Ausländerproblemklasse - Ich resigniere u werde zum Rassist

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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KarlAugust
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Re: Ausländerproblemklasse - Ich resigniere u werde zum Rassist

Beitrag von KarlAugust »

Katharina Schneider hat geschrieben:Vorsicht! Man sollte Ausländer, die sich hier rechtmäßig aufhalten, nicht als Gäste bezeichnen.
Nun, wenn diese Leute sich offensichtlich nicht als Deutsche sehen sondern sich sogar auf herablassende Art von Deutschen distanzieren, dann komme ich ihnen lediglich entgegen, wenn ich sie als Gäste bezeichne! Wenn jemand in 2. oder 3. Generation die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und sich dennoch in keiner Weise mit Deutschland verbunden fühlt oder dieses Land als seine Heimat ansieht, was bitteschön ist sojemand denn sonst, wenn nicht ein Gast!?

Fränzy
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Re: Ausländerproblemklasse - Ich resigniere u werde zum Rassist

Beitrag von Fränzy »

kakaotrinkerin hat geschrieben:Rodeln und Kuchenbacken.... sorry, aber sind diese Vorschläge ernstgemeint?

Rodeln im BVJ kann durchaus etwas bringen, wir machen das jedes Jahr und es ist einfach nur genial!

Ansonsten kann ich nur nochmals wiederholen, dass hier die ganze A´bteilung gefragt ist, konzeptionell zu arbeiten, ein Ref alleine kann und sollte das nicht aufgeladen bekommen.

Wie gesagt, wir sind nach 5 Jahren auf einem guten Weg, wir haben den Trainingsraum, ein engagiertes Team, Ganztagsangebot mit Rhtymisierung, Mittagstisch, Sanktionskatalog, Präventionsveranstaltungen mit der Polizei, Erlebnispädagogische Tage, feste Bezugspersonen/Ansprechpartner, wöchtenliche Teamsitzung.

Wir haben ein hohes Maß an Arbeitszufriedenheit im BVJ/BEJ. :mrgreen:

Und nochwas zum BEJ/BVJ, das ist bei uns die Abteilung, in der am meisten gelacht wird, mit dem engsten Team. Es ist richtig gut und die Schüler sind auch immer sehr ok, meist ehrlich und direkt, aber wenn man sie "hat", dann "hat" man sie.
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guy_incognito
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Re: Ausländerproblemklasse - Ich resigniere u werde zum Rassist

Beitrag von guy_incognito »

Scheint ja ein recht aktives Forum hier zu sein. So viele Antworten in so kurzer Zeit habe ich nun nicht erwartet und entschuldigt, wenn ich hier nicht auf jede einzelne Antwort eingehen kann. Danke aber schon mal der Anteilnahme wegen...

Thema "Klasse abgeben": Nicht möglich! Mit mir als Referandar gibt es derzeit nur noch zwei weitere Lehrer an unserer Schule, die dieses Fach unterrichten und diese haben leider als zweites Unterrichtsfach bereits auch ein Mangelfach (Physik) und sind dort schon mehr als ausgelastet. Außerdem würde eine Abgabe des Kurses zu diesem Zeitpunkt, das falsche Zeichen an die Kursteilnehmer setzen (gemäß dem Motto: "Er kapituliert, das System kapituliert, hier in Deutschland kann man eh machen was man will, wir kriegen jeden klein!"). Des Weiteren würde ich damit jeglichen Einfluss auf die Notenvergabe verlieren und ich weiß jetzt schon, dass mit meiner Nachfolge jeder dieser Kursteilnehmer eine "Gnadenvier" bekommen würde und sich diese Schüler wieder in ihrem asozialen Verhalten bestätigt sehen und den "Terror" in anderen Kursen fortsetzen. An dieser Stelle geht es mir nicht mehr darum, den Kursteilnehmern Wissen zu vermitteln, es ist mir nur noch ein Anliegen, grundlegende erzieherische Zeichen zu setzen und ihnen klarzumachen, dass dieses dargeslegte asozial Verhalten in unserer Gesellschaft nicht toleriert wird und weit schwerwiegender zu gewichten ist, als Nichtwissen oder Nichtbestehen einer Klausur (hier würde ich bei anständigem Verhalten ja noch eine Gnadenvier vergeben).

Thema "Kuschel-, Kuchen- und Erlebnispädagogik": Die Schule befindet sich in Mitten einer tristen Innenstadt. An Unternehmungen im Freien ist nicht zu denken und bei der Kurszusammensetzung würde das nicht zu Spaß, sondern zu einer Eskaltion irgendeiner Art führen. Zu Weihnachten gab es von mir schon Süßes und jetzt raten Sie mal wohin oder auf wen der Abfall geflogen ist und was ein Schüler meinte in die Klasse zu rufen: "Alter, was hab isch mit eurem scheiß Jesu-Fucker am stecken!". Sie können sich sicherlich denken, dass ich auf Kuchenbacken als pädagogische Maßnahme gerne verzichten möchte und leider an dieser Stelle etwas voreingenommen sein muss und damit rechnen darf, dass einer der Anwesenden den Kuchen mit Haschich, LSD oder wahrscheinlicher noch, Rasierklingen versehen wird (ich würde hier gerne ein Smily setzen, was mein Anliegen aber nur zu verniedlich erscheinen lässt).

Thema "Beruf verfehlt/zurück zur BW": Wie im Eingangspost von mir geschrieben, kam mir der Gedanke natürlich auch. Zitat: "Erwachsenbildung und Jugendbildung sind wohl wirklich zwei Paar Schuhe". Und wenn ich die Zustände an unseren Schulen sehe, dann bekräftigt es mich wirklich, wieder zurückzugehen. Manch einer mag einer "Militärpädagogik" nichts abgewinnen (in der Schweiz kann man Militärpädagogik übrigens als eigenständiges Studienfach studieren und damit auch an öffentlichen Schulen später unterrichten) und meist wird diese Art der Ausbildung/Erziehung von Leuten verteufelt, die es selber nie erlebt haben und ihr (Un)Wissen nur aus Erzählungen, Filmen etc. beziehen. Jeder muss sich allerdings die Frage stellen, warum es immer noch eine solche Ablehnung gegenüber Disziplin und Ordnung gibt. Mit historischen Ereignissen braucht hier jetzt niemand kommen, unsere Armee ist eine demokratische Armee, verwurzelt in seiner Gesellschaft (aber das ist hier nicht Thema). Aber ich muss hier folgendes Beispiel einmal kritisch anmerken: Sie haben bei der Bundeswehr auch einen großen Teil von Bürgern im heranwachsenden Alter, aus den unteresten sozialen Schichten, die zwangsweise eingezogen wurden, keine Lust auf irgendetwas haben und teilweise auch versuchen Ausbildung/Unterricht zu sabotieren. Aber komischerweise schafft es die Armee, auch solchen Extremfällen das nötige Wissen zu vermitteln. Nehmen sie das Beispiel der Waffenausbildung. Mit den mir bei der Bundeswehr gegebenen disziplinarischen/erzieherischen Maßnahmen würde ich der unwilligsten und dümmsten Klasse innerhalb eines Tages beibringen können, wie man ein Gewehr zerlegt und zusammensetz und dabei würde jeder Rekrut noch ein Fachvokabular von 20 bis 30 Wörtern gelernt haben. Würde ich gleiche Ausbildung mit den mir auf meinem Berufskolleg gegebenen Möglichkeiten abhalten, verspreche ich ihnen, würde diese Klasse rein gar nichts lernen. Nicht einmal die paar wenigen die sich dafür eigentlich interessieren würden. Und gerade das ist das schlimmste.

Bitte keine Diskussion an dieser stelle über Armee etc. Ich weiß um den Rückhalt und um das Ansehen in unsere Gesellschaft bescheid. Aber bitte verteufeln sie es nicht ohne zu hinterfragen, ob es in diesem System Armee vielleicht doch nicht ein paar Elemente gibt, von denen gerade wir als Lehrkräfte profitieren können. Das "68er-Kuschelpädagogikexperiment" hat leider nicht funkiotniert. Ein weiteres Festhalten an diesen Irrglaube wird das noch vor uns liegende Problem der weiteren Verarmung, Desozialisierung, Überfremdung der Bevölkerung und ihrem Nachwuchs nur noch weiter verschlimmern. Bevor wir Problemfälle unterrichten können, müssen wir uns um jeden Preis die nötige Autorität verschaffen, Härte zeigen, asoziales Verhalten und Respektlosigkeit in keinster Weise auch nur ansatzweise tolerieren. Hier kann ich als Referendar aber alleine nichts ändern. Ich kann nur darauf hinarbeiten, eines Tages vielleicht selber einmal Schulleiter zu werden, um wenigstens etwas an meiner Schule zu ändern. Leider sehe ich mich mit meiner Einstellung aber auf einsamen Posten, belächelt von gutgläubigen Beamten, die Dienst nach Vorschrift machen und in all den Jahren ihres "Frustes" niemals kritisch eine Systemfrage gestellt haben, sondern innerlich an sich selber zweifeln oder resginierend eine Mauer um sich bauen. Zweifeln Sie nicht nur an sich selber, wohl aber an ihrer Einstellung zu diesem Bildungssystem. Toleranz gegenüber Andersdenkenden und der Jugend ist wichtig, aber auch der eigenen Toleranz sind einmal Grenzen aufzuzeigen. Und diese sind für mich nach dieser Klasse überschritten.

Das war es von mir vorerst. Letztendlich führt eine Forumsdiskussion eh zu nichts. Kaum einder ändert aufgrund von ein paar geschriebenen Worten seine Einstellung. Man muss es einfach selber erleben, sonst kann man es nicht verstehen. Ich würde auch lieber an einem Gymnasium in Bayern unterrichten, als an einem Berufskolleg in einer Großstadt mit Sozial- und Integrationsproblemen. Aber das ist leider Gottes Deutschlands wahre Zukunft.

Gute Nacht...

Scooby

Re: Ausländerproblemklasse - Ich resigniere u werde zum Rassist

Beitrag von Scooby »

Fränzy hat geschrieben:Und nochwas zum BEJ/BVJ, das ist bei uns die Abteilung, in der am meisten gelacht wird, mit dem engsten Team. Es ist richtig gut und die Schüler sind auch immer sehr ok, meist ehrlich und direkt, aber wenn man sie "hat", dann "hat" man sie.
Es ist ja schön, wenn die Stimmung gut ist. Aber: Kriegen die Leute nach dem Jahr einen Job?

Fränzy
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Re: Ausländerproblemklasse - Ich resigniere u werde zum Rassist

Beitrag von Fränzy »

Naja, 25% kommen in die duale Ausbildung, ca. 10% in eine Rehaausbildung, 25-30% (die guten und die besten) in ein und zweijährige Berufsfachschulen, der Rest geht in Maßnahmen der AfA (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, überbetriebliche Ausbildung). Wenige gehen jobben oder ins FSJ. Wenige (sehr wenige) sind unversorgt, Berufswegeplanung / Praktikum ist eine maßgebliche Säule bei uns. :)
שָׁלוֹם

guy_incognito
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Re: Ausländerproblemklasse - Ich resigniere u werde zum Rassist

Beitrag von guy_incognito »

Fränzy hat geschrieben:Naja, 25% kommen in die duale Ausbildung, ca. 10% in eine Rehaausbildung, 25-30% (die guten und die besten) in ein und zweijährige Berufsfachschulen, der Rest geht in Maßnahmen der AfA (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, überbetriebliche Ausbildung). Wenige gehen jobben oder ins FSJ. Wenige (sehr wenige) sind unversorgt, Berufswegeplanung / Praktikum ist eine maßgebliche Säule bei uns. :)
Interessant zu wissen. Ein paar Schüler meines Problemkurses machen eine von der Arbeitsagentur finanziertes Schuljahr. Die bekommen übrigens Geld dafür, dass sie zur Schule gehen!!! Aber zum Bestehen sind sie nicht gezwungen und so sitzen sie ihre Zeit ab und beschäftigen sich mit allen Sachen, nur nicht mit dem Unterricht. Ich kann es echt nicht fassen, dass dieses (entschuldigt die Entgleisung) Pack auch noch Geld dafür bekommt, meinen Unterricht zu sabotieren. Und mit ihrem Mietzuschuss haben die nicht mal weniger Geld im Monat als ein leistungswilliger Referendar. Oh Mann, ich reg mich hier schon wieder zu sehr auf. Na ja, zum Glück bin ich noch/schon A12 besoldet...

Fränzy
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Re: Ausländerproblemklasse - Ich resigniere u werde zum Rassist

Beitrag von Fränzy »

Ja, die bekommen 210 Euro. Interessant, dass die bei euch in der BBS sitzen, bei uns sind die in Seminaren von sozialen Trägern, was auch besser ist, denn diese Jugendlichen sind meistens schulmüde. Und dennoch, auch mit den Leuten KANN man arbeiten, wenn das Team zusammensteht.

Ich arbeite übrigens auch in einer Stadt im sozialen Brennpunkt, was weniger an der Größe, wie einfach an der Siedlungspolitik liegt.

Versuche die Klasse abzugeben, du kannst das nicht lösen, nicht alleine und nicht in nur einem Jahr
שָׁלוֹם

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