Elternmail Weihnachtsmann

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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jelo
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Re: Elternmail Weihnachtsmann

Beitrag von jelo »

Lysander,
erstens: Es geht mitnichten darum, dass hanna den Kindern erklären soll, es gebe den WM. Vielmehr müssen solche Fragen bewusst offen gehalten werden.

Zweitens: Wenn ein anderes Kind etwas sagt, ist das natürlich etwas anderes, als wenn der Lehrer etwas sagt.

Peachie
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Re: Elternmail Weihnachtsmann

Beitrag von Peachie »

Also ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, was ihr meint, wenn ihr der Threadstarterin vorwerft, sie hätte den Kinder erzählt, es gäbe den Weihnachtsmann nicht. Ich habe nur folgendes gelesen:
Daraufhin antwortete ich, dass wir die Geburt Jesu feiern und der Weihnachtsmann in der Weihnachtsgeschichte nicht vorkommt.
Es ist doch nun mal, egal was man glauben mag, die Wahrheit, dass der Weihnachtsmann in der christlichen Weihnachtsgeschichte (und es war ja eine katholische Religionsstunde, in der das thematisiert wurde) nicht vorkommt. Damit ist ja nicht gesagt, dass man an diese Geschichte glauben muss.

Die Mutter hat dann ja der Schülerin versucht zu erklären, dass manche Menschen an den WM und andere an das Christkind glauben.
Ich hatte mit Nele darüber gesprochen das die einen halt an den Weihnachtsmann glauben und die anderen an das Christkind. Heute morgen klärte Nele ihren kleinen Bruder auf und sagte das ich Lüge. Nele meinte das ich immer sage sie soll nicht Lügen und ich es aber täte.
Wenn das Kind dann seiner Mutter nicht glaubt, sondern sie als Lügnerin tituliert...nun ja, ich sag mal, das finde ich eher seltsam.

Und die Mutter schreibt ja auch am Ende der Mail:
Diese Sache war für die Auseinandersetzungen die ich eh schon mit Nele habe nicht sehr förderlich.
Das hört sich für mich so an, an lägen da noch ganz andere Sachen im Argen, als nur der zerstörte Glaube eines Kindes...


Daher habe ich mich etwas gewundert, dass hier im Forum direkt eine Grundsatzdiskussion zum Thema "Glaubensfreiheit" gestartet wurde...
Seit September 2009 im Referendariat (Grundschule, Deutsch und Sachunterricht)

Lysander
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Re: Elternmail Weihnachtsmann

Beitrag von Lysander »

@jelo

Also wenn ich schon unbedingt Hanna kritisieren müsste (und das habe ich an sich gar nicht vor), dann wäre der Umstand, dass sie erklärt haben soll, es gäbe den Weihnachtsmann nicht, wohl aber das Christkind, am ehesten zu kritisieren.

Zum einen werden die Begriffe ja oft von Erwachsenen wie von Kindern unreflektiert und stellenweise synonym verwendet. Der Weihnachtsmann oder das Christkind bringen die Geschenke. In meinem familiären Umfeld wird da nicht so wirklich unterschieden.

Aber kann man soweit gehen und hier einen "Machtmissbrauch" (wie ich das Wort mittlerweile liebe!) vermuten, weil sie als Religionslehrerin den christlichen Teil des Weihnachtsfestes betont?

Theoretisch ja, aber nur wenn man unterstellt, dass hier die christliche Religion eine Art Exklusivitätsanspruch auf die Auslegung des Weihnachtsfestes erhebt und das von der Religionslehrerin entsprechend "umgesetzt" wurde.

Die Amerikaner gelten ja eigentlich als religiöser als wir (zumindest was ihre Sexualmoral angeht). Seltsamerweise ist für sie aber ein Nebeneinander von Weihnachtsmann und Jesus kein Problem - es spiegelt sich auch in den Christmas-Carols wider.
(z.B. Virgin Mary had a baby boy // Santa Claus is coming to town)

Ich halte mich deswegen mit Kritik an Hanna zurück, weil mit dem Weihnachtsmann auch viel Schindluder getrieben wird und er gerne als Druckmittel seitens der Eltern verwendet wird, um Fehlverhalten der Kinder entsprechend zu sanktionieren.
Gruß
Lysander

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jelo
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Re: Elternmail Weihnachtsmann

Beitrag von jelo »

Naja, wenn man es gut machen möchte, kann man ja - je nach Alter der Kinder - über verschiedene Weihnachtsbräuche sprechen. Dazu gehört z.B. auch die Frage: Wer feiert Weihnachten nicht? Warum schenken wir uns Geschenke? Finden wir die Geschenke wichtiger als die Geburt Jesu? Wer bringt bei euch die Geschenke? Sagt ihr ein Gedicht auf? Was esst ihr? Und bei all diesen Fragen sollte es nun wirklich nicht darum gehen: "Wer feiert das RICHTIGE Weihnachten?"

Lysander
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Re: Elternmail Weihnachtsmann

Beitrag von Lysander »

jelo hat geschrieben:Naja, wenn man es gut machen möchte, kann man ja - je nach Alter der Kinder - über verschiedene Weihnachtsbräuche sprechen. Dazu gehört z.B. auch die Frage: Wer feiert Weihnachten nicht? Warum schenken wir uns Geschenke? Finden wir die Geschenke wichtiger als die Geburt Jesu? Wer bringt bei euch die Geschenke? Sagt ihr ein Gedicht auf? Was esst ihr? Und bei all diesen Fragen sollte es nun wirklich nicht darum gehen: "Wer feiert das RICHTIGE Weihnachten?"
Also damit macht man es definitiv NICHT gut, weil man hier einen Reflexionsprozess in Gang setzt, der ähnlich heftige Auswirkungen haben könnte.
Warum schenken wir uns Geschenke? "Weil das Christkind sie bringt und ich mir das außerdem gewünscht habe" => langfristig entwickelt sich daraus eine Anspruchshaltung. "Das wünsche ich mir zu Weihnachten" => "Das KRIEGE ich zu Weihnachten".

Finden wir Geschenke wichtiger als die Geburt Jesu?
Natürlich finden die Kinder die Geschenke wichtiger, weil sie sie direkt betreffen und sie in der Regel in ihrem sozialen Umfeld bereits den Gruppendruck bzw. die "Automatismen" von Weihnachten mitbekommen.
Wie viele Kinder feiern heutzutage primär aus religiöser (und nicht konsumbedingter) Motivation Weihnachten?

Es gibt gutes Essen, viele, viele Geschenke, Oma und Opa kommen vorbei, OK, dann kann man zur Not auch mal Weihnachten in die Kirche gehen oder am Krippenspiel teilnehmen.
Letztlich ist es DAS, was die Kinder mitbekommen und denken.
Und wenn man als Eltern mehrheitlich schon so unehrlich ist und Weihnachten als Täter und Opfer des Konsumzwangs begeht, dann sollte man von anderen (Lehrern) nicht erwarten, päpstlicher als der Papst zu sein.

Solche Fragen wie Du sie anführst, bergen mindestens ebenso viel potenziellen Sprengstoff.
Gruß
Lysander

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jelo
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Re: Elternmail Weihnachtsmann

Beitrag von jelo »

Früher habe ich das auch noch so gesehen wie du. Mit dem Alter wird man weiser :mrgreen: und sieht die Dinge entspannter. Natürlich kann ICH von Konsumterror sprechen, aber ich muss den Kindern ja wohl nicht sagen, wie bescheuert ich es finde, dass sie wie die Bekloppten zu Saturn rennen und sich mit Schrott eindecken. Ich muss auch nicht sagen, dass ICH es scheinheilig finde, am Heiligabend in die Kirche zu gehen und ansonsten damit nichts am Hut zu haben.

Aber ich kann mir anhören, wie die Kinder Weihnachten begehen. Und wenn Familie Kevin es toll findet, sich drei Fernseher und sieben Handys zu schenken, dann kann ich trotzdem sagen: "Das ist schön, dass du dich darauf freust". Solche Fragen haben keinen Sprengstoffcharakter, denn das ist DAS Wesen des Religionsunterrichts: Wer bin ich? Wer sind die anderen? Wir sind verschieden, aber alle gleichwertig!

Daniel*
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Re: Elternmail Weihnachtsmann

Beitrag von Daniel* »

jelo hat geschrieben:Religionsunterricht heißt nicht, die Kinder zu missionieren: "Wir Christen machen das so und so", sondern Religionsunterricht bedeutet, die Kinder mit der Bibel vertraut zu machen (nicht primär als Mission, sondern mit dem Bildungshintergrund), ihnen Raum zu geben, SICH SELBST zu erkennen.
Richtig, falsch, falsch, richtig...

Im Religionsunterricht soll NICHT missioniert werden, es sollte aber durchaus gesagt werden "Wir Christen machen das so und so" - ohne dabei zu sagen, dass die Kinder es auch so machen müssen, klar. Aber ansonsten schon doch - genau so, denn als Religionslehrer vertritt man eben AUCH seine Kirche (und das ist auch gesetzlich so verankert). Es bedeutet im übrigen NICHT (zwangsläufig) die Kinder mit der Bibel vertraut zu machen. Die taucht zwar auch auf, aber Bibelkunde ist ein DEUTLICH anderes Fach (das es in anderen Ländern aber durchaus gibt).

Das mit dem sich selbst erkennen ist dann wiederum okay. ;)

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