Was machen, wenn Verwandter im Sterben liegt?

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reffinrw
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Was machen, wenn Verwandter im Sterben liegt?

Beitrag von reffinrw »

Gerade habe ich mit meiner Mutter telefoniert. Meinem Uropa (!) geht es gar nicht gut. Vor 1,5 Jahren hatte er einen Schlaganfall, kann nicht mehr laufen, Pflegestufe III, wird aber zu hause versorgt. Ziemlicher Kraftakt vor allem für meine Oma und meine Mutter. Ich habe ein sehr enge Verhältnis zu meiner Familie und vor allem zu meinem Uropa, weil ich schon als Kleinkind eigentlich immer bei ihnen war, weil meine Oma und Mutter arbeiten mussten. Ich hatte und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich 600km weit weg in NRW mein Ref angetreten habe. Im Studium konnte ich ja gerade in den letzten Semestern immer da sein und hatte dann, wenn mich jemand abgelöst hat, an meiner Masterarbeit geschrieben. Das klappte ganz gut - nur jetzt bin ich 1. räumlich weg und 2. habe ich ab demnächst so viel zu tun - Unterricht planen, geben usw. Für einen Anfänger ist das ziemlich viel und zeitraubend.

Nun weiß ich aber nicht was ich machen soll, da der Uropa eben jetzt eine Lungenentzündung hat und es ihm so schlecht geht, dass er im Bett bleiben, anstatt in den Rollstuhl gesetzt werden möchte. Mein Opa war seit dem Schlaganfall schon öfter krank - und ich habe auch mitbekommen, wie sich das von einer Stunde auf die nächste rapide veränderte und er ins Krankenhaus musste und wir nicht wussten, ob er da wieder raus kommt.

Ich muss mich also neben der emotionalen Belastung, darauf einstellen, dass ich u.U. von jetzt auf gleich 600km so schnell wie möglich fahren muss egal zu welcher Tageszeit und wie mein Stundenplan aussieht. Dementsprechend wäre ich auch für mindestens 1 Woche nicht arbeitsfähig, weil ich sicherlich nicht 24 Stunden nachdem mein Uropa gestorben ist vor einer Klasse stehen werde.

Man hat nur 5 Tage Sonderurlaub und muss die auch im Vorhinein beantragen - ich frage mich, wie das gehen soll, wenn ich den Anruf kriege, dass ich losfahren muss? Da zählt jede Minute und die werde ich nicht damit verbringen Sonderurlaub einzureichen oder zum Arzt zu gehen und mich krankschreiben lassen. Da setze ich mich in mein Auto und los geht's.

Jetzt kann ich im Vorhinein planen, damit ich dann gerüstet bin - aber ich weiß gar nicht, was ich planen soll? Kennt jemand von euch die Abläufe oder weiß jemand, wie ich es hinkriege, eben nicht hiochkantig rausgeschmissen zu werden, weil ich nicht zur Arbeit erscheine oder eben worstcase, den Unterricht mittendrin abbrechen muss (meine Mutter weiß, dass ich vormittags Schule habe und würde nur anrufen, wenn es wikrlich so weit wäre, also würde ich auch im Unterricht rangehen auch bei einem UB)?

Ich komme mir gerade so hilflos vor. Ich habe das Ref gerade erst angefangen, vor den Sommerferien stehen 3 UBs an, das setzt vorraus, dass ich davor natürlich unterrichtet haben muss.... nur wie, wenn ich dort länger abwesend bin?

PS: Unter diesen Umständen geht mir der nervige Kollege aus dem Leid & Frust Thread jetzt schon am Allerwertesten vorbei.

chilipaprika
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Re: Was machen, wenn Verwandter im Sterben liegt?

Beitrag von chilipaprika »

Nur als Info, auch wenn ich nicht unbedingt empfehle, davor Gebrauch zu machen:

Wenn man krank ist, muss man nicht in der Minute zum Arzt, um sich krankmelden zu können. Ein Anruf zur Krankmeldung genügt (als Ref in der Regel 2: Schule UND Seminar, auch wenn du an dem Tag kein Seminar hast, so ist es glaube ich in NRW auch). Um die Krankschreibung an sich kannst du dich später kümmern, erkundige dich noch, ab welchem Tag du eine Krankmeldung / Attest brauchst. Ich _glaube_, es ist als Beamter der 3. Arbeitstag.

Vom Handy in der Klasse / in einem UB rate ich ganz dringend ab. Ich kann deine emotionale Belastung nachvollziehen, aber ich sage es mal so: kein Fachleiter wird es verstehen (es ist nicht dein Vater / Partner) und, wie ein Prof bei einer Vorlesung mal salopp formuliert: entweder geht es deinem Uropa gerade so schlecht, dass du schon dort bist, oder der Anruf kann noch 45 / 90 Minuten warten.
Du kannst in jeder Pause deine Nachrichten abhören.
Abgesehen davon, dass es immer ein anderer Anrufer sein könnte, der dabei stört.

Chili

LatinaTeacharin
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Re: Was machen, wenn Verwandter im Sterben liegt?

Beitrag von LatinaTeacharin »

... verabschiede dich zudem von der Vorstellung, einfach mal so den Unterricht oder gar einen UB wegen eines solchen Anrufs abbrechen zu können/zu dürfen.

Ich halte es zudem für gefährlich (oder gar leichtsinnig), den Plan zu verfolgen, sofort nach Erhalt des Anrufs im Auto sitzen und losfahren zu wollen. Überleg dir mal, ob du in einem solchen Moment in der Lage bist 600km zu fahren, ohne dabei dich und andere zu gefährden. Es mag geschmacklos klingen - aber es wäre möglich, dass du sowieso zu spät kommst.
Dementsprechend wäre ich auch für mindestens 1 Woche nicht arbeitsfähig, weil ich sicherlich nicht 24 Stunden nachdem mein Uropa gestorben ist vor einer Klasse stehen werde.
Und warum nicht? - Sorry, aber eine Woche Arbeitsunfähigkeit deswegen einzuplanen spricht nicht gerade für eine emotionale Belastbarkeit. Es geht schließlich nicht um deine Eltern und auch nicht um deinen Partner.

reffinrw
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Re: Was machen, wenn Verwandter im Sterben liegt?

Beitrag von reffinrw »

chilipaprika hat geschrieben:Vom Handy in der Klasse / in einem UB rate ich ganz dringend ab. Ich kann deine emotionale Belastung nachvollziehen, aber ich sage es mal so: kein Fachleiter wird es verstehen (es ist nicht dein Vater / Partner) und, wie ein Prof bei einer Vorlesung mal salopp formuliert: entweder geht es deinem Uropa gerade so schlecht, dass du schon dort bist, oder der Anruf kann noch 45 / 90 Minuten warten.
Ja Chili, da hast du Recht - sicher würde ich morgens mit meiner Mutter telefonieren, dann wüsste ich sicher in etwa Bescheid und könnte noch vor der 1. Stunde weg, dann käme ich nicht in die Situation.

Lenka
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Re: Was machen, wenn Verwandter im Sterben liegt?

Beitrag von Lenka »

Ich wäre auch vorsichtig. Mitten in der Stunde kann man auf gar keinen Fall abbrechen, also entweder morgens von vornherein abmelden oder aber in den Pausen klären, wie man weiter vorgehen kann. Wie viele Tage man dann abwesend sein darf, ist gesetzlich geregelt und davon sollte man gerade zu Ausbildungsbeginn auch nicht abweichen, denke ich.
Meine Kollegin hat in den ersten 6 Monaten Ref 4 Familienangehörige verloren und war jeweils nur für die Beerdigung freigestellt. Es waren aber eben auch nie Eltern, Geschwister oder Partner betroffen, sondern immer "nur" Cousine, Onkel, etc. und da ist eben keine längere Befreiung vorgesehen.

Tut mir sehr leid für dich, dass du direkt mit so einer Doppelbelastung anfängst.

sabbel
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Re: Was machen, wenn Verwandter im Sterben liegt?

Beitrag von sabbel »

Erstmal: Was sind das für 5 Tage Sonderurlaub? Mir ist das so nicht bekannt.

Aber zum eigentlichen Thema: Vielleicht sprichst Du am nächsten Schultag mit Deiner Schulleitung. Meine Schulleitung ist so viel Mensch, dass man da mit einer Möglichkeit rechnen kann. Evtl. solltest Du auch mit Deinen engen Kollegen sprechen.
Bei mir an der Schule würde ein Plan entwickelt werden, der eine verträgliche Lösung für alle wäre. ABER wir würden das auch alle füreinander machen.

Direkt NACH der Nachricht solltest tatsächlich nicht fahren, da gebe ich Latina Recht.

Lenya
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Re: Was machen, wenn Verwandter im Sterben liegt?

Beitrag von Lenya »

In meinem Seminar ebenso wie in meiner Ausbildungsschule wäre es durchaus möglich gewesen, sowas vorher abzusprechen und dann zu gehen. Klar steht dir Sonderurlaub eigentlich nur zu bei Verwandten 1. Grades (mein Mann hat noch nicht mal wegen seiner Oma Sonderurlaub bekommen). Aber die psychische Belastung in deinem Fall rechtfertigt durchaus eine Krankschreibung, die du (wie bereits erwähnt wurde) am 3. Tag einschicken musst, zwei Tage kann man ohne fehlen. Du solltest dich aber rein formell tatsächlich KRANK melden.
LG, Lenya

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