Wie die Klasse(n) in den Griff bekommen?

Was tue ich, wenn ....?
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tommy444
Beiträge: 1
Registriert: 09.10.2008, 13:58:07

Wie die Klasse(n) in den Griff bekommen?

Beitrag von tommy444 »

Auch wenn hier vielleicht schön des Öfteren diese Frage gestellt wurde, so möchte ich dennoch mein Problem schildern, da jeder ja seine individuellen Erfahrungen macht.

Ich bin noch kein Referendar, habe jedoch nun mein letztes Praktikum absolviert. Das Referendariat (Realschule) beginne ich im nächsten Schuljahr.

Es gab in den Praktika bisher immer gute Erlebnisse, viele Schüler sind wirklich freundlich und auch anständig im Unterricht. Aber leider gibt es auch einige, an denen ich verzeifelt bin. Wenn ein Lehrer im Unterricht dabei ist, dann komm ich noch zurecht. Sobald ich jedoch alleine rein muss, herrscht oftmals Chaos. Und das sind meistens nicht nur vereinzelte, sondern die komplette Klasse.

Manche Klassen legen es nun regelrecht darauf an, so nach dem Motto "Wenn der heut wieder kommt, dem zerstören wir die ganze Stunde". Und irgendwann reden alle 30 und ich schaffs einfach nicht sie ruhig zu stellen. Ich bin jetzt echt ratlos, was mach ich denn nur? Hab schon alles versucht. Wenn ich Strafarbeiten gebe heißt es: "Ja, der XYZ hat aber auch geredet, dann muss der auch eine kriegen." Dann mischen sich natürlich andere noch ein und dann reden sie wieder alle. Die "sanfte" Methode: "Seid ihr bitte mal ruhig?" zieht sowieso niemals, da wird ja eher noch darüber gelacht. Anschreien hab ich auch schon versucht, das stellt die Klasse sogar ganze 5 Minuten ruhig. Bevor ihr es sagt: Ja ich weiß, man darf als Lehrer nicht schreien. Aber wenn 30 Leute wild durcheinander kreischen, dann bringt es ja null wenn ich in normaler Lautstärke was sage, es würde ja keiner verstehn.
Wenn es wenigtens zwei-drei Leute wären, die immer stören. Mit denen werde ich noch fertig. Aber wenn alle 30 fest zusammenhalten um jede Stunde zu sabotieren, da bin ich bisher mit meinem Latein am Ende. Und natürlich bin ich nach jeder Stunde dann der böse Lehrer, der für die Schüler nur Schlechtes will und alle hasst.

Daher meine Fragen:

1) Wie bringe ich Ruhe in die Klasse, sodass es die ganze Stunde hält??

2) Soll ich überhaupt Lehrer werden? Ich habe mein Studium fast rum und ich kann ja nicht alles aufgeben. Und bei anderen geht es ja auch. Ich muss sagen, ich bin nicht wahnsinnig groß und kräftig, aber es gibt Lehrer, die sind noch kleiner wie ich und man könnte sie selbst noch für Schüler halten. Aber die kommen anscheinend prima zurecht. Was mach ich denn falsch?? Auch bei Kommilitionen höre ich immer, wie toll die Praktika waren. Die gehen anscheinend in die Klassen rein und sind gleich beliebt und alle hören zu. Sobald ICH in eine Klasse geh, ist Party angesagt. Ja ok, das ist nicht in allen Klassen so. Es gibt sogar anständige. Aber bisher gab es an jeder Schule 2-3 klassen, an denen ich verzweifelt bin.

3) Ich denke wahrscheinlich zuviel nach. Wenn in der Schule etwas schief gelaufen ist, extrem schief, dann geht mir das noch den ganzen Tag im Kopf rum. Was kann ich tun um dieses Nachdenken abzuschütteln?

Rapunzel
Beiträge: 141
Registriert: 14.04.2008, 18:01:22

Re: Wie die Klasse(n) in den Griff bekommen?

Beitrag von Rapunzel »

tommy444 hat geschrieben: 1) Wie bringe ich Ruhe in die Klasse, sodass es die ganze Stunde hält??
Wie du ja selbst schon gesagt hast, bist du nicht der erste hier mit diesem Problem. Wenn dir wirklich daran gelegen ist, etwas für deine Zukunft zu lernen, dann empfehle ich dir, die diversen Threads, die es dazu gibt, in aller Ruhe durchzulesen. Dabei bekommst du einen Haufen Anregungen und musst dann überlegen, was zu deiner Persönlichkeit, zu deinem Unterrichtsstil und auch zu den entsprechenden Klassen passt. Du sagst ja selbst, dass es nicht nur eine Klasse ist, sondern immer mehrere, da ist die "Chance" schon relativ hoch, dass es mit an dir liegt. Überleg mal: Wie trittst du in der Klasse auf? Wie sprichst du die Schüler an? Welche Körperhaltung hast du dabei? Machst du dich und deinen Unterricht interessant für die Schüler?
2) Soll ich überhaupt Lehrer werden?
Diese Frage wird dir hier niemand wirklich beantworten können/wollen. Es kennt dich keiner von uns, wer will sich denn da anmaßen, dir bei so einer wichtigen Entscheidung zu helfen?
Du solltest für dich wissen: Kannst du glücklich werden in diesem Beruf? Kannst du die oben genannten Schwierigkeiten meistern ohne daran kaputt zu gehen? Welches Feedback hast du bisher von betreuenden Lehrern, Schülern, Kommilitonen usw bekommen? Mit Disziplinschwierigkeiten hat jeder hier mal zu kämpfen, je nach Persönlichkeit und Schule mehr oder weniger, das allein ist jetzt kein völliges Abschusskriterium.
3) Was kann ich tun um dieses Nachdenken abzuschütteln?
Dieses Nachdenken ist gut und du wirst es - wenn du das Referendariat antrittst - noch häufig brauchen. Es ist wichtig, dass man Probleme nicht immer pauschal den Schülern in die Schuhe schiebt, sondern auch mal nachdenkt, ob man selbst vielleicht was falsch gemacht hat, ob man zu einem bestimmten Zeitpunkt hätte anders reagieren müssen usw.
Also generell ist es gut, wenn man auch mal an sich selbst zweifelt; im Idealfall merkt man dann, was man beim nächsten Mal besser machen kann und gut ist es.
Wenn du aber zu keinem Ergebnis kommst, sondern von Selbstzweifeln geradezu zerfressen wirst, dann ist das natürlich nicht so gut.
Manchmal muss man sich auch einfach selbst stoppen, man muss sich sagen, dass man es jetzt nicht mehr ändern kann und halt versucht, es beim nächsten Mal besser zu machen; dann bekommt man auch dieses Grübeln in den Griff... wobei manche Sachen einen halt schon länger verfolgen können, das ist aber auch normal.

Tini25
Beiträge: 40
Registriert: 25.02.2008, 20:30:48

Beitrag von Tini25 »

"Ich bin noch kein Referendar, habe jedoch nun mein letztes Praktikum absolviert. Das Referendariat (Realschule) beginne ich im nächsten Schuljahr."
Vielleicht liegt hier das Problem, Du bist "nur" ein Praktikant, der nach ein paar Wochen wieder verschwindet. Die Klasse hat bei ausgetestet, wie weit sie gehen kann und du hast keine Grenzen gesetzt. Das ist kein Vorwurf, sondern ich denke das ist ganz normal. Sei froh, dass es dir jetzt passiert ist. Zieh die Konsequenzen daraus für das Referendariat.
Mach dir einen Plan, was bei Störungen folgt. Hier im Forum sind wirklich gute Tipps, wie mit lauten und undisziplinierten Klassen umgegangen werden kann.

Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir meine erste 8. Klasse auf der Nase rumgetanzt ist. Glaub mir, dass passiert dir nur einmal, schon aus lauter Selbstschutz.

Mein Rat: Nutz die Suchfunktion, überleg dir Konsequenzen und geniesse die Zeit bis zum Referendariat.[/list][/code]

*Zora*
Beiträge: 14
Registriert: 09.10.2008, 13:29:12

Beitrag von *Zora* »

Hallo!

Ich bin zwar auch noch nicht im Referendariat und studier noch (LA Gym), aber ich wollte trotzdem schreiben, weil ich dich sooo gut verstehen kann!
In meinem Praktikum hab ich mir manchmal auch gedacht: Hoffentlich krieg ich die in Griff! Die Stunden, die selbst gehalten hab, waren gar kein Problem, ich war ja vorbereitet, und ich hatte die Schüler schon im Griff. Einmal wurde ich spontan in ein Klassenzimmer geschickt, weil die Vertretung noch nicht aufzufinden war- die Klasse war dafür bekannt, echt total anstrengend zu sein, weil es viele Störenfriede gibt. Ich war total unvorbereitet - danach bin ich auch ins Zweifeln gekommen, weil ich sie nicht wirklich zur Ruhe bringen konnte und auch nix dabei hatte, um sie zu beschäftigen.

Aber ich glaube, dass man sich jetzt im Studium noch nicht zu viele Sorgen machen sollte. Ich denke, vieles kommt mit der Routine, und erst im Ref. wird man richtig zum Lehrer ausgebildet.

schwarzkatze

Beitrag von schwarzkatze »

*Zora* hat geschrieben: Aber ich glaube, dass man sich jetzt im Studium noch nicht zu viele Sorgen machen sollte. Ich denke, vieles kommt mit der Routine, und erst im Ref. wird man richtig zum Lehrer ausgebildet.
Da hat sie recht.
Ich kann mir keinen Praktikanten vorstellen, der ohne Vorbereitung in eine schwierige Klasse geht, die auch noch weiß, dass derjenige unerfahren ist, keine Noten machen darf und ohnehin bald wieder abhaut, und diese Klasse von null auf hundert im Griff hat - wie soll denn das gehen?
Gedanken machen ist gut, Panik kriegen nicht - das Praktikum ist nur zum Reinschnuppern gedacht, erst wenn du das wirklich tagtäglich machst, kannst du dich entwickeln.

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