schulradar.de

Diskussion zu pädagogischen Themen aller Art
kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Vielleicht sollte man eine solche Seite auch mal im Unterricht thematisieren. Nicht, um sie pauschal als doof und 100% ungeeignet darzustellen, sondern einfach, um gewisse Dinge mal kritisch anzusprechen und zu hinterfragen.

Frage meinerseits: Wie ist es eigentlich sichergestellt, dass dort wirklich Eltern bewerten und nicht Schüler?

Habe mir gerade das Profil unserer Schule angeguckt und wir kommen da komischerweise in Sachen Unterrichtsausfall extrem schlecht weg, obwohl bei uns de facto kaum Unterricht ausfällt.

Lysander
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Beitrag von Lysander »

@Kakao

Eine Frage der Wahrnehmung.

Wer sauer ist und sich über einen individuell erfahrenen Missstand aufregt, hat normalerweise mehr Motivation, sich auf entsprechenden Seiten darüber zu beschweren als jemand, der sehr zufrieden und glücklich ist.
Jammern, motzen, meckern, prozessieren gehören inzwischen zum "guten Ton" in unserer Gesellschaft.
Nur so können sich spickmich, schulradar am Leben erhalten.

Solche Seiten hätte es niemals gegeben, wenn nicht irgendwelche Leute - berechtigt oder unberechtigt - etwas zu meckern gehabt hätten.
Zu schade, dass diese Seiten jedoch weder das ehrliche Bestreben noch die Wirkung haben, daran etwas zu verbessern.

Gruß
Lysander

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

Guten Abend !
Als ich gerade die Beurteilung unserer Schule gelesen habe, musste ich erst einmal schallend lachen.

"Schlechte Ausstattung..Keine künstlerischen und musischen Fächer..."

Fakt : Seit ca. 7 Jahren haben wir Bläserklassen installiert. Mehrere Chöre. Mehrere Kunst AGs...

Die ehemalige Schülerin hingegen, die ich dahinter vermute, war die letzte Flachpfeife, die wahrscheinlich vor lauter Schwänzen gar nicht mitgekriegt hat, was alles bei uns so läuft.

Mein Eindruck ist zur Zeit der, dass die Welle des permanten Moserns allmählich abflacht. Spickmich ist bei unseren Schülern kaum noch ein Thema (In einigen Fällen haben wir freilich den Staatsanwalt eingeschaltet). Selbst die Aktivitäten im SchülerVz
finden etliche schon langweilig.

Ich denke, je mehr Internetplattformen darüber entstehen, desto mehr ebbt die dümmliche Immer-Gegen-die-Schule-und-Lehrer-Rülps-Furz-Welle
der lebenslänglichen Faulenzer und Dauer-Erziehungs-Versager, letztere oft als "Eltern" (?) bezeichnet, ab.

Auch das Dauerprotestieren ist sehr anstrengend. Und Anstrengung/Leistung ist etwas, was unsere Schülergeneration nicht mehr durchhält. 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Hubselzwerg
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Beitrag von Hubselzwerg »

wie bitte? Den Staatsanwalt eingeschaltet??
Wir haben doch früher auch über unsere Lehrer gelästert.
(Und wenn die gewollt hätten, hätten die das auch oft genung mitbekommen können).

Dass hier manche anzweifeln dass es tatsächlich schlechte Lehrer gibt oder gar Misshandlung von Schülern entsetzt mich.
Glaubt ihr denn im ernst, Eltern denken sich das aus??
(Was hätten die davon?) Klar gibt es Eltern, die aus 'ner Mücke 'nen Elefanten machen. Aber es gibt auch Eltern, die sich nicht trauen, zum Lehrer selbst was zu sagen.
Die müssen sich dann eben auf solchen Plattformen austoben, auch wenn es sinnlos ist.

Meine Tochter kam neulich nach Hause und sagte völlig aufgebracht, Herr X. hätte Mitschüler A. den Arm umgedreht, "so doll, der hast sogar geweint"
Soll ich meiner Tochter jetzt etwa nicht glauben, weil es das ja schließlich gar nicht gibt? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?
Es gibt keine Misshandlung durch Lehrer?
Ich erinner mich auch aus meiner Schulzeit an eine Lehrerin, die Schüler an den Ohren hochgehoben hat!
Ein Lehrer, der uns u.a. als "dumme Säue" beschimpft hat, eigentlich grundlos. (Naja, ein Grund war vielleicht sein Alkoholpegel, oder gerade der fehlende)

In jedem Beruf gibt es unfähige Idioten, da sind doch Lehrer keine Ausnahme.

Wenn man selbst häufig kritisiert wird, muss man ja vielleicht auch mal überlegen, woran das liegt. Und das liegt sicher nicht immer an den bösen und gemeinen Kritikern, oder?

Lysander
Moderator
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Beitrag von Lysander »

Hubselzwerg hat geschrieben: Wenn man selbst häufig kritisiert wird, muss man ja vielleicht auch mal überlegen, woran das liegt. Und das liegt sicher nicht immer an den bösen und gemeinen Kritikern, oder?
Das ist einerseits richtig. Andererseits sollte man sich auch Motivation und Intention der Kritik sowie deren Äußerungsformen und deren Stoßrichtung ansehen.

Es geht auch weniger darum, DASS Kritik geübt wird sondern WIE.

Es kann mir keiner erzählen, dass Plattformen, auf denen sich Leute öffentlich und teils auch persönlich austoben, in irgendeiner Form konstruktiv zur Behebung eines Missstands beitragen.

Lästern in privatem Rahmen ist wohl ein Teil menschlichen Verhaltens, von dem sich wohl kaum jemand freisprechen kann.
Wenn das aber öffentlich geschieht und damit eben nicht mehr lediglich das Bedürfnis des "Dampfablassens" befriedigt wird, bekommt das eine andere und vor allem eine nicht mehr kontrollierbare Dimension.

Gruß
Lysander

kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Ich sehe aber in dem, was Hubselzwerg schreibt, trotz deiner berechtigten Einwände einen sehr wichtigen Punkt.

Es kommt offenbar an Deutschlands Schulen immer wieder zu Vorfällen, bei denen man sagen muss, dass es das doch eigentlich kaum geben kann, diese Vorkommnisse aber offenbar bittere Realität ist. Deswegen direkt alle Lehrer über einen Kamm zu scheren ist natürlich unsinnig und wenig hilfreich, aber offenbar werden jeden Tag so viele Eltern und Kinder von einem Lehrer als Vertreter der Schule so immens verletzt, seelisch (und körperlich) fertiggemacht, so bloßgestellt, nicht ernstgenommen usw., dass da einfach ein riesengroßes Bedürfnis ist, sich das mal von der Seele zu reden. Wieso haben denn Bücher wie "Lehrerhasserbuch" so einen Erfolg? Offenbar ja nur, weil extrem viele Leute diese Dinge, die natürlich überspitzt sind, so auch kennen oder nachvollziehen können. Wenn ich mal an meine eigene Schulzeit denke, fallen mir da direkt auch einige "lustige" Vorkommnisse, Sprüche ein, obwohl wir alles andere als eine "Asi-Schule" waren: Musiklehrer schlägt Schüler mit Xylophon-"Schläger" auf den Kopf und kommt mehrmals angetrunken zum Unterricht, Mathelehrer erklärt (auch mir), dass man, wenn man seine Mathematik nicht versteht, an einem Gym völlig falsch ist, es wird aber nie hinterfragt, wieso mehr als die Hälfte der Klasse 4- oder schlechter steht, Klassenarbeiten und sogar kleine HÜs werden wochenlang nicht zurückgegeben... dies nur als kleine Erinnerung. Also ich denke, dass sich viele Lehrer schon im Klassenzimmer hinter verschlossener Türe Dinge leisten, die sie sich in einem Großraumbüro niemals leisten dürften und dass es deswegen auch irgendwo nur verständlich ist, wenn die Leute mal Dampf ablassen wollen.

Sicher, ich teile auch die Bedenken, dass dies vermutlich nicht die richtige Art und Weise ist, Kritik zu üben. Allerdings muss man ja auch hinterfragen, inwiefern es viele andere Möglichkeiten gibt, fruchtbar Kritik zu üben... Ich glaube, dass bei sehr vielen SuS und auch bei deren Eltern der Glaube vorherrscht, dass sie nichts dagegen tun können, wenn ein verbeamteter Lehrer Kinder schlägt und besoffen zum Unterricht kommt oder die ihm anvertrauten Kinder jeden Tag bloßstellt und mobbt. Und wenn wir mal ehrlich sind, werden all diese Dinge auch nicht reichen, um einen Beamten aus seiner Position zu entlassen. Somit kann ich dieses Denken irgendwo schon verstehen, denn mein Musiklehrer unterrichtet heute auch noch, obwohl jeder weiß, dass der Mann ein Fall für die Entzugsklinik wäre und keinesfalls auf Kinder losgelassen werden sollte.

Viele versprechen sich vielleicht von dieser Form der anonymen, aber trotzdem öffentlichen Kritik, die für jeden lesbar im Netz steht, dass sich etwas tut, dass jemand reagiert, wenn Eindrücke und Vorkommnisse nicht mehr als Gerüchte in der Luft hängen, sondern für jeden sichtbar im Netz stehen...

Lili
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Beitrag von Lili »

Ich habe an meinem ehemaligen Gym mehrere Lehrer, die eigentlich keine Schüler unterrichten dürften.

- Leute, die sich einen Scheiß um einen LP kümmern. Hefteinträge aus dem Kopf diktieren und zur SA keine Ahnung mehr haben, was das eigentlich war. Der nächste Lehrer wird das schon irgendwie richten.

- Leute, die angetrunken im Unterricht erscheinen und da dann auch nichts hinkriegen.

- Psychisch Kranke, die sich 0 durchsetzen können und nicht mal genau wissen, wer da eigentlich in welcher Klasse ist.

- Leute, die mit Angst, Schrecken und Psachoterror Disziplin durchsetzen.

- Leute, die gar nicht erst zum Unterricht erscheinen oder bei der SA mal eben den zu bearbeitenden Text vergessen. Man man halt spontan eine Erörterung zu einem Thema statt zu einem Text.

Das ist das, was mir so auf die Schnelle einfällt... Und ja: man hatte als Schüler nicht das Gefühl da irgendetwas dagegen tun zu können. Es war nicht so, dass das keine offenen Geheimnisse waren und nicht auch die Schulleitung Bescheid gewusst hätte.

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