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Negative Erlebnisse
Matthias schreibt: Lehrer werden oder Mensch bleiben? Diese Frage habe ich mir auch oft im Referendariat gestellt. Zu meinen Schülern habe ich ein gutes Verhältnis - wenn keine Aufsichtsperson hinten sitzt -, aber das "System" Referendariat will aus mir einen eiskalten Formalisten machen, der menschliche Tugenden verliert. Für mich ist das Lehramts-Referendariat das letzte Relikt von Diktatur auf deutschem Boden. Was bedeutet das für uns? Es ist unsere Aufgabe, nicht Teil dieses Systems zu werden, sondern Menschen zu bleiben, über diese 2 Jahre hinaus. Denn erst dann können wir unsere Menschlichkeit unter Beweis stellen.
KR schreibt: Das Refrendariat ist einfach grauenhaft. Du bist den Launen und Sympathien deiner Ausbilder restlos ausgeliefert. Dir bleibt nichts anderes übrig als zu schlucken. Wenn du dich einmal ungerecht behandelt fühlst, kann ich dir nur raten, deinen Mund zu halten. Ich spreche aus Erfahrung. Ich stehe auf der Abschussliste. Ich mache hier persönliche Grenzerfahrungen, wie ich sie vorher in meinem Leben noch nie gehabt habe. Mir geht vieles in der Ausbildung 100%gegen den Strich, aber erstens interessiert das niemanden und zweitens musst du es für dich behalten, weil du sonst verloren hast. Ich frage mich oft, ob diese ganze Qual, die Unterdrückung der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Meinung es alles überhaupt noch wert sind. Aber ich muss es einfach durchstehen, auch wenn es die Hölle ist. Ich bin keine 1er Kandidatin, weil ich nicht zu jedem Ja und Amen sage. Aber das wird von dir im Referendariat gefordert.
Silke schreibt: Hallo, ich nehme an, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung ein menschliches Grundrecht ist.. Während der schlimmsten Stunden im Ref hatte ich oft den Satz vor Augen: die Menschenwürde ist unantastbar...z.B. dann, wenn meine pädagogische Leiterin während eines wichtigen Unterrichtsbesuchs ironische Bemerkungen über mich vor den Schülern machte. Wir sehen: die Menschenwürde kann einem auch heutzutage noch genommen werden, wenn man diese Ausbildung anfängt... Aber warum denn nicht, für den begehrten Job..., Burn-out-Syndrom inklusive... Silke, voller Bitterkeit
Unser Rat:
Macht aus der Not eine Tugend! Es zeugt von großem diplomatischen Geschick, Personen so zu begegnen, wie sie selbst das wünschen und durch besonnenes(!) Verhalten eine kleine Verbesserung der Situation herbeizuführen. Man soll sich nicht völlig verbiegen, aber mit dem Kopf durch die Wand ist eben noch niemand unverletzt an sein Ziel gekommen.
Welche Erfahrung habt ihr gemacht? Schreibt sie uns!
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