Zusammenstellung von Alternativen nach 1. oder 2. Examen

Abbruch des Ref? Durchgefallen - was dann?
Antworten
Fränzy
Moderator
Beiträge: 6797
Registriert: 20.11.2005, 16:17:06
Wohnort: BW, Berufsbildende Schule (VAB, BEJ, BF)

Zusammenstellung von Alternativen nach 1. oder 2. Examen

Beitrag von Fränzy »

Hallo zusammen,

ich antworte in regelmäßigen Abständen auf PM und Beiträge über mögliche Perspektiven nach 1. bzw. nach 1. und 2. Staatsexamen. Im Folgenden habe ich versucht eine Übersicht über mögliche Wege zu erstellen, in der Hoffnung manchem hier zu helfen.

Zu meiner Person, ich bin seit Anfang 2005 als Diplompädagogin in einer BBS tätig und dort hauptsächlich zuständig für die gemeinsame Planung des Anschlusses nach BVJ/BEJ und BFS. Ich verfüge somit über einen relativ guten Kenntnisstand der derzeitigen Ausbildungslandschaft. Darüber hinaus bin ich mit möglichen Alternativen nach Lehramt vertraut, weil ich selbst auch Lehrerin war.

Die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Es handelt sich um denkbare Wege, was für den Einzelnen in Frage kommt, hängt von persönlichen Voraussetzungen ab und auch zum Teil von den zuständigen Behörden.


Schulische Wege zum Berufsabschluss:

Anmeldung in der Regel am 1. März jedes Jahres. Später kommt man auf die Warteliste, wenn man Glück hat.

Schulfremden Prüfung als Erzieherin, dann ins Anerkennungsjahr. Einsatzbereich ist z.b. Gruppenleitung in Kiga, Hort und Heim.

Man kann auch die 2 jährige Ausbildung in der Schule absolvieren

Ausbildung zur Kinderpflegerin, ist aber eine Schmalspurausbildung, dauert ein Jahr, dann ein Praxisjahr.

Schulische Ausbildung zur Logopädin, Ergotherapeutin, Krankengymnastin, Familienhelferin. Die sind oftmals aber in privater Trägerschaft und dementsprechend teuer.

Ausbildung zur Kranken- und Gesundheitspflegerin, Ausbildung zur Altenpflegerin (Dauer 3 Jahre), oder kombinierte Ausbildung zu beidem (Dauer 3,5 Jahre). Benötigt wird ein Schulplatz und eine Stelle für die praktische Ausbildung. Dringend abzuraten ist von Altenpflegehelferinnenausbildung (Dauer 1 Jahr), das ist zu mies bezahlt!

Schulische Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin, Dauert mit Anerkennungsjahr 3 Jahre, daher kann man die Zeit auch in ein FH Studium Heilpädagogik investieren. Man hat da dann mehr Auswahl, ist aber im gleichen Bereich.

Bei Chemikern und Biologen Ausbildung zur PTA, BTA, MTA, CTA oder biotechnische Assistentin, Zytologin (Dauer 2 Jahre)

Ausbildung zum Übersetzer, Dolmetscher, Dauer zwischen 1 und 3 Jahren, abhängig vom Stand und von der SChule/Fachakademie. In Bayern generell 3 Jahre

Ausbildung zum Europa - Sekretär, Erwartung drei Fremdsprachen in Wort und Schrift, Dauer je nach Schule 1 bis 3 Jahre

Ausbildung vom Euro - Fremdsprachenkorrepondent. das gehts um die Bearbeitung von kaufmännischen Aufträgen. Erwartet werden 2 Fremdsprachen.

Ausbildung zur Hebamme, Dauer 3 Jahre


Selbstständigkeit:

Nachhilfe privat oder in einem Institut (Bezahlung dort als ausgelernte Kraft ca.18 Euro pro Stunde)

Musikunterricht, Sprachförderung (z.b. in Kigas nachfragen)

Bei Bundesagentuer, Argen nach Existenzgründerzuschüssen fragen.


In Hochschule:

Praktikumsbetreuung an der Uni, bekommt man auch nur mit 1. Staatsexamen, aber das ist schlechter bezahlt als ein Minijob

Promotionsaufbaustudiengang und Promotion, bei Stiftungen für Promotion bewerben, dann gibt’s 1000 Euro pro Monat.

Lehraufträge an der Uni (unwahrscheinlich, wenn keine 2. Dienstprüfung und kein weiteres Spezialwissen oder Abschluss)

Ausschreibungen für Dozentenstellen

BA oder FH Soziale Arbeit, Heilpädagogik – im ersteren gibt’s Bezahlung, aber Bewerbungen laufen schon (ist ein BA – Abschluss), Dauer 3 Jahre

FH Religionspädagogik, da kann man nach dem Gemeindejahr als Gemeindereferentin arbeiten und auch als Relilehrerin, Dauer 3 Jahre

Diplom in Erziehungswissenschaft, z.b. in der Studienrichtung Sozialpädagogik, Heilpädagogik, Elementarpädagogik, Erwachsenenbildung. Das entspricht dem Master. Allerdings gibt es kaum Stellen, die entsprechend entlohnt sind. Arbeitslos ist man zwar nicht, aber eben wie ein Sozialarbeiter (FH) eingruppiert. Dauer ca. 2,5 Jahre. Abraten muss man von Fachrichtungen Sonder- und Schulpädagogik, da diese Berufe außerhalb des Schuldienstes nicht existieren und es schwer ist eine Stelle zu finden.

Dolmetsch - Studiengang

Diplom in den jeweiligen Fächern ablegen. Berufsaussichten sind dabei sehr unterschiedlich

Wechsel des Lehramts und ggf. der Fächer (wenn man unbedingt Lehrer werden möchte)

Bei allen Studiengängen sollte man versuchen sich Scheine anrechnen zu lassen


Fortbildung/Umschulung:

Montessori – Diplom, Dauer meines Wissens 2 Jahre.

Umschulung über BA oder Arge finanziert. Umschulungen werden in der Regel nur nach bereits erfolgreich absolvierter Ausbildung finanziert. Das erste Staatsexamen GHRS gilt bei der BA jedoch nicht als volle Ausbildung. Aber nachfragen schadet nichts. Bei BA und Arge gibt es auch Bewerbungstraining, mehr oder weniger freiwillig ;)

berufsbegleitende Ausbildung zur Bürokauffrau, Voraussetzung dafür ist allerdings meist einschlägige Berufspraxis. Muss man meist auch privat finanzieren.

Ausbildung zur Beraterin/Therapuetin ist nur möglich, wenn man min.2 Jahre Berufserfahrung im psychosozialen Arbeitsfeld hat und dort auch arbeitet (es ist berufsbegleitend, man braucht Supervisionsgespräche)

Ausbildung zur Kinder- und Jugendtherapeutin, möglich mit Diplom in EW (nicht mit Stex). Beides kann ratenfinanziert werden und dies ist auch der Regelfall.

Übersetzer, Dolmetscher, Fortbildungskurse für die Prüfungen dauern 1-2 Jahre


Duales System:

Ausbildung im dualen System, dauern zwischen 2 und 3,5 Jahren. 2 jährige Aisbildungen gelten jedoch nicht als Vollausbildungen und sind für schwache Jugendliche gedacht. Bei allen Ausbildungen können unter gewissen Voraussetzungen Verkürzungen der Ausbildungszeit genehmigt werden. Dies kann z.b. ein Jahr bei Abitur sein (aber z.B. in gewissen kaufmännischen Berufen unüblich). Es ist ab ca.25 sehr schwierig einen Ausbildungsbetrieb zu finden. Günstig dürften Berufe sein, wo man seine Erfahrung nutzen kann, z.B. ein Technikstudent in Handwerk oder Metallindustrie.


Sonstiges

EQ, ist ein Programm für junge Menschen unter 25, die berufsreif sind, aber keinen Ausbildungsplatz haben, Dauer zwischen 6 und 12 Monaten im Praktikumsbetrieb, den man sich im besten Fall selbst sucht. Die Bundesagentur zahlt 195 Euro pro Monat und der Praktikant ist sozialversichert. Im Idealfall schließt sich danach eine Ausbildung an

FSJ/FÖJ für junge Menschen unter 25

Au Pair

Ein Euro Job annehmen, das geht auch in sozialen Einrichtungen, Hochschulen usw. (nur möglich wenn man Grundsicherung für Arbeitssuchende bezieht)

Nach Reha – Ausbildung fragen (BA) falls eine Behinderung vorliegt

Volontariat bei Zeitung, Internetmedien, Rundfunk, päd. Fachzeitschriften

Wohngeld beantragen, falls Einkommen in gewissen Grenzen liegt und man keine Rücklagen hat.


Bewerbungen:

Initiativbewerbungen schreiben an Firmen, Einrichtungen, die interessieren

Berufsinformationsmessen, Startermessen besuchen

Stellenanzeigen in Zeitung, Fachzeitschriften und Internet sondieren, Vitamin B nutzen, Stellengesuch bei http://www.kiiji de aufgeben

Privatschulen sind auch eine Alternative! Auch nur mit 1. Examen

Stellen im Sozialbereich kann man probieren, ist etwas schwierig wegen der anderen Qualifikation

MAn kann sich außerdem in BW als päd. Assistent bewerben, aber nur nicht Lehrer. Diese Leute unterstützen Lehrer in der Klasse.

Schulbuchverlage, päd. Fachabteilungen in Buchhandlungen

Bewerbungen an Zeitarbeitsfirmen schicken, die Bezahlung ist zwar mies, aber da bekommt man immerhin mal einen Fuß in die Tür

Bei BA nach Bewerbungstraining fragen, bei Kommunaler Arbeitsförderung oder Arge, falls Leistungen bezogen werden.

Bei diesen Stellen abklären, wie viele Bewerbungen mitfinanziert werden


für die Eltern unter euch:

unter bestimmten Voraussetzungen kann man über das Jugendamt eine Tagesmutter finanziert bekommen, eine Ausbildung und ein geringes Einkommen sind z.b. mögliche Gründe.

Kinderbetreuungskosten lassen sich über den Lohnsteuerjahresausgleich absetzen, wenn beide Eltern außerhalb der Wohnung arbeiten oder in Ausbildung sind. Also alle Quittungen aufheben, man bekommt 2/3 zurück.

Eltern mit geringem Einkommen können bis zu 140 Euro Kinderzuschlag erhalten. Voraussetzung ist, dass man weder zu wenig noch zu viel verdient. Maximale Dauer sind 36 Monate

Man sollte sich auch nach Berufsausbildungen in Teilzeit erkundigen, wenn man unter 25 ist und keine abgeschlossene Berufsausbildung. Meist sind dies zwischen 20 und 30 Arbeitsstunden plus Berufsschule. Es kann Berufsausbildungsbeihilfe beantragt werden.

Lieberta
Beiträge: 72
Registriert: 10.02.2008, 9:35:07
Wohnort: Schleswig-Holstein

Beitrag von Lieberta »

Hallo Fränzy, sehr nett, dass du den Verzweifelten unter uns hilfst. Eine kleine Korrektur: Kinder-und Jugendpsychotherapuetin kann man auch mit erstem Staatsexamen werden, zumindest in Hamburg. Wenn man fürs Gymnasium studiert hat, muss man noch n paar Scheine in Pädagogik nachschieben. Es dauert lang (min. 4 Jahre) ist teuer, man muss vier Jahre kontinuierliche Arbeit mit Kindern/Jugendlichen nachweisen, teilweise aber erst zur Abschlussprüfung, man muss ein Jahr unbezahltes Praktikum in einer kinder- u. jugendpsychatrischen Einrichtung machen und man wird von einer Komission geprüft, ob man stabil und reflexionsfähig genug ist. Das Ganze ist eigentlich eher berufsbegleitend angelegt (Seminare am Wochenende..), aber am Ende hat man einen tollen Beruf...

Fränzy
Moderator
Beiträge: 6797
Registriert: 20.11.2005, 16:17:06
Wohnort: BW, Berufsbildende Schule (VAB, BEJ, BF)

Beitrag von Fränzy »

ich meinte ein stex GHRS, was nicht ausreicht.

wie froh bin ich, dass bei meiner therapieausbildung kein unbezahltes praktikum verpflichtend ist, wie soll man sich denn sowas finanzieren?

Fränzy
Moderator
Beiträge: 6797
Registriert: 20.11.2005, 16:17:06
Wohnort: BW, Berufsbildende Schule (VAB, BEJ, BF)

Beitrag von Fränzy »

ich habe grad eben meinen vorgesetzten angerufen, wegen meiner krankmeldung, und den gefragt wegen der Kjt ausbildung. erst meinte er, ich wolle noch eine weiterbildung machen...und hatte einen schreck.

er sagte mir, dass sich diese ausbildung, wenn überhaupt nur für ärzte und mit großen abstrichen für sozialpädagogen lohne, da es nur für diese berufsgruppen stellen gibt. ausschreibungen scheinen wohl meist für "arzt mit ausbildung zum kjt" und manchmal für "sozialpädagogen mit therapieausbildung" zu sein. ausschreibungen für nur "kinder- und jugendtherapeut" sind wohl sehr sehr selten. finanziell lohne es sich wohl auch nicht.

aber dazu muss man sagen, dass sich auch meine beratungsausbildung, die 4000 euro kostet finanziell nicht lohnt. aber natürlich schon für ein berufliches fortkommen.

lavinia21
Beiträge: 1940
Registriert: 20.02.2008, 13:45:47
Wohnort: BW, Gym/BBS, D/E

Beitrag von lavinia21 »

Hi,
in Hessen/NRW kann man mit 1.StEx für SekII und Examensprüfung und Examensarbeit im Schwerpunkt Pädagogik/Erziehungswissenschaften, die Ausbildung zur KjP machen. Das Ganze lohnt sich nur, wenn man sich selbständig macht oder z.B. neben der Lehre, als Schulpsychologe arbeiten will.
LG lavi

lavinia21
Beiträge: 1940
Registriert: 20.02.2008, 13:45:47
Wohnort: BW, Gym/BBS, D/E

Beitrag von lavinia21 »

Fränzy,welche Ausblidung zur Beraterin hast du gemacht?

Hast du sonstige Ideen für eine Weiterbildung für Lehrer oder Leute mit 1.StaEx, welche von Schulen auch gerne angenommen wird?

Suche derzeit Weiterbildungsmöglichkeiten, da ich KjP nicht neben dem Ref laufen lassen kann.

Antwort wäre nett.

LG lavi

Fränzy
Moderator
Beiträge: 6797
Registriert: 20.11.2005, 16:17:06
Wohnort: BW, Berufsbildende Schule (VAB, BEJ, BF)

Beitrag von Fränzy »

hallo lavinia,

ich absolviere gerade meine ausbildung zur systemischen beraterin. bin fast fertig damit. es hat 2 jahre gedauert, alle zwei monate habe ich 2,5 Tage Fortbildung, außerdem habe ich Peersupervision, Fallsupervision (man braucht eine gewisse Anzahl an Beratungsstunden, je nach Ausbildung meist um die 100, geht fix, wenn man wie ich beratend tätig ist), dann braucht man mehrere supervisionsberatungen, z.t. über mehrere sitzungen, u.U. mit Video- Tonbandaufnahme, Abschlussarbeit. das alles kann man innerhalb von 4 jahren nach Abhschluss der Ausbildung nachreichen. Deswegen ist Voraussetzung, dass man Feldzugang hat, wie z.B. durch eingschlägige berufstätigkeit. eine weitere voraussetzung waren darüber hinaus 2 jahre psychosoziale berufstätigkeit. der lehrberuf zählt dazu nicht, dementsprechend gibt es auch keine lehrer in meiner gruppe.

im anschluss werde ich die ausbildung zur systemischen therapeutin beginnen, wofür man die beratungsausbildung braucht. systemische Ausbildungen sind derzeit sehr gefragt.

Fortbildungen, die für lehrer interessant sein könnten, wären z.B. folgende:

- Erlebnispädagogik i.w.S.
- alles im Bereich störungen, Auffälligkeiten
-LRS Förderung, Diskalkulie
- Montessori - Diplom
- Mediation (z.t. teuer)

Zu den gebühren muss man sagen, dass jede Fortbildung ihr Geld kostet und es auch wert ist. Im Groben kann man ca. 60 bis 80 Euro pro Fortbildungstag rechnen, das heißt für ein Wochenende kann sich das schnell auf 250 und mehr summieren. dazu kommen noch Fahrtkosten und ggf. Übernachtung und Verpflegung. Seminare mit wenigen Stunden, Fachvorträge schlagen meist mit 30 Euro zu Buche. Umsonst gibt es einiges bei der Bundes- und Landeszentrale für gesundheitliche Bildung.

Antworten