Der Thread hier ist inzwischen ja viele, viele Jahre alt; aber manch einer hier liest ja doch noch mit. Daher wollte ich mich abschließend noch einmal zu Wort melden, auch wenn die ursprünglichen Mit-Diskutanten vielleicht gar nicht mehr hier im Forum aktiv sind. Das Thema an sich ist ja durchaus noch bzw. immer wieder mal aktuell.
Mit den Jahren kommt die Weisheit, könnte man sagen. Ich hatte mich damals über die Einstellungspraxis des KM sehr geärgert, weil viele KandidatInnen trotz Bestleistungen keine Chance auf Übernahme in den Staatsdienst hatten. Wenn man sich anstrengt und gute Leistung bringt und hinterher trotzdem Angst haben muss, keinen Fuß in die Türe zu bekommen, weil scheinbar so gut wie niemand eingestellt wird, dann ist das einfach im ersten Moment extrem frustrierend. So ging es mir jedenfalls seinerzeit.
Mit einigen Jahren Abstand und "Lebenserfahrung" kann ich jedoch sagen, dass sich einige "Binsenweisheiten" bewahrheitet haben, die einige Formumsmitglieder hier ja schon als Gegenargumente ins Feld geführt hatten. 1.: Wir sind alle unseres eigenen Glückes Schmied, jedenfalls zu einem gewissen Teil. Wenn der Staat gerade niemanden einstellt, dann habe ich als Akademiker immer noch genügend Möglichkeiten, woanders zu arbeiten. Und ich kann denen, die das für billiges Gewäsch oder einen Allgemeinplatz halten, aus eigener Erfahrung sagen: Das ist wirklich so. Wir sind immerhin ausgebildete Fachkräfte mit Staatsexamen - das ist viel Wert! Wir sind keineswegs AbsolventInnen "zweiter Klasse", sondern durchaus auf dem Arbeitsmarkt gefragt - das ist jedenfalls meine bisherige Erfahrung aus diversen Gesprächen, Praktika und sonstigen Kontakten in die Arbeitswelt. Und damit hängt eng Punkt Nr. 2 zusammen: Das Leben meint es nicht immer nur schlecht mit einem. Wer wirklich etwas finden will, der findet. Und wer annehmbare Leistungen im Studium oder im Ref gebracht hat, der wird erst recht nach dem fündig, was er sucht. Ich habe in den letzten Jahren viele Lehramts-StudentInnen kennengelernt; fast alle davon haben inzwischen gut bezahlte Jobs. Diejenigen, die das nicht haben, sind teilweise - meines Erachtens jedenfalls - auch selbst daran schuld. Wenn beispielsweise jemand mit Haus, Hof, Familie und Kindern nicht unbedingt alles aufgeben will, um in ein anderes Bundesland zu ziehen, dann ist das völlig verständlich und nachvollziehbar. Wenn aber jemand, der mit Ende 20/ Anfang 30 Single und auch sonst familiär ungebunden ist, nicht bereit ist, dorthin zu ziehen, wo die Arbeit ist, dann ist das eine Anspruchshaltung, die im Zeitalter der Globalisierung und eines geeinten Europas mit Personenfreizügigkeit nicht mehr zeitgemäß ist. Wenn diese Leute dann lieber einen befristeten Vertrag nach dem anderen annehmen, statt sich entweder eine außerschulische Alternative zu suchen oder in ein anderes Bundesland zu gehen, dann kann da auch "der Staat" nichts für. Leider sind es meiner Erfahrung nach oft vor allem diese Stimmen, die am lautesten jammern.
Deshalb möchte ich zum Abschluss noch denjenigen einen "Mutmacher" mit auf den Weg geben, die sich hierher verirren und diesen alten Faden noch einmal ausgraben, weil auch sie die Frage umtreibt, was einmal aus ihnen werden soll: Kopf Hoch, das wird alles schon - ich spreche aus Erfahrung! Es besteht kein Grund, sich als Opfer vermeintlich höherer Mächte zu sehen, auch wenn die Lage "von unten" noch so unschön und erbarmungslos aussieht. Ich habe mich jedenfalls in den letzten Jahren ganz einfach auf das konzentriert, was ich gut kann - nämlich meine Fachwissenschaften und das Unterrichten. Beides habe ich bislang jedenfalls erfolgreich unter Beweis gestellt, und das hat sich in jeder Hinsicht ausgezahlt. Und in Sachen Bildungspolitik haben sich im Nachgang der Ereignisse sowohl die (Junglehrer-)Vertreter des BPV als auch des BLLV sehr für die Belange unserer "Zunft" eingesetzt. Mit diesen versöhnlichen Tönen verabschiede ich mich vorerst aus dem Forum und wünsche allen Noch- oder Bald-Referendaren viel Erfolg und vor allem viel Spaß im Referendariat