Das ist jetzt schwierig, weil Dein Beispiel nämlich überhaupt nicht paßt. Beachte die Betonung des Wortes MaschinenbauINGENIEUR(in). Der von Dir aufgeführte Werdegang ist Grundsätzlich dem Weg über das Gymnasium zwar nicht eindeutig vorzuziehen, klingt aber besser. Eine Realschule bildet (zumindest war das zu meiner Realschulzeit noch so) deutlich praxisrelevanter aus. Ab der siebenten Klasse hatte ich Technikunterricht und ich mußte nach der zehnten Klasse eine Reihe Prüfung ablegen - ich habe mir ja sagen lassen, in vielen Bundesländern hätte es bis zum PISA-Aufschrei nicht einmal Prüfungen für den Realschulabschluß gegeben.
Dennoch wage ich zu behaupten, daß auch der notwendige Stoff mehr als ausreichend vertieft vorgestellt wurde.
Wie es inzwischen ist, weiß ich nicht, aber wenn ich im Bus Gymnasiasten reden höre, wie einfach doch die Realschule sei und daß alle, die vom Gym runtergehen "gemachte Leute" wären, na dann klappt mir aber das Messer in der Tasche auf.
Sicher, es wird einem mitnichten soviel Streß bereitet, wie das vielleicht am Regelgymnasium ist, dennoch ist der Stoff in etwa der gleiche was die großen Meilensteine angeht.
Punkt zwei ist dann die Sache mit der Lehre - warum nicht? Besonders technisches Zeichnen ist mehr als notwendig (auch im CAD-Zeitalter) als Maschbauer. Es kann in dem Hinblick nicht schaden, daß alle Maschbauer, die ich kenne, nach dem Abschluß und in ihrer ersten kompletten Arbeitswoche von den älteren Ings erst einmal in die Ecke verfrachtet wurden und von früh bis abends Normschrift zu üben hatten.
Insofern ist die genannte Maschinenbauerin für ihren Job wesentlich besser geeignet - vorallem als das genannte Gegenbeispiel. Eildieweil ich dieses Syndrom das ganze Grundstudium hindurch miterlebt habe. Da kommen Leute vom Regelgymnasium mit Mathe-Physik-LK und bilden sich tatsächlich ein "Elektrotechnik beherrsche ich schon" - nur weil die Schule solche LK-Empfehlungen herausgibt oder dergleichen.
Dann kommt plötzlich die Ernüchterung: wenig oder kein Technikverständnis, kaum oder gar nicht im Leben einen Lötkolben in der Hand gehabt, rechnen theoretische Dinge aus und wundern sich, warum beim Anschalten die Sicherung kommt, rechnen über einer Reihenschaltung von Kondensatoren 50 Volt mehr aus, als die Quellspannung beträgt und geben solche Ergebnisse ohne einen Anflug von Kritik oder Argwohn gegenüber dem Zahlenwert ab...
Ich bin nun auch nicht der gesegnete Bastler, ganz im Gegenteil, aber im Vgl. zu vielen Regelgymlern ist das noch um Welten besser.
Tja, da hilft dann auch keine sprachliche Brillianz mehr, die mehr oder minder sowieso eher "zusätzliche Kompetenz" ist -
eine mathematische Begabung ist vor allem in den Ingwissenschaften der Schein zu gar nichts, sofern man das nicht umsetzten kann.
Tut mir leid, aber Dein Beispiel ist verhältnismäßig wirklich schlecht gewählt. Ich hatte zwar keine Lehre, sondern war auf einem tecGym, aber das Chaos bei den Leuten vom normalen Gymnasium erlebte ich die letzten 2 Jahre tagtäglich.
Außerdem sei noch erwähnt, daß ich nur bestätigt wurde in meiner Ansicht, also Leistungskurs/Grundkurs völlig unerheblich.
Der Lehrer ergibt den Unterschied - im Zweifel werde ich auch weiterhin empfehlen, daß man das als LK machen soll, was man später NICHT als Beruf ausüben möchte (sondern weiterhin als engagiertes Hobby betreiben will). Im Studium lernt man sowieso alles Notwendige neu und ganz anders. Da gibt es mit dem LK keine direkten Vorteile. Bevor man die erste Prüfung schreibt, wurde man aber schon vom neuen Stoff eingeholt. Auf fachliche Gymnasien allgemeinbildender Natur trifft das dagegen gar nicht zu.
Ich hatte im Grundstudium an die vier oder fünf Vorlesungen, die ich zum größten Teil nicht einmal besuchen mußte, weil das schon im Technikleistungskurs der Klasse 11,12 und 13 drankam. Desweiteren hatte man deutlich weniger Mühe mit grundlegenden Zusammenhängen, weil man schon vorbelastet gewesen ist. Man kan wirklich sagen, es ist zu überdenken, ob das Regelgymnasium nicht deutlich umgestaltet werden muß und letztlich insgesamt durch die Struktur der Beruflichen Gymnasien ersetzt werden muß.
Das hieße, es würden alle Schüler bis zur Klasse 10 einen einheitlichen Schultypus besuchen, einen ordentlichen Abschluß erwerben und dann entscheiden, ob man noch zwei oder drei Jahre Penne zum Studium hin absolvieren möchte.
Entsprechende Fachrichtungen an Beruflichen Gymnasien gibt es mehr als genug oder könnten problemlos geschaffen werden (von Technik und Wirtschaft weiß ich, Naturwissenschaften habe ich schon gehört, bei Sprachen bin ich mir unsicher).
Der Clou ist ja wirklich, daß man die ganzen allgemeinbildenden Fächern erhält *und* die fachspezifische Ausbildung, und somit am Ende eine vollwertige Allgemeine Hochschulreife und keine fachgebundene in die Hand bekommt.
MfG