Über Noten diskutieren

Was tue ich, wenn ....?
Sonne2
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Über Noten diskutieren

Beitrag von Sonne2 »

Hallo!

Habe es gerade wieder in der Sek. II erlebt: Transparente Notenvergabe mit BE, genaue Beschreibung, warum es wo Abzug gab (schriftlich!), und trotzdem Diskussionen bis zum Erbrechen über die Noten. Es sind immer wieder die üblichen Verdächtigen und ich habe auch noch nie nachgegeben. Dennoch: Mittlerweile wird es echt dreist. Da bekommt der gute Junge auf ein Projekt 11 Punkte und diskutiert 15 Minuten über eine einzige BE! Eine! Und dabei ändert es nichts an der Gesamtnote, und selbst wenn es was daran geändert hätte (ihm fehlen 2 BE bis zu 12 Punkten), würde es nichts an der Zeugnisnote ändern. Und dafür wieder eine ganze Pause rumgebracht. Und dann dieser Satz: "Na wenn Sie das sagen." Ja hallo?! Manchmal denke ich mir, ich knalle nächstes Jahr nur noch die Note hin, ohne Erklärung, fertig, aus.

Meine Mentorin hat mir empfohlen, einen Noten-Diskussions-Termin anzubieten, am Besten an einem Nachmittag gegen 15 Uhr, vorzugsweise freitags. Sie meint, seitdem habe sich die Zahl der Diskutanten extrem reduziert.

In der Sek. I ist es bei uns nicht so schlimm. Klar fühlt sich mal einer ungerecht behandelt, aber da gibt es nicht so ein elendiges Geschacher um die Noten.

Gibt es das auch bei euch und wenn ja, wie geht ihr damit um?

Grüße!

Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

das kenne ich, solche Diskussionen scheinen ein beliebter Sport in der Oberstufe zu sein. ich hatte das in diesem Schuljahr mit meinen Elftklässlern bis zum Abwinken:

im Unterricht passen sie nicht auf, machen dumme Sprüche von wegen, Latein legen sie ja sowieso ab, keiner nimmt sich meine Tipps für die Schulaufgabe zu Herzen ... und wenn dann der nahezu unvermeidliche Sechser kommt, diskutieren sie stundenlang über jede einzelne BE und jeden einzelnen Halbfehler ...

komisch, wo sie doch vorher so deutlich gezeigt haben, dass ihnen ihr schulischer Erfolg vollkommen egal ist ...

und ja, das sind bei weitem nicht alle, sondern tatsächlich eine kleine Gruppe "üblicher Verdächtiger".

wie man sich das Geschacher vom Hals halten kann, habe ich auch noch nicht herausbekommen. natürlich haben Schüler ein Recht darauf, dass man ihnen möglichst transparent die Notengebung erklärt, man kann solche Diskussionen also nicht einfach mit einem "friss oder stirb" abwimmeln.

aber es gibt eben auch Grenzen. wenn die Bewertungskriterien einmal erklärt sind, dann sind sie erklärt und dann kann der Schüler sie nicht einfach in Frage stellen (was oft genug vorkommt). in solchen Fällen verweise ich sie dann an den Fachbetreuer, und einige haben sich tatsächlich schon dort beschwert. aber bisher ist noch keiner mit seiner Beschwerde durchgekommen.

freilich habe ich auch kein Problem damit, eine Note zu verbessern, wenn der Schüler mir tatsächlich plausibel machen kann, dass ich mich getäuscht habe. kommt immer wieder mal vor, bei jeder Schulaufgabe verbessere ich schätzungsweise ein oder zwei Noten. wahrscheinlich deswegen diskutieren die Schüler immer wieder so lange. aber erfahrungsgemäß hat nur einer von 10 Erfolg.

der Noten-Diskussions-Termin am Freitag um 15 Uhr ist keine schlechte Idee, muss ich mir merken. dann kommen wohl nur noch die, die wirklich handfeste Argumente haben.
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Teacha
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Re: Über Noten diskutieren

Beitrag von Teacha »

Sonne2 hat geschrieben: Gibt es das auch bei euch und wenn ja, wie geht ihr damit um?
Wenn nur der Schüler diskutiert, kann man ja noch froh sein. Es gibt mittlerweile auch Eltern, die wegen einzelner Noten zum Chef rennen und sich dort bitterböse beschweren. Hin und wieder gibt es auch den Gang zum Rechtsanwalt. An der Note ändert das häufig nichts, aber es bleibt ein Haufen Ärger und Nerverei. Wenn man dann noch eine Schulleitung hat, die gerne mal vor den Eltern den Schwanz einzieht, dann steht man ganz schnell ziemlich alleine dar. Zum Glück sind das immer noch Ausnahmen, die selten vorkommen.

Giftzwerg
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Re: Über Noten diskutieren

Beitrag von Giftzwerg »

Teacha hat geschrieben: Es gibt mittlerweile auch Eltern, die wegen einzelner Noten zum Chef rennen und sich dort bitterböse beschweren.
Stimmt. Aber ich habe diese Woche auch das Gegenteil erlebt. Ein Vater schrieb mir einen Brief, in dem er sich für den Hefter seines Sohnes entschuldigte, mir mitteilte, dass er die 4- sehr gnädig findet, und sich für mein Verständnis bedankte. Das fand ich auch mal nett zur Abwechslung.
Es ist nicht schlimm, wenn man mal hinfällt. Schade ist es, wenn man liegen bleibt.
Klassenleitung einer 6. und einer 7. Klasse.

Antonia
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Beitrag von Antonia »

Ich finde es merkwürdig, wenn Eltern sich bei Lehrern über die Noten ihres Kindes beschweren oder sich dafür bedanken. :shock: Man kann sich höchstens über den Unterricht beschweren, der (angeblich) zu dieser Note geführt hat, oder sich dafür bedanken. Die Note selbst hat ihr Sprößling (in den meisten Fällen) ganz allein zu verantworten.

Rittersport
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Beitrag von Rittersport »

Ulysses hat geschrieben: wie man sich das Geschacher vom Hals halten kann, habe ich auch noch nicht herausbekommen.
Eine Kollegin hat das in ihrer charmanten Art als ältere Dame sehr geschickt gelöst. Wenn der Fall Notendiskussion erstmals auftrat, kam die Anweisung: Suche dir einen vernünftigen und intelligenten Mitschüler, der eine gute Note geschrieben hat. (gut, daran scheitern manche bereits ...)
Gehe mit dem die Arbeit durch und wenn auch der deiner Ansicht ist, dann kommt ihr zu zweit zu mir und wir klären das. Hat sehr gut funktioniert.
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Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Rittersport hat geschrieben:Wenn der Fall Notendiskussion erstmals auftrat, kam die Anweisung: Suche dir einen vernünftigen und intelligenten Mitschüler, der eine gute Note geschrieben hat. (gut, daran scheitern manche bereits ...)
Gehe mit dem die Arbeit durch und wenn auch der deiner Ansicht ist, dann kommt ihr zu zweit zu mir und wir klären das. Hat sehr gut funktioniert.
super Idee! werde ich mir auch merken müssen.

Problem ist nur: in meiner 11. mit regelmäßigen Schnitten von 4,8 bis 5,x findet sich kein Mitschüler mit einer guten Note ... :?
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