viele SuS ja eh als das "Chill-Fach" ansehen. Während der Praxisphasen, wenn die SuS etwas malen, basteln oder zeichnen quatschen die SuS eh miteinander (und dürfen sie ja auch). Aber wenn es wieder ins Unterrichtsgespräch geht, hören einige einfach nicht zu und quasseln einfach weiter. Außerdem findet der Kunstunterricht meist nachmittags statt, so dass die Aufmerksamkeitsspanne eh nur noch gering ist.
Was tut ihr in solchen Situationen? Insbesondere habe ich im 9. Jahrgang Schwierigkeiten damit. Ich hatte letztes sowie dieses Halbjahr neunte Klassen, die eh schon unter den Lehrern als Chaotenklassen abgestempelt wurden.
Was für Regeln habt ihr? Dreimal ermahnen und dann Strafarbeit? Was für eine Strafarbeit?
Striche an der Tafel? Gelbe/Rote Karten (mir wurde mal gesagt, in einer 9. Klasse solle ich mit so etwas nicht mehr ankommen).
Letzte Woche habe ich noch gedacht, dass meine neue 9. Klasse angenehmer ist als die vorherige, aber heute wurde ich eines anderen belehrt.
Vielleicht habt ihr ja Tipps für mich!

[MarlboroMan84]

Dreimal Ermahnen und ähnliches kann man für Kinkerlitzchen machen, ärgert seinen Nachbarn oder sowas.

Wenn du reinrufen (egal ob fachlich oder nicht) zulässt, auch nur einmaliges, und das ansatzweise tolerierst, ist der Respekt der Klasse weg. D.h. hier sofort durchgreifen. Einmaliges Reinrufen => Ab vor die Tür, drei Seiten abschreiben (entweder was aus dem Buch, oder was pädagogisches) plus Gespräch nach dem Unterricht (auch gerne so eins, wo dann ggf. der Bus verpasst wird oder der Schüler wie Irre rennen muss) plus Nacharbeit. Im Wiederholungsfall Eltern einbestellen (auch als Ref) natürlich in Rücksprache mit Klassenlehrer.

Und alle angekündigten Strafen IMMER durchziehen. Und letztendlich natürlich auch bei sich selbst gucken, ob der Unterricht so organisiert ist, dass die Schüler verstehen, worum es geht.

In der 9. Klasse wissen die genau, dass die das nicht dürfen.

[Qualitätsgarant]

Wenn du reinrufen (egal ob fachlich oder nicht) zulässt, auch nur einmaliges, und das ansatzweise tolerierst, ist der Respekt der Klasse weg. D.h. hier sofort durchgreifen. Einmaliges Reinrufen => Ab vor die Tür, drei Seiten abschreiben (entweder was aus dem Buch, oder was pädagogisches) plus Gespräch nach dem Unterricht (auch gerne so eins, wo dann ggf. der Bus verpasst wird oder der Schüler wie Irre rennen muss) plus Nacharbeit. Im Wiederholungsfall Eltern einbestellen (auch als Ref) natürlich in Rücksprache mit Klassenlehrer.

Meine Meinung: Für einmal reinrufen drei Seiten abschreiben lassen und vor die Türsetzen wird möglicherweise kurzfristig Ruhe bringen, ist aber langfristig der Untergang der Pädagogik. Völlig über das Ziel hinausgeschossen.

[Growl]

Vor allem schaukelt sich das total hoch. Dann fängt der nächste an und der nächste, bis es ein riesiges Stimmenwirrwarr gibt. Will man dann die ganze Klasse vor die Tür setzen? Also ich hab zwar noch nicht so viel Erfahrung, in meiner Zeit als Vertretungslehrer hatte ich eine sehr unruhige 6. Klasse. Da konnte man keinen Satz zu ende sagen, ohne das der untergegangen ist. Auch Verweis auf Klassenregeln etc. hat da nicht viel geholfen.
Ich hatte immer vorne an der Tafel einen Stuhl. Da hab ich mich mit verschränkten Armen draufgesetzt und gewartet. Hat immer nach wenigen Augenblicken geklappt. Danach hab ich meinen Unmut über die Lautstärke geäußert und alle waren ruhig. Kommt immer auf die Situation und den Menschen an. Eine Kollegin sagte damals, dass sie dafür nicht die Geduld hätte. Sie würde dann die Schüler immer laut angehen und dann wären die auch ruhig. Das macht aber meine Stimme auf dauer nicht mit xP

[Rayanne]

Der Tipp meiner Seminarlehrerin hat geholfen:
Grundsätzlich mit der Haltung reingehen, dass man erwartet, dass einem zugehört wird.
Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört, zeigt aber Wirkung, da man eine ganz andere Haltung hat, als bei einem furchtsamen Auftreten in der Erwartung, dass gleich wieder das Chaos ausbricht.

Und für Klassen, wo das nicht ausreicht: Eine Klassenliste vor sich liegen haben und ruhig, aber sehr nachdrücklich den Namen des Schülers sagen, der gerade Unruhe in die Klasse bringt - egal was. Und dann ein Kreuzchen hinter dem Namen. Bei drei Kreuzchen gibts ne Nacharbeit, schließlich hat man den Stoff der Unterrichtsstunde offenbar verpasst.

Wichtig dabei ist, dass während des laufenden Unterrichts keinerlei Diskussion über das Verteilen der Kreuzchen zugelassen ist. Es gilt die Regel: Derjenige, den ich nenne, wurde von mir gesehen. Falls jemand anderes nicht gesehen wurde, ist das dessen Glück, rechtfertigt aber keinesfalls, dass ein Kreuzchen bei einem anderen gestrichen wird.

Durch dieses Vorgehen ist ein recht reibungsloser Unterrichtsablauf möglich, da das Kreuzchen-Machen schnell geht und nicht großen Aufwand wie Namen an Tafel o.ä. erfordert.
Bisher musste ich erst einmal tatsächlich einen Schüler einbestellen, der Rest ist durch diese Maßnahme idR schnell ruhig, und wenn der Unterricht dann wieder läuft, gibt es automatisch weniger Störungen.

Ich packe die Liste auch erst aus, wenns anders nicht mehr funktioniert. Vorher immer erst mit "kleinen" Methoden, wie auf die Schüler zugehen, auf den Tisch tippen usw.

Wenn man selbst weniger Stress haben will, hilft es auch, einfach kurz etwas ohne weiteren Kommentar in ein Notizbuch schreiben und bestimmte Schüler dabei anblicken - Schüler vermuten dahinter, dass man sich Notizen für anstehende Elternabende macht o.ä. und sind dann meist ruhiger.

[MarlboroMan84]

Wenn du reinrufen (egal ob fachlich oder nicht) zulässt, auch nur einmaliges, und das ansatzweise tolerierst, ist der Respekt der Klasse weg. D.h. hier sofort durchgreifen. Einmaliges Reinrufen => Ab vor die Tür, drei Seiten abschreiben (entweder was aus dem Buch, oder was pädagogisches) plus Gespräch nach dem Unterricht (auch gerne so eins, wo dann ggf. der Bus verpasst wird oder der Schüler wie Irre rennen muss) plus Nacharbeit. Im Wiederholungsfall Eltern einbestellen (auch als Ref) natürlich in Rücksprache mit Klassenlehrer.

Meine Meinung: Für einmal reinrufen drei Seiten abschreiben lassen und vor die Türsetzen wird möglicherweise kurzfristig Ruhe bringen, ist aber langfristig der Untergang der Pädagogik. Völlig über das Ziel hinausgeschossen.

Ich rede hier nicht von einer 5. Klasse, wo ein Mädchen so aufgeregt über die richtige Lösung ist, dass es damit rausplatzt. Ich rede über (fast) erwachsene Schüler, denen hier anscheinend scheißegal ist, dass es gewisse Regeln gibt. Die unterhalten sich bewusst (!) obwohl sie wissen, dass sie das nicht dürfen. Die "neuen" Regeln kann der Threadersteller ja ruhig transparent machen, sollte er auch. 14, 15jährige Jugendliche sind schlau genug das zu kapieren. Sie haben die Wahl.
Man kann sich ja gerne mal bei einer 9. Klasse mit verschränkten Armen vorne hinsetzen, wenn man nicht der Affe der Schule sein will - dann sollte man das aber lassen.

Im Übrigen ist das nicht der Untergang der Pädagogik, sondern diese Maßnahmen sind alles (!) erzieherische Maßnahmen, sprich also normales Handwerkszeug des Lehrers. Aber das lernst du auch noch, wenn du dein 2. StEx hast.

[Qualitätsgarant]

Erzieherische Maßnahmen =/= drakonische Maßnahmen. Mit verschränkten Armen vorne hinsetzen würde ich auch nicht machen, aber es gibt immer einen Mittelweg.

Hast du mal beobachtet, wie sich ein Rudel Lehrer verhält, wenn sie in die Rolle von Schülern schlüpfen? Sie fangen ebenfalls an zu schwätzen und unaufmerksam zu sein. Das ist erstmal ein natürliches Verhalten und die Gründe liegen zumeist in der Unterrichtsplanung / Veranstaltungsplanung.

Bei einer 9er-Chaotenklasse, die nachmittags zeitweise sehr unruhig war und an der Schule schon als unruhige Klasse "verschrien" ist, habe ich konsequent 90 Minuten Frontalunterricht ohne Verschnaufpause für die Schüler gemacht. Jegliche Störung wurde direkt angegangen und unterbunden. Die einzigen Unterbrechungen waren kurze Arbeitsphasen mit maximal 5 Minuten, die Zeitvorgaben immer einen Tick zu knapp bemessen und diejenigen, die nicht gearbeitet haben, konsequent aufgerufen, um ihnen zu zeigen, dass sie nichts gemacht haben und das merken. Aufgerufen werden und nichts sagen können möchten sie dann auch nicht. Will man nicht ein verhasster Lehrer mit drakonischen Strafen werden, sehe ich die pädagogische Antwort auf derartiges Schülerverhalten. Nach einiger Zeit kann man mit der Klasse in den Dialog treten und sagen, sie bekommen ihre Arbeitsphasen wieder, wenn sie sie angemessen nutzen und sie nicht mit Schwätzen und Unaufmerksamkeit vertändeln.

Betrachte ich das letzte Schuljahr rückblickend, haben 1x Nachsitzen, ein paar Strafarbeiten, 1 Tagebucheintrag und einige kurzzeitige Auszeiten vor der Tür gereicht, um ein ruhiges und angenehmes Leben in den Klassen zu haben. Man darf die Bedeutung der Schule und des eigenen Faches auch nicht überbewerten, es ist "nur" die 9. Klasse und kein Kampf auf Leben und Tod.

Übrigens: Mit Sprüchen wie "Das lernst du dann auch noch, wenn du dein 2. Stex hast" machst du dich ehrlich gesagt zu einem ziemlichen Kotzbrocken. Ein Lehrer (bist du überhaupt einer?), wie ich ihn garantiert nicht haben möchte. Davon mal abgesehen - mein 2. Stex habe ich längst, ich muss dich da also enttäuschen.