Mein Freund zeigt kein Verständnis

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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eva80
Beiträge: 2
Registriert: 11.01.2008, 9:38:04
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Mein Freund zeigt kein Verständnis

Beitrag von eva80 »

Seid längerem verfolge ich mit Spannung die Gespräche in diesem Forum. Heute nehme ich mal meinen ganzen Mut zusammen und berichte von meinem Problem.

Ich bin Lehrerin an einer kleinen Grundschule in Bayern wo ich eine 3.Klasse habe. Seit dem Ref habe ich immer mehr Probleme mit meinem Freund der meiner Meinung nach wenig Verständnis für meinen Lehrerberuf zeigt. Immer wieder hält er mir vor, dass ich zu viel für meinen Beruf mache und zuviel Zeit und Energie investiere.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass er das was ich tue sinnlos findet, zum Beispiel Klassenfeste oder Theateraufführungen deren Vorbereitung einfach viel Zeit frisst. Auch fühle ich mich von ihm nicht ernstgenommen in meinem Beruf.

Jetzt wollte ich mal fragen ob ihr das auch kennt und ob das euch vielleicht auch so geht. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich verzweifelt weil es bei uns in der beziehung immer schlechter läuft und wir uns immer an den gleichen Probleme reiben.

Es ist nicht so, dass er mir nicht hilft wenn ich ihn brauche, aber z.B. kann er es nicht leiden wenn ich mittags aus der Schule komme und erst mal reden muss. Sein Lieblingsspruch: „Ich sabbel dich doch auch nicht mit meinen Sorgen zu“.

Ich bin echt verzweifelt.

nickkick
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Beitrag von nickkick »


interstella
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Re: Mein Freund zeigt kein Verständnis

Beitrag von interstella »

eva80 hat geschrieben:...
Es ist nicht so, dass er mir nicht hilft wenn ich ihn brauche, aber z.B. kann er es nicht leiden wenn ich mittags aus der Schule komme und erst mal reden muss. Sein Lieblingsspruch: „Ich sabbel dich doch auch nicht mit meinen Sorgen zu“.
Ich bin echt verzweifelt.
Das tut mir leid. Der Spruch ist auch wirklich sehr doof. Eine nette Antwort könnte sein: "Aber für mich wäre es auch wichtig, welche Sorgen DU hast."

Das Ref. kann für jede Beziehung eine Belastungsprobe darstellen, sowohl Freundesbeziehungen wie Partnerbeziehungen. Das Umfeld muss sich an dich in der neuen Rolle gewöhnen, manch Einer hat sich vorher nicht damit gedanklich auseinandergesetzt und ist doch geschockt über die Veränderungen die du unter anderer/höherer Belastung und neuer Rolle zeigst.

Ein Beispiel: Ich kenne einen Ref. der genau dann von seiner Freundin verlassen wurde, als er Probleme im Ref. bekam und abbrechen musste. Zwei Säulen brechen ein und du stehst dann am Abgrund... doch haben sich in der Ausnahmesituation die Risse der Beziehung erst recht gezeigt und sie zerbrach.

Die Kommunikation in deiner Beziehung scheint - imo - etwas gestört zu sein, wenn man das genannte Beispiel nimmt. Es ist fatal, eine Grundsatzdiskussion im Ref. zu führen, doch evtl. kommst du nicht drum herum.

Einige Fragestellungen dürften erlaubt sein, wie

- Für dich: Welche Erwartungen habe ich an meinem Partner? Wie soll er/sie reagieren?
- In welcher Rolle wünscht mich mein Partner? Berufstätig, Hausfrau, Mutter, alles zusammen?
- Stehe ich hinter meinem Partner? Egal was er/sie tut? Und wo sind meine Einschränkungen?

Ganz konkret solltest du deinem Freund vor Augen führen, dass im Ref. von dir ein sehr hohes Engagement erwartet wird und du gar nicht "zuviel" tun kannst, um gute/sehr gute Leistungen zu erzielen. Schulleitergutachten nehmen doch alle deine Tätigkeiten in die Bewertung hinein... zumindestens ist das in BW so. Also, "ja, ich mache viel. Doch es ist für meine berufliche Zukunft sehr wichtig, so auch für unsere Beziehung...."

Interessant wäre es u.U. auch mit anderen Refis darüber zu sprechen, wie ihre Partner mit der hohen Belastung umgehen. Vielleicht bekommst du den einen oder anderen Tipp.

Mit meinem Partner habe ich es vor dem Ref. genau besprochen, beschrieben, was auf mich/uns zukommt und gefragt, ob er die Belastung mittragen kann. Trotzdem kam es auch mal zu Spannungen während des Refs. Aber vor allem dann, wenn Prüfungen anstanden und ICH besonders angespannt war.

Könnte übrigens auch sein, dass sich Deine Belastungen und Stimmungen in diesen Diskussionen bemerkbar machen und er mehr reagiert als agiert. Prüfe mal innerlich, wann es zu den Missverständnissen kommt. Z.B. wenn du dich besonders gestresst und unter Druck fühlst. Er spiegelt dir - unbewusst - deinen inneren Druck und verstärkt ihn durch seine Aussagen.

Eine Erleichterung stellt dann die Veränderung der eigenen Einstellung dar. Dass man sich selbst auch mal schlecht, belastet und "habe-Akku-leer" fühlen darf und Dinge zwingend tun muss, die deinen Akku wieder füllen. Erwarte dieses jedoch nicht allein von deinem Partner, sonst könnte auch er sehr überfordert sein. (Interessante Frage: Was ist denn für dich seine Rollebei dem Ganzen?)

Das waren nun ein paar Denkanstöße, die mir durch den Kopf gehen. Vllt. etwas konfus, aber womöglich o.k. für dich.

Gruß
Interstella

P.S. ich habe evtl. etwas missverstanden und so geantwortet, als ob du noch im Ref. bist. Aber du bist schon fertig, oder? Die Berufswahl des Partners generell in Frage stellen, wenn man in dem Beruf schon arbeitet, ist wirklich eine Grundsatzdiskussion wert!!!

yulaschwarz
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Beitrag von yulaschwarz »

Hallo!
Ich kenne dieses Problem auch irgendwie. Wir diskutieren auch immer wieder über meine Arbeitsbelastung. Mir wird dann auch vorgeworfen, dass ich zu viel Nerven und Zeit investiere. Es ist aber im Referendarariat und im ersten Arbeitsjahr danach viel schlimmer gewesen. Mit den Jahren kommen die Diskussionen immer seltener, weil ich immer routinierter werde und eben nicht mehr so aufgeregt bin und nicht mehr für alles ewig brauche.
Ich weiß nicht, wie lange du schon im Dienst bist, aber vielleicht macht das Hoffnung.
Außerdem hab ich das "Glück", dass mein Freund selbstständig ist und viel arbeitet. Ers sitzt also nicht ab 17 Uhr zu hause und wartet bis ich fertig bin (mal überspitzt ausgedrückt).
Vielleicht kannst du ja feste Arbeitszeiten anbieten (,die du auch einhälst)? Und wenn du noch am Anfang stehst, wird die Arbeitsbelastung weniger.
Aber wie gesagt, auch bei mir kommen diese Diskussionen immer wieder!
Lieben Gruß

buffy78s
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Beitrag von buffy78s »

Schlimmer wäre es meiner Meinung nach, wenn er NICHT finden würde, dass du zu viel Zeit und Nerven investierst. So sieht er zumindest, dass du was tust und dass es stressig ist. Ich kenne es von Bekannten auch anders: da heißt es tatsächlich in der Beziehung: "Kann ja gar nicht sein, dass du Stress hast"
Den Spruch finde ich auch nicht so toll, allerdings kenne ich von meinem Mann auch, dass er sagt, dass ich immer zuerst von meinen Schulgeschichten rede (die er sich brav anhört), allerdings dann irgendwie nicht mehr nachfrage, wie sein Tag war (*schäm*)...
Seh's so: dein Freund möchte einfach nicht, dass du dich kaputt machst.

Cassandra
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Wohnort: Bayern

Beitrag von Cassandra »

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie "locker" Ihr das nehmen könnt! Ich finde es richtig krass, wenn der Partner sagt, man sabbele ihn mit Problemen voll! :shock: Gut, ich kenne die Vorgeschichte nicht, aber ich finde, so geht man nicht respektvoll mit dem Partner um, wenn dieser in einer Belastungssituation steckt! Ich finde das verletztend und beleidigend! Würde mein Freund das sagen und sich auf Dauer so verhalten, wäre das das Aus! (sorry für die ehrlichen Worte!) In einer guten Partnerschaft gehört Zuhören und Verständnis auch für berufliche Belange dazu!
Bei uns ist es so, dass wir beide viel arbeiten -- er hat vollstes Verständnis, wenn ich hier und da noch was zu tun habe. Er sagt mir auch manchmal: "Komm, mach ein Bad, entspann dich erstmal und komm etwas runter." - aber er sagt nicht "Sabbel mich nicht voll!" Das klingt in meinen Ohren nicht nach Sorgen, sondern nur nach Genervt Sein. Wie soll das gehen, wenn Eva ihren Beruf liebt und auch davon erzählen möchte?
Ich finde die Idee von interstella sehr gut, den Rahmen abzustecken, was ihr voneinander erwartet und z.B. eine Zeit vereinbart, in der Job & Co. nichts verloren hat und ihr einfach so plaudern könnt! Aber so wird das in meinen Augen auf Dauer nichts - wenn ich so ehrlich sein darf. Du schleppst nicht nur die berufliche Belastung mit dir rum, sondern auch die private und das kann nicht gut gehen...

Wünsche Euch ein ergebnisreiches Gespräch mit einer Lösung, die für beide Seiten ok ist!
Alles Liebe!
Cass
☼ Fertig seit 09/09 ☼

interstella
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Registriert: 21.05.2006, 13:46:26

Beitrag von interstella »

Cassandra hat geschrieben:Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie "locker" Ihr das nehmen könnt! Ich finde es richtig krass, wenn der Partner sagt, man sabbele ihn mit Problemen voll! :shock: Gut, ich kenne die Vorgeschichte nicht, aber ich finde, so geht man nicht respektvoll mit dem Partner um, wenn dieser in einer Belastungssituation steckt! Ich finde das verletztend und beleidigend! Würde mein Freund das sagen und sich auf Dauer so verhalten, wäre das das Aus! (sorry für die ehrlichen Worte!) In einer guten Partnerschaft gehört Zuhören und Verständnis auch für berufliche Belange dazu!
Hi Cass,
das sehe ich für mich zwar auch so wie du. Habe es jedoch nicht so direkt formuliert. Denn es nützt der Beginnerin nichts, wenn andere in ihren Beziehungen Klarheit über Kommunikationsformen und Umgang bereits erarbeitet haben.

Zumal wir wirklich nicht die Vorgeschichte kennen. Nachher formulieren beide ähnlich krass. Da muss man selbst drinstecken, um das wirklich beurteilen zu können, wer da welchen Fehler macht! Imo.

Doch ein Denkanstoss ist es sicherlich, wenn wir signalisieren, dass man auch anders miteinander sprechen kann.

Interstella 8)

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