|
|
|
November 2006
Pisa und kein Ende ...
"Eine Pisa-Folgestudie nährt neue Zweifel an der Effektivität des Schulunterrichts in Deutschland", titelte die Online-Ausgabe der SZ am 17.11.06. Eine Vergeleichsstudie der Testergebnisse 2003 mit denjenigen aus dem Jahr 2004 legte an den Tag, dass knapp 40% der Schüler in ihren Leistungsfortschritten stagnierten und "weder die vom Lehrplan geforderten Kompetenzen entwickelt, noch ihre Grundbildung ausgebaut" hätten [hier nachlesen].
Was will uns diese Studie nun eigentlich sagen? Dass Deutschlands Schüler quasi mathematische Nullstellen sind? Dass sie stagnierend schlechte naturwissenschaftliche Fähigkeiten aufweisen? Wenn auch nicht ganz klar sein mag, welche Leistungsfortschritte die PISA-Götter meinten, der "normale" Lernstoff kann es nicht gewesen sein, denn sonst hätten eben jene 40% das Jahresziel nicht erreichen dürfen. (Wer in der 10. Klasse auf dem Stoff der 9ten stagniert, wird wohl kaum besser als die Note 5 bekommen können.) Also wollen wir festhalten: Immerhin 60% der Schüler verbesserten sich - ob man das als Ausweis von Ineffektivität werten darf, sei dahingestellt. Auch aus testtheoretischer Sicht ist die Studie zu hinterfragen. Ist es wirklich zulässig, in einem solch komplexen System wie Schule, jährliche Effektivitätssteigerungen von nahezu 100% zu erwarten? Wir Lehrer haben es mit jungen Menschen zu tun, die nur in den seltensten Fällen wie Maschinen funktionieren. Der Unterrichtserfolg ist demnanch immer an den individuellen Entwicklungsfortschritt der Jugendlichen, an die Zusammensetzung der Lerngruppe (Gruppendynamik) und an organisatorische Rahmenbedingungen geknüpft. Weiterhin muss hinterfragt werden, ob die Studie eigentlich das misst, was wir als Lehrer messen müssen. Unser Lehrplan fordert vor allem Inhalte, die in Form von Leistungserhebungen abzuprüfen sind. Das Korsett eines Schuljahres ist in der Tat sehr eng und kaum ein Lehrer dürfte wirklich genügend Zeit haben, den Jugendlichen die Grundkompetenzen im selbstbestimmten und forschenden Lernen zu vermitteln. Was PISA fordert, ist leider ein anderes Schulsystem als dasjenige, in welchem wir arbeiten müssen. Das ist die eigentliche Aussage der Studie und die von ihr angemerkten Mängel sind weniger von uns Lehrern zu verantworten als viel mehr von den zuständigen Kultusministerien.
Was unsere Nutzer zu diesem Thema zu sagen haben, lesen Sie hier im Forum von referendar.de oder dikutieren Sie einfach mit.
|
|
|